Dezember 31st, 2023

Mudfight (#217, 2022)

Posted in interview by Thorsten

Plattenproduzent, Labelchef und Krautrock Legende Rolf-Ulrich Kaiser sagte einmal, die Revolution könne auf keinen Fall von einem Tag auf den anderen erfolgreich zu Ende gehen. Mit Hinblick auf das Erbe der Nationalsozialist*innen in Europa vermutete er, es könne gar ein ganzes Jahrhundert dauern, die alten Strukturen zu überwinden. Gut fünfzig Jahre nachdem Kaiser dies sagte, ist der Kampf gegen den Faschismus noch lange nicht gewonnen, und auch verkrustete Haltungen wie Sexismus, Transphobie und viele weitere sind nach wie vor existent. Da erfüllt es das Herz der Fortschrittlich Denkenden mit Wärme und Freude, die Stimmen junger Menschen zu hören, die noch des Kampfes für eine bessere Zukunft noch lange nicht satt sind. Während ihrer Tour haben sich Sänger Max und Rhythmusgitarrist Oliver von der oberösterreichischen Band MUDFIGHT die Zeit genommen, über Status Quo und Aussicht der Revolution sowie über ihre eigenen Ziele und natürlich auch über Musik zu berichten.

Hallo und danke, dass ihr euch Zeit nehmt. Wie seid ihr bisher durch den heißen Winter gekommen?

Hallo! Sehr gerne 😊
Ganz großartig! Unser Album ist endlich veröffentlicht worden und wir könnten über das Feedback und die aktuellen Entwicklungen nicht glücklicher sein!

Steckt hinter eurem Bandnamen eine kleine Anekdote hinsichtlich seiner Entstehung?

Ja absolut. Der Name MUDFIGHT stammt von der Green Day Show am Woodstock 1994, welche in einer riesigen Schlammschlacht endete und die Band damals populär machte.

Am 15. Juli ist euer Debutalbum „Time for Revolution“ bei SBÄM Records erschienen. Wo wird diese Revolution stattfinden: in den verkrusteten Strukturen des Punk Rock oder auch in der Welt außerhalb der Subkultur?

Die angesprochene Revolution soll auch in der Welt außerhalb der Subkultur stattfinden! Gerade in der Jugendszene ist es unser Ziel Punkrock wieder zu etablieren. Die Musik soll auch Leute erreichen, welche nicht in das reguläre Klientel einer Punkshow fallen!

Welche Veränderungen oder Gedankenanstöße möchtet ihr – sowohl im subkulturellen Kontext als auch im größeren Stil – mit eurer Musik und darüber hinaus voranbringen?

Zuerst hoffen wir, dass jüngere Punkbands wieder mehr Anerkennung finden und die jüngere Generation wieder mehr zu Punk findet, da das Genre ja ursprünglich eine ausschließliche Jugendbewegung war. Mit ein paar Songs wollen wir jedoch auch etwas politischere Themen ansprechen, die uns alle sehr frustrieren. Also wir finden, es ist sowohl genre-intern als auch außerhalb eine Revolution notwendig!

Ob Punk Rock nun tot ist, gerade wiederbelebt wurde, die Musik des Widerstands ist, oder doch eher ein Relikt für das Musikmuseum darstellt, wird gerne totdiskutiert. Was verbindet euch ganz persönlich mit Musikstilen wie Punk, Garage, Rock’n’Roll etc.?

Wir alle sind noch über Radio mit dieser Musik großgeworden und wir würden es schade finden, wenn diese verschiedenen Musikstile aussterben würden. Wir sind uns allerdings sicher, dass dies nicht so schnell eintreffen wird. Gerade in politisch schweren Zeiten wie diesen, bekommt Punkrock immer wieder mehr Anerkennung in der Gesellschaft!

Sucht man im oberösterreichischen Alpenvorland lange, um Venues, Musiker*innen oder Events zu finden, oder entwickelt sich in eurem Umfeld eine aktive und blühende junge Bewegung?

Wir können aus Erfahrung sprechen, dass es in Oberösterreich genauso viel musikbegeisterte Leute gibt wie sonst überall auch! Man muss nur wissen, wo man suchen muss! 😉

Welche Träume konntet ihr euch in der Zeit mit Mudfight schon erfüllen, und was würdet ihr sehr gerne bald erlangen?

Also das Album war ein riesiger Traum von uns allen. Wir haben schon auf Bühnen spielen dürfen, von denen wir anfangs nur träumen konnten. Gerade nach dem SBÄM Fest, wo wir die Bühne mit riesigen Bands wie den Dropkick Murphys, Pennywise und co. teilen durften oder bei unserer Heimshow am 13. August in Gmunden wird uns wieder bewusst, dass wir auf dem richtigen Weg sind! Vieles ist für uns alle noch nicht realisierbar haha.

Ich wünsche euch alles Gute und bedanke mich für eure Zeit! Möchtet ihr zum Abschluss noch etwas loswerden?

Vielen Dank an alle, die uns auf unserem bisherigen Weg schon unterstützt haben und an jene, die es noch werden! Ohne euch wäre das alles nicht möglich!
Und noch eine Botschaft gerade an die jungen Leute: Denkt daran: Jeder, der sich an die Regeln hält, ist in der Szene willkommen – egal welche Sexualität, Herkunft und co.! Punk ist Freiheit!
Vielen Dank für das Interview! Alles Gute!

Interview: Raphael Lukas

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