März 11th, 2007

RIVAL SCHOOLS (#96, 10-2003)

Posted in interview by jörg

Intern haben wir durchaus darüber diskutiert, was denn nun noch eine Geschichte über Rival Schools soll, wenn überhaupt, nachdem sich schon alle Welt des langen und des breiten über die – und das ist Rival Schools nun mal vor allem: – neue Band von Walter Schreifels ausgelassen hat.

Meine Idee war es, zum einen etwas über den seltsamen Arbeitsvertrag zu erfahren, den der Mann bei seiner Firma hat (aus dem er lebenslänglich nicht herauskommt, es sei denn, die Firma will es so) und zudem über sein eigenes Label Some Records zu sprechen, auf dem er immerhin neben relativ normalen Post-HC-Bands wie J Majesty auch Eric Mingus und die englische Postrock-Band Woe herausbringt.

Also nach Berlin fahren und sehen, was passiert. Mittlerweile waren Rival Schools durch die kommerzielle Musikpresse bereits durchgeschleust worden und die Fanzines kamen zum Zug.

Und natürlich wollten alle mit Walter reden, nur konnte der nicht mit allen, weil zwischen Soundcheck und Konzert nicht genug Zeit war. So geschah auch hier, was in solchen Fällen eben geschieht. Soll ja auch immer noch dafür stehen, dass die Band eine Band ist und so weiter, wobei hier aber klar ist, dass dem nicht so ist. Bestätigte dann im Grunde auch Cache Tolman, Bassist bei Rival Schools, mit dem ich das Vergnügen hatte, was wirklich nicht geringschätzig gemeint ist.

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Ein eher stiller, etwas vergeistigt wirkender junger Mann, der früher, als er noch in Salt Lake City lebte, im Iceburn Collective spielte, improvisatorisch, Coltrane und solche Sachen. Dass er jetzt in Rival Schools vor allem die Songs von Schreifels exekutiert, macht ihm nichts aus. Auch mit der Major-Situation hat er kein Problem. „Ich suche mir nicht unbedingt Probleme. Es wäre okay, die Platte für eine kleine Firm zu machen, mit Leuten, denen ich vertraue.“ Aber so ist es auch okay mit ihm.

Easygoing…Es lässt sich mit dem Mann nett plaudern, über Touren und Musik. Den Unterschied zwischen Rival Schools, für ihn ein klarer Fall von „Pop formula“, und dem, was er früher gemacht hat, Improvisation eben, all that jazz, auch wenn er natürlich als kleiner Hardcore-Fan angefangen hat, zu spät, um die Bad Brains und Minor Threat zu sehen.

Rival Schools haben für ihn schon noch etwas mit Hardcore zu tun, „in a psychedelic kinda way, nach Art älterer Leute, wir sind alt“, scherzt er halb, „wir sind keine 17-jährigen jungen Männer mehr. Es geht darum, ehrlich zu sein mit der Weise, wie wir die Welt sehen, viel langsamer, aber im Grunde ist es immer noch im Hardcore verwurzelt.“

Und das Konzert im SO36 an jenem Abend? Es schwankte zwischen schrecklich schön und einfach schrecklich. Die bisweilen hanebüchen dämlichen Texte kontrastierten mit den herrlichen Gitarrensounds, die teils wirklich guten Songs wurden bisweilen von einem ostentativ gutgelaunten Schreifels an die Wand gesungen, dass man sich manchmal wünschte, diese Band würde sich einen neuen Sänger suchen, aber das geht aus den angedeuteten Gründen hier natürlich nicht.

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stone

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