März 29th, 2023

Wir können auch anders – Aufbruch in die Welt von morgen, Maja Göpel

Posted in bücher by Dolf

Ullstein, Friedrichstraße 126, 10117 Berlin, www.ullstein-buchverlage.de

Würden die Menschen maßgeblich und rational von ihrer Vernunft gelenkt, so müsste man ihnen nur dieses Buch zu lesen geben und alles würde wohl besser werden. Das weiß auch die Autorin, das es nicht so ist, da sich auf Seite 329 unter der Nummer 52 folgende Fußnote mit einem Zitat der beiden Autoren Johannes Krause und Thomas Trappe findet: „Die Biologie eines Wesens, das seine einmalige Erfolgsgeschichte allein einem unfassbar kompetitiven Organ zwischen seinen Ohren verdankt… stünde einem gerechten Teilen und Regenerieren der begrenzten Ressourcen leider entgegen.

Da unsere Kultur, deren Logik des Höher, Weiter, Besser nicht nur Folge unserer genetischen Entwicklung, sondern auch deren Voraussetzung gewesen sei, werde die Rettung der menschlichen Zivilisation, wie sollte es anders sein, eine kulturelle Leistung sein – eine, von der unsere Nachfahren vielleicht genauso ehrfürchtig berichten, wie wir heute über die ersten Höhlenmalereien der Steinzeitmenschen reden.“ Wir werden nie erfahren, was unsere Nachfahren über uns berichten werden. Derweil liegt hier ein gut zu lesendes Buch vor, in dem steht, was und warum geändert gehört, damit wir diese transformativen Zeiten überstehen und die Menschheit die Welt, und sich selbst, nicht zugrunde richtet. Das ganze wird getragen von massig faktenbasierten Studien, Beispielen und Geschichten die dabei helfen zu verstehen um was es geht und wie das zu erreichen wäre. Eine kleine möchte ich hier erwähnen, weil mir diese bisher noch nicht bekannt war. Jeder kennt ja das Spiel „Monopoly“. Aber neu war mir das dieses Brettspiel ursprünglich 1904 von Elizabeth Magie Phillips erdacht wurde unter dem Namen „The Landlord‘s Game“, um den „einfachen Leuten“ die Gefahren des monopolistischen Landbesitzes aufzuzeigen, welcher dazu führt das die Landbevölkerung verarmt. Es ging um das Übel der Geldvermehrung auf die Kosten anderer. Geldvermehrung ist sowieso ein Übel, wie man an einem anderen Beispiel gut sehen kann, so erklärt die Autorin das „The Giving Pledge“ – eigentlich eine Initiative/Stiftung von Bill Gates und Warren Buffet 2015 ins Leben gerufen, bei der Milliardäre versprechen mindestens die Hälfte ihres Vermögens für wohltätige Zwecke zu spenden – letztendlich nur dazu führt das dem US-amerikanischen Staat Steuereinnahmen in Milliardenhöhe entgehen. Zum Glück gibt es auch das Beispiel von MacKenzie Scott, ehemalige Gattin von Jeff Bezos (Amazon), die bereits mehrere Milliarden Dollar an gut 500, meist kleinere Organisationen gespendet hat. Da sie über 40 Milliarden besitzt, kann sie da noch einiges gutes tun, sollte sie wollen. Sieht so aus das sie das tut, was sie sagt, während viele andere eben das eine sagen und dem keine Taten folgen lassen. Natürlich geht es auch viel um Vernetztheit, weil ja alles miteinander verbunden ist, welche Dynamiken entstehen können und wozu sie führen und worum es eigentlich geht. Und wie man den Betrieb ändert erklärt das zweite Kapitel: Wir müssen anders lernen, anders wachsen, andere Technik einsetzten, anders organisieren und natürlich anders miteinander umgehen. Das klingt hier irgendwie immer schlüssig und logisch, leider ist es das nicht, sonst wäre es ja schon längst in ganz anderem Ausmaß geschehen. Aber immerhin vermittelt das Buch ein Gefühl von „wir können es schaffen“ und jeder einzelne kann etwas dazu beitragen. Irgendwie bleibt am Ende außer einer umfassenden Zusammenfassung von oftmals bekannten Problematiken und deren theoretischen Lösung dann doch ein positives Gefühl das es zu Schaffen ist. Kann man lesen, muss man aber auch nicht. 360 Seiten, gebunden, 19,99 Euro (dolf)

Isbn 978-3748402541
[Trust # 218 Februar 2023]

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