Generation arbeitsunfähig – Wie uns die Jungen zwingen, Arbeit und Gesellschaft jetzt neu zu denken, Rüdiger Maas
Goldmann/Random House, Neumarkter Str. 28, 81673 München, www.goldmann-verlag.de
Vorausschicken muss man hier, das die Generation Z (die zwischen 1995 und 2010 geboren wurde) nicht die erste ist die keinen Bock auf arbeiten hat. Fragt mal die meisten Punks was die seit 50 Jahren von „Arbeit“ oder genauer gesagt von stumpfer, leistungsorientierter Lohnarbeit mit dummen Chefs halten. Der Unterschied ist jetzt nur das sich junge Menschen in der Regel aussuchen können wo sie arbeiten, weil es eben mehr Arbeit als Bewerbende gibt, das war früher anders. Und in meiner Kolumne im Trust Nr. 34 vom Juni 1992 schrieb ich: „STOPPT ALTERISMUS! Und diesmal machen wir es gleich richtig, nämlich in beide Richtungen (was ja bei vielen anderen -ismen immer übersehen wird).
Also brüllen wir weder: „Scheiß alte Säcke, ihr gehört doch eh schon ins Grab“ und genau so wenig brüllen wir „Ihr verdammten Kids, ihr habt doch von nichts ne Ahnung, also lasst die Finger weg“ Obwohl es beiden Parteien des öfteren bestimmt schwer fallen wird, und obwohl beide für sich subjektiv wohl recht haben. Aber das ganze muss eben ganz anders angesetzt werden, nämlich wie immer, man muss den Mensch sehen und nicht sein Alter.“ Heute nennt man es natürlich Ageism statt Alterismus und das ist nicht das einzig andere Wording – dazu später noch mehr. Aber kommen wir zum Buch. Der Autor erklärt hier, warum die jungen Menschen so sind wie die älteren sie oftmals wahrnehmen. Vereinfacht gesagt liegt das darin weil man erntet was man sät. Oder anders gesagt, die Eltern sind mitverantwortlich. Ob man das dann Helikopter- oder Kampfkommandoeltern nennt ist dann auch egal – auf jeden Fall ist es nicht gut wenn Eltern zu Fans ihrer eigenen Kinder werden oder gar beständig von ihnen lernen wollen. Denn, das macht was mit den Heranwachsenden, somit können die eigentlich gar nichts für ihr Verhalten (So wie alle anderen Menschen ebenso). Sondern sie sind eben in diese Zeit geboren, mit der Digitalisierung, dem Überangebot auf dem Arbeitsmarkt und viele von ihnen in einen kaum zu beschreibenden Überfluss. Aber zu Anfang im Buch geht es erst mal um New York – welches auch mal New Amsterdam hieß und wie sich dort im Laufe der Zeit auch alles verändert hat – es dauerte eben Generationen und nicht wie heute Monate. Überhaupt ist das eine Stärke von Maas, schön anschauliche Geschichten zu erzählen die so vieles erklären, wie dieser wahrscheinlich erfundene Bewerbungsgesprächsauszug „Arbeitgeber: Was sind denn ihre Ziele? Bewerber: Feierabend. Arbeitgeber: Nein, ich meine die langfristigen Ziele! Bewerber: Wochenende.“ Fand ich großartig. Aber zurück zu den Fakten. Es wird auch erklärt das natürlich keine Generation eine homogene Masse von Menschen ist und so wie es bei den Boomern viele Leute gab die eben nicht mitverantwortlich sind für die Scheiße die jetzt stattfindet so ist eben auch die Generation Z nicht nur ausschließlich an Freizeit interessiert. Das ist fast mit allem so, aber man muss es immer wieder erwähnen, weil die Menschen das gern vergessen und verallgemeinern. Und dann gibt es einfach große Unterschiede zwischen den alten und den jungen und es ist an den alten zu lernen damit umzugehen. Warum das so ist und wie das gelingen kann wird hier an unterschiedlichsten Beispielen prima erklärt und erörtert. Das wird einigen Arbeitgebern und auch Mitarbeitenden gar nicht gefallen – aber es lässt sich halt nun mal nicht ändern. Wie das in anderen Ländern (Österreich, Pakistan, Ruanda) aussieht wird auch berichtet und natürlich kann man nicht-homogene Generationen in anderen Gegenden der Welt nicht wirklich miteinander vergleichen. Aber auch dort ändert sich natürlich so einiges. Es gibt auch viele konkrete Anregungen für Arbeitgeber wie genau mit den jungen Arbeitssuchenden umzugehen ist und was sie erwarten. Das ist für die Zielgruppe sicher relevant, macht aber nicht so viel Spaß zu lesen. Ganz im Gegensatz zum Rest des Buches, prima geschrieben, liest sich flüssig und kurzweilig ohne dabei unwissenschaftlich zu werden. Es werden hier noch so viele andere wichtige Aspekte (wie zum Beispiel, das es eigentlich keine wirkliche Jugendkultur bzw. Gegenkultur, also Szenen die sich gegen die Eltern/Erwachsenen auflehnen, mehr gibt und die Jugendlichen auch keine eigene Musik mehr haben) angesprochen die hier gar nicht alle erwähnt werden können – aber, da uns die Thematik alle betrifft, sollten das Buch auch tatsächlich alle lesen. Ist wichtig um zu verstehen warum es so ist wie es ist und wie man am besten damit umzugehen lernt. Vieles davon ist überhaupt nicht neu, aber nochmal im Kontext gut erklärt und – so beschreibt es der Autor selbst im letzten Absatz: „Die Ideen zum Erfolg mit den Jungen sind also sehr alt und bewährt, wir müssen nur das Wording ändern und an der ein oder anderen Stelle das Drehbuch anpassen.“ Das klingt einfacher als es wahrscheinlich ist. (dolf)
Isbn 978-3442317394
[Trust # 228 Oktober 2024]