Dezember 31st, 2021

Mixtape (#207, 2021)

Posted in artikel by Jan

MIXTAPE PARTIALITÉ

Warum nicht einfach mal ein Mixtape basteln, auf Papier abgedruckt, ein befangenes Zeitdokument mit (Vor)Liebe, Zuneigung und ganz viel Parteilichkeit… ohne Verriss, Frage und Antwort. Wenn schon befangen, dann wenigstens richtig! Offen und ehrlich voreingenommen… aber selbstverständlich nur in eine Richtung!
Da das TRUST sowohl ohne Sampler-Beilage auskommt als auch den Anspruch hegt die Leser*innen zum eigenaktiven Handeln zu ermächtigen, könnt ihr das hier als Motivation sehen mal wieder selber Schere und Klebestift sowie die alten Chris de Burgh-Tapes aus dem Familienfundus zum Überspielen in die Hand zu nehmen um eine schöne Mixkassette zu zaubern. Unten angebotene Inhalte sind als Vorschlag, Startschuss und Inspiration gedacht und lassen sich je nach Belieben erweitern und modifizieren. In Zeiten in denen mensch mehr als ausreichend Screentime hat und nach sinnvolleren Betätigungen als Arbeit im Rahmen des Home-Office sucht, bietet Internetrecherche zu schöner Musik oder auch mal wieder das durchforsten der Plattensammlung eine bereichernde Alternative. Hier kommen dreizehn Vorlagen, jetzt seid ihr dran! Die Lieben die ihr mit eurem kompilierten beschenkt, werden es euch danken und ihr habt eure Zeit ein wenig sinnvoller verstreichen lassen. Bitteschön!

“We have a world of pleasure to win, and nothing to lose but boredom”
Raoul Vaneigem, “The revolution of everyday life“ (1994), Left Bank Distribution

TULIPS
Den Start machen hier Tulips. Ihr waviger Post-Punk schwebt und flimmert schön minimal, versprüht irgendwie eine Leichtigkeit die zu gleichen Teilen durch die, die Songs tragende Melancholie wieder aufgewogen wird. Das ist sozusagen Easy-Listening mit ein wenig Schwermut. Singlenote- und Synthie-getragene Gelassenheit mit einer Träne im Knopfloch, ohne Pathos und mit lyrischer Substanz. Nicht nur Sylvia Plath und ihr Schaffen sind Referenz für den Bandnamen, nein auch sonst sind die Texte durchzogen von Einflüssen aus Literatur und Kunst von Sophie Calle oder Louise Bourgeois. Die Infos habe ich in erster Linie aus dem Interview im Noise Raid Fanzine abgegriffen! Da meinte ich schon zu erkennen, das hier durchaus sympathische Menschen am Werk sind! Aber nun zurück zur Musik, die wirkt auf der self titled Ep von 2018 noch etwas zackiger, während das „Easy Games“ Album und der Song „Du“, beides aus 2020, wesentlich mehr Raum in alle Richtungen bekommen haben. Das hier ist wunderbare Musik von ner Band die ihren kreativen Output auch locker in weitere kulturelle Kontexte packt. So gefällt mir das!

– „Tulips – die Band, nicht die Blumen – kommen aus Köln und spielen wavepunk oder dark pop oder whatever aber mit Nebel. Passen auf dein Mixtape wie Espresso auf Eiswürfel im Sommer.“-
ttuulliippss.bandcamp.com

CHILDREN OF BOREDOM
Ja, dieser Band stehe ich durch freundschaftliche Bande sehr befangen gegenüber. Fehlt bei der eigenen Musik die Distanz komplett, ist sie auch nicht viel größer wenn deine Bandkolleg*innen sich anderweitig austoben. Wie dem auch sei, den relaxten und fluffigen College-Rock von Children of Boredom würde ich auch feiern wären mir die Leute gänzlich unbekannt. Ohne dass ich in dieser Sparte Musik sonderlich bewandert wäre, behaupte ich einfach mal das die elf Hits auf dem selbstbetitelten Demokassettchen von 2019 die besten Weezer-Songs sind die jemals geschrieben worden sind. Und nun kommen die drei langsam, aber wirklich gaaanz langsam in Fahrt, das Arbeitstempo ist hier ganz und gar nicht von Hektik geprägt, ebenso wenig wie die Musik.

Fernab von Szenequatsch, verbissener Ernsthaftigkeit oder Leistungsdruck gibt’s eventuell und hoffentlich mal irgendwann so etwas wie ein Album. Wir werden sehen. Bis dahin hält die Band ein wenig sarkastisch, noch weniger melancholisch und mit Humor an irgendwas vom Gestern fest was ins Heute strahlt. Im Kopf noch frisch, machen die Knochen langsam schlapp und wenn wir dieses komische „Erwachsen werden müssen“ mit nem großen Augenzwinkern sehen, kommt dann so etwas wie Children of Boredom dabei raus. Um mein Gefasel etwas zu pointieren, zitiere ich die Band: „humans are shitty, but we are human too, so being shitty togeher is the best thing we can do“… Schöner Vorschlag!

-„Nicht schon wieder der Weezer-Vergleich, die haben doch auch nur bei Kiss und Beach Boys geklaut“ –
children-of-boredom.bandcamp.com

VIDRO
Vidro haben es in gut und gerne zwei Jahren geschafft mit Demo, LP und einem Split-Release ordentlich Staub aufzuwirbeln. Hier wird mit Stil geschimpft, gekeilt und gespuckt. Formulierungen wie „mit Wut im Bauch“ verblassen im Angesicht der Songs der Stockholmer*innen und werden den Facetten die hier im anderthalb-Minuten-Takt auf uns einprasseln nicht gerecht. Vidro machen Spaß, Vidro machen Angst … dem kann ich mich nicht entziehen. Das hier ist wie Psychedelic-Rock auf Speed oder Poison Idea auf Meskalin, wobei mir solch Drogenvergleiche auch immer ein bisschen zu verherrlichend sind und sich bei den genannten Referenzen wahrscheinlich überflüssig machen, waren dort eh und kontinuierlich diverseste Substanzen im Spiel. Kurzum können wir festhalten das die Band mit ordentlich Chorus-Effekt auf der Gitarre, Tempowechsel und eben mehr Gefühl als lediglich Wut im Bauch genau dort zwischen Langeweile und Mittelmäßigkeit einschlägt wo es wehtut und schon lange nötig war.

-„Ha ha –Hate fortress europe. Det Byggs murar –genom europa, död i hav-runt om europa, cctv-runt om i europa- bygger murar-runt europa“-
vidro.bandcamp.com

CAGE KICKER
Bei Cage Kicker fehlen mir jegliche Hintergrundinfos. Ich bin aber auch zu faul für weitere Recherche. Vielleicht gibt dieses Internet auch noch gar nicht so viel her, scheint das Ganze hier doch noch recht frisch zu sein. Zwei Tapes á sechs Songs schwirren seit März 2020 durch die digitale Welt. Drüben hinter’m großen Teich scheint es die Kassetten physisch via Sorry State Records zu geben, hier ist die selbstbetitelte schon wegverkauft, Respekt! Aus Berlin, soviel ist schon mal klar, gibt’s auf die zwölf! Ich denke ein wenig an Bombenalarm oder Chainbreaker, entsprechend habe ich auch den einen oder anderen Verdachtsmoment wenn es um die Menschen hinter Cage Kicker geht…. Egal. Der straighte Hardcorepunk ohne große Schnörkel begeistert mich, überrascht auch hier und da mit beispielsweise kleinen „East Bay Rayigen“ Gitarrenscharmützeln, verliert sich aber durch seine Roh- und Direktheit an keiner Stelle. Ich hoffe dass es bald noch mehr geben wird und wir uns dann alle in irgendeiner Zukunft in irgendeinem Keller vom Sänger anrotzen lassen dürfen.

-„We’re the guillotine waiting for your crowned head. We want decontrol. No more power.”-
cagekicker.bandcamp.com

STATIC MEANS
Die Seven Inch und die LP dieser lieben Menschen aus Leipzig wurden im Trust schon wohlwollend besprochen. Nicht nur weil die Hälfte meines Equipments noch im Static Means-Proberaum lagern darf, bin ich der Meinung, dass die Kolleg*innen hier zu gegebenen Zeitpunkten vollkommen zu Recht ihr Lob ausgesprochen haben. Punk mit 80ies Pop-Referenz und kleinen elektronischen Tasten- und Knöpfchen-Instrumenten, meist nahe beim Mikroständer der Gesangsmenschen hat zwar gerade Hochkonjunktur und inflationiert sich somit oft auch selbst gleich wieder, trotz Hype und Überfrachtung gibt es aber immer wieder Bands die angenehm hervorstechen.

So auch Static Means. Ist die Band auf Platte schon ne Wucht, haben sie mich live sowieso immer mitgerissen. Energisch, sympathisch und gelassen gab’s in den Gewölben der Republik noch mehr Drive als auf Vinyl und ich denke gerade jetzt in Konzertfreien Zeiten gerne an diese Shows zurück. Hoffentlich kommen wir bald alle wieder in den Genuss! Bis dahin empfehle ich u.a. die großen, kleinen und Split-Platten dieser Band!

-„Wir sind Static Means. Alle sagen Postpunk, denn das stimmt immer. Und logisch: Genretypisch gibt`s die egozentrische Auseinandersetzung mit Adoleszenz und Alltag. Dur ist verboten, jede Form von Konsonanz demnächst sicher auch. Enjoy – not.“-
staticmeans.bandcamp.com

SIAL
Die Platten von Sial zu hören fühlt sich an wie ein angespitzter Bleistift im Handrücken, wie eine Kreissäge nah am Gehörgang. Ein Rundum-Wohlfühlpaket also, zumindest wenn mensch lieber Güterzügen und Bulldozern als Vogelzirpen lauscht. Diese ausgesprochen rohen Häppchen Wut hier, bewegen sich trotz hohem Tempo und zwischenzeitlichen Verschnaufpausen für Bleistiftanspitzer und Lokführer, oftmals näher an Noise als an Hardcorepunk. Wir bewegen uns hier auf Terrain, welches in Sachen Punk immer noch wenig Beachtung bekommt obwohl sich auf selbigem einiges mehr tut, als dekadente Westeuropäer*innen glauben zu wissen.

Sial kommen aus Singapur und texten in der Sprache der indigenen Minderheit Malay, Bahasa Melayu, wohl auch eher eine bewusste Entscheidung als plumpes Stilmittel, denn die vier legen es nach eigener Aussage darauf an, mit einer Kultur der strengen Disziplin, Zurückhaltung und Höflichkeit aufzuräumen, die nicht zuletzt durch Kolonialisierung und Imperialismus manifestiert wurde. Die inhaltliche klare Linie passt trotz psychedelisch-chaotisch anmutender Ausflüge irgendwie dann sehr stimmig zur Musik. In diesem Sinne… wenn ihr das nächste Mal euren Faber-Castell 9H in der Hand habt, denkt an Sial und den Anspitzer!

-„What’s in the future for this band? No fúture. The world is dying, so is punk”-
sial.bandcamp.com

AUS
Uuuhhhh… Xmal Deutschland würden vor Neid erblassen. Kühl und organisch reichen als Adjektive nicht aus um Aus zu beschreiben. Bei diesem Hörgenuss spüre ich sprichwörtlich den eisig kalten Kontinentalwinter meiner Berliner Jahre an jeder meiner Fuß- und Fingerspitzen und sehe mich zwischen irgendwelchen Schutthaufen in verlassener Industrie wenn ich mich mal wieder bis irgendwo hinter Hohenschönhausen verfahren hatte. Vielleicht liegt das aber auch nur an den entsprechenden Bandfotos auf Geröll und vor zerschlagenen Scheiben. Hier gibt sich Schönheit und Brutalität die Hand. Die Musik ist minimalistisch und distanziert aber doch irgendwie monumental. Aus werden zwar immer wieder in einem Zug mit aktuellen australischen Bands genannt und auch hier sehe die eine oder andere Parallele oder ziehe, wie oben zu lesen Vergleiche bis in die 80er. Trotz allem hat die Band aber was sehr eigenes, schwer zu fassendes was mich mitreißt! Überzeugt euch selbst…

-„frostig, rotzig, eiskellerkalter Gesang, zum Runterkühlen an warmen Tagen“- taz, 29.?5.?2020, Jens Uthoff
ausbln.bandcamp.com

SOUL GLO
So so, das ist also Noise Rap. Mit Rap hat’s für mich wenig zu tun. Jello Biafra in einer Youth Crew Band, 90er Screamo ohne schöne Gitarrenharmonien oder Big Black auf versehentlichen 45rpm trifft es genauso wenig. Das sind aber alles Versuche das zu artikulieren was mir Soul Glo um die Ohren hauen. Wem der Mix aus alldem genannten noch zu langweilig wäre und wer sich gerne herausfordert, dem sei diese Band aus Philadelphia ans Herz gelegt. Wer die Songs der ersten Hälfte seiner Untitled LP einfach nur durchnummeriert um in der zweiten Hälfte mit originellen oder deutlichen Titeln wie „Guilty of being… wait“ oder „Violence against black women goes largely unreported“ aufwartet, muss eine Idee haben! Eine Idee die ich bis jetzt noch nicht verstanden habe, die mich aber seit längerer Zeit begleitet, in die ich immer wieder hineinfühle, schaue was hier (vielleicht sogar großes) passiert… immer wieder überprüfe ob das hier wirklich mal ein bisschen was „anderes“ ist? Manche sagen „eklektisch“, ich sage: „spannend“.

-“Just because I am crazy doesn’t mean I’m not right” –
soulglophl.bandcamp.com

BITPART
Wer „my whole body hurts“ so singen kann dass mir die Freudentränen ins Gesicht schießen, kann kein schlechter Mensch sein. Natürlich passen Schmerz und Freude nicht wirklich zusammen, es sei denn mensch ist etwas masochistisch veranlagt … hier kitzelt mir aber mal wieder die Melancholie eine Gänsehaut auf die Pelle. Nicht nur jene gibt’s bei Bitpart zu Hauf, auch ein wenig verschroben, hier betont lässig, dort etwas energischer, arbeiten sich die Pariser*innen durch ihr Debutalbum. Die Instrumentierung und der Wechselgesang von Eric, Julie und Franck sind aufs wesentliche beschränkt und doch irgendwie mächtig und einnehmend!

Weil ich „Eat your mess“ nun häufig in schleife höre, bin ich noch nicht mal dazu gekommen den restlichen Output der Band zu beäugen. Ich freue mich schon darauf. Menschen die ihren Punk ganz gerne mal als Indierock verpacken, werden sich über diese Band freuen. Wer Referenzen braucht sollte in seinem Plattenschrank unter D wie Dinosaur Jr und Dischord ab neunzehnfünfundachtzig schauen, oder eben gleich bei Destructure Records, dem Label welches ihr sowieso mal checken solltet, sind Bitpart im dortigen Rooster doch nicht das einzige Schmankerl.

-“Bitpart is a three piece indie-punk-post-hardcore-pop-noise-grunge band from Paris, France, endlessly trying to turn cathartic honesty into powerful songs since 2010”-
bitpart.bandcamp.com

YACHT COMMUNISM
…sind ein Beispiel dafür dass Punk auch anders funktioniert. Und was ist schon Punk und welcher Schubladen bedienen wir uns denn sonst noch? Wenn Gitarren viel zu sphärisch wabern und die Rhythmussektion zu viel vom artsy Groove hat, kann mensch Yacht Communism weder Noise- noch Psychedelic-Rock schimpfen. Wenn du wissen magst wie es klingen könnte, würden Big Brave und Chelsea Wolfe ne Crust-Band covern während im Nebenzimmer Roky Erikson parallel zu Make-Up läuft, wenn dich interessiert was dabei herauskommt, wenn sich vier Menschen treffen die sich in Vergangenheit auf allerlei Gelände von Powerviolence bis Emo ausgetobt haben und nun nochmal „ was anderes“ probieren, dann bitte! Hier gibt’s zwei Tapes die dir mit Sicherheit gefallen werden. Diese, meine konfusen Ausführungen treffen das Wesen der Band wahrscheinlich eh nicht- wie denn auch, wenn Musik so schwer zu fassen und doch irgendwie direkt ist, tief, schön, mysteriös und verwirrend!

-„Just behave. Just pretend . Follow – Hide. Just listen.“-
yachtcommunism.bandcamp.com

FACILITY MEN
Erinnert sich noch wer an die „Mode“ sich mit nem dicken Marker ein X auf die Arbeitshandschuhe zu malen? Damals vierundachtzig, Ray Cappo und ähnlich gesinnte Gesellen? Nachdem ich so etwas nur von Fotos kannte, durfte ich diesen Style dann nochmal später bei beliebigen, mehr oder weniger provinziellen Straight Edge Bands in mehr oder weniger provinziellen Jugendzentren beschmunzeln. Wie komme ich darauf? Der Sänger von Facility Men aus Buffalo bedient sich einem ähnlichen Finger-chique… nur in schwarz und aus Leder. Ob das nun Referenz an oben genanntes ist, an Hausmeistertätigkeiten (macht’s Klick bei dem Bandnamen?), Türstehercouture oder einfach nur wegen kalter Pfoten… ich weiß es nicht. Facility Men, jedenfalls sind musikalisch wenig Youth Crew, dafür aber heißer Scheiß irgendwo zwischen Garagen-Rock und Revolution Summer, Sperrigkeit und Harmonie, Schnodderigkeit und Pop! Ich suche mir jetzt mal Handschuhe und einen Edding raus.

-“His hand slid around my neck. She whispered minimum wage”-
facilitymen-bigneck.bandcamp.com

BARCELONA
“Extremo nihilismo en Barcelona”… wenn es Musik geben sollte, die den Terminus Nihilismus treffend vertont, wären Barcelona ganz vorne mit dabei. Die Millionen Punks aus vier Dekaden die sich Slogans und Stempel wie diesen in die Stirn geritzt und sich Konventionen (oft nur scheinbar) in den Allerwertesten geschoben haben, würden im Angesichte dieser Band vor Scham im Boden versinken. Ja hier werden Songs gebaut aus nur einem Ton, oder aus Floortom und Gekeife und mehr nicht. Die Artworks kommen den Zeichnungen deiner Tochter in der Kita gleich, digitalisiert mit einer CGA Grafikkarte von neunzehneinundachtzig. Wenn mensch der spärlichen Eigendarstellung oder dem amüsanten „Tourvideo“ der Japantour von Barcelona Glauben schenkt, hat die Band schon Menschen in mehreren Ecken der Welt auf die Palme gebracht. Ob Inszeniert oder nicht, ich finde es einfach nur zu gleichen Teilen großartig und befremdlich mit welchem Maß an Gleichgültigkeit die Sängerin es schafft Drei-Wort-Texte ins Mikro zu prügeln und dazu Zigarette zu rauchen. Je zwei Alben und Singles gibt es hier, nichts davon ist ohne Schmerzen in einem Rutsch durchzuhören. Ganz großes Kino!

-„It’s better if I shut the fuck up, I’ve already said everything”-
barcelona.bandcamp.com

KOHTI TUHOA
Obacht, hier zu schnell und zu beliebig die Japan- oder Finnland-Hardcore-Karte zu ziehen, würde Kohti Tuhoa nicht gerecht werden. Ja, hier geht’s fix zur Sache, ein bisschen verrückter als anderswo meinetwegen auch und wer möchte hört natürlich ein wenig Riistetyt oder Framtid raus. Trotzdem ist das hier zu furios und vielseitig als das die vorgestanzte Erwartung oder eine regionale Verortung des Sounds reichen würde. Dass die Menschen von Kohti Tuhoa schon länger in und um Helsinki ihr Unwesen treiben meine ich zu merken, dass dabei auch einiges von Rock’n’Roll über Powerpop bis Thrashmetal eine Rolle gespielt hat und noch spielt, schwingt ebenso, wenigstens subtil und vorwiegend bei den jüngeren Releases in den Songs mit.

Auf den Platten kommt trotz oder gerade wegen dem unterschwelligen Augenzwinkern in Richtung mehr als nur Punk alles aus einem Guss und auf den Punkt. Komplex und gleichzeitig rudimentär schleicht sich bei rasendem Tempo immer wieder ein kleines Melodiechen in die sowieso schon ausgefeilte Gitarrenarbeit und die Vocals erinnern hier und da an „guten“ Metal. Um herausfinden was das nun wieder heißt hört ihr am besten selbst mal rein.

-„If you can squeeze everything in 20 minutes, do it! Usually hardcore gets better when you strip it off all that’s unnecessary”-
kohtituhoa.bandcamp.com

Einleitung und Text: Jöran
Zitate unter jeweiligen Passagen: die Künstler*innen selbst oder vom Verfasser aus Texten, Interviews und dem Kontext gerissen

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