März 29th, 2023

Der Mensch als Tier – Warum wir trotzdem nicht in die Natur passen, Markus Gabriel

Posted in bücher by Dolf

Ullstein, Friedrichstraße 126, 10117 Berlin, www.ullstein-buchverlage.de

Irgendwie beschäftigt sich das Buch mit viel mehr Fragen als der Titel vermuten lässt, was super ist. Und es ist ja auch so, das sich die eine Frage ja eigentlich ganz einfach beantworten lässt und zum anderen spielt es überhaupt keine Rolle ob wir in die Natur passen oder nicht, wir sind nun mal da. Ob wir evolutionär betrachtet ganz weit oben stehen, nur weil wir es schaffen unsere eigene Lebensgrundlage zu zerstören, kann man auch anzweifeln. Und darum geht es auch hier sehr oft, philosophische Haarspalterei auf hohem Niveau. Dabei erkennt man beim Lesen deutlich das es den Menschen und den Philosophen auch immer darum geht Deutungshoheit zu erringen – auch wenn sie ständig betonen das es um Logik oder Rationalität und die „Wahrheit“ geht.

So auch hier, wo man schon merkt das der Autor irgendwie seine eigene Philosophie an die Lesenden bringen will – was aber nicht sonderlich schlimm ist. Das ist in Teilen ganz nett zu lesen, manchmal nervt es aber auch – immer dann wenn die Gedankenakrobatik sich auf die Akrobatik konzentriert und vergisst den Leser mitzubeachten. Gut, das liegt wahrscheinlich in der Natur der Sache und deshalb will ich mich auch gar nicht weiter darüber auslassen. Hier steht sehr viel richtiges drin, der Autor hat definitiv erkannt wo die Probleme der Menschen sind und das diese dringend einer Lösung Bedarfen. Abgesehen davon geht es um den Sinn des Lebens, komplexe Geflechte, Konti- und Diskontinuität, Tierethik, Kant, Unsterblichkeit (und ihre Problematik), Neue Aufklärung, Naturwissenschaften, ökologische Ethik, Idee des Guten, moralische Tatsachen und ethische Fakten, Nichtwissen…. Wie Eingangs erwähnt, der Autor behandelt sehr viele verschiedenen Themen und das in aller Ausführlichkeit. Obwohl im Kern hier, zumindest für etwas aufgeklärte Menschen, eigentlich wenig neues beschrieben wird. Natürlich kann man in Frage stellen ob es richtig ist die Lebewesen einfach in Menschen und Tiere zu unterteilen, wo sich doch die verschiedenen Tiere untereinander so sehr unterscheiden das ihnen so ein Überbegriff eigentlich nicht gerecht wird. Und es steht auch außer Frage das der Mensch sehr viel nicht weiß und niemals alles wird wissen können und das es Zeit ist das er dies zugibt und sich eingesteht. Auch wird es nicht möglich sein weiterhin auf diese Art und Weise zu wachsen, wirtschaften und zu leben. Und natürlich müsste der Mensch völlig anders mit seinen Mitlebewesen (also den anderen Menschen und, bleiben wir der Einfachheit halber hier bei dem Begriff – Tieren) umgehen. Letztendlich muss man das immer gleiche immer wieder aufschreiben, weil sich ja an der Angelegenheit nichts ändert. Ob aber das aufschreiben von oftmals wirklich durchdacht begründeten Lösungen dazu beiträgt das sich etwas ändert? Unwahrscheinlich, allein schon weil solche Bücher nur sehr wenig Menschen erreichen, weil sich die meisten Menschen mit so was überhaupt nicht beschäftigen wollen oder zum Teil auch nicht können. Mir hat das Lesen getaugt, viele gute Denkansätze, aber alles in allem fehlt ein wenig der rote Faden durchs Buch – oder ich konnte ihn nicht erkennen. Das Buch muss man jetzt nicht lesen, aber, vom abraten würde ich mich distanzieren und eher anraten. Allein das Glossar am Ende ist es schon wert gelesen zu werden. 350 Seiten, gebunden, 22,99 Euro (dolf)

Isbn 978-3550201172
[Trust # 218 Februar 2023]

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