Gelassen bleiben mit den Stoikern – 52 Lektionen für ein gutes Leben, Massimo Pigliucci, Gregory Lopez
Piper, Damaschkestraße 4, 10711 Berlin, www.piper.de
Von der „stoischen Ruhe“ hat wohl jeder schon mal gehört und sich vielleicht gefragt woher der Ausdruck kommt und dann wahrscheinlich nicht weiter darüber nachgedacht, so war es zumindest bei mir, bisher. Gut, das es die Stoiker vor zweitausend Jahren gab kann man dann auch noch auf dem Zettel haben. Es war eine Philosophen Gruppe um Epiktet, Seneca und Marc Aurel (eigentlich waren es ja andere, aber von denen ist nichts schriftlich überliefert) die sich darüber Gedanken gemacht hat wie man das Leben am besten meistern kann und dabei ein guter Mensch bleibt. Sehr verkürzt gesagt, aber kommen wir zum Buch.
Hier handelt es sich eigentlich um eine praktische Anleitung die sich über ein ganzes Jahr mit Informationen und Übungen zieht, aufgeteilt in 52 Lektionen – also pro Woche eine – mit dazugehörigen Anleitungen für die entsprechenden Techniken. Die Aufmachung ist sehr gut durchdacht, für jede Woche haben die Autoren ein neues Thema der Stoiker ausgesucht, beschreiben dies kurz vorab, dann gibt es einen Original Textauszug der alten Stoiker, dieser wird dann nochmal erklärt und mit heutigen psychologischen und kognitiven Erkenntnissen verbunden. Das klappt sehr gut und ist eigentlich perfekt, da sich die alten Griechen teilweise dann doch ziemlich – für unser Verständnis – ungelenk ausdrückten. Weiter geht es dann zum Übungsteil der so gegliedert ist: „Was sie tun sollen“, „Warum sie es tun sollen“ sowie einen Wochenrückblick über das was man grade gelernt hat. Dazwischen sind freie Zeilen für eigene Notizen, das Buch ist also wie ein Arbeitsheft, nur etwas dicker. Hier kann man sich intensiv mit der Lehre der Stoiker auseinandersetzten: Was steht wirklich in der Macht eines selbst, wie kann man es vermeiden vorschnell oder überhaupt zu urteilen, Maßhaltung (Essen, Versuchungen,…), Minimalismus, Vermeidung von Hektik und Einbehaltung der innere Ruhe, Umgang mit Beleidigungen und Zorn, professionelles Leben – all das kann zu mehr Gelassenheit, Mitgefühl und Leidfreiheit im Leben führen. Sicher muss man jetzt nicht alles was die hier vorschlagen genau so eins zu eins umsetzen und ein paar der Ziele würde ich persönlich auch in Frage stellen, aber das führt hier zu weit. Vieles hier ist wirklich sehr hilfreich und sehr wohl durchdacht. Sicher ist ein „Übungsbuch“ nicht der perfekte Einstieg um sich mit der Lehre der Stoiker vertraut zu machen, aber wenn man das mal beiseite lässt – es funktioniert wirklich gut. Allerdings, und das ist vielleicht die für mich wichtigste Erkenntnis, es reicht nicht die Ideen der Stoiker zu verstehen, man muss sie üben um danach leben zu können. Stell dir vor du verstehst das es gesund für den Körper ist das er sich sportlich bewegt. Das ist gut, aber ohne Training wird der Körper nicht in den Genuss der Erkenntnis kommen. Und genau so ist es mit der Seele, auch diese will trainiert werden. Das klingt erst mal komisch, ist es bei genauer Betrachtung aber überhaupt nicht, sondern viel mehr völlig logisch. Der Wälzer braucht zwar einiges an Zeit, aber für mich hat sich das gelohnt und wenn ich jetzt noch die Zeit und Energie aufbringen würde meine Psyche entsprechend zu trainieren, wäre das noch besser. Aber bleiben wir Gelassen, es kann ja noch kommen…. Gute Philosophie, toll erklärt für jeden Verständlich. Sicher nicht mein letztes Buch zum Thema und die Inhalte werden mich auch weiterhin im Leben begleiten, was will man mehr. 432 Seiten, Paperback, 20,00 Euro (dolf)
Isbn 978-3492062190
[Trust # 208 Juni 2021]
