Judas Hengst (#221, 2023)
Von Freunden oder der besten Band, die man jemals haben wird
Interview mit Judas Hengst
Die Bremer Band Judas Hengst hat ihren Ursprung in einem emsländischen Keller Ende der 1980er Jahre. Dort treffen sich Christian und Heinz regelmäßig und machen gemeinsam Musik. Damals hören die beiden noch Guns’n’Roses. Vorbilder gibt es zu der Zeit in der lokalen Szene und im nahegelegenen Ostfriesland zuhauf, wie etwa die Band Tötensen. Wenig später lernt Heinz Olaf auf einem Hellacopters-Konzert kennen, als Heinz seinen eigenen Kassettenrekorder dabei hat, um die Band zu interviewen.
Einige gescheiterte Bandprojekte später trifft Heinz bei einem Konzert Alex, das vierte Mitglied von Judas Hengst. Irgendwann beschließen die vier, gemeinsam eine Band zu starten und so entsteht Judas Hengst. Der Bandname lässt einen erst einmal irritiert zurück. Hat das etwa mit Judas Priest zu tun? Nein, erklärt Olaf. Das ist der Hengst, der dazu eingesetzt wird, wilde Mustangs einzufangen. Er setzt sich an die Spitze der galoppierenden Wildpferde und führt sie in die Arme der Pferdefänger.
Heute treffe ich die Band in ihrem Bremer Proberaum im Viertel Industriehäfen, in der Straße “Use Akschen”. Auf dem Gelände der ehemaligen Großwerft AG Weser gelegen, findet sich ein Proberaum-Studiokomplex, der von außen nicht zu erkennen ist. Hier wurden einst Kriegsschiffe und U-Boote gebaut. 1918 nahmen die Arbeiter der AG Weser an der Novemberrevolution teil und leisteten so ihren Anteil am Sturz der Monarchie. Ein unscheinbarer Ort mit Geschichte.
Wir sitzen bei Bier und kalten Getränken in der Studioküche im 1. Stock zusammen und es wird viel gelacht und geraucht. Man merkt, dass Judas Hengst mehr verbindet als nur das gemeinsame Musik machen, sie sind gute Freunde, vielleicht die besten. Mit dabei beim Interview ist auch Timo von den Harbor Inn Studios. Wir sprechen über das neue Album Ghost, ihr zweites, dass genau dort entstanden ist, inmitten der Industriebrache. Kurz nach dem Interview wird es veröffentlicht.
Die CDs, sowie Poster sind gerade angekommen. Auf ihrem neuen Album probiert die Band sich aus und experimentiert viel mehr als auf dem Vorgänger “Death Tapes”. Den musikalischen Bastard aus Hardcore, Sludge, Noise, Stoner und Postmetal nennen sie selber “Postcore”. Laute und leise Passagen wechseln sich ab, es wird geschrien, gesungen, gesprochen. Wie das Album entstanden ist und was Einfluss auf den Sound genommen hat, das erzählen sie im Interview. Also lest selbst.
Stellt euch doch mal bitte kurz vor.
Ja, ich bin Heinz, Schlagzeuger, 43 Jahre alt. Hobbys Schlagzeug spielen. (Alle lachen.)
Ich heiße Olaf, ich spiele Bass.
Ich bin Alex. Ich spiele Gitarre bei Judas Hengst, seit acht Jahren.
Ich bin Christian, ich bin Gitarrist und ich habe gerade bei allen anderen vermisst zu hören, wir singen auch. Auch 43 Jahre alt. Als Emsländer muss man das wohl dazu sagen. (Alle lachen)
Wann habt ihr angefangen, zusammen Musik zu machen? Und woher kennt ihr euch eigentlich?
Heinz: Okay, das ist eine lange Geschichte. Also, Christian und ich haben Musik gemacht. Bei mir im Elternhaus, im Keller. Und das war 1988-89, irgendwie so. Wir kommen aus einem kleinen Dorf im Emsland, Esterwegen und kennen uns dementsprechend schon super lange. Olaf, den habe ich mal beim Hellacopters-Konzert geschockt. So haben wir uns kennengelernt, ich hatte damals einen Kassettenrecorder dabei, um die Band zu interviewen. Alex kenne ich seit Anfang 2000. Da hat Alex in einer Band gespielt. Ich habe in einer anderen Band gespielt, ohne Christian, und wir haben uns getroffen und uns gleich verliebt.
Alex: Wir haben auch ziemlich getrunken. (Alle lachen)
Heinz: Genau. Und wir haben beschlossen, dass wir etwas zusammen starten.
Christian: Jetzt müssen wir was eigentlich noch weiter durchexerzieren.
Olaf: Ich habe Christian auf einem Geburtstag kennengelernt und kurze Zeit später haben wir uns überlegt, dass wir zusammen Musik machen wollen, weil wir beide keine Band hatten und dann ist Heinz dazugekommen und wir haben zwei, drei Jahre zusammen gespielt. Die Band hat sich dann aufgelöst, weil da irgendwie kein roter Faden erkennbar war.
Christian: Wir hatten keinen Bassisten, das waren drei Gitarren, ein Schlagzeug und noch irgendwas von einem Chaospad.
Olaf: Als das zu Ende war, war ein halbes Jahr Flaute. Dann rief Christian an und fragte, ob wir noch was zusammen machen wollen und dass Heinz noch mit dabei wäre. Dann haben wir uns einen Raum gemietet und Ende 2013 angefangen gemeinsam Songs zu schreiben.
Christian: Schon unter dem Namen Judas Hengst. Alex ist 2015 dazugestoßen und hat das Ganze noch mal auf ein anderes Level gehoben. Was die Bandbreite der Musik angeht, ist das ein Mix aus all dem, was man privat hört.
Was hört ihr privat so?
Christian: Ich glaube, es ist eine gute Mischung aus Metal, Alternative, Indie, Death Metal, Doom, Stoner Rock. Ich glaube, wir können uns aus jedem Genre bedienen, sei es Pop oder auch ein guter Hip Hop-Song kann eine Rockband beeinflussen.
Olaf: Es geht einfach darum, dass Songs oder Alben funktionieren. Da ist das Genre egal, aber hauptsächlich ist es schon so Rock, Hardcore bis Grindcore.
Heinz: Das ist eine Frage der musikalischen Sozialisation. Ganz am Anfang haben Christian und ich Guns’n’Roses gehört, dann später Grunge, Hardcore, Punk, Postrock, all das fließt natürlich ein. Wir sind alle musikaffin und offen.
Ihr veröffentlicht ja bald ein neues Album. Erzählt doch mal.
Christian: Die Reise hat Ende August 2020 angefangen. Wir hatten ein paar Schnipsel und wir haben uns dann ein längeres Wochenende im Harbor Inn Studio eingemietet mit der naiven Idee, wir haben anschließend das Album im Kasten. Es stellte sich raus, dass das dann doch etwas länger dauert. Das waren nur Schnipsel und wir mussten die zu Songs zusammenführen. Aufgrund von Corona mussten wir dabei eine Zwangspause einlegen, die dann natürlich die Arbeit am Album behindert hat.
So hatten wir aber genügend Zeit uns wieder mal das anzuhören, was wir schon aufgenommen hatten. Wir haben immer gesagt, da muss auch mal wieder mehr Härte rein und uns dann immer mal wieder ein Wochenende in den Proberaum eingeschlossen, um daran zu arbeiten. Im September 2021 wurde aufgenommen und dann war erst mal eine längere Pause, wegen der Coronaauflagen, und -erkrankungen. Zuletzt kam der Gesang. Das war ein laaanger, langer Prozess. Das hat auch echt Mühe gemacht und Timo (Harbor Inn Studios) konnte die Songs irgendwann nicht mehr hören. Es kamen ständig neue Ideen. Die muss man auch oft verwerfen, weil: Das Ding ist im Kasten.
Olaf: Es war schwierig, eine vernünftige Sprache zu finden. Wir haben verschiedenste Versionen aufgenommen, um Dinge auszuprobieren. Wir haben gesprochen, geflüstert, geschrien. Wir haben jetzt tatsächlich auch Passagen, wo gesungen wird. Aber an dem Punkt muss man auch erst mal sein und auch für sich selber klar kriegen: Okay, jetzt muss ich das natürlich live performen.
Das Ergebnis heißt Ghost. Was hat es mit dem Titel auf sich?
Olaf: Das ist auch ein Song auf dem neuen Album. Wir haben nach einem Namen für das Album gesucht. Dieses Thema der Geister, die einen verfolgen oder begleiten, fanden wir sehr interessant und haben gesagt, dass wir hier ein übergeordnetes Thema haben.
Christian: Die Grundidee vom Albumtitel Ghost spiegelt sich auch in den Songs wieder. Eine Grundstimmung, die da ist, die auch beklemmend sein kann. Das war vielleicht auch etwas Übernatürliches, keine Ahnung, aber eben eine Verbindung zu den Texten und zu den Inhalten der Texte, die wir darin verarbeiten. Es geht um Verlust, um Trauer, aber auch um Gewalt.
Da hast du fast schon ein bisschen der nächsten Frage vorweg gegriffen. Was soll das Album mit den Hörer_Innen machen?
Christian: Im Idealfall soll das die Hörer für 39 Minuten an die Stereoanlage fesseln. Das soll natürlich Emotionen auslösen bei den Hörern und Hörerinnen. Ich glaube, da arbeiten wir auch viel mit Stimmungen, mit atmosphärischen Passagen, die dann, glaube ich, schon etwas bei einem auslösen können.
Habt ihr einen Lieblingssong auf der Platte?
Alex: Der wechselt immer.
Olaf: Als wir angefangen haben aufzunehmen, da war ich von einigen Sachen nicht sehr begeistert. Aber mit der Zeit hat sich das dann gewandelt. Bei mir wechselt das immer zwischen Swans und Ghost.
Christian: Also ich habe seit mindestens einem halben Jahr für mich Scheitern als meinen absoluten Favoriten. Der ist in sich stimmig. Das ist halt einfach der Song, der mich persönlich berührt.
Kannst Du vielleicht mal kurz erzählen, wie ist der Text zu Scheitern entstanden?
Christian: Ich kann mich noch genau erinnern. Eine Textzeile war tatsächlich schon länger in meiner kleinen Kladde und letztendlich haben wir um diese eine Zeile herum den restlichen Text erarbeitet. Wir hatten die Idee, eine gesprochene Textzeile in der Mitte des Songs zu platzieren. Die Story erinnert ein bisschen an Jeanie. Da geht es auch um Stalking. Um das beklemmende Gefühl, beobachtet zu werden. So ist unser zweiter deutscher Songtext entstanden und das hat sich total richtig angefühlt.
Ihr kommt alle aus dem Emsland, oder?
Alle: Ostfriesland! Emsland!
Christian: Also hier verläuft eine ganz klare Grenze. (Zeigt auf den Tisch. Alle lachen)
Würdet ihr anders klingen, wenn dem nicht so wäre?
Heinz: Boah. Für uns schwierig zu beantworten.
Christian: Ich würde sagen: Ja. Wenn ich woanders groß geworden wäre, hätte ich eine andere Sozialisation durchlebt.
Heinz: Genau. Aber ich denke mal früher, in der Papenburger Szene bzw. im Emsland und Ostfriesland, o was für Bands es da gab, aus unterschiedlichen Genres, das hat uns schon geprägt. Ich glaube, wenn wir in einer Großstadt groß geworden wären, hätten wir einen anderen Sound.
Ich stelle immer wieder fest, es gibt ja schon oft so einen regionalen Sound.
Alex: Ja, das ist richtig, aber es gibt auch immer wieder Ausläufer. In Ostfriesland war ganz viel Death Metal und Emocore, Hardcore. Ja, und dann gab es immer mal wieder Ausreißer, die so wie wir Instrumental gemacht haben.
Ich will mal so ein bisschen zurück schauen. Ghost ist ja nicht euer erstes Album. Erzählt doch mal, was habt ihr so rausgebracht bisher?
Heinz: Wir haben ganz am Anfang zu dritt die Band gegründet und da haben wir mehr so Stoner Rock gemacht. Ja, schon so ein bisschen mehr so wie Queens of the Stone Age. Dann kam Alex dazu, dann haben wir noch mal was im Proberaum aufgenommen und das online gestellt. Dann haben wir nach einem Auftritt im Tower Timo kennengelernt, der uns gemischt hat. 2017. Und Timo so: Ich finde das, was ihr da macht, ganz gut.
Christian: Menschlich! Musikalisch, weiß ich nicht. (Alle lachen)
Timo: Damals wart ihr Queens of the Stone Age. Das fand ich geil. Dann kamt ihr, hattet ein Konzeptalbum dabei und wolltet das aufnehmen.
Heinz: Ja, das kommt noch. Wir haben dann Songs irgendwie geschrieben, ohne Gesang, weil der Gesang …
Olaf: …ist sehr stiefmütterlich behandelt worden.
Heinz: Dann haben wir gedacht, nehmen wir mal die Songs auf und sind zu Timo. Eine Preproduction für das Album.
Christian: Das war ein längeres Wochenende, wo dann die Basics und die Songs standen. Der Gesang noch nicht, weil wir hatten dann viel auf Olaf gemünzt. Im Proberaum klang das alles total gut, aber irgendwas passte noch nicht. Dann kam Timo ins Spiel und fragte: Wer hat den Song geschrieben? Was willst du damit aussagen? Wie würdest du dazu singen? So ist es dann entstanden, dass wir alle singen. Das Album Death Tapes.
Inwiefern unterscheiden sich die beiden Platten? Was ist jetzt anders?
Christian: Dass es diesmal kein Konzeptalbum ist, und die Entstehung des Songs Ghost eine andere war. Der Song an sich basiert auf dem ersten, was wir in der Band geschrieben haben, also so 2006, 2007 muss das gewesen sein. Irgendwann fiel uns das Riff wieder ein. Dann haben wir das gespielt. So sind die Songs zu Ghost entstanden. Bei Death Tapes war alles fertig. Dieses Mal musste der Gesang dann eben integriert werden.
Christian: Ein Unterschied ist auch, dass Timo einen entscheidenden Part hat. Ich sage mal, durch die lange Zusammenarbeit mit Timo und dass wir hier ins Studio gezogen sind, hat natürlich auch die Zusammenarbeit erleichtert.
(An Timo gerichtet.) Ich finde deine Arbeit auch wichtig, also Du warst ja auch wirklich ein aktives Mitglied im Songwriting Prozess.
Heinz: Ich weiß gar nicht, ob es inhaltlich ein großer Unterschied ist, die Texte handeln meistens vom Tod.
Christian: Was macht eine Pandemie und Netflix mit Dir? Du guckst komische Serien und schreibst traurige Texte. (Alle lachen)
Alex: Das neue Album ist ausgefeilter. Einfach die logische Weiterentwicklung, finde ich.
Timo: Das war ja auch schon Zweck. Man hat natürlich geguckt, wo sind die Stärken und die Schwächen. Das merkst du auch, finde ich. Auch gesanglich hat sich das weiterentwickelt. Zu gucken: Wer kann wirklich noch mal was machen? Es gibt immer noch Potenzial. Die Diskussion: Wer singt was? Wir haben viel rumprobiert, es hat eigentlich fast jeder mal jeden Part gesungen, um zu gucken, was passiert. Man merkt die Weiterentwicklung.
Warum habt ihr euch für eine CD-Veröffentlichung entschieden und wird es noch eine Vinyl-Variante geben?
Olaf: Also wir waren alle für Vinyl, aber dadurch, dass wir auch sehr lange aufgenommen und produziert haben, ist ja auch die Möglichkeit Vinyl zu veröffentlichen, immer weiter nach hinten gelaufen, weil die Fertigungszeit teilweise letztes Jahr bei einem Jahr Vorlauf gelegen hat. Als wir dann entschieden haben, dass wir das im März veröffentlichen wollten, da ging das noch um eine Zeit von acht Monaten und das haben wir terminlich nicht geschafft.
Heinz: Aber man darf auch nicht vergessen, das ist ja auch eine Kostenfrage. Vinyl ist gerade einfach arschteuer. Es gab ja die Zeit, wo der Rohstoff knapp war. Da wurden die Preise richtig angehoben. Dann kam noch irgendwie die Produktionszeit dazu.
Christian: Das gesamte Produkt war ja erst im Januar fertig. Wir haben das noch Mastern lassen bei der Wellenschmiede in Hamburg und erst dann war es final. Wir hatten gesagt, wir würden gerne im Frühjahr releasen. Wir wollten dann spielen. Dann ist die Frage: Gibt es irgendwie Festivals, wo man eventuell einen Slot bekommen könnte? Das war dann ein Teil des Gedankens. Was natürlich in der Zukunft nicht ausschließt, dass wir nicht auch noch mal eine Vinyl-Version nachlegen.
Ist Judas Hengst für Euch eigentlich mehr für Euch als nur Musik zu machen?
Alle: Ja!
Christian: Ich glaube, diesen freundschaftlichen Aspekt darf man bei uns nicht außer Acht lassen, weil man sich aus völlig anderen Bezügen kennt. Ich glaube auch, dass über Judas Hengst noch die Freundschaft steht und das der Hauptgrund ist, warum wir uns hier wöchentlich treffen, Musik machen und viel Zeit und Geld investieren. Dadurch, dass wir uns so lange kennen und da ist die Musik ein toller Nebeneffekt und etwas, was uns noch mal mehr verbindet.
Wie fühlt es sich an, gemeinsam auf der Bühne zu stehen?
Heinz: Super! Ich glaube tatsächlich, das ist schon was Besonderes und ich freue mich immer, wenn wir live spielen. Das ist einfach das Beste, wenn ich mit den drei anderen Jungs zusammen auf der Bühne stehe. Ich sitze zwar, aber das ist halt für mich die beste Band, die ich jemals gehabt habe und ich glaube, die ich jemals haben werde.
Warum ist das so?
Heinz: Ich glaube, es gibt einfach ein grundsätzliches Ding, dass wir gemeinsam haben und ich glaube, es ist die Freundschaft. Wir haben Bock und es macht einfach riesigen Spaß. Das Gefühl ist einfach unbeschreiblich.
Christian: Das ist diese Mischung aus Nervosität, das Adrenalin, Euphorie, dann spielt die erste Note, du singst den ersten Satz und dann merkst du, das funktioniert gerade. Wir sind jetzt alle keine geborenen Rampensäue. Aber man merkt dann schon so eine Energie auf der Bühne und dann geht man mit der Musik.
Timo: Ich glaube, ich als Außenstehender muss sagen, das ist wie eine Band, die sich seit der Schule kennt. Sie kennen sich alle lange und das merkst du. Es gibt hier kein böses Wort. Wenn ein Problem auftaucht, wird das sofort geklärt, aber auch auf einer sehr ruhigen, sachlichen Ebene. Das ist für mich, was die Band ausmacht. Sie sind auch musikalisch sehr bewandert. Ich habe selten so eine Band gesehen, die so viel Musik kennt, wenn auch aus ganz verschiedenen Genres, den Song kennt, die Platte, das ist schon krass.
Christian: Sollen wir ein bisschen rumnerden?
Du kannst gleich noch rumnerden. Ich würde Euch aber gerne noch eine Frage stellen. Wer oder was hatte Einfluss auf den Sound und die Songs der neuen Platte?
Christian: Ich glaube, das ist was Komplexeres. Ich glaube, jeder von uns hat seine eigene Vorstellung von dem, wie sein Sound sein muss. Jeder guckt erst mal auf das, was er geil findet. Bei mir ist es soundtechnisch ganz klar, das, was Cave In auf der Jupiter gemacht haben. Auch wenn es schon über 20 Jahre alt ist. Das ist für mich eines der einflussreichsten Alben.
Heinz: Das ist ein Zusammenspiel. Ich glaube, Timo hat ganz viel Einfluss gehabt, gerade in der Entstehungszeit.
Alex: Wir sind dadurch experimentierfreudiger geworden was Herangehensweisen an Songwriting angeht. Aber Einfluss, das ist so ein weiter Begriff. Die Inhalte der Texte, das sind ja auch Sachen, die einen beeinflusst haben, die wir zur Sprache bringen und da hängen Emotionen dran.
Olaf: Ich würde sagen, dass wir für alle möglichen Einflüsse offen sind, dass man alles ausprobieren kann und auch nicht sagen kann, das muss so und so klingen. Jeder kann seine Ideen einbringen und da sind ganz viele Einflüsse.
Timo: Die sind da schon sehr offen. Das war ja auch die schlimmste Arbeit mit dem Ausprobieren. Das war ein Freitag, wo wir den ganzen Tag einen Song gemacht und gesagt haben: Das ist alles scheiße. Lass es uns mal andersrum spielen. Ja, das ist es. Es wurde der Tag so vertrödelt. Alle saßen hier total niedergeschlagen: Das funzt nicht. Irgendwas stimmt nicht. Um 22:00 dann: Das ist es. Die sind offen, die Jungs, muss man schon sagen.
Christian: Ich glaube, dass wir letztendlich viele Einflüsse und auch keine Hemmungen haben, uns irgendwo zu bedienen, was vielleicht genreuntypisch wäre. Du merkst das auch, wenn du das Album hörst. Da sind sehr viele verschiedene Stimmungen drauf.
Olaf: Es gibt so Up-Tempo Nummern, die nach vorne gehen und es gibt Sachen, die vielleicht zum Nachdenken anregen oder die ein bisschen auch diese Laut-leise-Passagen haben.
Christian: Genau. Das merkst Du in den Strukturen der Songs, wir sind da relativ unkonventionell rangegangen, so dass es nicht klassisch Strophe – Refrain – Strophe – Bridge ist.
Jetzt noch mal ein bisschen Generde: Welche Effektgeräte haben oder sind für euren Sound essenziell?
Alex: Delays, Reverbs…
Olaf: Verzerrer!
Christian: Pitshifter!
Alex: Flanger, Fazer, Zerre in allen Variationen.
Heinz: Ich habe ja den DB 90. (Alle lachen)
Christian: Das dürfen wir auf keinen Fall vergessen. Den Doctor Beat von Heinz, das komplizierteste Gerät, das wir in dem Raum haben.
Alex: Und das Drop-Pedal.
Christian: Wenn man keinen Bock hat zu stimmen.
Dann habe ich noch eine letzte Frage an euch: Was ist von euch noch zu erwarten?
Heinz: Das fragen wir uns vielleicht selber auch gerade.
Christian: Momentan sind wir eher darauf fokussiert, uns das Album anzueignen bzw. für Auftritte vorzubereiten. Also viele Konzerte, eine schöne Support Tour, das wäre ganz cool. Natürlich haben wir auch schon neue Ideen. Mal gucken!
Danke Euch!
Interview: Claude Müller
Kontakt: judashengstmusic.bandcamp.com
Fotos: Judas Hengst