Frankfurt Szene (#226/Juni/Juli 2024)
„Ei Guude wie?“
Ein historisch-sozio-subkultureller Sightseeing-Gang durch Frankfurt am Main
Ja, es hat seine Vorteile, in einer Stadt zu wohnen, die eigentlich niemand mag, weil: Banken! Bahnhofsviertel! Kriminalität! Drogenszene! Taunusanlage! Eintracht! Blauer Bock!
Doch es ist dann schön, einer derjenigen sein zu können, die sich wirklich die Stadt außerhalb des Flughafens mal anschauen und siehe da: es ist wie überall: manches ist wunderschön. Manches aber eben auch nicht, zum Beispiel Apfelwein!
Es geht hier im Artikel also nicht um Lokalpatriotismus und auch nicht ums „haten“ über diese irgendwie ja merkwürdige Stadt, die sich nicht sofort einem erschließt! Ich habe mir es jetzt so vorgestellt, dass die meisten von euch Frankfurt tatsächlich nur daher kennen, wenn mal ein Fernflug vom Flughafen stattfindet – und ihr einfach etwas Zeit über habt, noch ein wenig in die City zu fahren, vielleicht helfen euch diese Tipps.
Es brauchte wohl des freundlichen Hinweises in einer Rezi vom Ox Zine, um das hier wirklich mal aktuell aufzuschreiben: dort hieß es neulich zu der in drei Teilen erfolgten und irgendwie doch ja Glorifizierungen meinerseits von Los Angeles (Punk/Musik/Filme/Bücher) im Trust dann „Mach doch mal was näherliegendes, Frankfurt am Main zum Beispiel“ – und das ist doch mal nen konstruktiver Tipp! Also schweife ich dieses Mal nicht durch Südkalifornien (siehe Trust #212, #213 und #214, 2022), sondern latsche mit Binding-Bier-Pils ausgerüstet durch Frankfurt am Main. Natürlich ist alles hier folgende völlig subjektiv und fern von Vollständigkeit (deshalb diverse Links und Lektüretipps), verzeiht mir, dass ich hier nicht ALLES und ALLE berücksichtigen kann, zum Beispiel die Kunstszene ums Städel, „Rohstoff“-Fauser, Jazz, GIs/Airbases, Antideutsche in Frankfurt etc. – hey, ich bin doch nur nen „Eingeplackter“ (hessisch für „nicht von da“) und hatte einfach Bock, das „Big Picture“ der Frankfurter Historie in Sachen Musik- und Soziokultur ein bisschen auszumalen.
Vielleicht noch als Buch-Einstiegstipp: das von Jörg Sundermeier im Berliner Verbrecher Verlag herausgegebene „FRANKFURTMAINBUCH“ ist zwar von 2008, aber noch größtenteils zu empfehlen (gekürzt von der Verlagsseite): „Frankfurt am Main ist für die meisten absonderlich – hier Äppelwoi, grüne Soße und Trinkhallen, dort das internationale Business-Zentrum, die Hochhäuser, die Universität. Für viele ist Frankfurt auch die Batschkapp, Joschka Fischer, die Eintracht, die alte und die Neue Frankfurter Schule, die Museumsmeile, das Bahnhofsviertel, die Zeil und die Fressgass, die Messe, die Oper und die Schirn. Doch was ist die Stadt zwischen Niedererlenbach und Flughafen, zwischen Fechenheim und Sossenheim wirklich? Texte und Bilder von u.a…. F.W. Bernstein, Rattelschneck, Martin Sonneborn, Linus Volkmann, Ambros Waibel, Klaus Walter“.
Letzter Tipp: Frankfurt ist gut angebunden mit der Bahn, falls ihr euch jedoch mal wundert, warum die Skyline nachts nicht beleuchtet ist, die Zugschaffnerin leicht betankt deswegen im Nachtexpress aus Köln fragt und als belustigte Antwort „Junger Mann, das ist ja auch nicht Frankfurt, sondern Würzburg!“ bekommt – tja, dann seid ihr leider zu weit gefahren. Uffbasse!
Es ist alles im folgenden assoziativ, nicht chronologisch und somit eine Mischung aus alternativem Stadtführer, Punk-Historie, Subkultur-Streifzüge und das alles für entweder ein Wochenende oder eine Woche. Grund dafür ist, dass ich die Stadt halt genauso kennengelernt habe, wie es im folgenden beschreiben ist: Nie vorher da gewesen, „aber man kennt den Ruf“: es gibt nur Müll-Bands in Frankfurt. Plus: scheiß Banker! Aber dann zog ich ja nach Frankfurt und hey, hier geht einiges, ich möchte sogar meinen: einiges!!! Und ich checkte erst nach und nach die umfangreiche Polit-und Satire-Geschichte der Stadt. Damit ihr euch ein bisschen zurecht findet, möchte ich zumindest eine kleine Gliederung voran stellen. Jeder Abschnitt würde locker ein eigenes Buch ausmachen, aber ich finde, alles in allem biete ich euch eine erste Orientierung. In der taz wurde vor Jahren erklärt, warum gerade in Frankfurt blockupy-Proteste sein mussten, der Artikel ist ein schöner kurzer Ritt durch die bewegte politische Vergangenheit der Stadt (siehe taz.de/Frankfurts-linke-Vergangenheit/!5066362).
KEVIN
PUNK/HC
BUMM BUMM BUMM!
YO! RÖDELHEIM POSSE!
RHYTHM WAS A RIVER IN BABYLON
METAL
FRANKFURTER SCHULE
NEUE FRANKFURTER SCHULE
I.G. FARBEN-GEBÄUDE
STUDENTENBEWEGUNG, RAF, DIE GRÜNEN, STARTBAHN WEST
DAS UMLAND VON FRANKFURT HAT AUCH SEHR VIEL SCHÖNES ZU BIETEN: OGGERSHEIM!
PLAYLISTE Sounds of FRANKFURT und Umland
EINTRACHT TRUST!
KEVIN
Bringen wir das Unangenehme direkt hinter uns: manche verbinden Frankfurt mit den BÖHSEN ONKELZ. Man kann sie leider nicht ignorieren, besonders, weil es sie bedauerlicherweise seit einigen Jahren wieder gibt und regelmäßig das Waldstadion ausverkaufen. Ich habe mich nie für die Band interessiert, als ich jedoch 2006 nach Frankfurt umzog, hatte ich das Gefühl, ich sollte einige basics kennen und besorgte mir immer mal wieder diverse Literatur zur Band. Als gebürtiger Leverkusener Jahrgang 1978 wurde ich durch die Hosen Punk-sozialisiert und Onkelz sind für mich ein „No-Go“, nichtsdestotrotz wollte ich mich damit dann doch irgendwie auseinandersetzen, als born local hätte ich das natürlich nie gemacht. Drei diesbezügliche Sights will ich deshalb kurz erwähnen: entstanden sind sie Ende der 70er Jahre im Stadtteil Frankfurter Berg, eventuell eine Art „Gropiusstadt von Frankfurt“, konkret in der Julius-Leber-Straße. Die berüchtigte Drogen-WG aus den 80er Jahren von Kevin war in der Weberstraße 28 im Frankfurter Nordend (laut Literatur war deshalb auch ein späteres Instrumental von Anfang der 90er auch „28“ benannt). Mit der erste Auftritt war 1981 im Juz Bockenheim (Schloßstr. 73), noch als Oi-Punkband natürlich. Ich erspare mit jetzt Literaturtipps, für ne erste Sichtung den Links auf dem Wikipedia-Band-Eintrag folgen.
PUNK/HC
Lasst uns jetzt über angenehmere Dinge sprechen: auf dem leicht im Netz zu findendem Flyer von bzw. auf dem erwähnten Onkelz-Auftritt im Juz Bockenheim (08.05.1981) spielte auch die fantastische Frankfurt-Band MIDDLE CLASS FANTASIES mit. In ihrer tollen Diskografie-CD „F§%k Dich Selbst“ gibt es im ausführlichem Beiheft einiges wertvolles an Frankfurt-Punk-historischem Material. Zum Beispiel treffen wir dort auf den späteren JKP-Hosen-Geschäftsführer Patrick „Männlein“ Orth, dieser erzählt später auf dietotenhosen.de/magazin/patrick-orth beinahe im Alleingang Frankfurts 70er und 80er Punk-Geschichte.
Natürlich gab es an alten Bands noch MUT AUS FLASCHEN (aus Rüsselsheim) und DER DURSTIGE MANN, die Geschichte beider wurde ziemlich vollständig in Björn Fischers Buch „Rock-O-Rama: Als die Deutschen kamen“ (2022) erzählt, weil sie auf dem Label veröffentlichten. Manche denken bei Frankfurt Bands auch eventuell an die RODGAU MONOTONES, dazu ganz kurz: sie sind offiziell gesehen keine Frankfurter Band, Rodgau liegt etwa 25 Kilometer südlich von Frankfurt, aber für den Nicht-Hessen mal als Info: BADESALZ ist die Kooperation des Ex-RODGAU MONOTONES-Musikers Henni Nachtheim und des EX-FLATSCH-Musikers Gerd Knebel, FLATSCH stammte aus Offenbach und war eine extrem geile Live-Band. Man kann also eigentlich nicht sagen wie ich immer dachte, dass BADESALZ aus den RODGAU MONOTONES entstand. Jedenfalls: Die RODGAU MONOTONES gibt es auch immer noch, nur eben ohne Henni.
Sicher, jede/r hat seine Meinung zu den STRASSENJUNGS, ich mag so einige ihrer Stücke und ihr eigenes Tritt Records befand sich in der Siegener Str. 6. Einen halbwegs noch aktuellen Überblick über Frankfurter Punk-Bands, Labels und Läden bietet eventuell noch mein Franfurt-Scene-Report, den ich für das Maximum RocknRoll Fanzine #331 (2010) schrieb (faitesvotrejeu.org/2010/12/13/beitrag-ueber-frankfurt-im-fanzine-maximum-rocknroll-aus-san-francisco). Unter der Überschrift MY FRANKFURT brachte der tolle Frankfurter Eventkalener-Blog Rockstage Riot eine Sammlung einiger Interviews von mir aus dem Trust mit Frankfurt-Bezug (zum Beispiel mit Mark-Stefan Tietze/Titanic-Redaktion, Eric Hysteric, Plattenladen-Special u. a. mit Lucky Star Records und Sick Wreckords, Vgl. rockstage-riot-rheinmain.de/trust-frankfurt-interviews.html). Die Rockstage Riot-Page ist eh die Seite für Konzerte von AJZ bis Jahrhunderthalle (zusammen mit copyriot.com/untergrund) und berücksichtigt auch die komplette Rhein-Main-Region. Stichwort Plattenladenspecial Frankfurt: die MINT #52 (2022) bot einen hervorragenden „Vinyl-Report“ Frankfurt am Main, Offenbach, Darmstadt, Mainz und Wiesbaden!
Einen Überblick, was aktuell im Frankfurt Punk-HC passiert, bieten die beiden 2021 und 2022 erschienen sensationellen (ausverkauften Vinyl-) Sampler „One City One Crew“ (siehe facebook.com/onecityonecrew, gibts aber noch digital). Da ist doch fast alles dabei, was heute so den Punk-HC-Metal-Underground bespielt. Anlass für diese beiden Sampler, die sehr liebevoll vom früheren Swoons-und-heutigem-The-Swipes-Gitarristen Stefan Becker zusammengestellt wurden, war, die beiden Punkkneipen im Frankfurter Nordend – das „Backstage“ und das „Feinstaub“ – in Covid-Zeiten zu unterstützen. Obwohl alles ausverkauft ist, hat es fürs „Backstage“ nicht gereicht und leider machte der Laden im Sommer 2022 zu. They Never Come Back! Trotzdem geile Aktion, danke Stefan!
Und die tolle dreifach Seven-Inch-Box auf Angry Mob Records von 1993 namens „Enemys Of Carlotta“ bietet euch einen historischen Überblick über HC-Punk in Frankfurt damals (u.a. Persecuted Pharisees, Killrays, Pullerman). Dort sind allerdings Bands wie Metallgemüse, Mähträsher bzw. Bück Dich Und Die Gichtkröten nebst nicht drauf, die drei zuletzt genannten befinden sich aber auf dem „Frankfurt Hit Collection“-Vinyl-Sampler. Noch mehr zu Punk in Frankfurt gibt es in der öffentlichen Facebook-Gruppe Frankfurt Punks 77-83.
Punk-Konzerte live in Frankfurt erleben, dazu gibt es viele Optionen: Frankfurt hat luxeriöserweise drei fette „AJZs“ bzw. autonome Kulturzentren in der City: zum einen das EXZESS auf der Leipziger Straße in Bockenheim (exzess.info), „Serving warm beer since 1986“, dann die AU in Rödelheim (au-frankfurt.org), die seit 1983 am Start sind und die Hausbesetzung immer mit einem fetten jährlichem Open-Air-Festival feiern und dann haben wir noch an der Konstablerwache das KLAPPERFELD, ein ehemaliges Polizeigefängnis, das von der Initiative Faites votre jeux bestetzt wurde und auch Gigs macht (faitesvotrejeu.org/klapperfeld/). In meinem MRR-Artikel schrieb ich etwas mehr über die Konzertläden, der DREIKÖNIGSKELLER in Sachsenhausen (dreikoenigskeller.eu) macht ebenfalls tolle Punk-HC-Konzerte in kuscheliger Atmosphäre, auch sehr geile Bar, dazu kann man noch gut im FEINSTAUB im Nordend (facebook.com/dasfeinstaub2/) in punkiger Indierock-Umgebung einen heben. Ganz aktuell gibt es auch eine tolle Soli-Feinstaub-CD mit coolen Bands, das wurde auch von Stefan zusammengestellt, mit dabei sind auch diverse Frankfurt-Band, u.a. Stage Bottles, Revolte Tanzbein, Scheisse Minnelli, Copy Cats, Rumble Deluxe, Voodoo Godz und Ferien auf der Ratiofarm.
BUMM BUMM BUMM!
Vor einiger Zeit eröffnete das Museum für elektronische Musik an der Hauptwache in Frankfurt. Angeblich wurde TECHNO zum ersten Mal außerhalb der Detroit-Geburtszelle in Frankfurt entdeckt. Ich schaute mir vor einigen Jahren den früheren Standort der Techno-Disse DORIAN GRAY an, diese befand sich im Flughafen Frankfurt. Das Internet ist hier etwas unsicher, wo dann genau, doch die freundlichen Info-Airport-People konnten weiterhelfen – Terminal 1, Gate D – es würden sich „zig Leute auch heute noch danach erkundigen“. Und wahrscheinlich waren schon zig Leute im Elektro-Museum, da wird es sicherlich auch ein bis zwei historische Tafeln zu Techno in Frankfurt geben (momem.org). Mir ist Techno in Frankfurt durch das ziemlich coole Label Mille Plateaux (mille-plateaux.com), Sven Väth und Talla 2XLC bekannt(er), weil die in den 90er regelmäßig in der SPEX abgefeiert wurde(n), Wiki sagte zum Label noch, das es „bekannt für seine oft stilprägenden Veröffentlichungen in den Bereichen Ambient und Glitch ist“.
YO! RÖDELHEIM POSSE!
Und weil die Erfindung von Skinhead-Rock und Techno nicht genug war, entstand in Frankfurt natürlich auch noch als erste Stadt außerhalb von Harlem HIP-HOP. Vielleicht kam es ja wirklich bezüglich elektronischer Musik auch viel durch die damals in Frankfurt stationierten GIs? Jedenfalls: in der ARD-Mediathek befindet sich dazu die sehr coole mehrteilige Doku „Dichtung und Wahrheit – Wie Hip Hop nach Deutschland kam“, in der die übliche Frankfurt-Possy und viele andere zur Sprache kommen (Moses P., Sabrina Setlur, Haftbefehl, Vgl. ardmediathek.de/sendung/dichtung-und-wahrheit-wie-hip-hop-nach-deutschland-kam/staffel-1/Y3JpZDovL2hyLW9ubGluZS8zODIyMDE0NA/1).
RHYTHM WAS A RIVER IN BABYLON
Auch nicht unwichtig: wusstest ihr, dass SNAP! aus Frankfurt kommen? UND Frank Farian BONEY M. in einem Studio in Rosbach im Umland von Frankfurt produzierte? Das sind allerdings Geschichten, die ein eigenes TRUST DISCO-Sonderheft schon längst verdient hätten und ich habe mir da noch keine Locations ausgecheckt.
METAL
Seit meinem Maximum-RocknRoll-Bericht vor über zehn Jahren weiß ich natürlich etwas mehr über die Stadt, logisch, zum Beispiel schaute ich mir neulich von außen das Goethe Gymi-Gebäude (Friedrich-Ebert-Anlage 24 unweit vom HBF) an. Dort fand 1983 der erste Auftritt von TANKARD statt! Ein früherer Trustler aus Frankfurt war sogar beim Konzert, weil er damals da Abi machte. Es ist ziemlich nett, wie selbstkritisch und lustig Tankard in ihrer Biografie „Tankard: Life In Beermuda. Die etwas andere Biographie“ (2014) ihre eigene Historie mit allen Höhen und Tiefen erzählen und nebenbei auch ein Stück die Geschichte des Thrashmetals (in der Rhein-Main-Region) nachvollziehen. Es gibt vom immer-noch-Tankard-Manager Buffo ein ausführliches Interview mit den Betreibern vom „Speak Easy“ in der Rock Hard #420 (2022), dort wird die Bar als älteste Metalkneipe Deutschlands bezeichnet (Große Ritterstr. 42 in Sachsenhausen).
FRANKFURTER SCHULE
Kommen wir jetzt auf unserem Spaziergang zu zeitgeschichtlichen Sights, die auf den ersten Blick nichts mit Subkultur zu tun haben, andererseits aber doch vielleicht erklären, was in Frankfurt früher für ein Klima herrschte und warum hier vielleicht doch einige Musikstile zu erst oder eben doch sehr früh gemacht wurden. Die Frankfurter Schule bezeichnet ein Zusammenschluss verschiedener Sozialphilosophen in den 20er und 30er Jahren (ausschließlich Männer, Theodor W. Adorno ist sicher der bekannteste neben seinem Buddy Max Horkheimer) am Frankfurter Institut für Sozialforschung. Dies ist immer noch im wissenschaftlichen Betrieb und liegt heute an der Senckenberganlage 26 in Bockenheim (ifs.uni-frankfurt.de, dort ist auch das Adorno-Archiv).
Nach dem zweiten Weltkrieg kehrten beide aus dem L.A.-Exil (der Exilbungalow von Horkheimer befand sich auf dem 13524 D’este Drive in Pacific Palisades, siehe LA-Report II in Trust #213, 2022) wieder nach Frankfurt zurück. Sie wohnten dann auch beinahe nebeneinander (Adorno im Kettenhofweg 123, Horkheimer in der Westendstraße 79). Adorno ging gerne ins immer noch existierende Café Laumer einen Happen essen (Bockenheimer Landstr. 67), aber halt eben nur, wenn er nicht gerade am Schreibstich saß. Dieser wiederum findet sich in einem völlig sinnlosem Glaskasten und steht nun auf dem Theodor-W.-Adorno-Platz am Unicampus Westend (uni-frankfurt.de/66990032/Adorno_Denkmal).
Falls ihr das alles eh schon wisst, länger in Frankfurt seid und mal was richtig cooles „zum anfassen“ bezüglich Frankfurter Schule machen möchtet: man kann Gast-Mitglied der Frankfurter Unibibliothek werden, auch als Nicht-Student. Und dann kann man nach Anmeldung den Zugang zu den Beständen von Max Horkheimer erhalten (ub.uni-frankfurt.de/archive/horkheimer.html) Da ich meine Diplomarbeit in Politikwissenschaften auch über die Frankfurter Schule an der Uni Potsdam 2006 schrieb, wollte ich mir das mal anschauen, also viel später, als ich schon im Arbeitsleben war. Ich war noch nie in einem Archiv von so jemanden und dachte, man kann da so wie in alten Agentenfilmen per Mikrofiche etwas sehen. Aber nein, man bekommt – nachdem man sich Handschuhe anziehen muss – tatsächlich Berge von Originalmanuskriptseiten der „Dialektik der Aufklärung“ inklusive handschriftlicher Anmerkungen von den beiden Autoren Adorno und Horkheimer im Lesesaal Spezialsammlungen vorgelegt und hat nun unter Aufsicht 30 Minuten Zeit (wenn man keinen Forschungszweck hat, sondern „nur so“ da ist), sich eines der wichtigsten philosophischen Werke unserer Zeit mal genauer durchblätternd anzuschauen. Voll cool!
Belohnt euch dannach mit Bier bei dem früheren Stammlokal der Titanic-Leute, dem mächtigen Dr. Flotte, praktischerweise direkt neben der Uni-Bibliothek an der Bockenheimer Warte in eben Bockenheim gelegen. Wenn ihr euch für die Frankfurter Schule interessiert, dazu gibt es zwei Klassiker, beide auch für Einsteiger*innen geeignet: der frühere Uni-Berkeley-Professor Martin Jay brachte 1972 das erste Standardwerk raus, „Dialektische Phantasie: Die Geschichte der Frankfurter Schule und des Instituts für Sozialforschung 1923 – 1950“ – und 1986 kam das tolle Werk von Rolf Wiggershaus („Die Frankfurter Schule: Geschichte. Theoretische Entwicklung. Politische Bedeutung“).
NEUE FRANKFURTER SCHULE
Und weil alles so ist, wie es eben war, da musste wahrscheinlich speziell in Frankfurt eine Neue Frankfurter Schule aufkommen, die auch links-politisch war, aber humorvoller. Und so entstand die TITANIC in Frankfurt vor knapp 45 Jahren. Heute ist die Redaktion in der Hamburger Allee 39 ansässig, lange Zeit war sie in der Sophienstr. 8 beheimatet, dort führte ich auch mein Trust-Interview mit Mark-Stefan Tietzte (trust-zine.de/titanic-magazin-interview-2006). Gabriele Rittig, die Rechtsberaterin der Zeitschrift, hat einen schönen Laden namens „Buch und Wein“ auf der Berger Str. 122 in Bornheim. Zur Geschichte der Titanic, wie diese aus der Pardon entstanden ist, gibt es massig Bücher, zum Beispiel das schöne Werk „Titanic – Das endgültige Titel-Buch: 40 Jahre nur verarscht!“ (2019). Sehr hübsch ist auch das Caricatura-Museum am Römer (caricatura-museum.de), man erfährt dort auch viel über die Geschichte der bekannten Satiriker der Zeitschrift und findet so weitere Titanic-related Sights wie die Kneipe Henscheid.
I.G. FARBEN-GEBÄUDE
Aber lasst uns mal kurz ernst werden: sagen wir, ihr habt nur einen halben Tag Zeit und keine Ahnung von Frankfurt: vergesst alles oben und alles später nach diesem Abschnitt gesagte und schaut euch nur dieses eine Pflichtziel an, alles andere ist nicht so wichtig: das frühere Verwaltungsgebäude der I.G. FARBEN dient heute als Unigebäude auf dem Campus Westend. Die Uni Frankfurt schreibt dazu: „Als die deutschen Chemiekonzerne 1924 unter dem Namen „Interessengemeinschaft Farbenindustrie AG“ fusionierten und das I.G. Farben-Gebäude als „Palast des Geldes“ für ihre neue zentrale Konzernverwaltung in Frankfurt am Main erbauen ließen, ahnte wohl noch niemand, welches Leid die Interessengemeinschaft knapp 15 Jahre später vielen Menschen durch ihre Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten antun sollte“ (Vgl.uni-frankfurt.de/66995816/Die_Interessengemeinschaft_Farbenindustrie_AG). Ich kann euch in dem Kontext noch zu den zwei Standardbüchern „The Crime and Punishment of I. G. Farben“ von Borkin (1978) und „The Devil’s Chemists“ von Dubois (1952) raten.
Fritz Bauer brachte als Generalstaatsanwalt in Frankfurt die Verbrechen im Vernichtungslager Auschwitz vor Gericht, die Auschwitzprozesse als der größte Strafprozess der Nachkriegszeit in Deutschland begannen Ende 1963 und wurden später im Saalbau (Bürgerhaus) Gallus auf der Frankenallee 111 fortgesetzt. Es gibt vor dem Oberlandesgericht Frankfurt auf der Zeil 42 auch ein Denkmal für Fritz Bauer bezüglich seinem Verdienst als Initiator des Frankfurter Auschwitz-Prozesses (Vgl. kunst-im-oeffentlichen-raum-frankfurt.de/de/page241.html?id=188). Tragischerweise wurde Günter Sare 1985 vor dem erwähnten Bürgerhaus Gallus während einer antifaschistischen Demonstration von einem Wasserwerfer überrollt und er starb an den dabei erlittenen Verletzungen.
STUDENTENBEWEGUNG, RAF, DIE GRÜNEN, STARTBAHN WEST
Eventuell hing ja die Inspiration der Frankfurter Schule für die 60er Jahre Studentenzeit damit zusammen, dass sich dann in den 70er in Frankfurt DIE GRÜNEN zusammenfanden. Die ganze STUDENTENBEWEGUNG und K-Gruppen-Zeit ist natürlich sehr wichtig gewesen, das spitzen Buch von Gerd Koenen – Das rote Jahrzehnt. Unsere kleine deutsche Kulturrevolution 1967-1977 (2001) – bietet einen tollen sehr selbstkritischen (Sekte?) und lustigen Einblick in seine Zeit als K-Gruppen-Funktionär in Frankfurt. Ein auch nicht völlig objektives Buch zu den Grünen gibt es von der Gründerin Jutta Ditfurth, die immer noch im Frankfurter Stadtparlament sitzt (Vgl. „Das waren die Grünen: Abschied von einer Hoffnung“, 2000). Klaus Walter schilderte in meinem Interview schön die Zeit der Grünen und der Hippies in den 70er und dann das Aufkommen von Punk in Frankfurt (Vgl. trust-zine.de/klaus-walter-164-2014). In allen Texten gibt es auch massig Sightseeing-Tipps für „Auf den Spuren der Grünen in Frankfurt wandeln“, manches existiert ja heute noch wie die Karl-Marx-Buchhandlung in Bockenheim (Jordanstr. 11).
Sehr gut ist auch das Buch „Wir sind die Wahnsinnigen: Joschka Fischer und seine Frankfurter Gang“ vom früherem Titanic-Schreiber Christian Y. Schmidt. Und ich kann es hier nur kurz erwähnen, weil es eben auch zur Geschichte gehört, weil ich mir auch entsprechende Adressen anschaute, aber ich kann es nur anschneiden, da es dazu so viel Literatur gibt. 1968 verübte die erste RAF-Generation den Frankfurter Kaufhausbrand auf der Zeil 98 und 1989 den tödliche Anschlag auf Alfred Herrhausen in Bad Homburg (Seedammweg 3, dort steht auch das Mahnmal). Es ging mir hier nicht um Dark Tourism, sondern ich wollte es einfach mal mit eigenen Augen sehen, weil ich die Bilder von Herrhausens Auto als Teenie Ende der 80er noch im Kopf habe. Zu diesem ganzen RAF-Komplex und den späteren Protesten um die STARTBAHN WEST in den 80er Jahren kann ich euch eine gute Broschüre der Frankfurter Rundschau empfehlen: es gibt die für kleines Geld noch, dort werden auf knapp 100 A4 Seiten von 1969 bis 1990 u.a. diese Themen beleuchtet: Bürgerkrieg an der Startbahn West, Häuserkampf im Westend, Terror in Frankfurt.
Und es gibt online vieles interessantes zu Hausbesetzungen in den 70er Jahren in Frankfurt, zum Beispiel heißt es auf diskus.copyriot.com/stadt-statt-stadt/across-bockenheimer-landstrasse: „Im Herbst 1970 hatten Studenten, Familien aus Obdachlosensiedlungen und ausländische Arbeiter in der Eppsteiner Straße 47 zum ersten Mal in Frankfurt – und vermutlich zum ersten Mal im Nachkriegsdeutschland – ein leerstehendes Haus besetzt“. Für einen Einblick in die Zeit der 60er und 70er Jahre in Frankfurt in Musik-Hinsicht: es gibt dazu ein klasse Zeitzeugen-Interview mit Rainer Bach auf Rockstage Riot, „THE DOORS waren der Urknall für meine Musikleidenschaft!“ (rockstage-riot-rheinmain.de/rainer-bach.html).
Und wer wissen will, was es mit den Jungs von der Wetterau-Tanke-Connection (Koch, Bouffier, Rhein) so auf sich hatte, was die CDU in Hessen in den letzten Jahrzehnten hier so machte (siehe „Steuerfahnder“, „Stiftung Zaunkönig“ usw.), dem kann ich noch das hochspannende Sachbuch zweier Frankfurter Rundschau-Redakteure ans Herz legen, „Ausgekocht: Hinter den Kulissen hessischer Machtpolitik“ (2010). Enden wir heiter, ich meine, wir waren jetzt wirklich lange in Frankfurt spazieren und für die, die immer noch nicht genug haben, gäbe es natürlich noch weitere Sightseeing-Möglichkeiten, denn…
das Umland von Frankfurt am Main hat auch sehr viel schönes zu bieten: OGGERSHEIM!
Ihr möchtet also immer noch weiter etwas in Frankfurt bzw. der Rhein-Main-Region entdecken? Ja seid ihr irre! Ihr wart also auch schon bei der früheren Location des „Promi-Friseurs“ auf der Landgrafenstraße 2 (u.a. von M. Schaffrath, die ja als Krankenschwester in Frankfurt arbeitete, bevor sie 2000 als Stargast Gina Wild in dem Toten Hosen-Video „Warum werde ich nicht satt?“ auftrat)? Ihr habt euch in Wiesbaden alles rund um die Gründung der Fluxus-Kunstbewegung Anfang der 60er reingezogen, wart in Darmstadt, um euch da Kunstaction auf der Mathildenhöhe reinzuziehen, tranket Bier in der Mainzer Kneipe „Hafeneck“ vom DIE FROHLIX-Sänger, absolviertet mit dem Wolfbiker (Oi!) eine Tour rund um die Sights bezüglich Elvis´ US-Army-Zeit Ende der 50 Jahre in Bad Homburg UND wart am Ende im Robert Johnson in Offenbach abtanzen?
Tja liebe Leute, dann bleibt euch nur noch eine Chance: „Hinein ins Auto und ab in die Provence“, d.h. ab in die Rheinland-Pfalz-Provinz, ins alte Westdeutschland, ab nach OGGERSHEIM zum „Kanzler Bungalow“ von „Birne“. Ich meine, der Kollege hat uns fast unser ganzes Leben begleitet! Legen Sie dazu die „Tod und Wahnsinn“-LP (1983) von Inferno auf, drehen Sie ihr Stück „Birne muss Kanzler bleiben“ (eine Wortschöpfung der Titanic) lauter und fahren Sie mit der Karre circa eine Stunde von Frankfurt in die Marbacher Str. 11. Essen Sie im Anschluss eventuell einen Saumagen. Ich beschrieb diesen Trip mal im Rahmen eines Online-Specials zum Tod von Kohl (Vgl. polytox.org/helmut-kohl-ist-tot-eine-umfrage, das Polytox aus Wiesbaden/Mannheim ist eh ein tolles online Zine mit ner coolen Podcast-Reihe).
PLAYLISTE Sounds of FRANKFURT und Umland
THE MONKS – Monk Time
(Garagenband von Mitte der 60er, die aus in Gelnhausen bei Frankfurt stationierten US-Soldaten bestand, Jahrzehnte später spielten sie nochmal in Frankfurt im typischen Mönchskutten-Outlook, großartig war es)
BONEY M. – Hooray! Hooray! It’s a Holi-Holiday
(Auch-Sängerin Marcia Barrett schrieb 2018 ihr echt spannend-tragisch-mutiges Buch „Immer weiter: Mein Leben mit und ohne Boney M.“)
MIDDLE CLASS FANTASIES – Pest Club
(Sänger Christoph Schnee verstarb 2019, Vgl. facebook.com/Middle-Class-Fantasies-446526310421/)
COPY CATS – Louie Louie (live Dreikönigskeller 2009)
(Seit Anfang der 90er Thunders-Worship mit Silke, Betreiberin „Backstage“ bis Sommer 2022)
TANKARD – The Morning After
(2022 = 40 Jahre Durst!, Glückwunsch)
TANKWART – Schöne Maid
Xhol Caravan – Raise up high
(Krautrock der 70er Jahre aus der hessischen Landeshauptstadt)
THE SWIPES – Coming Home
(Ex-Swoons-Lost-Lyrics, ihre Split-10“ mit Moving Targets, von denen sie auch „Coming Home“ kofferten, ist toll)
STRASSENJUNGS – Immer weitergehn
(Am 23.11.2019 war ihr Abschiedskonzert in der „Batschkapp“, einige Clips davon gibt´s online, die Band existiert als Studioprojekt weiter)
BARSTOOL KINGS – Trouble never travels alone
(„Unsere“ Gun Club!)
WEICHE – Halt die Fresse
(Saucoole Sludge-Band mit dem früherem Trustler Matze am Bass und Gesang)
PULLERMAN – alles
SUPERFAN – alles
(Bando heute auf schönen solo-Pfaden unterwegs)
CONFUSED – alles
(Tolle Noise-Rock-Band, Natalie zog dann nach Hamburg, Fans fordern eine Reunion regelmäßig)
SCHEISSE MINNELLI – Don´t drink the Viper
STAGE BOTTLES – Sometimes Antisocial but Always Antifascist
RUMBLE DELUXE – Record Store
(KEIN Psychobilly wie ich im MRR schrieb, sondern Candy-Punk; Oskar trommelte auch schon für „Der durstige Mann“, Jule sang bei „Attention! Rookies“ (bei denen musizierte auch Rookie-Records-Jürgen mit)
ANTITAINMENT – Bored til Death
(Bad Vilbel Kurort-Crust! Sänger/Gitarrist Tobi ist jetzt eher Kunst-elektro-mässig mit Les Trucs auf Spät-Goldene-Zitronen-Pfaden unterwegs)
SNAP! – The Power
DER DURSTIGE MANN – Sachsenhausen
(Eric Hysteric starb 2016, Markus Monoton 2013)
COCKS IN STAINED SATIN – We Are Deaf & You Are Sick
(HC aus Frankfurt 80er Jahre? HC aus Frankurt 80er Jahre! X-Mist Records Release #2! Sänger Uwe „Hebe“ starb 1996, Schlagzeuger Bernd Hasenfus 2009, aus diesem Anlass gab es auch einen Reunion-Auftritt des Durstigen Manns, bei denen Bernd auch mal trommelte)
RODGAU MONOTONES – Erbarmen, die Hesse komme
KICK JONESES – No time for you
(Die Kickies sind eigentlich aus Kaiserslautern, aber Trompeter/Sänger Alex und Gitarrist Frank (beide auch Walter 11) wohnen seit vielen Jahren in Frankfurt, legt mal wieder auf, Jungs!)
KILLRAYS – Walk Together, Rock Together
(Coole und durch ihr Label Lost and Found in den 90er auch eventuell bekanntere Band, Sänger Chris ist heute excellent mit GRIM SOCIETY unterwegs)
THREE PUSSY KISSES – Pussy Stomp
(Legendäre Garagen-Fuzz-Band aus den frühen 90er)
GLAMOUR GHOULS – Horror Saloon
(Gitarrist Christian verdingt sich heute auch als weltbester DJ für Punk)
THREE O´CLOCK HEROS – Valley Of Tears
(Gitarrist Jason war später in der besten AC/DC-Coverband von Welt, BLACK ANGUS, aktiv, parallel dazu noch bei den Bornheim Bombs, wo „unser Campino von Frankfurt“ (Hi Bieb hähähä!) sang)
Emil Mangelsdorff – Polka Dots And Moonbeams
(Legendärer Frankfurter Jazz-Musiker)
Bungalow 7 – Say Yeah! Yeah! Yeah!
(Frank-Rahm-von-Spermbirds-Walter-11-Kick-Joneses seine Power-Pop-Fuzz-Surf-Band)
S/T – Heilandsbächle
(Unser früherer Trustler-Get-Happy-Joachim sein Psych-Acid-Krautrock-Duo mit Martin, großes Kino)
EXUMER – Xiron Darkstar
(Geiles Thrash-Metal-Brett aus den 80ern aus Wiesbaden)
MARKUS – Ich will Spaß
(Born in Camberg, „ein Unterzentrum mit Teilfunktion eines Mittelzentrums am Rande des Rhein-Main-Gebietes“, das ist quasi Frankfurt Downtown Zwinkersmiley!)
De Von Ausferns – Watch your Step
(U.a. Elviz von Glamour Ghouls seine neue Punkband)
Christopher & Michael – Wir sind am Ende
(Frankfurter Folk-Duo aus den 60er mit einer tollen deutschen Version von „Eve of Destruction“, ihren kompletten Output gibt es wieder online bei fuego.de/artists/christopher-michael, Christopher Sommerkorn starb 2010)
Es gibt und gab natürlich noch viel mehr zu hören und zu sehen, wie gesagt: das alles ist ein rein persönlicher Abriss, checkt mal die Sounds aus Mau Tempo, Perle, Crackers, Volxfront (Hi Oelke!), Bildstörung, Adam und die Mickies („Freibiergesichter!“), Vomit Visions, „Motorbiene“-Benny, Beatles Revival Band, Blind Date, Flatsch!, Supermax, Screen (hier wurden die handschriftlichen Kneipenbefragungs-Notizen etwas unscharf, bei Screen ist man jetzt wohl AfD-Fan, tschüss!), Daturah, Dornbusch, dem Typ, der so grossarig auf Dub den Song „Ich vergess niemals wo ich herkomm, Frankfurt ist die schönste Stadt der Welt“ machte, General Schoppe und dem aus den „???“-bekannten Sightseeing-Höhepunkt: der Sendemast-TV-Turm (ein vom HBF sichtbares Hochhaus), was in irgendeiner Fole vorkommt und wovon man nur erfährt, wenn man Hörspiel-Homies-Besuch bekommt.
Aus der tollen Wiesbadener Punkband Snob Value entstanden die eigentlich tollen Ufo Sekte in Frankfurt, diese lösten sich jedoch Ende 2020 wegen der Ausübung sexualisierter Gewalt auf, Statement von Band und von der Betroffenen auf ufosekte.wordpress.com. Kommen wir abschließend zu einer kleinen diskografischen Übersicht:
EINTRACHT TRUST!
Online-Interviews und Berichte seit der Trust #1 (1986) mit „Rhein-Main-Content“. Direkt der erste Hinweis ist nur indirekt, denn: NOFX waren mit den Drowning Roses aus Minden auf Tour, beide Bands wurden in der Ausgabe interviewt und es ist vielleicht nicht mehr bekannt, dass beim Gig in der AU in Frankfurt dann auch die Euro-HC-Szene ihre erste oder sehr frühe große Sexismus-Kontroverse hatte, die sich an dem NOFX-Song „On the rag“ entzündete. Das PDF der #15 kann man einfach nach „Frankfurt“ durchsuchen. NOFX spielten meines Wissens später nie wieder in Frankfurt. Ganz wichtig: andere damals Beteiligte haben – auch heute noch – eine völlig andere Perspektive, natürlich!
#15, 1988: NOFX, Drowning Roses
#26, 1991: Beck Session Group, Keine Pelztiermesse in Frankfurt Aufruf
#45, 1994: Pullermann
#46, 1994: Kick Joneses
#56, 1996: Magic Splatters
#58, 1996: Nachruf Uwe „Hebe“ Heberer
#59, 1996: Attention! Rookies, Gentle Veincut
#65, 1997: Superfan
#68, 1998: Horror in der Straßenbahn. Bericht über Trust-Treffen in Frankfurt/Main
#78, 1999: Frau Doktor, Kick Joneses, Schobbepetze für Dreckwätz, Hannebambel und Dibbedabsch oder: Apfelweintrinken für Profis
#79, 1999: Konzerttourismus: Mein allerliebster Laden Vol. 1: Schlachthof Wiesbaden
#96, 2002: Melt Banana/Nippon Connection Frankfurt
#103, 2003: Nippon Connection Filmfestival
#107, 2004: Hanau A Go-Go Film
#116, 2006: Citizen_B
#120, 2006: Titanic Magazin
#124, 2007: Confused
#126, 2007: Frank Rahm
#130, 2008: S/T
#132, 2008: Antitainment
#133, 2008: 30 Jahre SST Records-Special (u.a. Hazelwood Vinyl Plastics)
#136, 2009: Scheisse Minnelli
#138, 2009: Plattenladenspecial (u.a. Lucky Star und Sick Wreckords), Stage Bottles
#141, 2010: Eric Hysteric
#142, 2010: Gastbeitrag „Die Krise“ von Rainer Roth
#143, 2010: Horrorspecial Teil I (Virus Magazin)
#144, 2010: Horrorspecial Teil II
#145, 2010: Scheisse Minnelli Tourbericht
#146, 2011: Horrorspecial Teil III
#150, 2011: Snob Value
#153, 2012: Hazelwood Vinyl Plastics
#156, 2012: Get Happy Records/They could have been bigger than EMI-Buch
#157, 2012: Vinyl-Special (u.a. SST Brüggemann)
#160, 2013: Schizophasia/Streaks Records
#161, 2013: Fluxus/Benjamin Patterson
#162, 2013: Ventil Verlag
#164, 2014: Klaus Walter
#172, 2015: Lucky Star Records
#174, 2015: Untergrund Navigator Rhein-Main
#175, 2015: Epistrophy Records
#178, 2016: Bad Press
#182, 2017: Front
#190, 2018: Martin Büsser
#191, 2018: Trust Layouter
#194, 2019: Scheisse Minnelli Japan Tour Bericht
#196, 2019: Ventil Verlag
#202, 2020: Isabelle Graw (Texte zur Kunst, Kunstprofessorin Städelschule)
#213, 2022: Al & Andrea
#214, 2022: Daniel PJ1
#216, 2002: Dominic (Deadline Magazin, Deathcember Film)
#217, 2022: Weserlabel (Butzbach!) [tbc]
#218, 2023: „Ei Guude, wie?“-Frankfurt-Bericht [tbc]
Ich sage zum Abschied leise „Guude“
Lieben Dank an alle, die geholfen haben, helfen wollten oder hätten helfen können! Ich schickte den Artikel in verschiedenen Zustandsversionen an ungefähr ein Dutzend locals bzw. auch „Eingeplackte“, nicht alle konnten wegen Urlaub usw. sich melden, trotzdem gehen natürlich alle Fehler und Aussagen auf meine Kappe!
Text: Jan
Pics: Flyer/Tankard-Facebook, I.G. Farben/Wikipedia