Dezember 1st, 2021

Schlacht der Identitäten – 20 Thesen zum Rassismus – und wie wir ihm die Macht nehmen, Hamed Abdel-Samad

Posted in bücher by Dolf

dtv, Tumblingerstraße 21, 80337 München, www.dtv.de

Einige Menschen würden den Autor sicher als „Token Muslim“ bezeichnen, nämlich die Menschen die anderen ein Rede- oder am besten gleich ein Denkverbot erteilen wollen. Denn er schreibt nicht nur über den Rassismus von weißen Menschen gegenüber anderen Ethnien, sondern er spricht aus das es Rassismus überall gibt. Dies wollen manche aber nicht hören, weil es ihnen nicht in ihr Gedankengebäude passt. Dabei ist es wichtig das wir den Rassismus so denken wie er ist, nämlich nicht als Einbahnstraße sondern er in allen Menschen grassiert und leider oftmals auch ungezähmt zu Tage tritt. Der in Ägypten geborene Autor wurde dort wegen seiner zu hellen Haut als Kreuzritterbastard denunziert und hier in Deutschland ist einigen seine Haut zu dunkel und sein Name zu muslimisch – er hat also Rassismus selbst erlebt.

Sagt aber gleichzeitig auch, das nicht nur die Menschen welche so was erlebt haben darüber sprechen können, sondern alle. Am Anfang steht die Begriffsdefinition der Europäischen Kommission gegen Rassismus und Intoleranz: „Rassismus bedeutet die Überzeugung, dass ein Beweggrund wie Rasse, Hautfarbe, Sprache, Religion, Staatsangehörigkeit oder nationale oder ethnische Herkunft die Missachtung einer Person oder Personengruppe oder das Gefühl der Überlegenheit gegenüber einer Person oder Personengruppe rechtfertigt.“ Dann kommt der erste Teil „Rassismus im Spiegel von Geschichte und Gegenwart“ sowie die ersten vierzehn Thesen. Die Geschichte ist interessant und im Prinzip kann man jede der ersten vierzehn Thesen unterschreiben, einzig das der Autor Nationalitäten mit Glaubensgemeinschaften gleichsetzt passt hier nicht ganz zusammen, aber darüber kann man – wenn man will – hinwegsehen in Anbetracht das hier sonst so viel richtiges drin steht. „Rassismus ist eine anthropologische Konstante“, „Rassismus ist (k)ein Privileg der Weißen“, „Wie Macht, Kolonialismus und Wissenstransfer zusammenhängen“, „Der heutige Rassismus ist das letzte Aufbäumen einer primitiven Identität“, „Angst und eigene Demütigungen sind Triebfedern von Rassismus“, Rassisten sind immer nur die anderen“, „Wenn Antirassisten sich wie Rassisten verhalten“, Rassismus als Abwehrreaktion gegen Schuld“, „Die Haltung verändert die Sprache, nicht umgekehrt“, „Die Rassismus-Industrie: Wer davon profitiert dass wir ein Rassismusproblem haben“ An diesem unvollständigen Auszug aus Thesenüberschriften kann man schon sehen das Abdel-Samad die Dinge so betrachtet wie sie sind und nicht wie einige es sich gern zurechtlegen. Es muss eben so damit umgegangen werden „Wenn wir von Rassismus innerhalb von Minderheiten sprechen, oder auch die Deutschlandfeindlichkeit mancher Migranten thematisieren, soll das nicht dazu dienen, den Rassismus in der Mehrheitsgesellschaft zu relativieren oder eine Form des Rassismus gegen eine andere auszuspielen. Es soll vielmehr darum gehen, alle Facetten des Hasses zu beleuchten und zu bekämpfen.“ Im zweiten Teil „Wege aus der Rassismusfalle“ gibt es dann die restlichen sechs Thesen. Wo unter anderem erklärt wird weshalb jede Stufe des Rassismus eine andere Gegenmaßnahme benötigt, wir eine offene Debatte über Rassismus benötigen und kein Tribunal. Warum es wichtig ist eine klare Definition der Identität in Deutschland zu erlangen um diese für Minderheiten zu öffnen, denn vieles spaltet die Menschen aber einiges eint uns auch. Mit Sicherheit wird der Autor für einige seiner Thesen auch lauten Beifall aus der rechten Ecke bekommen, das darf aber kein Grund sein richtige Dinge nicht mehr zu benennen. Er räumt hier mit vielem Quatsch auf der sich in letzter Zeit angesammelt hat und immer mehr Menschen verunsichert. Da er auch gegen den politischen Islam die Stimme erhebt, wurde 2013 eine offizielle Fatwa gegen ihn verhängt, seitdem lebt er unter permanenten Polizeischutz. Gutes Buch, das die Dinge so sieht und beschreibt wie sie sind. Ob dazu geeignet dem Rassismus die Macht zu nehmen, ist die andere Frage. 141 Seiten, gebunden, 14,00 Euro (dolf)

Isbn 978-3423282758

[Trust # 210 Oktober 2021]

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