November 29th, 2023

Wann sind Frauen wirklich zufrieden? – Überraschende Erkenntnisse zu Partnerschaft, Karriere, Kindern, Haushalt, Martin Schröder

Posted in bücher by Dolf

C. Bertelsmann/Random House, Neumarkter Str. 28, 81673 München, www.bertelsmann.de

Als ich das Buch aus dem Stapel nahm, musste ich mich erst mal überzeugen das ich das auch wirklich selber bestellt hatte – bei dem Titel. Oder war ich auf einen Art „Mario Barth Effekt“ reingefallen? Zum Glück nicht, denn der Autor ist Professor für Soziologie und hat Zahlen des ökonomischen Panels und der Beziehungsstudie pairfam ausgewertet. Außerdem heißt sein, vor diesem erschienenes Buch, „Wann sind wir wirklich zufrieden?“ und er ist auch der Autor des Buchs „Warum es uns noch nie so gut ging und wir trotzdem ständig von Krisen reden„ das bereits 2018 erschien. Oder anders gesagt, der Mann hält sich strikt an die Zahlen welche die verschiedenen Statistiken hergeben.

Aber bleiben wir beim aktuellen Buch. Allein ein Blick ins Inhaltsverzeichnis lässt nichts gutes hoffen und weckt gleichzeitig die Spannung was da wohl kommen mag: „Weltweit geht es Frauen so gut wie Männern. Sie wollen aber nicht dasselbe“, „Frauen und Männern geht es auf dem Arbeitsmarkt gleich gut“, „Im Privatleben sind Frauen nicht benachteiligt“, „Wie die Gender Studies sich von der Realität verabschieden“, „Für eine Gleichberechtigung, die Menschen wirklich hilft“ Soviel vorweg, die Befürchtungen das es allgemeines Gender Studies bashing gibt sind unbegründet, aber einige auf Zahlen basierende Aussagen des Buches und auch die Kritik an einigen Behauptungen der Gender Studies werden von den angesprochenen Menschen und vielleicht auch einigen die daran glauben, nicht gern gehört werden. Wie das im allgemeinen so ist, bei uns Menschen, das wir Dinge die uns nicht in den Kram passen, eben nicht gern hören oder uns vehement dagegen wehren. Verkürzt gesagt behauptet der Autor das es den Frauen mittlerweile ähnlich gut geht wie den Männern und das im Mittel auch die meisten Frauen mit ihrer Situation zufrieden sind. Weil Frauen anscheinend oftmals andere Dinge wollen als Männer und eben nicht zwingend mit allem gleichgestellt sein wollen. Gleichberechtigt ja, aber auch Frauen sollen natürlich selber entscheiden können wie sie leben und arbeiten wollen und sich nicht sagen lassen – und das ist die Kritik an einigen Behauptungen der Gender Studies – wie sie zu leben haben sollen, wenn sie das gar nicht wollen. Und weiter, dieser weiblichen Personengruppe dann vorzuwerfen das sie eben durch das Patriarchat dermaßen verblödet sind, das sie gar nicht mehr merken wie sie unterdrückt werden – das bezeichnet der Autor als anmaßend und belegt das auch mit Zahlen. Außerdem merkt er zurecht an, das sich einige der Forderungen und Thesen der Gender Studies widersprechen und viele davon nicht wissenschaftlich sind und keine Zahlen die Thesen belegen. Sondern es eben immer nur Ansichten sind, wie die Welt sein sollte und nicht wie sie wirklich ist. Es ist natürlich auch niemanden verboten zum Ausdruck zu bringen wie man sich eine Welt wünscht, aber das hat dann eher was mit Moral zu tun, als mit Wissenschaft. Letztendlich geht es in diesem Diskurs auch darum „was ist Wissenschaft“ oder mit anderen Worten um Distinktion. Aber hier eben sehr speziell um die Gender Studies und deren Auswüchse. Denn wenn Teile des, vom Autor so benannten, illiberalen Feminismus Benachteiligungen und Ungerechtigkeiten benennen obwohl die Daten eindeutig etwas anderes zeigen, dann kann man auch mal mutmaßen das es hier um Weiterbeschäftigung geht. Sicher nicht stimmt, das der Feminismus am Ende ist, weil alles erreicht wurde, zum einen ist dem nicht so und zum anderen bleiben die Dinge ja nicht so wie sie sind, also muss man das erreichte verteidigen. Und das es auch im Feminismus und bei den Gender Studies totalen Quatsch gibt, ist jetzt keine Überraschung (es sind halt auch nur Menschen die dort agieren) und das wird hier auch deutlich aufgezeigt. Ohne dabei einzelne Personen oder den Feminismus allgemein runter zumachen. Es geht auch noch ein wenig um Gender generell, aber ich will hier nicht alles verraten…. Nur noch soviel, es gibt im Leben auch viele Dinge die man eben nicht messen oder in Zahlen korrekt ausdrücken kann und es ist auch bekannt dan man Statistiken und Zahlen so oder so interpretieren kann und hier sei auch nochmal erwähnt das es den Ausspruch „Glaube nur der Statistik, die du selbst gefälscht hast“ nicht ohne Grund gibt, aber das ist wieder ein anderes Thema über das man locker ein ganzes Buch schreiben kann. Es wird eben immer komplexer. Deshalb gibt es am Ende auch noch das Kapitel „Wie man mich missverstehen kann: ein paar Klarstellungen“ – Diskriminierungen gibt es (manchmal) – Gewalt gegen einige Frauen existiert und ist furchtbar – Unterschiede zwischen Männern und Frauen können klein sein – Biologisch oder kulturell? Mir egal – Man kann nicht etwas annehmen und gleichzeitig dessen Gegenteil – Auch der Anti-Gender Kurs ist teils bescheuert und sogar gefährlich – Warum ich falschliegen könnte und das in Ordnung ist.
Mir taugte das Buch, weil der Autor auch selbstkritisch und erkenntnisoffen ist, was man von einigen der angesprochenen nicht behaupten kann. Aber jetzt wirst du sowieso schon wissen ob du das Buch selber lesen willst oder lieber nicht. 256 Seiten, Broschiert, 20,00 Euro (dolf)

Isbn 978-3570104644

[Trust # 222 Oktober 2023]

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