November 26th, 2024

Pluriversum – Ein Lexikon des Guten Lebens für alle, Hrsg: Ashish Kothari, Ariel Salleh, Arturo Escobar, Federico Demaria, Alberto Acosta

Posted in bücher by Dolf

Ag Spak Bücher, Holzheimerstr. 7/1, 89233 Neu-Ulm, www.agspak.de

Wahrscheinlich ist das Buch hier gar nicht geeignet bzw. gedacht es von vorn bis hinten durchzulesen, ich tat das und war am Ende ziemlich genervt. Denn es ist halt ein Lexikon zum Nachschlagen und wenn man es als Buch liest ist es eben sehr viel Text, aber zum Glück immer in dann doch grade noch lesbaren Happen, immer so zweieinhalb Seiten. Das meiste was hier steht ist ziemlich gut, oft richtig aber meist nicht wirklich neu. Prima das mal Menschen aus anderen Teilen der Erde zu Wort kommen und nicht nur immer der weiße Mann der Welt die Welt erklärt. Es gibt hier viele Überschneidungen aber was klar ist – ein Großteil der aus der Sicht des weißen Kapitalismus noch zu „entwickelnden Ländern“ eben zum Kapitalismus – hat darauf überhaupt keine Lust (zumindest ein Teil der Bevölkerung andere Teile sehen das sicher ganz anders, aber die kommen hier nicht zu Wort), weil für die Menschen dort „unsere Entwicklung“ eben keine gute ist.

Es wird also gleich der ganze Begriff in Frage gestellt – das gefällt mir. Entwicklung ist nicht per se positiv, sondern erst mal negativ. Auch klar wird, das eben auch Menschen die Dinge verändern wollen, immer ihr „eigenes“ Ding machen wollen. Mit neuem Namen versehen und es so formen das es ihren Distinktionsbedürfnissen entspricht – anstatt auf bereits lange bestehende Konzepte und Lösungen zurückzugreifen oder dort mitzumachen. Aber das nur am Rande. Ansonsten wird hier praktisch über „alles“ gesprochen, allein die Themenvielfalt (siehe unterstrichene Themen des Inhaltsverzeichnis) erschlägt einen. Einzig wenn es um Mikroreligionen und die Religion als solches geht, gäbe es da schon das ein oder andere zu sagen. Ein Wahnglaube wird nicht dadurch „besser“ das er indigenen Ursprungs ist und nur von wenigen praktiziert wird. Aber das führt hier zu weit. Im Pluriversum herrscht schließlich Vielfalt, Diversität und Heterogenität und da ist dann Platz für „alle“ – mehr oder weniger. Das Buch ist auch gratis (Spenden erwünscht) im Netz zu haben: http://agspak.de/pluriversum/ Das taugt bestimmt zum Nachschlagen, aber – für mich – nicht zum lesen. Aber so können es sich alle mal ansehen und dann entscheiden. Hier noch die komplette Übersicht aus dem Inhaltsverzeichnis mit über 120 AutorInnen aus der ganzen Welt:
Alberto Acosta: Pluriversum – eine Utopie im Aufbruch / Wolfgang Sachs: Das Development Dictionary im Rückblick / Vorwort der Herausgeber*innen / Kothari, Salleh, Escobar, Demaria, Acosta: Pluriverse Wege finden
I. Entwicklung und ihre Krisen: Globale Erfahrungen
Nnimmo Bassey: Die Ketten der Entwicklung durchbrechen / Vandana Shiva: Entwicklung für das eine Prozent / José María Tortosa: Fehlentwicklung / Philip McMichael: Das Projekt ‚Entwicklung‘ / Kirk Huffman: Ozeaniens Kastom-Ökonomie / Maristella Svampa: Die lateinamerikanische Kritik an Entwicklung
II. Universalisierung der Erde: Reformistische Lösungen
Ana Garcia / Patrick Bond: BRICS / George C. Caffentzis: Digitale Werkzeuge / Deepak Malghan: Effizienz / Jeremy Gould: Entwicklungshilfe / Ariel Salleh: Erdsystem-Governance / Silvia Ribeiro: Geo-Engineering / Ulrich Brand / Miriam Lang: Grüne Wirtschaft / Larry Lohmann: Handel mit Ökosystem-Dienstleistungen / Teresa Anderson: Klimasmarte Landwirtschaft / Giacomo D‘Alisa: Kreislaufwirtschaft / Erik Gómez-Baggethun: Nachhaltige Entwicklung / Samantha Hargreaves: Neo-Extraktivismus / Sam Bliss / Giorgos Kallis: Ökomodernismus / Renate Klein: Reproduktionstechnologie / John P. Clark: Rettungsboot-Ethik / Hug March: Smart Cities / Lukas Novak: Transhumanismus
III. Ein Pluriversum der Menschen: Initiativen der Umgestaltung
Aram Ziai: Abwicklung des Nordens / E. Ns. Ndushabandi / O. U. Rutazibwa: Agaciro (Wert, Würde, Selbstachtung) / Pablo Dominguez / Gary J. Martin: Agdale (kommunales Ressourcenmanagement) / Victor M. Toledo: Agrarökologie / Peter Nord: Alternative Währungen / Theodoros Karyotis: Arbeiter*innen-geleitete Produktion / Gustavo Estevá: Autonomie / Elina Vuola: Befreiungstheologie / Geoffrey Pleyers: Bewegung für eine alternative Globalisierung / Cândido Grzybowski: Biozivilisation / Julien-François Gerber: Bruttonationalglück Bhutan / Geshe Dorji Damdul: Buddhismus und auf Weisheit basierendes Mitgefühl / M. Chuji, G. Rengifo, E. Gudynas: Buen Vivir (Gutes Leben) / Liang Yongjia: Chinesische Religionen / P. Seán McDonagh: Christliche Öko-Theologie / Massimo De Angelis: Commons / Anne Poelina: Country das Land der First People Westaustraliens / Federico Demaria / Serge Latouche: Degrowth / Azize Aslan / Bengi Akbulut: Demokratische Wirtschaft in Kurdistan / Christos Zografos: Direkte Demokratie / D. Del Bene / J. Pablo Soler / T. Roa: Energie-Souveränität / Laura Gutiérrez Escobar: Ernährungssouveränität und -autonomie / Harry Halpin: Freie Software / LAU Kin Chi: FriedensFrauen / Arturo Guerrero Osorio: Gemeinschaftlichkeit / J.K. Gibson-Graham: Gemeinschaftsökonomie / Simone Wörer: Geschenkökonomie / Vasudha Narayanan: Hinduismus und soziale Transformation / Hou Yuxin: Hurai (‚all die besten Dinge‘) / Mabrouka M‘Barek: Ibadismus / G. Borrini-Feyerabend / M. Taghi Farvar: ICCAs – Territorien des Lebens / Oscar Ugarteche Galarza: Internationaler Schiedsgerichtshof für Staatsschulden / Nawal Ammar: Islamische Ethik / Rabbiner Michael Lerner: Jüdisches Tikkun Olam (Reparatur der Welt) / E. Caruso / J. P. Sarmiento Barletti: Kametsa Asaike („gut an diesem Ort zusammenleben“) / Patricia Gualinga: Kawsak Sacha (Der lebendige Regenwald) / Alain Caillé: Konvivialismus / David Barkin: Konvivialität / Enric Duran Giralt: Kooperative Ökosysteme / Wendy Harcourt: Körperpolitik / Ekaterina Chertkovskaya: Kulturökologie / MMotoi Fuse: Kyosei (Gemeinsam für das Gemeinwohl leben und arbeiten) / Sit Tsui: Ländlicher Wiederaufbau / Betty Ruth Lozano Lerma: Lateinamerikanische Feminismen / Mario Blaser: Lebensprojekte / Silvia Federici: Lohn für Hausarbeit / Onofrio Romano: Mediterranismus / Karin Amimoto Ingersoll: Meeres-Ontologien / Miloon Kothari: Menschenrechte / Deborah McGregor: Minobimaatisiiwin (Vollkommenes Wohlbefinden) / Farhad Mazhar: Nayakrishi Andolon (Neue Agrarbewegung) / Enrique Leff: Negentropische Produktion / Claudia von Werlhof: Neue Matriarchate / Jan Pokorný: Neues Wasserparadigma / Giorgos Velegrakis / Eirini Gaitanou: Offene Verortung (Open Localization) / Ted Trainer: Öko-Anarchismus / Martha Chaves: Ökodörfer / Christelle Terreblanch: Ökofeminismus / Satish Kumar: Ökologie im Jainismus / Janis Birkeland: Öko-positives Design / Michael Löwy: Ökosozialismus / Jonathan Dawson: Pädagogik / Yvonne Underhill-Sem: Pazifische Feminismen / Marco Deriu: Pazifismus / Terry Leahy: Permakultur / Natalia Quiroga Díaz: Populäre Solidarische Ökonomie / Alberto Acosta: Post-Ökonomie / Aseem Shrivastava: Prakritik Swaraj (Natürliche Selbstbestimmung) / Arvind Narrain: Queere Liebe / Ashish Kothari: Radikalökologische Demokratie / Cormac Cullinan: Rechte der Natur / Eduardo Gudynas: Revolution / Patricia Botero Gómez: Sentipensar (fühlend Denken) / Michelle Boulous Walker: Slow-Movement / N. Johanisova / M. Vinkelhoferová: Soziale Solidarische Ökonomie / Brian Tokar: Sozialökologie / Charles Eisenstein: Spiritualität der Erde / Sutej Hugu: Tao-Weltanschauung / John Seed: Tiefenökologie (deep ecology) / Rob Hopkin: Transition-Bewegung / Ramiro Ávila-Santamaría: Tribunal für die Rechte der Natur / Lesley Le Grange: Ubuntu (Konzept gemeinschaftlicher Verbundenheit) / Joan Martinez-Alier: Umweltgerechtigkeit / Xochitl Leyva-Solano: Zapatistische Autonomie / Arturo Escobar: Zivilisatorische Umbrüche
Der Globale Wandteppich der Alternativen Elisabeth Voß: Nachwort.
326 Seiten, Gebunden, 18,50 Euro (dolf)

Isbn 978-3945959671
[Trust # 228 Oktober2024]

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