Mai 29th, 2022

Was ist Rational? – Eine Essay Sammlung, Hans-Albert-Institut (Hrsg.)

Posted in bücher by Dolf

Alibri Verlag, Postfach 100 362, 63739 Aschaffenburg, www.alibri.de

Das Hans-Albert-Institut hat in Kooperation mit der Bundesarbeitsgemeinschaft Humanistischer Studierender, anlässlich des 100. Geburtstags des Ausnahmedenkers Hans Albert, einen Essay-Wettbewerb „Was ist rational“? ausgeschrieben. Angesprochen waren junge Menschen unter dreißig und es gab mehr als 150 Einsendungen. Aus diesen hat eine Jury vierzehn Texte ausgesucht die in dieser Essay-Sammlung erschienen sind. Der Band ist in zwei Kategorien eingeteilt, einmal „Zeitgeist und Rationalität“ sowie „ Rationalität und Intellektuelle Offenheit“.

Bei den Autoren dominieren Männer, gegenüber den Frauen (11/3). Die Texte sind alle in etwa gleich lang und alle sind mindestens gut. Grade die Texte am Anfang sind teilweise in einer akademischen Sprache verfasst, wie man sie nur am Gymnasium oder beim Studium erlangen kann, zwar noch verständlich aber nicht leicht lesbar. Hier sollten sich die Autoren mal Gedanken machen wen sie mit ihren Texten beziehungsweise Gedanken erreichen wollen, weil wenn die Texte jetzt schon so sind wie sie sind, dann will ich nicht wissen was für ein akademisches Kauderwelsch die in einigen Jahren von sich geben. Aber das nur am Rande. Folgende Überschriften haben sich die AutorInnen ausgesucht: „Zur Identitätskultur in der modernen Gesellschaft und einen rationalen Umgang mit ihr“ (Philipp Tolga Mavituna), „Der Tod des Arguments“ (Max Ablass), „Von analogen Filterblasen, einer falsch verstandenen Wahrheit und der vierten Kränkung des Menschen“ (Susanne Bell), „Fragilität über Rationalität – die Meinungsfreiheit in Gefahr? (Alex Kohlmann), „Cancel Culture und die Entwicklung von Normen“ (Andy Kohlmann), „Die gute und die böse Meinungsfreiheit“ (Simon Hurst/ Vincent Sanwald), „Zu den Konsequenzen und der Begründung wahrheitsrelativistischen Denkens“ (Konstantin Haubner), „Relative Fakten, Absolute Algorithmen“ (Linus Brömstrup), „Wem trauen und wieso“ (Samuel Baur), „Die Unsicherheit als Schlüssel zur Freiheit“ (Raphael Dorigo), „Übers Irren irren“ (Stephan Gräfe), „Das Denken der Anderen“ (Natalie Kressierer), „Die Kunst, seine Meinung zu ändern“ (Nick Marquardt), „Von einer, die auszog das Denken zu lernen“ (Beke Neumann). Das gibt hoffentlich einen Eindruck davon worüber sich die SchreiberInnen hier ihre Gedanken machen. Am besten hat mir gefallen wie Raphael Dorigo beschreibt wie er vom christlichen Glauben abgefallen ist, am schwächsten fand ich Natalie Kressierer‘s Beitrag wo sie eine Lanze für die Atomkraft bricht. Und zwar beides nicht, weil es mir so entsprechend in Kram passt, sondern weil ich es inhaltlich eben so fand wie es ist. Natürlich sind auch alle andern Texte in erster Linie gut und wohl überdacht, weil natürlich auch „junge“ Menschen sich die richtigen Gedanken machen können. Ganz stark fand ich den Satz: „Enttäuschung ist das Ende einer Täuschung“, das stimmt natürlich nicht immer, aber den Gedankengang fand ich erst mal super. Selbstverständlich gibt es noch massig andere sehr gute, richtige und natürlich auch rationale Gedanken hier als Hirnfutter. Auffallend ist, das alle, sehr „ausgeglichen“ Argumentieren und dies auch meistens gut reflektieren können, aber es würde den Rahmen dieser Rezension sprengen auf die vielen einzelnen Punkte hier einzugehen. Gutes Projekt, lohnt sich zu lesen und bereitet Freude und ist auch sehr kurzweilig und dazu noch günstig. Spricht also alles dafür. 142 Seiten, kartoniert, 10,00 Euro (dolf)

Isbn 978-3865692177

[Trust # 213 April 2022]

Both comments and pings are currently closed. RSS 2.0