Januar 20th, 2021

Was hält uns jung? – Neuronale Perspektiven für den Umgang mit Neuem, Helmut Fink, Rainer Rosenzweig (Hrsg.)

Posted in bücher by Dolf

Kortizes, Ostendstr. 185 A, 90482 Nürnberg, www.kortizes.de

Hier kommen mehrere AutorInnen zu Wort, wie man auch im Alter jung und gesund bleiben kann, beziehungsweise wie die neuesten Forschungen dazu aussehen. Nach einem Vorwort der Herausgeber und einer Einleitung von Helmut Fink teilt Martin Korte die neuesten Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden und kommt zu dem 5L-Ergebnis: Laufen, Lernen, Lieben, Lachen und Lachs – so neu ist dies Erkenntnis nun auch nicht. Und auch Eva-Maria Albers die über die Kommunikation zwischen den Hirnzellen schreibt, kommt zum Fazit: geistige und körperliche Aktivität ist gut. Sabine Müller und Merlin Bittlinger schreiben über Neurochirurgie gegen Alzheimer, im speziellen über die Tiefe Hirnstimulation und die kommt dabei nicht sonderlich gut weg.

Eckart Altenmüller beschäftigt sich mit der Hirnplastizität beim Musikunterricht im Alter – Überraschung, es ist auch gut im Alter zu musizieren. Annette Baudisch schreibt über Altern im Lichte der Evolution – ich hoffe es liegt nicht an meinem Alter das hier nicht viel hängen geblieben ist. Ralf Oerter erörtert das Zusammenspiel von Evolution, Kultur und Persönlichkeit – sehr wichtig zu beachten zwischen Aneignung (TV, Smartphone, Internet, Theater, Konzerte und Reisen) und Vergegenständlichung (Produzieren, Kommunizieren, Spielen, Lernen, Aktiv politisch arbeiten) zu unterscheiden, ersteres ist nämlich eher passiver Konsum und zweiteres eben nicht und somit besser für den Menschen. Martina Schmidhuber schreibt über die Vor- und Nachteile des Alters aus philosophischer Sicht und Harald Seubert zum Schluss dann noch zum Thema Perspektiven humanistischer Philosophie. Und am Ende ein Glossar zu den verwendeten Fachbegriffen. Ist auch nötig, das Buch ist in großen Teilen viel zu wissenschaftlich geschrieben beziehungsweise geht viel zu sehr ins Detail – für den normalen Leser. Und obwohl es natürlich einige interessante Neuigkeiten gibt, gibt es in der Summe doch nichts wirklich neues. Irgendwie hab ich mir hier deutlich mehr erwartet als nur die wissenschaftliche Untermauerung von längst bekannten Tatsachen. Ja, gut, das muss auch sein, aber man muss auch schon große Lust haben so was zu lesen und wenn man sich nicht beruflich damit beschäftigt dann muss es eben nicht sein. Ok, jetzt weiß ich was Tiefe Hirnstimulation ist und das sie bei Alzheimer nicht sonderlich gut wirkt und die Forschung hierzu bisher letztendlich unseriös ist. Aber das es eben nicht schadet ein gutes Leben zu führen und wie das geht um „alt“ zu werden, das weiß man doch heute auch so – oder kann es zumindest wissen. Und was natürlich alle sagen, immer vorausgesetzt man ist im Alter finanziell abgesichert, sonst klappt das alles überhaupt nicht. Auch dies keine wirklich bahnbrechend neue Erkenntnis. Immerhin haben die meisten Texte eine überschaubare Länge, so ist es eher durchzuhalten und nicht ganz so langatmig wie man befürchten könnte. 165 Seiten, Taschenbuch, 19,80 Euro (dolf)

Isbn 978-3948787011

[Trust # 205 Dezember 2020]

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