Deutschpunk quo vadis? Mit Todeskommando Atomsturm, Frachter und Scheisse die Bullen. (#222, 2023)
Deutschpunk quo vadis?
Mit Todeskommando Atomsturm, Frachter und Scheisse die Bullen.
Anfang des Jahres erzählte Gunnar, Gründer, Chef und Kopf von Gunner Records, dass seine nächsten Veröffentlichungen allesamt aus dem Genre Deutschpunk stammen werden. Das mag im ersten Moment überraschend sein, wird der Sound von Gunner Records doch zumeist anders wahrgenommen. Anders, also weniger vielfältig, als es in Wirklichkeit der Fall ist, muss dazugesagt werden.
Bis heute hat das Label den Ruf, für bärtigen Flanellhemdenpunkrock mit Whiskey-Reibeisen-Stimme zu stehen. Es ist nicht gerade so, dass Gunnar sich darüber ärgert, sehr wohl findet er es allerdings schade, dass so manches Release dadurch nicht die richtige Beachtung fand. „In der Anfangszeit gab es eben sehr viele Bands mit Typen, die eine eher rauchige Stimme und diesen The Fest / Gainesville Sound hatten. Oder zumindest das, was sich die Leute darunter vorgestellt haben“, analysiert Gunnar. „Später kamen dann einige folkige Sachen wie OWLS BY NATURE und Singer-Songwriter wie Jeff Rowe oder John Allen dazu. Da hatten aber schon viele dieses Bild von bärtigen, flanellhemdtragenden Punkrockern verinnerlicht.“
Und schlussfolgert: „Leider hat genau das dazu geführt, dass einige richtig gute Sachen, die aber ganz anders waren, übersehen oder nicht so wahrgenommen wurden, wie sie es verdient hätten. TITLE TRACKS zum Beispiel, die so Richtung Power-Pop, Mod gehen oder auch MASSENGER mit einer wahnsinnig guten Sängerin, die musikalisch zwischen Punk, Garage und Surf unterwegs waren.“ Für mein Empfinden haben selbst die beiden vermutlich erfolgreichsten Veröffentlichungen des Labels (THE GASLIGHT ANTHEM und FRANK TURNER) im Grunde mit der Art von Musik, die angeblich den Gunner-Sound beschreiben soll, nichts zu tun.
Im TRUST #210 hatte ich versucht, dieses Vorurteil, dass Gunner Records nur Flanelhemdenpunk veröffentlicht, aufzubrechen, als ich die Leipziger Hardcorepunks von CHARTREUX und die Züricher Pop-(Punk)-Band (was für ein schreckliches Wort für so tolle Musik) THE HIGH TIMES in einem Text vor- und gegenüberstellte. Alleine die jeweiligen Genrebeschreibungen, die ich für CHARTREUX und THE HIGH TIMES eben gewählt habe, grenzen sich so stark voneinander ab, dass eigentlich klar sein müsste, die Musik der beiden Bands ist nicht vergleichbar. Eine Whiskey-Reibeisenstimme kommt ebenfalls auf keinem der beiden Alben vor. Genauso wenig wie auf den Platten der Bands, um die es in diesem Text nun gehen soll. Und wenn, trifft dies noch am ehesten auf Lea von TODESKOMMANDO ATOMSTURM zu.
Da alle drei Bands (meistens) auf deutschsprachige Texte zurückgreifen und nun mal eine Form von Punkrock spielen, drängt sich der Begriff Deutschpunk natürlich auf. Ob TODESKOMMANDO ATOMSTURM aus München, FRACHTER aus Weimar und SCHEISSE DIE BULLEN aus Freiburg damit etwas anfangen können oder sich gar selbst jeweils als eine Deutschpunkband sehen, war Teil des Fragenkataloges.
Nun mag es vielleicht verwundern, warum ausgerechnet ich, der sich nicht als großer Deutschpunkfan definiert, wie vielleicht (oder hoffentlich?) an meinen bisherigen Texten im TRUST zu erkennen ist, unbedingt mit diesen drei Bands sprechen wollte. Natürlich spielen hier die eigene Vergangenheit und Sozialisation eine gewisse Rolle. Ausnahmen bestätigen außerdem die Regel und es gibt ungefähr jedes Jahr ein Album, welches mir aus diesem Genre dann doch gefällt. Zuletzt waren es die Alben von TEAM SCHEISSE und SLIME, mit denen ich fürs TRUST dann auch jeweils sprach.
Auch diese beiden Bands unterscheiden sich musikalisch und inhaltlich stark voneinander. Und grenzen sich noch mal von den Bands ab, die hier nun vorgestellt werden. Der Hauptgrund für die Gespräche ist dann auch recht einfach zu erklären. Sowohl TODESKOMMANDO ATOMSTURM, FRACHTER, als auch SCHEISSE DIE BULLEN haben dieses Jahr ein gelungenes und vor allem interessantes Album bei Gunner Records veröffentlicht.
Als ich Gunnar fragte, wie es dazu kam, dass drei Bands aus dem weiten Feld des Deutschpunks nun auf seinem Label veröffentlichen, meinte er: „Die ÄRZTE, die GOLDENE ZITRONEN und die TOTEN HOSEN waren Bands, die mich zum Punk gebracht haben. Mit SLIME, …BUT ALIVE und so weiter wurde es dann politischer. Es gab aber auch schon vorher Deutschpunk-Platten, die ich veröffentlicht habe: DIE BULLEN oder auch AFFENMESSERKAMPF. Nun sind es gleich drei neue Deutschpunk-Platten in einem sehr kurzen Zeitraum geworden.“
Vergleiche lassen sich zwischen TODESKOMMANDO ATOMSTURM, FRACHTER und SCHEISSE DIE BULLEN nicht ziehen. Zu unterschiedlich ist die Herangehensweise an die Musik, den Texten und das, was damit transportiert werden soll. „Gerade weil die Bands sehr unterschiedliche Ausrichtungen haben, von humoristisch über Emo zum politischen Deutschpunk“, definiert Gunnar die Unterschiede kurz und knapp. Es soll an dieser Stelle auch überhaupt nicht der Versuch unternommen werden, die drei Bands in einen Topf zu werfen. Viel eher hoffe ich, die Unterschiede zu verdeutlichen und zu erkennen, was Deutschpunk heute alles sein kann. Oder eben nicht.
TODESKOMMANDO ATOMSTURM
Es ist ein bekannter Umstand, eigentlich marginale Diskurse in der linken Szene werden ziemlich schnell von rechtskonservativen Gruppierungen als Panikmache und Attacke auf den eigenen Lebensentwurf gesehen und auf den Sozialen Medien entsprechend zur Agitation genutzt. Auf diese Weise entstehen plötzlich ganz neue zentrale Probleme der Gegenwart, statt sich mit den wirklich drängenden Konflikten auseinanderzusetzen. Nun ist es aber leider so, dass es bei manchen Themen eben nicht nur die dummen Nazis und Krawatten, ja noch nicht mal die Menschen in den Büros sind, die mit kleinen Witzchen und Sticheleien über progressive Meinungen und Ansichten ihre Probleme haben, sondern eben auch viele Punks. Das lässt sich in diversen Kommentarspalten im Netz immer wieder ablesen. Häufig handelt es sich bei den Schreibenden, die ihr altes Lebensmodell verteidigen wollen (welches schon immer scheiße war) um ältere und männliche Protagonisten der Szene.
„Ich lasse mir dies oder das nicht verbieten“ heißt es dann von diesen Typen oder es ist die Rede von „Flinta*Faschos“, was nichts anderes bedeutet, als dass Frauen* mit Faschos gleichgesetzt werden. Gegen diese Alt- und Prollpunks richtet oder besser wettert das Eröffnungsstück vom Album „Endlich Zukunft“ mit dem Titel „Dead Punks“ gut los: „Denn was früher alles scheiße war, davon redet heute keiner mehr / Hättest du no future ernst genommen, rede’st du heut’ nicht so’n Scheiß daher“, heißt es im Refrain des Songs. Zum Albumrelease gab die Band einem größeren Musikmagazin ein Interview und. „in den Kommentarspalten wurden dazu Sachen geschrieben, die genau der Grund waren, diesen Text zu schreiben“, erzählt Gitarrist Chrissi und gibt ein Beispiel; „Den Nagel auf den Kopf getroffen hat eine Person, die fragte, ob sie sich von uns Punk erklären lassen muss. Worum es auch in dem Text geht, dass Punk sich verändert hat und wir es uns nicht (von den Älteren) erklären lassen wollen.“
Die Zeiten haben sich tatsächlich geändert, was nach 40 Jahren Punk(rock) wohl auch normal ist und sicherlich nicht zum letzten Mal vorkommt. Bei …But Alive wurde in den 90er-Jahren noch gegen die „Oberlippenbärte“ gewettert, „die uns Punk definieren“, nun fordern alternde Männer die alleinige Deutungshoheit über Punk ein. …But Alive spielten in der Sozialisation von TODESKOMMANDO ATOMSTURM jedenfalls laut Chrissi eine Rolle. „Niemand in der Band kann etwas mit dem Klischee von Deutschpunk anfangen.“ Und Pölle (Bass) stimmt ergänzend zu: „Mit vielem, was unter dem Label Deutschpunk läuft, kann ich mich schon länger nicht mehr identifizieren. Da fehlt es mir oft an Inhalt.“
An Inhalt mangelt es dem Album „Endlich Zukunft“ hingegen sicherlich nicht. Die Texte von TODESKOMMANDO ATOMSTURM sind stets direkt, besitzen aber winzige Nuancen, die total wichtig für den Kontext sind, in dem das Lied angesiedelt ist. So heißt es in dem Song „Nein“ sinngemäß, es wird nicht mehr (mit Machos und anderen Typen) diskutiert. Wobei Pölle sofort einschränkt, das Leben ist eben doch komplexer, als ein Song es sein kann. „Ich denke, wenn du für bestimmte Themen ein Verständnis außerhalb der eigenen Blase erreichen willst, kommst du grundsätzlich ums Erklären und Aufklären und damit auch ums Diskutieren nicht herum.“
In einer Diskussion befindet sich eine Partei schnell in einem Rechtfertigungsmodus. Solche Diskussionen können in dem Stück gemeint sein. Aber so eine Diskussion kann auch zu etwas Überzeugendem führen. Zumindest solange die Argumente gut und stichhaltig sind und die Diskutierenden bereit sind, sich auch überzeugen zu lassen.
Pölle ergänzt: „Es setzt einfach voraus, dass ein Gegenüber offen, wertschätzend und auch bereit zur Selbstreflexion ist.“ Das ist also eine von zwei Grundvoraussetzungen für eine gehaltvolle Diskussion. Die andere Voraussetzung ist eine recht einfache, nämlich weiterhin im Gespräch bleiben. Auch wenn es manchmal schwerfallen mag. Und obwohl der Text zu „Nein“ einen anderen Hintergrund als „Dead Punks“ hat, sind beide Lieder (für mich) zwei Seiten einer Medaille. Geht es bei „Dead Punks“ noch um das genervt sein von der „Früher-war-alles-besser-Erzählung“ – behandelt „Nein“ eher „das Bahnbrechen einer Panik der Mehrheitsgesellschaft, die nicht wahrhaben will, dass die Zugehörigkeit zur Mehrheit alleine nicht ihre Strukturen oder Handlungen ethisch legitimiert“, erklärt Chrissi das Stück.
Es sollte jedoch klar sein, dass auch weiße, heterosexuelle, männliche Punks trotz gewählter Abgrenzung immer noch zur Mehrheitsgesellschaft gehören. Anders als die vier Personen im Videoprojekt der Band, welches in Zusammenarbeit mit Visual Attack entstanden ist, auf welches Chrissi noch mal extra aufmerksam machen möchte. Jedenfalls reicht es als Punk nicht (mehr), einfach dagegen zu sein. Denn einfach nur dagegen zu sein ist eine recht einfache Reaktion. Viel schwerer ist es hingegen für etwas (ein-) zustehen.
Chrissi möchte für „Solidarität und Kooperation“ stehen, vor allem für „Solidarität mit denen, die vom System härter getroffen sind als wir, egal ob durch Gewalt, Repressionen oder strukturelle Diskriminierung, lokal oder global.“ Wohltuend stellt Chrissi an dieser Stelle aber seine Taten nicht ins Schaufenster, sondern schränkt ein: „Auch wenn sich das selbstkritisch betrachtet viel zu oft nur in so Kleinigkeiten zeigt wie dem eigenen Konsumverhalten, einer lumpigen Spende oder für ein bisschen Aufmerksamkeit sorgen, wie eben mit unserem Videoprojekt, mit unseren Texten oder dem Weiterleiten von Infomaterial.“
Die Welt kann aber im Kleinen verändert werden. Wahrscheinlich sind Punk und die Punkszene für große Veränderungen eh viel zu unbedeutend, wenn das große Ganze betrachtet wird. Trotzdem ist TODESKOMMANDO ATOMSTURM die Szene wichtig. Denn das Bewegen und aktuelle Bewegungen innerhalb der Punkszene nehmen auf „Endlich Zukunft“ einen großen Raum ein und finden zum Albumabschluss mit dem (auf Französisch gesungenen) „Über den Trugschluss der feministischen Punkrockparty“ einen weiteren Höhepunkt. Darüber hinaus findet eine bis heute kaum stattfindende künstlerische Auseinandersetzung mit dem Afghanistan-Krieg und dessen Folgen ihren Weg auf das Album.
Zumindest wählen TODESKOMMANDO ATOMSTURM diesen Krieg in „Kabul Calling“ als eine Metapher für eine Geschichte, die in Afghanistan weder ihren Anfang nahm noch ihr Ende gefunden hat. Es ist eine Fluchtgeschichte, in der Menschen zu Bittsteller: innen gemacht werden und gleichzeitig mit dem Erlebten alleine fertig werden müssen. „Unser Gitarrist Tobi hat einige Jahre mit Geflüchteten gearbeitet“, beschreibt Chrissi die Motivation, diesen Text zu schreiben, „Die Eindrücke, die er dabei gesammelt hat, wollte er gerne teilen und es war ihm wichtig, diese Kaltherzigkeit zu thematisieren, mit dem das System diesen Menschen begegnet.“
Wörter aus dem Kriegsrepertoire tauchen auch im Stück „Endlosschleife“ auf, obwohl das Lied eine ganz andere Thematik bearbeitet. Es ist ein reflektiertes Lied über das eigene Verhalten und das anderer Menschen, mit denen im wahren Leben nicht eine Minute verbracht werden würde. In der Onlinewelt wird allerdings fasziniert-angeekelt weiter gescrollt, ohne den Absprung zu finden. Der Song entstand im März 2022 im Studio und beinhaltet die Zeile: „Das letzte Selfie (…) aus dem Schützengraben“, was unweigerlich Bilder aus dem Donbass in den Kopf hervorruft. Chrissi erinnert sich folgendermaßen an die Entstehung des Liedes: „Der Text entstand als Letztes und wurde eben gegen Ende des Produktionsprozesses fertiggestellt. Die Zeile darf sicher aber auch unabhängig vom Krieg als Metapher für diese krasse Grenzenlosigkeit und den bitteren Zynismus verstanden werden, den diese ultrakomplex vernetzte Pseudorealität täglich auslöst.“
„Endlich Zukunft“ sollte übrigens ursprünglich auf dem Label Twisted Chords erscheinen, so wie die vorherigen Platten von TODESKOMMANDO ATOMSTURM auch. Doch im Leben kommt es ja meistens anders als gedacht. „Wir waren viel im Austausch (mit dem Label) und haben an einem Punkt einvernehmlich festgestellt, dass uns beiden mehr geholfen ist, wenn wir das – bedauerlicherweise – nicht mehr zusammen machen“, erinnert Chrissi sich. Mittlerweile wurde Twisted Chords zumindest auf absehbare Zeit eingestellt. Eine Alternativliste wurde von der Band erarbeitet, auf der sich eben auch der Name Gunner Records befand.
Chrissi führt aus: „Wir hatten losen Kontakt zu Gunnar, da Tobi früher Konzerte für seine Bands in München veranstaltet hat. Durch SCHEISSE DIE BULLEN wussten wir, dass eventuell Interesse bei Gunnar bestand. Also haben wir ihn angerufen und er hat ohne zu zögern zugesagt.“ Da das Album bereits aufgenommen und das Presswerk sogar schon bestellt war, übernahm Gunnar praktisch ein fertiges Produkt.
Im Gegensatz zu SCHEISSE DIE BULLEN, mit denen die Band befreundet ist, ist FRACHTER weder Chrissi noch Pölle ein wirklicher Begriff. Pölle sagt: „Die habe ich vor ein paar Tagen in Halle leider knapp verpasst. Die hätte ich mir sehr gerne mal angeschaut, aber ich war mit meinen Kids unterwegs und die waren müde und wollten nach Hause.“ Ob ins „Eigenheim“ oder nicht, ist an dieser Stelle nicht bekannt. Sehr wohl aber lautet so der erste Titel auf dem Album von:
FRACHTER
Dabei ist mit dem „Eigenheim“ nicht ein Haus sondern (glaube ich) das eigene Innere gemeint. So beginnt das Album „Bad Sterben“. Hier hätten wir also die dritte …But Alive Referenz – und was für eine – in diesem Text. Nach Gunnar und Chrissi von TODESKOMMANDO ATOMSTURM spielt die Kettcar-Vorgängerband auch für das Trio von FRACHTER eine wichtige Rolle in der Sozialisation. Das zeigt, welchen Einfluss Marcus Wiebusch und die anderen drei Bandmitglieder bis heute auf die Punkszene haben. Ansonsten fällt es FRACHTER schwer, sich mit dem Begriff Deutschpunk zu identifizieren. Dome (Bass) versucht erst mal zu unterscheiden: „Ich glaube, die Frage ist, wie Deutschpunk definiert wird. Also, es gibt halt so Assi-/Schimmelpunkbands, wo es nur ums Saufen und Abfeiern geht. Ich würde aber auch so early Kettcar oder eben …But Alive Sachen dazuzählen. Und da würden wir uns schon sehen“, erklärt er.
„Oder frühe Muff Potter“, fällt Phillip (Drums) Dome ins Wort, der zustimmend nickt.
Ein weiterer Songtitel auf dem Album lautet „Homo Faber“ und irgendwie bewegen sich FRACHTER tatsächlich zwischen Deutschunterricht (Text) und dem 90er-Jahre Punkrock mit gelegentlichem Emo-/Hardcore Einschlag (Musik), wie …But Alive es seinerzeit taten. Die Lyrics sind meist verklausuliert und erschließen sich nicht immer beim ersten Hören. Und manchmal auch nicht beim zehnten Hördurchgang.
Deswegen gab es in den bisherigen Reviews des Albums wohl auch selten eine Auseinandersetzung mit den Texten, wie es ansonsten bei deutschsprachigen Alben häufiger vorkommt. Aaron (Gitarre/Gesang) findet das nicht weiter verwunderlich, „dass dann Leute einfach die Mucke bewerten und nicht die Texte. Das kommt immer auf den Anspruch vom Schreibenden an. Wenn einen jetzt der Sound mega abholt und gedacht wird, dass die Texte schon cool sein werden, ist das ja auch in Ordnung.“ Eine Ausnahme bildet da allerdings das Stück „Keine Szene machen“, welches Zu- und Missstände einer/der Szene beschreibt. Das Stück kommt durchaus kämpferisch und wütend daher. In diesem Fall ist natürlich die Punkrockszene im Allgemeinen gemeint, es könnte aber mit ziemlicher Sicherheit auch auf andere Jugendkulturen übertragen werden.
Das Lied beschäftigt sich kritisch mit den oftmals vorherrschenden extremen und gegenteiligen Meinungen innerhalb der Szene. Dabei ist es so, dass FRACHTER sich überhaupt nicht einer bestimmten Szene zugehörig fühlen. Vielleicht kommt das Lied trotzdem zum richtigen Zeitpunkt. Geschrieben wurde es jedenfalls bereits vor ein paar Jahren, als noch deutlich weniger diskutiert und auf Missstände hingewiesen wurde und die Fronten vielleicht weniger verhärtet waren, als es heute der Fall ist. Aaron wundert sich deswegen etwas über das aktuelle Interesse an dem Stück. „Für mich ist das jetzt auch nicht der zentrale Song des Albums.“
Und ergänzt nach einer kurzen Pause: „Aber rückblickend mit den Debatten, die aktuell geführt werden, trifft das Lied offensichtlich einen Nerv. Aber so war der Song nicht gedacht. Es war eher unsere Szeneerfahrung, die mit dieser Debatte erst mal gar nichts zu tun hat. Das Lied kann wahrscheinlich in dieser Debatte funktionieren, aber das war jetzt nicht initiiert.“
Und Dome ergänzt: „Auf der anderen Seite ist es cool, wenn der Song so vielen Leuten auffällt und dazu führt, darüber nachzudenken, was auf einem Konzert alles falsch laufen kann.“ Abgesehen davon empfinden weder Aaron noch Dome oder Phillip dieses Stück als sonderlich zentral oder repräsentativ für das Album. Zumindest für Aaron und Phillip wäre das nämlich „Schnauzbert“, weil es einerseits einer der ersten Songs war, der für „Bad Sterben“ fertig war und „es irgendwie klar war, das wird eine Single. Auch wenn als Grund nur der Entstehungszeitpunkt gelten kann. „Keine Szene machen“ kam dann so in der Mitte vom Schreibprozess.“
Ansonsten empfinde ich FRACHTER eher als nicht wütend, zumindest überträgt sich dieses Gefühl nicht dauerhaft auf das Album. Vielmehr höre ich eine gewisse Ablehnung auf einen bürgerlichen Lebensentwurf heraus. Was die Band so nicht stehen lassen will. „Ich würde es nicht so einseitig sehen“, wirft Aaron ein und ergänzt, „wir zeigen ja nicht dem Bürgertum den Stinkefinger, denn wir stammen ja selber aus so kleinbürgerlichen Verhältnissen. Mit Eigenheim und allem drum und dran. Das ist der Lebensstil, der einem anerzogen wurde. In vielen Punkten stecken wir da einfach drin. Das muss dann reflektiert werden. Aber es ist keine bloße Verachtung nach dem Motto, wir finden das alles scheiße.“
Obwohl es FRACHTER schon eine ganze Weile gibt, handelt es sich bei „Bad Sterben“ um das Debütalbum. Zuvor gab es lediglich einige selbstproduzierten Demos und EPs. Natürlich spielt bei der Entstehung des Albums wieder mal die Coronazeit eine Rolle. „Wir haben uns halt auch nie hingesetzt und gesagt, wir schreiben jetzt ein Album, sondern einfach immer weiter probiert“, erklärt Dome die Albumentstehung und Aaron ergänzt: „Nachdem wir die letzte EP rausgebracht haben, ich glaube, das war 2019, haben wir einfach weitergeschrieben und dann kam das erste Coronajahr. Mal konnten wir proben, dann wieder nicht, weil wir im Lockdown waren.“
Diese Erinnerung aufnehmend, sagt Phillip: „In der Anfangszeit waren wir schon lange isoliert und konnten überhaupt nicht proben. Es war schon eine längere Zeit, in der wir uns nicht sehen konnten.“ Das sind dann die Gründe für die recht lange Wartezeit zwischen EP und Album. Und im Gegensatz zu vielleicht manch anderen Bands funktionierte das Schreiben von Stücken und hin und her senden von Audiodateien bei FRACHTER nicht. Lediglich ein Riff hat von diesen Versuchen weiterhin im Lockdown kreativ zu arbeiten überlebt. „Dann waren wir Anfang 2022 mit dem Album fertig und sind auf Labelsuche gegangen.“
FRACHTER sind sowas wie die Newcomer bei Gunner Records. Denn vor „Bad Sterben“ bestand kein persönlicher Kontakt zu Gunnar. Sehr wohl aber waren Aaron, Phillip und Dome bereits Fans von dem einen oder anderen Gunner Records Release. Geholfen haben schließlich die Jungs von CHARTREUX beim Kontaktaufbau, die mit dem Trio von FRACHTER befreundet sind. Was sicherlich an der geografischen Nähe zwischen Weimar (FRACHTER) und CHARTREUX (Leipzig) liegt. Die Herkunft von FRACHTER spielt dann aber noch eine Rolle in der Haltung der Bandmitglieder.
In den Songs schimmern immer mal wieder gesellschaftskritische Töne durch, ohne dass die Band dabei explizit politisch wäre. Dabei sind „wir politische Menschen“, wirft Aaron ein, „Trotzdem haben wir nicht den Anspruch, dass Musik immer politisch sein muss. Aber wir kommen nun mal aus Thüringen, da ist ganz viel brauner Sumpf und du musst dich irgendwann, wenn du da lebst, positionieren.“ Und
Dome ergänzt: „Da hast du keine Wahl und die Positionen unserer Welt sind klar.“ Die Deutschpunkklassiker Bullen, Nazis, Dosenbier finden sich auf „Bad Sterben“ also nicht. Und für tagespolitische Kommentare in Songs ist Punkrock (und eigentlich jegliche Form von Rockmusik) sowieso eher ungeeignet, weil die Produktion eines Songs (im Gegensatz zum z.B. Hip-Hop) viel zu lange dauert. Aaron findet darüber hinaus: „Es gibt schon genug Punk, der versucht, einen tagespolitischen Kommentar abzugeben. Und oft ist das etwas unglücklich ausgedrückt und das wollen wir für uns nicht.“ Solche Songs würden FRACHTER tatsächlich auch nicht besonders gut stehen. Dafür werden, wie eben auch im Hip-Hop üblich, direkte An- und Aussagen benötigt, um ein (tagesaktuelles) Problem auf den Punkt zu bringen.
So schreiben FRACHTER aber ihre Texte nicht, die eher verklausuliert und metaphernbestückt sind und sich auch nicht vor dem einen oder anderen Wortspiel fürchten. So heißt es in „Atacama“ unter anderem: „Perfekt ist nur der Tod“ – was zunächst etwas verwirrend anmuten mag. Warum sollte gerade der Tod perfekt sein? Obendrein schwingt in dem Stück nicht ein Funken Nihilismus mit. Diesen Satz hat Aaron irgendwann mal aufgeschnappt, allerdings hat er vergessen, wer der Urheber ist. „Naja, der Tod ist perfekt, weil er endgültig ist. Halbtot geht nicht. Es soll eine Kritik an der Vorstellung eines perfekten Lebens sein. Das gibt es nämlich nicht. Es gibt immer Widersprüche und Brüche. Ohne geht es einfach nicht. Widersprüche sind aber das Gegenteil von perfekt. Da bleibt nur der Tod.“ Da wären wir also wieder beim Albumtitel angelangt, der ja schon das Wort „Sterben“ und der Titelsong die Zeile: „Sterben muss sich lohnen“ beinhaltet.
Zwar sind FRACHTER mit CHARTREUX befreundet und mit dem Gunner-Records-Programm einigermaßen vertraut, so haben sie auch schon in das Album von TODESKOMMANDO ATOMSTURM reingehört, allerdings (noch) nicht in „Simulation eines guten Lebens“ von:
SCHEISSE DIE BULLEN
SCHEISSE DIE BULLEN sind sicherlich die deutschpunkigste Band, die an dieser Stelle zu Wort kommt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der Begriff Deutschpunk bei den drei (von vier – der zweite Andy wollte lieber schlafen -) Bandmitgliedern Julian, Andy und Markus erst mal keine Kopfschmerzen auslöst. „Als wir uns gegründet haben, bezogen wir uns sogar auf diesen Begriff. Das war es, was wir machen wollten“, berichtet Markus, nur um anschließend doch ein kleinwenig einzuschränken „ich glaube, für uns trifft das nach wie vor ganz gut zu, aber vielleicht ist der Begriff ein wenig obsolet geworden. Da werden mittlerweile sehr viele Bands subsumiert, die da eventuell gar nicht so richtig hingehören oder überhaupt dazu gehören wollen.“
Nun kann die Frage gestellt werden, wie ernst es einer Band wie SCHEISSE DIE BULLEN, die ihre Musik nun ja gerade eben als Deutschpunk katalogisiert haben, ist oder ob da nicht eine große Portion Ironie mitschwingt. Oder die Band gar als eine Art Kunstprodukt funktioniert. Andy möchte da zunächst grundsätzlich zwischen Musik und Text unterscheiden: „Ich persönlich nehme die Musik nicht mehr so ernst. Textlich und inhaltlich stehe ich da voll hinter. Wir können nicht über eine Flüchtlingsgeschichte mit einem Augenzwinkern singen. Natürlich geht es immer mal wieder auf die sarkastische Schiene. Musikalisch ist das auch eher Gerümpel, vielleicht sogar unter unseren Möglichkeiten. Es ist Deutschpunk und es ist zynisch.“
Diesen Faden nimmt Markus sofort auf und stimmt zu: „Zynisch sind wir auf jeden Fall. Aber ernst nehme ich unsere Inhalte immer sehr.“ Und auch Julian bläst ins gleiche Horn und versichert: „Wir meinen es auf keinen Fall ironisch.“
Zynismus spielt auf dem Album, wie der Titel „Simulation eines guten Lebens“ schon andeutet, also eine Rolle. Simulation bedeutet ja nichts anderes als Vorspielen. Das Vorspielen eines guten Lebens ist allerdings eine sehr traurige Vorstellung, denn es bringt ja nichts, sich etwas vorzuspielen oder um es drastischer auszudrücken, sich selber zu belügen. Selbst wenn die Welt da draußen oftmals eben nicht gut ist. Daher ist es wichtig, im Kleinen ein gutes Leben zu haben.
Wie das aussehen kann beschreibt Markus wie folgt: „Eine vernünftige Maximalforderung wäre Luxus für alle und zwar umsonst, aber das ist vielleicht etwas unrealistisch. Es wäre schon schön, wenn niemand Furcht vor Krieg haben müsste und davor, gezwungen zu sein, die eigene Heimat zu verlassen. Wenn das mal in den Griff zu bekommen ist, wäre es ein Anfang. Für mich persönlich ist ein Leben gut, wenn gute Beziehungen um mich rum sind, Freund: innen, Partner:innenschaften oder Familie. Und dass wir das Vergnügen haben, mit unserer Band touren zu dürfen.“ Und plötzlich klingt die Band weniger zynisch, als sie es anfangs noch behauptet hat. Im Grunde stimmen doch fast alle Menschen auf der Welt dem letzten Teil zu. Wer hat nicht gerne gute Menschen um sich rum, selbst wenn die Definition von gut dann wiederum sehr individuell ausgelegt werden kann.
Davon erzählt das Stück „Ein Telegramm“ auf dem Album eine Geschichte. Es geht um zwei Personen, die sich unterschiedlich entwickelt haben. Eine driftet (offensichtlich) in eine Welt aus Falschmeldungen beim Messenger Telegram ab, während die andere Person damit klarkommen muss. So ist es vermutlich in den letzten zwei oder drei Jahren vielen Leuten ergangen. Es wird also ein eher aktuelles Thema bearbeitet, von dem niemand sagen kann, ob es ein kurzfristiger Trend ist und schon in wenigen Wochen sehr altmodisch daherkommt. Dann wäre es immer noch eine gute Geschichte, aber irgendwie aus der Zeit gefallen. Die Kunst beim Songschreiben ist es aber, eine Allgemeingültigkeit herzustellen.
Das sieht Andy genauso: „Das ist die Herausforderung“, bestätigt er, „es ist wichtig, Sachen vielschichtiger zu beschreiben. Aber ich denke, das gelingt uns auch.“ Ein ähnliches Motiv wird in dem Song (über den Radiosender) „88,4“ verfolgt, der zunächst erst mal sehr spezifisch bleibt, dann aber „einen Transfer von etwas Kleinem hin zu einem größeren Thema beschreibt“, erklärt Julian und ergänzt, „dass es auch aus linker Perspektive Gründe gibt, Medien zu kritisieren. Selbst wenn das in linksliberalen Kreisen meistens nicht so gerne gesehen wird. Aber schau dir doch die gängigen Medien einmal an“, sagt er, „in der Regel positionieren die sich doch gegen ausgegrenzte Menschen und gegen radikale Inhalte. Die meisten Zeitungen haben zum Beispiel kein gutes Bild von der Antifa. Daher finde ich es gut, dass das Lied aus etwas Kleinem etwas Großes macht. Das passiert vielleicht viel zu selten.“
Auf dem Cover der Platte, welches ein eher jugendliches Zimmer gezeichnet zeigt, ist „88,4“ durch ein Radio gekennzeichnet. Auf den ersten Blick mag das Artwork vielleicht als schnell hingekritzelt wirken, in Wirklichkeit zeugt die Zeichnung von viel Liebe zum Detail. Jeder Song auf dem Album ist mit einem kleinen Bild im Bild aufgeführt.
Die Idee dazu stammte zwar von Julian, für die Umsetzung war allerdings Andy verantwortlich. „Julian hat eine gruselige Skizze geschickt, Strichmännchen mit Perspektive. Ich habe dann mit dem Kugelschreiber ausprobiert, etwas Form reinzubringen und bin dabeigeblieben, weil der Stil natürlich auch was für sich hat. Selbst wenn da ein paar Fehler drin sind für diejenigen, die perspektivisches Malen mal gelernt haben. Aber das macht die Sache ja auch schon wieder interessant“, beschreibt Andy den Schaffensprozess. Wem selber suchen zu anstrengend ist, findet die kleinen Symbole vom Cover auch noch mal bei den jeweiligen Liedern auf dem Textblatt.
Im Gegensatz zu vielen anderen Bands (und darüber hinausgehende Diskussionen zurzeit) beschäftigten SCHEISSE DIE BULLEN sich in ihrer Musik und den Texten nicht explizit mit dem Zustand der eigenen Szene. Sehr wohl aber reflektieren sie ihr eigenes Verhalten und liefern Gründe, warum das so ist. „Reflexion, was in der eigenen Szene alles so passiert, halte ich für wichtig“, sagt Andy, „aber es war jetzt im musikalischen Kontext nicht der Fall, dass ich viel darüber Songs schreiben müsste.“ Es ist ein Thema, zu dem alle drei etwas sagen wollen.
Markus wirft ein: „Die Szene ist ja nicht losgelöst, sondern Ausdruck der Gesellschaft, in der sie sich befindet, ob sie will oder nicht. Und da würde ich sagen, ein Lied wie „Weiße Jungs“ (auf „Simulation eines guten Lebens“) geht in diese Richtung.“ Und Julian, der „Weiße Jungs“ geschrieben hat, ergänzt: „Wir sind nicht die Betroffenen, wir sind vier Typen, die im Schnitt eher auf der Täter- als in der Opferrolle zu finden sind. Dann finde ich es völlig daneben, wenn andere Typen-Bands sich hinstellen und sich als krasse Feministen geben. Ich finde es besser, wenn das Leute zum Ausdruck bringen, die davon betroffen sind. Und deswegen ist es wichtig, genau diese Bands zu unterstützen, die eben nicht nur aus CIS-Dudes bestehen, denn die wissen, wovon sie reden und wir erst mal nicht.“
In diesem Zusammenhang stellt sich dann natürlich wieder die Frage, inwieweit Punkrock und Deutschpunk (aufgrund der geringeren sprachlichen Barriere – nicht alle Menschen sprechen und verstehen z.B. Englisch) im Speziellen noch etwas verändern kann. Andy glaubt: „Zum Nachdenken können wir vielleicht beitragen, ein Umdenken wäre natürlich noch besser.“ Julian erzählt von einem schönen Erlebnis in Ulm: „Als nach einem Konzert unsere Veranstalterin auf mich zukam und gesagt hat, dass wir die Band wären, die sie zu (Deutsch-)Punk gebracht hätte, wir also ihre erste Punkband waren, die sie gut fand. Und dadurch ist mir zum ersten Mal bewusst geworden, dass es nach zwölf Jahren Bandgeschichte natürlich Menschen mit Interesse an Punk gibt, die praktisch mit uns aufgewachsen sind. Und offensichtlich coole und starke Personen sind. Und das fand ich dann sehr schön, irgendwie davon ein (wenn auch kleiner) Teil sein zu dürfen.“
Zudem sind die Bandmitglieder nahbar geblieben „Es ist ja nicht nur die Musik, sondern auch gleichzeitig eine politische Szene. Wir haben schon mit vielen 13, 14, 15-jährigen zu tun, die immer supercool sind und mit denen wir dann auch sehr gerne Zeit verbringen und uns austauschen. Und ich hoffe, dass jemand, der/die neu dazukommt, auch mal Bock hat, ein schlaues Buch zu lesen oder sich anders zu engagieren,“ teilt Markus seine Vorstellungen von einer aktiven und vitalen Szene.
Für Markus sind TODESKOMMANDO ATOMSTURM übrigens die „Liebe meines Lebens, was Kumpelbands angeht,“ und ergänzt „ich hätte nicht gedacht, dass es so was mal gibt, dass wir uns mit einer anderen Band so toll verstehen, seit Jahren rumhängen und immer mal wieder Konzerte spielen.“ Entstanden sind beide Bands etwa zur gleichen Zeit. Julian war mit Chrissi, Tobi und Matze (von TODESKOMMANDO ATOMSTURM) zusammen im Urlaub, als die drei meinten, sie würden eine Band gründen und Julian konterte, dass er auch gerade etwas Neues plane.
Und auch mit FRACHTER hat sich Julian bereits beschäftigt und feiert das Video zu „Homo Faber“ ab. „Der Song ist super und das Video ist auch richtig geil. Ich finde das cool, dass die sich da videomäßig voll reinhängen.“ Auf der nächsten Fahrt zu einem Konzert wird das Album „Bad Sterben“ dann wohl laufen.
Nach den drei Gesprächen mit TODESKOMMANDO ATOMSTURM, FRACHTER und SCHEISSE DIE BULLEN lässt sich eine Antwort auf die Frage, wo Deutschpunk heute steht, nicht wirklich beantworten. Alle Bands wirken wahnsinnig reflektiert, ohne dabei dogmatisch zu sein. Im Grunde haben alle drei Bands ein eher zwiespältiges Verhältnis zu dem Begriff Deutschpunk. Die einen mehr und die anderen etwas weniger. Obwohl alle Gruppen deutschsprachigen Punkrock spielen.
Die Texte beschäftigen sich mit den großen und kleinen Problemen der Welt, ohne den eigenen Mikrokosmos aus den Augen zu verlieren (oder umgekehrt). Das zeigt, wie vielseitig Deutschpunk heute sein kann, ohne gängige Klischees zu bedienen. Musikalisch ist das alles obendrein auf der Höhe der Zeit und braucht internationale Standards nicht zu scheuen. Eins sollte also klar sein, Deutschpunk ist vital und lebt. Vielleicht sogar mehr und stärker als es in der jüngeren Vergangenheit der Fall war. Und Gunner Records trägt seinen Beitrag dazu bei.
Text und Interview: Claas Reiners
Mitarbeit: Kira Sackmann