März 16th, 2007

NO MEANS NO (#98, 01-2003)

Posted in interview by sebastian

Man kann ihnen vieles vorwerfen, nur sicherlich eines nicht, langweilige Kopie ihrer selbst zu sein. Dies war einer der Gründe die uns ins Münsteraner Gleis 22 trieb, um ein Interview mit dem sichtlich gut gelaunten „No means No“ Drummer John Wright zu führen.

Das Gleis 22, vor allem bekannt durch excellentes Booking im Bereich Emo und Ska-Musik, platzte zwar nicht aus allen Nähten, trotzdem waren genug Leute da, um dem kanadischen Doppelpack von Vorband „Removal“, einer reinen Instrumental-Combo und „No means no“ einen Grund zu geben, das Haus zu rocken. Schlagzeuger John Wright stand uns vor dem Gig Rede und Antwort.

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Ihr existiert als Band seit nahezu 20 Jahren, hört sich nach einer nie endenden Geschichte an.

John: Ja, das stimmt. Mein Bruder und ich machen Musik zusammen seit 1978, in dem Jahr haben wir angefangen im Keller Musik zu machen. Die erste offizielle Veröffentlichung hatten wir 1980, wenn ich mich nicht irre. Das war unser Start ins Business. Die erste Tour folgte dann 1984. Solange weiterhin so viele Leute zu unseren Konzerten strömen und wir unseren Spass haben geht´s weiter. Ich habe seit 10 Jahren ausser der Musik keinen festen normalen Job, also kann´s mir doch nicht so schlecht gehen.

Siehst du dich als professioneller Musiker?

John: Professionell in dem Sinne, dass ich mein Geld damit verdiene. Es war nie unsere Absicht professionelle Musiker zu sein oder zu werden. Wir haben als kleine Band, so wie viele andere auch, angefangen und uns Schritt für Schritt nach oben gearbeitet. Wir hatten Glück, die richtigen Leute zu treffen. Ausserdem war die Tatsache, dass wir nie eine richtige Hitsingle hatten, unser grosser Vorteil bei der Zusammenarbeit mit Plattenfirmen, denn so wurden wir nicht finanziell von denen abgezogen.

Als Hanson Brothers spielt ihr einige Shows in Schweden?!

John: Ja, das stimmt. Unser Booking Agent hat uns eine Show beim Hultsfred Festival gebucht. Da wir vorher nie in Schweden spielen konnten, holen wir es so nach. Überings ein interessantes billing mit Bands wie Slayer, Turbonegro oder Sonic Youth. Ein ziemlich grosses Festival 25.000 bis 30.000 Besucher, trotzdem aber kleiner als z.B. das Roskilde Festival, wo wir 1994 gespielt haben.

Dort spielten wir an einem Freitagabend vor 50.000 Menschen, auch wenn nur 300 von denen wussten wer wir waren, ein unvergessliches Ereignis. „Wer zum Teufel sind diese kanandischen Musiker?“, schienen sich viele zu fragen. Wir spielten direkt nach Peter Gabriel, von dem ich ziemlich enttäuscht war, mit Billy Cobham an den Drums, der nix anderes tat, als den Schlagzeugcomputer zu begleiten.

Wenn du Clubshows mit Festivalshows vergleichst, welche Situation gefällt dir persönlich besser?

John: Ganz klar ziehe ich Clubshows den grossen Festivalauftritten vor. Klar ist es etwas besonderes auf grossen Bühnen zu stehen, doch nur bei den kleineren Clubshows hast du den persönlichen Kontakt zu den Besuchern. Wenn du 40m weit weg bist und dich noch ein Pressegraben von deiner Audience trennt, kann einfach nichts persönliches entstehen und es ist eine Rockshow. Aber es macht Spass und es springt nebenher auch noch ein fetter Batzen Geld dabei herum, mit dem man schlechter besuchte Shows mitfinanzieren kann.“Easy money“ halt.

Ihr habt ein Album mit Jello Biafra aufgenomen. Was hältst du von der „Reunion“ der Dead Kennedy´s?

John: Wir spielen eine Show zusammen mit denen und zwar auf dem Full Force in Leipzig. Klar – ohne Jello. Es besteht ein hasserfüllter Streit zwischen Jello und der Band und das bereits seit einigen Jahren.

Wie es kam es zu der Zusammenarbeit Biafra+No means no?

John: Nach dem Kennedy´s Split hat Jello weiter Songs geschrieben und mit vielen Bands, wie z.B. D.O.A., zusammengearbeitet. Er arbeitete an einem Film namens „Ternimal City Ricoche“ und für den Soundtrack brauchte er noch 3 Songs, die er draufsetzen wollte, einen mit Drogon Sent einen mit D.O.A. und einen mit uns (No Means No). Als wir ihn kennenlernten kam die Idee auf mit ihm eine EP zu produzieren, kurze Zeit später kam er mit 20 Songs auf uns zu.

Was sagst du zu der Ironie der Umstände, dass eine von den Institutionen in den Staaten fast nahezu zerstörten Band der DEAD KENNEDY´S eine Band geworden ist, die sich jetzt mit Gerichtsverfahren und persönlicher Verfeindungen selbst kaputt macht?

John: Nun ja, ich verfolge die Regenbogenpresse nicht, nur soweit, wie es um Jello geht. Es ist schon lächerlich, da muss ich dir recht geben, dass sich Jello und der Rest der Band nicht ausergerichtlich über Bandangelegenheiten einigen können. Jello hat soweit alle Gerichtsverfahren verloren. Meines Erachtens liegt vieles an Jello, der keine Kompromisse macht oder der Gegenseite entgegen kommt.

Momentan hat er alle Rechte verloren, die er sonst noch in kleinerer oder grösserer Form besitzen würde. Habe die neuen DEAD KENNEDY´S allerdings selber nie gesehen, nie mit Jello, aber auch nicht mit dem neuen Sänger. Die DK´S waren eine sehr gute Alternative Tentacles Band, jedoch deren business ist deren business.

Die Zusammenarbeit von dir und deinem Bruder – immer ein positiver Faktor im Vorrankommen der Band?

John: Hmm, mein Bruder und ich arbeiten schon sehr lange zusammen, so dass wir uns in uns auswendig kennen.

Wie kann eine so enge Beziehung wie unter Freunden, Brüdern, Ehepartnern nicht das Vorrankommen beeinflussen?

John: Die Natur der Beziehung hat grossen Einfluss auf alles was du tust, ohne Zweifel. Die Brüderschaft ist vor allem ein Problem der Gitarristen bei uns, denn die müssen sich unsere Streitereien anhören.

Was wird uns aus dem Hause NOMEANSNO erwarten?

John: Wir versuchen die HANSON BROTHERS in Japan unterzubringen, auch in den Staaten haben die HANSON BROTHERS noch nicht gespielt, was damit zusammenhängt, das wir noch keine Platte in den U.S.A. veröffentlicht haben, nur in Kanada und Europa Natürlich arbeiten wir an neuen Songs für NOMEANSNO, die wir dann aufs neue Album packen werden, ausserdem steht eine Greatest Hits-Cd an mit Veröffentlichungsdatum Frühling 2003.

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Nachdem uns John noch von seiner Liebe zum Gerstensaft erzählt und von eigenem, selbstgebrautem Bier schwärmt, eröffnen „Removal“ den kanadischen Abend im Münsteraner Gleis 22. Noch während die Vorband spielt, verlasse ich frühzeitig das Geschehen. Sicherlich würde der eine oder der andere seine Oma verrecken lassen für NoMeansNo live, für mich geht es spätestens am nächsten Morgen beim schrillen Ton des Weckers zurück in die graue Realität, denn schon früh morgens will der eine oder anderre Kunde an der Pflanzenschutztheke des Gartencenters sein Blattlausmittel und der am Vorabend noch so aktive Fragesteller kehrt zurück in die grosse Welt des Gartencenters Münsterland, definitiv eine andere Welt.

Interview: Nils Robin Kruska

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