März 11th, 2007

ROBOCOP KRAUS (#91, 02-2002)

Posted in interview by jörg

Robocop Kraus, eine neue bzw. alte Musikmaschine aus Bayern. Diese Maschine bringt kein irdisches Wesen zum stoppen ausser natürlich eins von den fünf dazugehörigen Protagonisten. Dieses Interview musste ich über den @ – mail Weg machen, da ich mich nicht im Stande sah, dieser Soundmaschine Auge in Auge gegenüberzustehen.

Aber dieses Interview weist euch auf den richtigen Weg, Leben für die Musik und keinen Tag ohne ein Lachen zu verschwenden. Auch Robocop zeigt sich gütig und gibt uns in dem Interview die Ehre an ihrem Schaffen für einige Zeilen teilzuhaben. Auch erfahrt ihr etwas über die Liason mit Yage und den daraus entstehenden Folgen. Aber ich will nicht zuviel verraten und rate euch, euch diesem Interview anzunehmen.

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Robocop Kraus, seit Ihr allesamt Actionfilmfanatiker oder wie kam es zu Eurem eher ungewöhnlichen Bandnamen. Also das Kraus könnte ich ja noch mit krausen und verwirrten Köpfen verbinden, aber Robocop ist als Film bei mir eher durchs Raster gefallen?

Robocop Kraus: Also nein wirklich, „Robocop“ ist wirklich unser Lieblingsfilm, weil da steckt ne Menge drin, wenn du Dir den mal genauer ansiehst. Und wir wollten die Band unbedingt nach unserem Lieblingsfilm und Lieblingssänger benennen. Und unser Lieblingssänger ist eindeutig Peter Kraus. Der hatte wirklich den RocknRoll im Blut und da kannste so Leute wie die Beatles in die Mülltonne schmeissen.

Ne, ich lüg jetzt ein bisschen. Das mit Peter Kraus stimmt, aber Robocop ist nicht unser absoluter Lieblinsfilm. Aber „cheech und chong kraus“ hättte sich irgendwie bescheuert angehört, deshalb haben wir uns dann für „Robocop Kraus“ entschieden. Natürlich noch mit „the“ am Anfang.

Nach dem wir jetzt wieder eines der grossen Rätsel dieser Welt gelöst hätten, würde mich interessieren, wie das mit Euch so alles entstanden ist. Ich kann mich da noch an eine Cyan Show in eurem Ort erinnern die mich sehr berührt hatte. Aber zu Robocop kann ich da nicht so schnell eine Paralelle ziehen.Was würdet ihr denn so als massgebliche Einflüsse Eurer Band bezeichnen?

Robocop Kraus: Also, die Entwicklung ist logischer als man denkt. Die anderen haben noch in „Maggat“ gespielt und zunächst sollte das dann so ne Ausgleichsband sein, wo wir richtig Krach machen können, und dann hat sichs doch ziemlich schnell anders entwickelt. Aber da, finde ich, war die Musik noch gar nicht so weit auseinander. Das kam dann erst. Aber muss ja weitergehen., massgebliche Einflüsse gibt es ziemlich viele, da wir alle verschiedene Musik hören und mal von dort und mal von da ein bisschen klauen, dass ist die ganze Kunst an Robocop.

Wir klauen jedoch wirklich wenig und hören wirklichwenig von den Bands mit denen man uns häufig vergleicht sondern immer von anderen das ist das Lustige an der Sache. Sollte ich einen einzigen Künstler nennen, der uns wirklich inspiriert hat, so ist es – und das kann ich gar nicht oft genug sagen Chris de Burgh. Erstens ist er menschlich ne dufte Kumpeltype und musikalisch ist der fast so gut wie Peter Kraus. Kauft euch mal die Greatest Hits von Chris de Burgh, da könnt ihr die Rolling Stones echt in die Mülltonne schmeissen.

Mein erster Gedanke als ich die erste Full Length von Robocop gehört hatte war, dass ihr eine Band seit die über diesen Hardcore Emocoreteller hinausschaut. Ist es euch wichtig, dass man euch nicht ohne weiteres in eine Sparte ordnen kann, oder ist es einfach das Ergebnis was entsteht wenn verschiedene Individuen zusammen Musik machen?

Robocop Kraus: Also, die Musik flutscht wirklich einfach so aus uns raus und wir machen uns weniger Gedanken über das, was wir machen, als vielleicht gedacht wird. Wir sitzen in der Bandprobe und dann passierts eben und fertig ist ein Lied. Manchmal klappts auch nicht, und wir spielen ne Bandprobe lang AC/DC Cover und bluesen noch ein bisschen durch die Gegend, was auch ok ist. Man darf uns ruhig wo hinordnen, wenns jemand glücklich macht, das macht uns nichts aus.

Robocop Kraus gehört meiner Meinung nach zu den Bands, die auf der Bühne dann noch einmal über sich herausgehen. Man steht fasziniert, irritiert in dem Publikum und sieht vor sich fünf Jungs in Anzug Krawatte und Goldhemd die eine Riesenshow abziehen. Ok, worum es eigentlich geht ist die Frage, inwieweit ihr glaubt dass diese „Show “ wichtig ist für das Gesamtbild und wollt ihr darüber hinaus dem Zuschauer noch etwas besonderes vermitteln?

Robocop Kraus: Einer der Hauptgründe, warum wir Robocop gegründet haben, war einfach richtig abzuhausen auf der Bühne, so gut es geht. Und nach dem Konzert komplett lehr zu sein und das funktioniert mit Robocop wirklich klasse. Uns hats immer gefallen, wenn the Who ihre Instrumente zertrümmert haben oder wenn Ozzy Osbourne Ratten den Kopf abgebissen hat.

Leider sind wir alle Vegetarier und wollen nicht Ratten den Kopf abbeisen und Instrumente zertrümmern können wir uns nicht leisten, aber es macht Spass richtig rumzuhampeln auf der Bühne in unseren stinkigen weissen Hemden – weil jeder hat maximal 2 Hemden, bei einer Tour von 10 Auftritten kanns da ganz übel riechen mit den Hemden im Bus – einfach aus sich rauszugehen. Und wir freuen uns, wenn das Publikum das auch macht.

Nachdem Inferno Nhilistique noch auf Swing Deluxe herauskam, erschien jetzt Tigre auf Day After. Wie kam es dazu und inwieweit seit ihr mit Day After Records verbunden?

Robocop Kraus: Kennengelernt haben wir Mira auf einem Konzert in Cheb, das er für Reiziger gemacht hat Er hat uns da mitspielen lassen und anschliessend haben wir uns dann über Platten unterhalten und festgestellt, dass wir die gleichen Sachen mögen, etc. dann haben wir uns wieder aus den Augen verloren und uns in Kassel auf nem Hardcorefestival wiedergetroffen, zudem wir – da wir gerne auf ein anderes Label wollten, weil die von Swing Deluxe uns ziemlich abgezogen haben – mit der Intention gefahren sind, Mira zu fragen, ob wir die nächste Platte auf seinem Label machen können. Und er kam mit der Intention uns dasselbe zu fragen.

Und dann haben wir es gemacht. Seitdem waren wir auch öfter mit Mira unterwegs, hatten einen klasse Abend in Sokolov, in dem Robocop as drunk as fuck war und Mira mindestens dasselbe und ein Spitzenwochenende in Deutschland, wo Mira uns Sachen aus der Bravo vorgelesen hat, obwohl er kein Deutsch kann. Ich kann nur nochmal sagen, dass wir den Mira furchtbar gern haben und gerne auf Dayafter bleiben wollen, weil Mira der coolste Labelchef aller zeiten ist.

Trotz dieses Wechsels, kam es ja auch noch zu der Split 7 mit Yage. Die Split zeigt ja auf dem Cover Bud Spencer und Terence Hill, seit ihr Fans von den beiden. Eine andere Theorie wär, dass Bud eher für die Durchschlagskraft von Yage steht und der Terence verdeutlicht dann eher schon die sehr durchdachten und pfiffigen Songs von Robocop.

Robocop Kraus: Die Split mit Yage war die Erfüllung eines lang gehegten Traums, weil Yage wirklich die Besten sind und wir uns verdammt gut verstehen und schon viele Konzerte gespielt haben. Und logisch sind wir Fans von Bud Spencer und Terence Hill — das waren echte Helden. Die haben immer für Gerechtigkeit gesorgt und konnten sich beim Essen trotzdem aufführen, wie sie wollten. Wem hat das nicht gefallen.

Aber es ist ja gerade andersrum, weil Yage ja Terence Hill ist, und wir Bud Spencer sind. Das ist, weil wir dicker sind und wegen den schönen blauen Augen von Olli, dem Sänger von Yage.

Inferno Nihilistique war ja eher noch ein sehr düsteres Album , was ich auf die Texte beziehe. Bei Tigre seh ich da schon mehr die Sonne scheinen? Hat sich da bei euch persönlich weas getan, oder geniesst ihr jetzt das Leben mehr?

Robocop Kraus: Wir geniessen schon immer unser Leben, was soll man auch anderes sagen wenn man ständig auf Tour ist, von einer Stadt zur anderen reist, in allen möglichen Ländern unterwegs ist, da wird sich keiner beschweren wollen… Aber wir leben in einer verrückten Welt und wenn man nicht wegschaut gibt es eine Menge schlimmer Dinge und irgendwie tauchen die auch wieder in den Texten auf.

Für mich ist Tiger kein positiveres Album als die davor, im Endeffekt war ich auch da schon hoffnungsloser Optimist. Aber wenn du dir „quiet day in cliche“ anschaust ist das wahrscheinlich eines unserer traurigsten Lieder, es geht da um ein Mädchen, die ihr Leben gar nicht in der Hand hat. Die einzige Entwicklung, die sich textlich bewusst vollzogen hat, ist dass ich einiges weniger verschlüsselt und direkter sagen wollte.

Erzählt mir doch mal das lustigste Gerücht was mal über euch im Umlauf war, sollte es da keins gegeben haben so erzählt mir euer lustigstes Tourerlebnis. Ausser das euch die Mädels reihenweise bei Shows mit Teddys beschmeissen .

Robocop Kraus: Da gabs wahnsinnig viel – aber hier mal ein Erlebnis von einem verrücktenTag mit einem verrückten Ende. Morgens waren wir noch in Dunkerque, wo wir am Vorabend gespielt haben. Sind losgefahren, haben gemerkt das wir unsere Gage vergessen haben und mussten nochmal zurück. dann gings weiter nach Amsterdam, wo wir bummeln waren und dann nach Hoogevegen, wo wir ein Konzert mit lauter Moshbands gespielt haben. Nachts um eins sind wir dann nach Groningen gefahren, wo wir bei Leuten von der klasse Band Shikari geschlafen haben.

Da einer von denen in der Disko arbeitet, sind wir da hin und haben noch umsonst Bier gekriegt, dann war es 5 uhr als die Disco zumachte. Es war die 4. Stadt an einem Tag und wir waren alle nicht mehr solang unterwegs, seit wir 15 waren. Auf jeden Fall hatten wir noch Hunger und sind in eine Pizzeria gegangen, die bis 7 offen hatte. Und dort haben wir den coolsten Typen aller Zeiten getroffen: He was latino, wie er sagt, hatte schwarze Locken, einen schwarzen Anzug und sass da alleine mit seinem Rotwein.

He asked us a few questions like: „what kind of music do you play – hardrock or heavy metal ?“ erzählte uns dann, das er Santana kennt und ausserdem Percussionist einer Latino Band ist. Und dann hat er uns sein Lebensmotto mitgeteilt: und das war einer von den Momenten als wir alle richtig wussten, warum wir das alles machen und was es wert ist, in einer kleinen Band zu spielen und durch Städte und Dörfer zu fahren – da zu sitzen, Pizza zu essen, früh morgens um 6. 00 uhr und sich von einem Latino, der Santana kennt, das Motto der Mottos anzuhören – inzwischen auch unser aller Motto und wahrscheinlich wird auch die nächste Platte so heissen: as he said: „do you know my motto ?“ the robocop kraus: „no“ the latino: „i say you my motto. my motto is: do it good otherwise dont do it – thats my politics ?“ grossartig, finde ich.

Im Green Hell News Flyer wurde eure Musik als Viva 2 tauglich bezeichnet, wenn es mal wirklich dazu kommen würde wie würdet ihr damit umgehen. Stellt Erfolg für euch eher ein Problem dar. Ist es wichtig für euch nur in einer Szene zu verkehren oder geht ihr da eher locker mit um.

Robocop Kraus: Wir wollen weder nur in einer Szene verkehren, wir wollen aber auch nicht reich und berühmt werden (ausser richtig berühmt, mit Schlössern und Drogentod und Scheidungsprozessen – aber dass ist wahrscheinlich nicht richtig realistisch, oder?); wir wollen eigentlich nur ein bisschen durch die Gegend fahren, Sachen erleben, wie oben beschrieben und nette Leute kennen lernen und Musik machen, das ist was wir wirklich lieben. Und wenn wir da die Möglichkeiten zu haben, dann reicht uns das vollkommen.

Wir sind im Moment fast wunschlos glücklich, nochmal irgendwo nach übersee, vielleicht – aber sonst ist alles wunderbar. Aber wir haben bestimmt keinen Bock, einen Sommer von Festival zu Fetsival gereicht zu werde und auf VIVA und MTV gespielt zu werden uns den Sommer drauf zu zerstreiten und das wars. Nein, ich möcht das alles in verdammt guter Erinnerung behalten – und besser kanns eh nicht mehr werden. Und auf unserer letzten Show zerschlagen wir unser Equipment, so stell ich mir das vor. oder spielen nochmal auf dem Dach vom Abbey Road Studio mit Chris als Vorband. irgendwas in dem Rahmen.

Zum Schluss habt ihr noch die Möglichkeit all den Punkern, Emos und wasauchimmer euren Top – Buchtitel zu empfehlen.

Robocop Kraus: Astrid Lindgren: immer dieser Michel, Pippi Langstrumpf, Karlsson vom Dach und Die Brüder Löwenherz.

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Interview: Sascha Klein

Links (2015):
Wikipedia
Discogs

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