Eine afrikanische Geschichte Afrikas – Vom Ursprung der Menschheit bis zur Unabhängigkeit, Zeinab Badawi
Piper, Damaschkestraße 4, 10711 Berlin, www.piper.de
Das Buch hat aus gutem Grund über 500 Seiten, denn es geht hier um die Geschichte der unterschiedlichen Menschen eines ganzen Kontinents. Auf den konkreten, kompletten Inhalt, in einer Rezension einzugehen würde diese bei weitem sprengen. Es geht ja schon damit los das „hier bei uns“ die Menschen des öfteren vergessen zu scheinen das „Afrika“ kein Land ist, sondern es über 50 Länder sind. Der Kontinent ist mit mehr als 50 Millionen Quadratkilometern der zweitgrößte der Erde, was bedeutet das dies 22% der gesamten Landfläche ausmacht (Wikipedia sagt das er 30,3 Mio Quadratkilometer groß ist und 20,25% der Landfläche ausmacht, zum Vergleich: Europa 10,5 Mio. Quadratkilometer und 7,02 %).
Und sonst, was weiß man „hier“ von der Geschichte? Ursprung der Menschheit (Out-of-AfricaTheorie, es gibt auch andere…), Kolonialzeit mit Versklavung, Safari, Hunger, Elend… und da befinden wir uns ja schon in der Gegenwart. Dieses Buch schafft es auf jeden Fall einen völlig neuen Einblick in die umfangreiche und lange zurückgehende Geschichte der verschiedenen afrikanischen Menschen zu gewähren. Es macht wütend wie durch die eurozentristische Sichtweise bis heute der Kontinent und die Menschen dargestellt werden. Dieses Buch kann das ändern und man schämt sich regelrecht beim lesen wenn man erfährt was man alles nicht weiß. Zum Beispiel wie früh bereits christliche und muslimische Araber diese Religionen in unterschiedlichste Regionen Afrikas importierten. Das es selbstverständlich auch schon sehr lange davor eine blühende Kultur mit imposanten, handwerklichen und künstlerischen Leistungen gab. Das es auch dort, wie überall, immer Königreiche, Stammesgebiete und „sogenannte“ heidnische Glauben gab und Auseinandersetzungen, Gebietseroberungen und den ganzen anderen – menschlichen – Mist. Und das auch in Afrika immer Menschengruppen denken sie wären was besseres als andere und deswegen meinen diese unterdrücken oder schlecht behandeln zu können. Man erfährt auch wie das mit der Versklavung begonnen hat, allein hierüber ließen sich viele Zeilen schreiben. Es ist wirklich interessant und einigen Menschen wird nicht passen was sie hier lernen können (u.a. das es die Sklaverei bereits schon vor dem Eintreffen der Europäer gab und das immer auch Afrikaner andere Afrikaner als Sklaven verkauft haben). Auch die „Afrika heute“ Karte am Anfang des Buches mit den von den Kolonialisten willkürlich gezogenen Grenzen ist hilfreich. Weil bei vielen Kapiteln, zum Beispiel wenn das Reich der Kusch (ab 8000[!!!] v.u.Z.,im heutigen Ägypten und Sudan) vorgestellt wird, kleine Afrikakarten zu finden sind wo markiert ist in welchem Teil des Kontinents die folgenden Geschichten sich ereignet haben. Aber das nur am Rande. Schade ist natürlich, wie die im Sudan geborene Autorin immer wieder anmerken muss, das auf dem ganzen Kontinent nach wie vor unter anderem Geld fehlt um wissenschaftliche, historische Arbeit zu leisten. Allein was auf dem Riesen-Kontinent noch für historisch-archäologische Schätze darauf warten entdeckt zu werden (ganz zu schweigen von den vielen bereits endteckten, die man hier nicht kennt) um die Geschichte Afrikas immer mehr zu bereichern. Da wird es mit der Rückgabe von in der Kolonialzeit geraubten Kunstwerken nicht getan sein, aber es ist ein bescheidener Anfang. Natürlich ist auch die Kolonialzeit ein Thema und gut das Badawi auch nochmal erwähnt das nicht die Sklaven entschädigt wurden, sondern die Sklavenhalter. Und das nicht moralische Überlegungen zur Abschaffung der Sklaverei führten, sondern die Kombination aus wirtschaftlicher Unrentabilität und den Aufständen der Versklavten. Man könnte eine beinahe endlose Rezension schreiben. So viel über die Geschichte der Menschen dieses Kontinents steht in diesem wirklich sehr guten Buch das so wenige (leider anscheinend auch in Afrika selbst) wissen oder auch nur davon gehört haben. Unterhaltend und verständlich geschrieben, ohne dabei unwissenschaftlich zu werden, die perfekte Mischung. Das ist wirklich ein „must read“ für alle. Denn dann fällt es auch nochmal leichter zu verstehen warum die Dinge heute in den verschiedenen Teilen Afrikas so sind wie sie sind und wie sich das in Zukunft entwickeln könnte. Besser geht es nicht und ein Riesendank an Zeinab Badawi für dieses tolle Buch. Es wird dabei helfen Afrika aus der eurozentristischen Sichtweise zu befreien. Bitte unbedingt lesen! 510 Seiten, Gebunden, 28,00 Euro (dolf)
Isbn 978-3492072687
[Trust # 228 Oktober 2024]