Tax the Rich – Warum die Reichen zahlen müssen, wenn wir die Welt retten wollen, Jørgen Randers und Till Kellerhoff
oekom verlag, Goethestr. 28, 80336 München, www.oekom.de
Der ältere der beiden Autoren hat bereits 1972 den vom Club of Rome veröffentlichten Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ mitveröffentlicht, der jüngere arbeitet dort auch, seit 2017. Im Prinzip stand damals schon genau drin, was die Menschheit machen sollte und was nicht und wenn sie das nicht tut, was auf sie zukommt. Das war vor über 50 Jahren, viel passiert ist nicht, ganz im Gegenteil. Warum jetzt, 2024, ein weiteres Buch welches immer wieder die gleichen Fragen diskutiert wo doch die maßgeblichen Antworten längst bekannt sind, aber eben nicht umgesetzt werden – dies ändern soll, ist mehr als zweifelhaft. Aber hey, die Autoren haben natürlich mit dem was sie da sagen recht.
Man muss die ganzen Überreichen besteuern auch weil die maßgeblich dafür verantwortlich sind das die Ressourcen ausgebeutet werden und alles immer schlechter wird. (Die reichsten zehn Prozent der Menschheit profitieren nicht nur am meisten von unserem Wirtschaftssystem, sie sind auch für über die Hälfte des globalen CO2-Ausstoßes verantwortlich.) Es muss einen Maximallohn geben, damit Menschen erst gar keinen Anreiz entwickeln können immer mehr Millionen anzuhäufen. Natürlich muss dies alles so geschehen das Vermögen gleicher verteilt wird. Das die Lösungen nicht vom sogenannten freien Markt kommen werden sondern vom Staat so durchgesetzt werden müssen, das die Bevölkerung sich mitgenommen fühlt. Das ist alles richtig, hier wird klar analysiert und es werden auch ganz konkrete Vorschläge (Einführung einer Vermögenssteuer, eine konsequentere Erbschaftssteuer und eine globale Steuer für Unternehmen) dargelegt – wie seit Jahrzehnten. Aber anscheinend ist die Gesellschaft und die Politiker von jahrelangem neoliberalem Gewäsch so vernebelt, das einfach nicht passiert was passieren soll.
Alles in allem natürlich ein gutes Buch, das einen aber auch ums weitere Mal wütend macht, wenn man mit den aktuellen Zahlen (z.B. Wenn die reichsten 0,5% Europas eine kleine Vermögenssteuer zahlen, hätten wir 213,3 Milliarden Euro jährlich. Damit könnte man 7.378.091 zusätzliche Stellen in Krankenhäusern finanzieren. Allein in Europa 85% der Energierechnung bezahlen. Jedes Jahr.) konfrontiert wird. Die eindeutig belegen das eben der „Trickle down effekt“ nicht dazu führt das die Armen vom Reichtum profitieren, sondern die Reichen immer reicher werden. Aber natürlich das verdiente Geld nicht dafür einsetzen damit es einen Strukturwandel gibt um die Klimakatastrophe abzumildern – einfach weil das eben nicht profitabel ist.
Wer sich mit dem Thema noch nie beschäftigt hat, sollte dieses Buch unbedingt lesen, für Menschen die schon länger dabei sind, ein großartiges Update, das aber leider auch nichts weiter bringen wird.
Mit einem tollen Vorwort der reichen Erbin Marlene Engelhorn, die betroffene ist, aber ihr großes Erbe auch abgeben will und deshalb die Initiative „taxmenow“ mitgegründet hat. Hoffen wir das sie noch viele Gleichgesinnte findet! 110 Seiten, Taschenbuch, 14,00 Euro, (dolf)
Isbn 978-3987260674
[Trust # 227 August 2024]