Dezember 31st, 2023

Indepentees (#217, 2022)

Posted in interview by Thorsten

T-Shirts von Bands der 90er und 00er Jahre

Wenn man nach Bandshirts längst aufgelöster Bands sucht, zahlt man oft völlig überteuerte Preise, für ausgewaschene und löchrige Shirts. Und bei Künstlern, die schon länger nicht mehr aktiv sind, wird man meist gar nicht mehr fündig. Abhilfe kann das von Thomas Schönhard ins Leben gerufene und von oneshirt24 realisierte Projekt Indepentees schaffen. Der Berliner Musiker und Plattensammler Thomas Schönhard, der unter anderem Gründer und Admin der Facebook-Gruppe The 90s SCREAMO/HC/EMO/INDIE-Rock Friends ist, hat Kontakte zu vielen ehemaligen Bands aus den Bereichen Hardcore, Screamo, Emo und Indie-Rock und hat mit Indepentees sicherlich schon so manchen Shirt-Sammler glücklich gemacht. Grund genug, um Thomas mal ein paar Fragen zu Indepentees zu stellen.

Willst du ein paar Sätze zu deinem privaten Werdegang erzählen – wie bist du zur Musik und zur Szene gekommen?

Musikalisch geprägt hat mich die Plattensammlung meiner Eltern. Das typische Zeug wie Creedence Clearwater Revival, The Kinks, Dire Straits usw.. Mit 11 hat mein Onkel mir dann die Helloween „Dr. Stein“ Maxi EP geschenkt, dadurch bin ich zum Metal gekommen. So gegen Ende 80er, Anfang 90er bin ich dann durchs skaten und die Skate-Videos zum Punk und Hardcore gekommen. Wir waren damals eine kleine Clique, oft waren wir in Dortmund im alten „Idiots“ (Plattenladen), oder haben mit Postkarten oder telefonisch Shirts bestellt. Meistens waren die Shirts zu groß – gab eigentlich nur L-XXL. Wir waren auch oft auf Shows im Ruhrgebiet und Umgebung, das war nahe am Sauerland, wo ich ursprünglich herkomme. Ein guter Freund von mir hatte einen kleinen Mailorder und wir haben auf Shows einen Merch-Stand gehabt, wo wir dann auch für die jeweiligen Bands Merch verkaufen konnten, dadurch hat sich irgendwann ein riesiger Berg an Shirts angesammelt, der allerdings irgendwann auf mysteriöse Weise immer kleiner wurde (Grüße an „Mutta“ :)). Die hat gerne mal heimlich Shirts entsorgt, die ein Loch vom skaten oder ein bisschen Farbe von der letzten Spray-Aktion hatten. Viele Sammler kennen das bestimmt noch sehr gut. Ich habe dann eine Ausbildung als Schildermaler gemacht, in dem Betrieb haben wir auch Textildruck angeboten. Den alten Foliendruck mit Bügelpresse. Ich habe mir dann für mich manchmal Shirts gedruckt. Das Thema Bandshirts hat mich also schon immer fasziniert, und zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben.

Wie bist du auf die Idee gekommen, T-Shirts von alten, längst aufgelösten Bands zu drucken?

Irgendwann ging mir diese Preispolitik auf den Keks. Die originalen Shirts wurden immer teurer. Für viele Shirts zahlt man mittlerweile hunderte von Euro. Klar, es gibt Sammler, die die originalen Shirts haben wollen. Viele sind aber auch einfach nur Fans und wollen ein Shirt ihrer Lieblingsbands tragen, ohne dafür einen Kredit aufnehmen zu müssen. Von vielen Bands gab es auch nie Shirts oder die alten Motive werden so gut wie nicht mehr angeboten. Manchmal passen die Shirts einem auch einfach nicht mehr. Meine Idee ist es, diese Shirts mit den alten, oder auch neuen Motiven, wieder auf den Markt zu bringen, und für jeden wieder zugänglich zu machen – aber mit Einwilligung der Bands.

Erzähl mal etwas über Indepentees, wie druckt ihr usw.?

Es geht darum, Shirts von alten Bands anzubieten, die nicht mehr aktiv sind. Oder Motive, die lange nicht mehr erhältlich sind. Dabei entstehen den Bands keine Kosten oder Arbeit. Wir kümmern uns um alles, auch den Versand. Da wir digital drucken, entfallen z.B. die Kosten für Siebdruck. Man muss also auch keine gewisse Menge drucken. Jedes Shirt wird erst bei Bestellung gedruckt. Die neue digitale Drucktechnik ist mittlerweile qualitativ gleichwertig wie Siebdruck, da hat sich die letzten Jahre echt einiges getan. Dadurch, dass wir den Erlös nach den Material- und Arbeitskosten an wohltätige Organisationen spenden, verdienen die Bands allerdings auch nichts an der Sache. Die Künstler können den Verkaufspreis und den Betrag, wie viel und wohin gespendet werden soll, selber bestimmen. Deswegen haben wir auch unterschiedliche Preise im Shop bei den Produkten.

Wie kommst du an die Motive bzw. an die Designs – wie gehst du vor? Müssen alle ehemaligen Mitglieder zustimmen, bevor gedruckt wird?

Unterschiedlich. Am liebsten orientiere ich mich natürlich an den originalen Motiven, die es schon mal als Shirt gab. Oft findet man aber keine Shirts, bzw. gab es von einigen Bands auch keine Shirts. Dann orientiere ich mich an den Motiven von den Releases, Postern oder irgendwelchen Flyern. Ich mache dann Mockups fertig und schicke sie den Bands. Einige Bands haben noch die Motive auf einer alten Festplatte rumliegen. Manchmal nehmen wir nur die alten Motive, manchmal machen wir auch komplett neue. Bei der Zustimmung ist das unterschiedlich. Viele Leute sind mittlerweile komplett raus aus der Szene, da entscheidet dann einer. Bei manchen Bands wird das mit allen abgeklärt.

Wie kontaktierst du die Bands. Kennst du die noch von früher?

Manchmal kenne ich von damals noch Leute, die in den Bands gespielt haben. Meistens gucke ich aber auf Seiten wie Discogs etc, wie die Leute heißen und suche die dann bei Facebook, Instagram usw, und schreibe die dann dort an. Oder frage halt im Bekanntenkreis, ob jemand wen aus Band XY kennt, und mir dann den Kontakt geben kann.

Welche Bands sind bisher dabei und welche sind noch in der Pipeline?

Wir haben zum Beispiel exklusive Motive von Samiam und Coalesce, einige der Bremer Bands wie Rusty James, Carol oder Assay, ein paar 90s Emobands wie Indian Summer Yaphet Kotto, 400 Years, Angel Hair, Ordination of Aaron, noch mehr Geknüppel wie Stack, Systral, Tumult, Dawnbreed oder Econochrist, deutsches Indie/Emozeug wie Yage, Cyan, Pale, Sharon Stoned oder Reno Kid, alte New York Hardcore Bands wie SFA und GO!. Von Indierock über Grindcore bis Emo haben wir alles abgedeckt, etwas mehr als 60 Bands sind es mittlerweile. In der Pipeline sind noch einige, ich habe noch viele angeschrieben, die aber noch nicht geantwortet haben oder sich noch besprechen müssen. Keine Ahnung wer so als nächstes kommt, bin selber gespannt, wer noch so zusagt.

Hast du viel Arbeit mit den einzelnen Projekten oder läuft das meistens entspannt?

Meistens entspannt. Ich bereite mich gut vor, bevor ich eine Band anschreibe. Viele sagen „Mach fertig, passt so“. Manche haben viele Änderungen, was die Farbe, die Größe des Motivs oder so angeht. Aber das sind Kleinigkeiten. Läuft also meistens entspannt ab. Das Interessante an der Sache ist auch, dass sich viele Bands total freuen, dass man sich noch an sie erinnert. Teilweise sogar verwundert, dass man sie in Deutschland kennt. Sie erzählen dann auch noch lustige Geschichten von damals, die sehr interessant sind. Bis jetzt hatte ich noch keine negative Reaktion.

Für welche Bands würdest du gerne mal Shirts gestalten?

Schwierige Frage. Da gibt es unzählige Bands. Viele der Bands sind aber auch noch oder wieder aktiv, und haben ihren eigenen Shop, und verdienen damit noch ein paar Euro nebenbei. Aber ich freue mich natürlich über jede Band und jeden Künstler/in, der/die bei uns mitmacht.

Kann man an dich rantreten und Wünsche für Shirts äußern, die man gerne gedruckt haben möchte?

Ja natürlich! Falls euch unser Projekt gefällt, schreibt uns einfach an.
Facebook: www.facebook.com/indepentees
Instagram: @indepentees
oder über Email info@indepentees.de

Interview: Bastian Kröckel

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