Mai 29th, 2022

Deglobalisierung – Ein ökologisch-demokratischer Ausweg aus der Krise, Peter Mattmann-Allamand

Posted in bücher by Dolf

Promedia, Rotenlöwengasse 8/4, 1090 Wien, Österreich, www.mediashop.at

Der Autor ist ein alter 68er aus der Schweiz (Jahrgang 1948), der auch schon früh bei den Grünen aktiv war, diese aber bereits 1995 verlassen hat, weil er mit ihrem Kurswechsel in der EU-Beitrittsfrage (der Schweiz) nicht einverstanden war. Zudem ist er Facharzt für Allgemeine Innere Medizin und Homöopathie. In diesem Buch steht sehr viel richtiges, wichtiges und leider letztendlich wenig neues. Am Anfang gibt es eine Geschichte der Globalisierung, die Zeit der Präglobalisierung sozusagen. Es geht um den Fortschrittsmythos, Lebensvergessenheit, Ökozid und viele andere Themen die bei kritischen Menschen schon seit Jahrzehnten im Kopf verankert sind.

Und auch wenn er sich dann mit der vorherrschenden Globalisierung beschäftigt und erklärt das es eine Strategie weltweiter Vorherrschaft ist und eben auch ein globalisierter Krieg. Das nur wenige Konzerne sehr viel Geld verdienen und dabei lokale, kleine und mittlere Unternehmen ruinieren, die eben nicht die selbe Lobby-Macht haben, ist vielem zuzustimmen. Er ist großer Befürworter von Lokalität, Kleinräumigkeit und gegen Translokalität. Außerdem ist er ein EU-Gegner und für Kleinstaatlichkeit, seine Ausführungen das große Macht immer zum Missbrauch dieser führt ist leider in den meisten Fällen wahr – ob aber eine Rückkehr zur Kleinstaatlichkeit die Lösung ist? Auf jeden Fall ist seine Kapitalismuskritik natürlich gerechtfertigt, keine Frage. Und vieles anderes auch was hier angesprochen wird, aber es ist so viel zusammengewürfelt das man irgendwie eine Stringenz vermisst und das eingehen auf alle seine Punkte den Rahmen dieser Rezension sprengen würde. Verfehlte Geopolitik, Umweltzerstörung, Geschichte der Grünen in der Schweiz, seine eigene Herkunft. Alles hier drin. Außer der Religionskritik – die fehlt dummerweise, aber das liegt wahrscheinlich daran das er religiös aufgewachsen ist und somit eben davon geprägt ist. Leider schießt er bei einigen Themen (Corona Krise, Flüchtlingskrise, Zusammenarbeit von „Linken“ und „Rechten“) auch weit übers Ziel hinaus, beziehungsweise schafft es das man ihn in die Gruppe der Fehlgeleiteten einreihen müsste. Aber zum Glück überwiegt die „richtige“ Kritik und den anderen Quatsch muss man sich einfach wegdenken oder Milde walten lassen. Aber genau wegen dieser Kombination, also einer im Kern richtigen Kritik an den Zuständen, welche aber überhaupt nicht neu ist und eben teilweise an Geschwurbel erinnernde Gedanken kann ich das Buch nicht wirklich empfehlen, weil es sich nicht wirklich zu lesen lohnt. Wären die Ausrutscher nicht, könnte man ihm einige gute Gedanken beimVerfassen zugute schreiben, das genügt aber eben leider nicht. Und das es zu einer Deglobalisierung kommen wird, weil die Menschen zur Einsicht kommen, davon ist nun leider nicht auszugehen. Das scheint auch er erkannt zu haben, auch wenn er es irgendwie nicht wirklich wahrhaben will. Auch spart er mit Kritik an seinem Heimatland, schließlich ballt sich auch dort Kapital ohne Ende und es ist nicht alles so toll wie von ihm beschrieben. Generell ist es natürlich richtig das eine Dedigitalisierung einhergehend mit Deglobalisierung, Dekommerzialisierung, Deindustrialisierung und Demotorisierung dafür sorgen könnte das es für die Umwelt und die Menschen wieder besser wird. Insofern bin ich hier etwas zwiegespalten, weil, wie ich schon erwähnte, auch sehr viel richtiges aufgeschrieben wurde. Es ist grenzwertig…. 263 Seiten, Taschenbuch, 22,00 Euro (dolf)

Isbn 978-3853714898

[Trust # 213 April 2022]

Both comments and pings are currently closed. RSS 2.0