Jesus ohne Kitsch – Irrtümer und Widerspräche eines Gottessohns, Heinz-Werner Kubitza
Nomos/Tectum, Waldseestraße 3-5, 76530 Baden-Baden, www.nomos.de
Der Autor ist promovierter Theologe, allerdings schon lange aus der Kirche ausgetreten, somit ist von akademischer Seite gewährleistet das sein Schreiben sachkundig ist. Dies merkt man auch beim lesen, Kubitza nimmt die Gestalt Jesus förmlich auseinander, zeigt seine Irrtümer auf, beschreibt seine Übertreibungen und gedanklichen Abstrusitäten. Er skizziert Jesus als das was er gewesen sein könnte, ein einfacher Mann mit jüdischem Glauben aus dem Nirgendwo der vielleicht gut sprechen konnte und so andere Menschen dazu brachte ihm zu folgen. Das war es aber auch schon, denn sonst war Jesus wohl nicht sonderlich gebildet, konnte wahrscheinlich nicht schreiben (dass würde erklären warum kein einziger Satz von ihm selbst schriftlich überliefert ist) und hat in erster Linie ein kommendes Gottesreich vorhergesagt, das bis heute nicht gekommen ist.
Nun das ist alles nicht wirklich neu. Für was dem Autor aber gedankt werden muss ist die Arbeit die er sich gemacht hat, akribisch die verschiedenen Stellen der Bibel (auch diejenigen die von der Kirche meist verschwiegen werden) gegeneinander zu stellen und damit zu dokumentieren wie die unterschiedlichen Evangelien, obwohl sie sich immer auf das gleiche beziehen, ganz unterschiedliche Aussagen treffen. Überhaupt, die Bibel, fast nichts dort ist historisch untermauert, das meiste frei Erfunden und auf Hörensagen basierend, teilweise erst Jahrzehnte später zu Papier gebracht nachdem die Ereignisse stattgefunden haben. Wenn man das so alles liest, kann man wirklich nur den Kopf schütteln und sich fragen warum sich dieser Mist auch nach über 2000 Jahren noch nicht erledigt hat. Und da kommen wir zu einem ganz anderen Punkt. Es ist auch die Frage ob derartige Bücher überhaupt erreichen können, was sie versuchen, nämlich Menschen dazu zu bringen rational über das was sie da Glauben nachzudenken. In den meisten Fällen wohl nicht, weil diese Menschen die Bücher erst gar nicht lesen. Somit muss die Frage erlaubt sein, was das jetzt eigentlich noch soll? Wie gesagt, handwerklich und „wissenschaftlich“ ist das einwandfrei gemacht – hier und da versäumt es der Autor auch nicht einen Schuss Ironie mit unterzubringen. Aber, wie kann man überhaupt etwas „wissenschaftlich“ bearbeiten das frei Erfunden ist und von dem so gut wie nichts belegt ist, was da nun passiert ist und was nicht. Und man braucht wohl wirklich keine Wissenschaft um zu verstehen das jemand eben nicht von den Toten aufersteht (außer er war noch nicht tot – aber das ist wieder was anderes). Höchstes könnte man sich Fragen warum die Theologie überhaupt eine Wissenschaft sein soll? Weil sie sich „wissenschaftlich“ mit etwas befasst was sich Menschen vor 2000 Jahren ausgedacht haben? Klar kann man machen, aber muss man das auch? Oder anders. Wer Vergnügen daran hat immer und immer wieder darin bestätigt zu werden, das Jesus und das Christentum (und alle anderen Religionen) eben von Menschen erfundener Mist sind, der findet hier massig gute Gründe warum das genau so ist. Wer schon mal das ein oder andere fundierte Buch zum Thema gelesen hat, kann sich dies hier eigentlich sparen, denn, obwohl es viele neue Erkenntnisse gibt, bringt einen das Buch nicht wirklich weiter. Und Gläubige wird es, wie gesagt, auch nicht von ihrem Irrglauben abbringen, egal wie viele und gute Argumente der Autor liefert. Das Problem ist ein anderes, dies gilt es zu lösen, obwohl das ziemlich aussichtslos ist… 262 Seiten, Taschenbuch, 19,90 Euro (dolf)
Isbn 978-3828843394
[Trust # 205 Dezember 2020]