Dezember 31st, 2022

Und dann kam Punk (#208, 2021)

Posted in interview by Jan

Interview mit den Machern des Podcasts „Und dann kam Punk“: Jobst Eggert und Christopher Borgmann

Wann kam Punk in dein Leben?Mit dieser Frage beginnt jede Folge des Podcasts „Und dann kam Punk“.
Viele der Geschichten, die davon erzählen, wie man zum Punk wurde, nehmen ihren Anfang in der Provinz. Die Langeweile in der Provinz als Katalysator, der Gegensatz von bunten Haaren und Dauerwellen – populäres Beispiel ist Rocko Schamonis autobiographischer Roman „Dorfpunks“, der die Geschichte des Lehrerkinds Rocko und sein Coming-of-Age als Punk in dem fiktiven kleinen Ort Schmalenstedt beschreibt.

Das Eckige passt nicht ins Runde
Meine Geschichte, wie ich zum Punk kam, nimmt auch ihren Ausgangspunkt in der Provinz. Aufgewachsen bin ich in den 80ern in einem kleinen Kaff in Friesland, in ärmeren Verhältnissen und ohne Vater. Meine Mutter sah wild aus in ihren Lederklamotten, fuhr Motorrad, und baute und reparierte einfach alles. Sie machte keine Anstalten, sich in dörfliche Normalitätserwartungen einzufügen. Elternabende, Dorffeste, der Plausch am Gartenzaun, sie entzog sich all dem konsequent und wurde so Gegenstand zahlreicher Spekulationen. Sie zeigte gerne ihren imaginären Mittelfinger, den tatsächlichen hatte sie bei einem Unfall mit einer Kreissäge verloren. Wir waren wie die eckigen Klötzchen, die sich beim besten Willen nicht in das runde Loch einpassen ließen. Wir gehörten nicht dazu. Wir waren anders. Das Gefühl anders zu sein, sich nicht Einzufügen in das enge Weltbild des eigenen Umfelds, all das scheint grundlegend bei vielen dieser Erzählungen, die wir im Podcast zu hören bekommen.

Punk und Musik
Punkmusik kommt in allen Geschichten eine besondere Bedeutung zu. Ich selbst träumte früher davon Künstlerin, DJ und Panflötistin zu werden. Mühsam sparte ich auf eine Panflöte und als ich das Teil schließlich für 120 Mark gekauft hatte, brachte ich keinen vernünftigen Ton aus ihr heraus. Als sich dann herausstellte, dass Panflötenunterricht 60 Mark die Stunde kostete, war klar, dass ich mich von einer Karriere als Panflötistin verabschieden musste. Und so landete ich im Gitarrenkurs im JUZ der nahegelegenen Kleinstadt für 2 Mark die Stunde. Nach „Let it Be“ und „Knockin on Heaven’s Door“, lernte ich schließlich „She“ von Green Day. Ich mochte diesen Song am liebsten, weil er so einfach zu spielen war. G-D-C-G, G-D-C-G, D-C-G, D-C-G. Was ich von dem Text mit meinen damaligen Englischkenntnissen verstehen konnte, sprach mir aus der Seele.

She – she screams in silence, a sullen riot penetrating through her mind. Are you locked up in a world that’s been planned out for you? Are you feeling like a social tool without a use? Scream at me until me ears bleed usw.

Wenn ich diesen Song spielte, fühlte ich mich stark. Ich war nicht mehr alleine. Es gab andere, die Worte dafür fanden, wie ich mich fühlte. Ich wollte eine Band haben. Ich wollte Punk sein. Es sollte allerdings noch einige Jahre dauern und ich musste das Kaff hinter mir lassen, bis jemand bereit war, mit mir eine Band zu gründen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ob Sonne oder Regen, Hauptsache dagegen
Deutlich wird bei allen Erzählungen auch, dass Punk politisch war. Punk sein, hieß dagegen sein. Punk sein hieß anders aussehen, bunte Haare, zerschlissene Klamotten und alles in Frage stellen. Das macht das Leben nicht unbedingt einfacher. Punk hat es leider selten geschafft, Antworten zu liefern. Das wird auch deutlich an der überfälligen Diskussion über Sexismus im Punk. Im Podcast kommt auch dieses Thema an der einen oder anderen Stelle zur Sprache und finden nicht nur männliche Szeneanhänger*Innen Gehör. Und nicht zuletzt ist Punk auch melancholisch. Wir alle sind versehrt, einige mehr, einige weniger. Wir alle kennen sie, die nicht geglückten Biografien, die viel zu früh ihr Ende gefunden haben. Das sind Stimmen, die wir nicht hören. Keiner spricht gerne über das Scheitern, aber auch diese leisen Töne finden hier Gehör und das ist, wie ich finde, eine besondere Stärke dieses Podcasts.

Wie es mit Rocko Schamoni weiter ging, das ist hinlänglich bekannt. Die Provinz hat ihn nicht halten können. Er ist schließlich nach Hamburg gegangen, in die große Stadt und Künstler geworden. Aber angefangen hat alles in einem holsteinischen Dorf. Und genau diesen Geschichten gehen die Macher des Podcasts „Und dann kam Punk“ hinterher. Wie Christopher und Jobst zum Punk gekommen sind, das wollten sie mir nicht verraten. Das wird in der einen oder anderen Folge ihres Podcasts Gegenstand werden. Ich weiß nur soviel: Christopher hat seinerzeit in der Band Distorted Truth gesungen. Jobst ist der/dem einen oder anderen sicher bekannt von seinen zahlreichen Bands. So manche/r schafft es nicht, eine einzige aus dem Proberaum herauszubewegen. Jobst hat mit sage und schreibe 7 Bands getourt: PEACE OF MIND, HIGHSCORE, MÖNSTER, BLOOD ROBOTS, NOTHING, MIND TRAP, THE FOG. Die beiden sind im übrigen auch mit dem Trust verbandelt, aber lest selbst.

Zu dem Zeitpunkt des Interviews sind 6 Folgen eures Podcasts „Und dann kam Punk“ draußen. Ihr seid damit ziemlich erfolgreich kann man wohl sagen. Damit habt ihr sicher nicht gerechnet. Ich weiß aus sicherer Quelle, dass ihr beide irgendwie mit dem Trust verbunden seid. Christopher, Du schreibst Reviews und Jobst, Du hast früher einmal für das Trust geschrieben. Erzählt doch mal.
Jobst: Ja, genau. Ich hab in den 90ern regelmäßig Interviews und Reviews fürs TRUST gemacht und war sogar mal bei einem “Redaktionstreffen” in Frankfurt (inklusive Fahrt im Äppelwoi-Express). Irgendwann dann aber keine Zeit und Bock mehr, dann ein paar Jahre Pause, dann in den späten 2000ern noch ein paar Interviews, weil ich wieder Zeit und Bock hatte. Und jetzt schon lange nix mehr.

Christopher: Ich schreibe Reviews fürs TRUST.

Jetzt würde ich den Spieß gerne umdrehen und mit Euch über eure Punksozialisation sprechen. Fangen wir mal ganz von vorne an. Wo kommt ihr eigentlich her und wie seid ihr aufgewachsen?
Jobst: Ich bin Jahrgang 1973, in der niedersächsischen Provinz aufgewachsen. Dorfkind. Scheidungskind. Mittelklasse.

Christopher: Ich komme aus Hamm, in Nordrhein-Westfalen. Vermutlich kann man sagen, dass meine Familie zur Oberschicht gehörte und meine Eltern tendenziell autoritär waren. So sehr unterscheiden sich meine ersten Punk-Schritte nicht von denen der meisten, aber … aber die Details unsere Punk-Historie würden wir uns gerne für eigene Podcast-Folgen aufheben und da nicht vorgreifen.

Was war eure erste Begegnung mit Musik oder euer erster Tonträger? Ehrliche Antwort.
Jobst: Ich war als Kind Riesen-Fan von CULTURE CLUB, BRONSKI BEAT & ERASURE und hatte aus der Bravo alle möglichen Berichte ausgeschnitten. Erste Single könnte aber tatsächlich CAPTAIN SENSIBLE „Wot“ gewesen sein, ohne allerdings auch nur zu ahnen, dass es da eine Punk-Verbindung gibt.

Christopher: Meine erste Begegnung kam über meine Eltern, besser gesagt meinen Vater, der ein großer Musikliebhaber war. Ich glaube, meine erste Platte war von THE TEENS und die zweite dann von THE POLICE.

Und dann kam Punk….
Jobst: Genau. Nach der Euro-Pop-Phase habe ich gefühlte zwei Jahre so ziemlich ausschließlich die ersten drei LPs von DIE ÄRZTE gehört. Meine Kumpel waren auch HOSEN-Fans, aber ich fand die irgendwie nie gut. Via ABSTÜRZENDE BRIEFTAUBEN, die ja aus Hannover kamen, ging es dann langsam aber sicher zu besserer Musik und in den richtigen Underground. Da wir früher auch in erster Linie nach Aussehen des Covers kaufen mussten, waren allerdings auch einige Fehlgriffe dabei, die man dann in Ermangelung anderer Musik dann doch öfter mal gehört hat. Bei uns in der “Clique” kursierte damals z.B. die “Onkelz wie wir”-LP… 🙂

Wenn euer Leben verfilmt werden würde, was wäre auf dem Soundtrack zu finden?
Jobst:
1. KILLING TIME – Cheap Thrills
2. VERBAL ASSAULT – Scared
3. PROFAX – Living without Cruelty
4. LIFE… BUT HOW TO LIVE IT – Should have known better
5. MINOR THREAT – Straight Edge
6. SLIME – Alle gegen Alle
7. MADBALL – Smell the Bacon
8. BANANARAMA – Robert de Niro´s waiting
9. TON STEINE SCHERBEN – Der Traum ist aus
10. HOUSEMARTINS – Sheep

Christopher:
1. BLONDIE – Picture This
2. ADVERTS – One Chord Wonders
3. THE CLASH – Safe European Home
4. CRASS – Do They Owe Us A Living
5. MINOR THREAT- Betray
6. SSD – Get It Away
7. 7 SECONDS – This Is Your Warning
8. JFA – Blatant Localism
9. WRETCHED – Finirà Mai
10. BLACK FLAG – Clocked In
11. PUNCH – Give It A Name

Würdet Ihr euch heute eigentlich noch als Punk verstehen?
Jobst: Hmm…. schwierige Frage. Ist Tagesform bei mir. Aber heute ist ja alles irgendwie Punk. Also ich bestimmt auch.

Christopher: Hardcore Punk ja, uneingeschränkt.

Wie würdet ihr Punk für Euch definieren?
Jobst: Am liebsten gar nicht.

Christopher: Das Hinterfragen des Status Quo, die Regeln des Lebens selbst zu bestimmen, frei zu denken und neugierig zu sein auf Andersartigkeit. Den Schwachen eine Stimme zu geben.

Wenn ihr Euch Zuhause einmal umschaut: Gibt es Gegenstände aus der Vergangenheit, an denen Ihr besonders hängt?
Christopher: Ich hänge tatsächlich an relativ vielen Dingen und bin nicht so ein Minimalist. Ich mag es jederzeit Bücher in Griffweite zu haben, die ich in meiner Jugend gelesen habe – selbst wenn ich da nur ganz selten bis nie reinschaue. Ich mag meine alten Kameras, alte Platten, Pullis, die ich vor Jahrzehnten gekauft habe.

Jobst: Platten und Gitarren auf jeden Fall. Platten versteht sich ja von selbst. Bei Gitarren ist es irgendwie so, dass ich meist in einer neuen Band auch vornehmlich eine neue Gitarre benutzt hatte. So haben sich hier einige angesammelt, die ich zwar nicht spiele, die aber für mich mit der jeweiligen Band verbunden sind und die ich deswegen nicht verkaufen wollen würde.

Und wie sieht es mit Erinnerungen aus? Welche begleiten Euch oder haben Euch besonders geprägt?
Jobst: Auf jeden Fall Touren. Durch Bands war ich nicht nur in vielen Ländern, die ich sonst wahrscheinlich nicht besucht hätte und vor allem natürlich in viel engerem Austausch mit Leuten, die grob “like-minded” sind. Brasilien, Griechenland, Russland und China sind Länder, die meinen Horizont wirklich erweitert haben. Und natürlich die ersten längeren Touren, total selbstorganisiert in Pre-Internet-Zeiten durch ganz Europa: Grobe Verabredungen mit Leuten an der ersten Tanke vorm Ort, Konzerte in Billard-Kneipen, Squats oder Discos. Wir wussten einfach nie, was uns am nächsten Abend erwartet und das war schon sehr cool.

Im Rückblick auf die eigene Vergangenheit wird häufig vieles idealisiert. Seht ihr so manches im Nachhinein auch kritisch, was so abging?
Jobst: Ja, total. Ich bin überhaupt kein Fan von Romantisierung. Allerdings ist es bei mir auch so, dass ich vieles in Retrospektive viel mehr zu schätzen weiß als in der jeweiligen Situation. Ich war in den 90ern noch sehr auf der Suche nach mir selbst. Durch Punk / Hardcore habe ich total viel in Frage stellen können, aber für mich wenig Antworten finden können. Kritisch sein ist natürlich mega, aber im Nachhinein hat Punk / Hardcore dann doch zu viel kritisiert und es (zumindest für mich ganz persönlich) zu selten geschafft eine wirkliche Alternative aufzuzeigen. Und das sage ich, obwohl ich natürlich weiß, dass sich in bestimmten Dingen (insbesondere was Musikkultur angeht) eine super funktionierende DIY-Szene etabliert hatte.

Wie seid ihr eigentlich auf die Idee gekommen einen Podcast zu machen? Und hatte die aktuelle Situation da auch einen Anteil daran?
Jobst: Die Idee gab es schon vor Corona, aber durch Corona war dann auch endlich die Zeit da. Allein hatte ich mir das nicht zugetraut und bin sehr froh, dass Christopher dann Bock hatte das mitzumachen.

Christopher: Jobst und ich haben festgestellt, dass wir beide unglaublich viele amerikanische Podcasts zu dem Thema kannten, aber eben keinen, der sich mit Deutschland beschäftigte. Erst im Nachhinein haben wir tatsächlich festgestellt, dass es da doch auch schon eine Handvoll anderer gab. Ich mag sehr den Turned Out A Punk-Podcast von Damian Abraham, der sicher auch starke Inspiration für unseren Podcast war. Ich höre aber auch viele Podcast, die mit Punk/HC nichts zu tun haben. WTF, This America Life, The Daily z.B.

Habt ihr damit gerechnet, dass der so gut ankommt?
Jobst: “Erfolg” ist ja sowieso relativ. Ich hatte ehrlich gesagt kaum Erwartungen und wäre auch mit einer zweistelligen Hörer:innen-Zahl zufrieden. Es geht mir auch um die für mich wertvollen Gespräche mit den jeweiligen Leuten, die ich entweder schon ewig kenne oder deren “Szene-Output” ich schätze. Spannend sind Menschen eigentlich immer. Dass das jetzt doch ein paar Hundert Leute pro Episode hören, freut mich natürlich. Wir haben auch einige sehr nette Nachrichten bekommen. Das ist natürlich schon schmeichelhaft.

Wo zeichnet ihr euren Podcast eigentlich auf? Und wie?
Jobst: Supereasy per Zoom-Video-Call. Meistens Montag-Abend, wenn die Brut pennt. Nach anfänglicher Kritik am Sound hilft unser Kumpel Matze beim Optimieren im Rahmen des Machbaren.

Gab es Überraschungsmomente für Euch oder besonders tolle Erlebnisse?
Jobst: Überraschungen nicht unbedingt, aber ich würde mal voll Hippie-mäßig antworten, dass bisher alle Gespräche tolle Erlebnisse waren. Es ist auch immer total unterschiedlich, nicht zuletzt auch weil einige der Leute mit denen wir bisher gesprochen haben, recht enge Freund:innen waren, andere aber gar nicht. Und irgendwie ist es für mich auch tatsächlich egal, ob ich die Band / Label / Zine der Person gut finde, denn ich bin tatsächlich immer daran interessiert, wie Menschen so ticken und wie sie ihr Leben so reflektieren. Ich hatte schon mehrfach durch die Gespräche inspiriert ein paar Dinge in meinem Leben nochmal auf den Prüfstand gestellt.

Bleibt ihr dabei oder ist nach sagen wir einfach mal 100 Episoden alles gefragt und erzählt.
Jobst: Wir machen das, solange wir Bock haben. Wenn wir keinen mehr haben, macht es hoffentlich wer anders weiter.

Christopher: Gute Frage. Kann sein, dass nach 100 Episoden die gleichen Themen x-mal durchgesprochen sind und sich alles nur noch wiederholt. Wir versuchen jetzt schon, die Themen zu variieren und nicht immer dieselben Fragen durchzuhecheln. Bleibt also abzuwarten, welche Nachhaltigkeit das Format hat.

Jetzt interessiert mich noch etwas. Würdet ihr sagen, es gibt für Euch immer noch neue Punkbands, die Euch begeistern und kauft ihr Euch immer noch Platten oder hört ihr eher den alten Kram?
Christopher: Ja, ich kaufe praktisch jeden Monat Platten von neuen Bands und bin da sehr hinterher, neue Bands kennenzulernen und zu hören. Ich bin großer Fan der spanisch-sprachigen HC-/Punks-Szenen. Meine letzte „große“ Entdeckung war die CREMALLERAS – eine Band aus Mexico. Die gibt es jetzt allerdings auch schon ein paar Jahre. STRAY BULLET und FAIM fand ich letztes Jahr super.

Jobst: Bei mir ist das schwierig. Ich höre ohnehin ziemlich wenig Musik und wenn dann tatsächlich eher alte Sachen, die mir früher viel bedeutet haben. Wenn ich Platten kaufe, dann alte auf eBay, die ich schon immer gern gehabt hätte, oder von befreundeten Bands / Labels.

Was war euer letztes Konzert und eure letzte Entdeckung?
Jobst: Mein letztes Konzert war tatsächlich ein sehr großes, nämlich WANDA. Meine letzten musikalischen Entdeckungen sind BIG CHEESE, DAGOBERT und SARAH LOUISE.

Christopher: Ehrlich gesagt, weiß ich schon gar nicht mehr, was mein letztes Konzert war. Das muss Anfang 2020 gewesen sein. Ich glaube das war in „An der Autobahn“ hier in Berlin.

Wie geht ihr mit der aktuellen Situation um, keine Shows, Läden schließen, die Kultur steht still und Rechtsextremisten nutzen die Coronakrise und Verschwörungsmythen für Ihre Zwecke? Wo bleibt da Punk oder wo findet Punk da noch statt?
Jobst: Ja, kacke halt. Da Punk für mich viel im Kopf und in Kommunikation mit anderen stattfindet, leidet das natürlich auch. Kann aber zum Teil auch online aufgefangen werden. Nicht zuletzt vielleicht auch durch Podcasts. Aber Konzerte als Treffpunkte und das gemeinsame Erleben von Musik in – im besten Fall in selbst verwalteten – Räumen, sind schon Sachen, die total fehlen. Aber irgendwie ist Punk als Gegenkultur schon ganz schön ruhig gerade. Als Trump US-Präsident wurde, hatten ja auch einige gehofft, dass es wieder viel mehr und bessere Bands mit klarer Message geben würde. So wie es halt in der Reagan-Ära war, wo US-Hardcore ja seine Blütezeit hat. Kam allerdings nix.

Und auch hier in Deutschland kann ich in der Krise, in der wir uns ja schon länger befinden, keine besonders außergewöhnlichen Dinge ausmachen, die aus dem Punk (whatever that may be) kommen. Andererseits leben wir ja auch in komplett anderen Zeiten und dieses “Haltung zeigen”-Ding ist schon ganz schön mainstreamig geworden. Auch wenn man natürlich immer Diskutieren kann, wie viel Überzeugung dahinter steckt, ist es doch gut zu sehen, dass #MeToo oder #BlackLivesMatter nicht nur ein subkulturelles Phänomen sind. Das war gefühlt in den 80ern und 90ern noch ganz anders.

Was denkt ihr, wie wird es weitergehen mit Punk in Deutschland?
Christopher: Es macht den Eindruck als hätte Punk und Hardcore in Deutschland momentan ein kleines Generationsproblem. Aber Punk hat immer Wellen durchlaufen.

Es hat mich gefreut Euch einmal ein paar Fragen stellen zu können. Vielen Dank.

Fotos: Christopher Borgmann, Jobst Eggert
Interview: Claude Müller

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