Dezember 12th, 2018

TRIKONT RECORDS (# 167, 2014 )

Posted in interview by Jan

„Er war beim Cajun-Musiker Boozoo Chavis zu Hause und wollte unbedingt einen Song für die CD-Reihe „Cajun & Cydeco“. Der meinte dann ganz trocken zu Jonathan: „Wir können drüber reden, aber dann hilf´ mir vorher beim Beet umgraben“.

Ab ins Beet mit TRIKONT RECORDS

Das Trikont Label in München ist eines der ältesten unabhängigen Plattenfirmen. Jedes Interview kann angesichts des komplexen Feldes nur unvollständig bleiben. Nichtsdestotrotz sind es zwei Stränge, die man zu der Geschichte von Trikont grob anschneiden muss: der Buchverlag und das Plattenlabel.

Ende der 60er entstand der Buchverlag, so teilen einschlägige Online-Quellen mit. Mit „Trikont“ werden (aus anti-kolonialer Perspektive) die drei Kontinente Asien, Lateinamerika und Afrika bezeichnet. Folgerichtig veröffentlichte der Verlag zahlreiche Schriften der Befreiungs-Bewegungen aus der „Dritten Welt“, zum Beispiel die deutsche Übersetzung des „Bolivianischen Tagebuchs“ von Che „Hasta siempre“ Guevara. Weiteren „big names“ aus der Verlagsgeschichte: Rudi Dutschke – Der Lange Marsch (1968), Rainer Langhans und Fritz Teufel – Klau mich (1977) und Jerry Rubin – Do it (1976). Trikonts erste Platte erschien 1971, sie hieß „Arbeitersache – wir befreien uns selbst”. 1975 benötigten die Ton Steine Scherben Geld für eine Nachpressung ihres zweiten Albums (die natürlich großartige „Keine Macht für Niemand“, nur echt in der Pizza-Schachtel-Auflage). Trikont übernahm den Vertrieb, der Platte sollte auch eine Zwille beiliegen.

In den 70er gab es eine Hausdurchsuchung wegen der Kontroverse um den „Aufruf zur Gewalt“ in dem Buch von Bommi Baumann. 2006 gab es auch eine Durchsuchung in Zusammenhang mit dem Trikont-Musiker Hans Söllner und seinem „Hitler=Bush=Blair“-T-Shirt-Motiv. Einige bekannte Namen auf dem Plattenlabel sind (oder waren): Rocko Schamoni, Funny van Dannen, natürlich Attwenger und Daniel Johnston. Viele werden mit Trikont auch die fantastischen Sampler verbinden. Es wurde dazu vieles schon gesagt, zum Beispiel, dass Trikont „immer auf der Suche nach verlorenen Preziosen“ sei. Große akustische Kuratoren wie Jon Savage oder John Peel werkelten.

Die BBC nannte Trikont die „Männer und Frauen mit goldenen Ohren”. Für unseren Trust-Ami-HC-Punk-Hintergrund sind besonders die Sampler mit USA-Bezug eine wahre Ahnenforschung im Rock´n´Roll, Soul, Cajun und Country. Somit ist das Feld ungefähr beschrieben: dies ist vor allen schon ziemlich lange da. Mehr als 400 Alben hat Trikont in fast vierzig Jahren veröffentlicht, kurz gesagt: Trikont ist älter als ich. Ich find das Label sehr spannend, nicht alles, aber eben doch sehr vieles. Wer ist Trikont? Das ist Achim Bergmann, der seit den späten 60er dabei ist. Und Eva Mair-Holmes, die seit knapp zwanzig Jahren dabei ist. Mit Eva führte ich das Interview.

Da eine Frage zu dem Thema Frauen in der Musikindustrie in unserem Gespräch kommen wird: es ist noch mindestens so lange immer wieder wichtig, sich diesem strukturellen Problem der Männerdominanz (in Alternativbewegungen) bewusstzumachen, so lange die Parität der Geschlechter Ausnahme von der Regel bleibt. Denken wir an unsere Punk- und HC-Szene. Es gibt vollständig frauenfreie Zonen. Zum Beispiel die Fanzines. Oder kennt ihr eine Frau als Punk-Fanzine-Chefin aus den letzten zwanzig Jahren? Da muss man ganz schon grübeln, bis auf man auf Christine Boarts vom Slugs and Lettuce Zine und noch vier fünf andere kommt. Und es sind vielleicht fünf Prozent der Punk-Labels, bei denen Frauen die Geschäfte führen. Wenig tröstlich, dass es im weiten (Alternative-) Musikkontext natürlich brutal wie eh und je ist, denn zu 95 Prozent ist es doch immer noch so: Männer führen Labels mit männlichen Musikern für männliche Käufer. Die Leser von Musikzeitschriften sind Männer. Die Schreiber sind Männer. Tourmanager betreuen Musiker, die vor Männern auftreten. Ja, ihr wisst Bescheid, manche aber eben noch nicht, deshalb die Frage von mir…

Und so rief ich bei Eva an einem warmen Donnerstag-Vormittag in München an. Es musste dann jeder noch einen Kaffee kochen. Schlussendlich lagen die guten französischen Zigaretten bereit, guter integrer Vocal-Test…wir wären dann soweit.

 

Eva, willkommen.
Hallo.

Du hattest an anderer Stelle von deiner New Wave-Vergangenheit gesprochen, „Talking Heads, B-52’s, Patti Smith, das waren meine Heroes“. Tja, wann kommt bei Trikont die große Nick Cave-Box? (lacht)
Ja, das wäre mein Wunschtraum! (lacht)

Hast du ihn dir angeschaut vor einiger Zeit?
Leider hatte ich keine Zeit, aber das ändert nichts an meinem Fantum.

Yeah! Trikont war in den 60er auch ein Buchvertrieb u.a. für Lektüre aus dem roten China. Ich habe in meine Mao-Bibel reingeschaut, da stand im Impressum allerdings der „Verlag für fremdsprachige Literatur“?
Also, das war ja vor meiner Zeit, da war ich noch nicht bei Trikont. Was ich weiß und wie du schon sagtest: Trikont war früher ein Buchverlag und auch Buchvertrieb. Diese unsägliche Mao-Bibel wurde – so erzählte man mir das – in Leinensäcken eingenäht, dann wurden diese beim Hauptzollamt geprüft, ob zum Beispiel verbotene Substanzen drin wären, und dann erst konnte die Auslieferung an die Buchhandlungen beginnen.

Du kommst aus Augsburg, wann bist du bei Trikont eingestiegen?
Vor ungefähr zwanzig Jahren.

Einerseits habt ihr diese internationalistische Ausrichtung, andererseits agiert ihr mit Künstlern aus Bayern. Da könnte man – bös´ gesagt – bei euch doch auch ein wenig von „Lokalpatriotismus“ sprechen?
Na ja, ich meine, „bös gesagt“ kann man da von gar nix in dieser Richtung sagen! Wir kommen von hier, also, Achim stammt ursprünglich aus dem Sauerland. Der kam Mitte oder Ende der 60er nach Bayern und war total verblüfft. Er fühlte sich, als wäre er auf einem fremden Planeten gelandet, alles war anders, die Sprache. Er hat sich dann alles genau angeschaut und durch seine Perspektive „von außen“ fielen ihm dann Sachen auf, die Leuten wie mir, die hier geboren sind und mit allen Drumherum ganz „natürlich“ aufwachsen, eben nicht auffallen.

Dir fällt so was einfach nicht auf, wenn du von hier kommst. Die erste Veröffentlichung war dann mit lauter bayerischer Musik, die Reihe hieß „Rare Schellacks“, da sind dann ganz viele Sampler noch von erschienen. Ganz klar, ich hätte das nie gemacht, denn das war ja noch das Zeug, das ich bei meiner Großmutter hörte! Deshalb musste ich mich gegen dieses Liedgut viel stärker abgrenzen und ankämpfen. Also Lokalpatriotismus, nein, so sehe ich es nicht, ich meine, du kommst halt hier her, du lebst hier und beschäftigst dich dann mit Sachen, die so in der Form nur hier und nicht woanders existieren, aber woanders gibt es dann wieder Sachen, die es hier eben nicht gibt. Zum Beispiel: nimm´ Hans Söllner, der ist nur hier möglich.

Aus welcher Ecke kommt der eigentlich her, so wie Klaus der Geiger in Köln, diese Straßenmusiker-Szene?
Nein, das kann man nicht vergleichen. Söllner stammt mit Sicherheit aus dieser Tradition der Volkssänger in Bayern, also der neuen Volkssänger. Er kommt von hier, beschreibt es, aber: er ist mittendrin. Und kein reiner Beobachter, der von draußen mit dem Finger auf etwas zeigt. Das zeichnet ihr stark aus. Deshalb ist er auch so beliebt.

„Bairisch ist ein Dialekt, den mögen die meisten Menschen“, das ist eine wahre Aussage von dir. Gerhard Polt, der würde doch auch super zu euch passen?
Wir schätzen und mögen uns auch sehr, der hat allerdings von Beginn an eine andere Spur eingeschlagen. Das ist für uns total okay, wir machen ja die „Stimme Bayerns“, da gibt er uns gerne Sachen. Also, es besteht ein hoher gegenseitiger Respekt und wir müssen ja auch nicht alles machen. Er hat einen guten Platz. Wir freuen uns, dass es ihn gibt! Denn so einen wie ihn, den gibt es ja nicht oft! (lacht)

Stimmt. (lacht) Der Song „Bruttosozialprodukt“ von Geier Sturzflug kommt ja ursprünglich aus der Quelle Trikont; das war ein Song eines Sponti-Duos aus den 70er?
Also, das war jetzt kein Coversong. Das war eine Band, die hatte den Song bei uns eingespielt und die sind dann woanders hingegangen. Der ursprüngliche Song erschien bei Trikont. Sie hatten dann aber das Angebot einer großen Plattenfirma, den Namen hab ich jetzt vergessen. Wir sind jedoch nicht im Streit auseinandergegangen. Ok, natürlich hätte es auch damals schon uns nicht geschadet, das Geld für den Hit von Geier Sturzflug zu bekommen…(lacht)

Ist klar. (lacht)
Aber so ist das, wenn man den Weg geht, den wir gehen. (lacht)

Die Ton Steine Scherben sind auf viele Arten mit euch verbunden: die Labels April und Schneeball waren in eurem Vertrieb, der Scherben-Manager Nickel war bis vor einiger Zeit Chef des Indigo-Vertriebs, dieser hat wiederum euch im Programm. Wie kamen die Scherben in eure Geschichte?
Es war ungefähr so: Ton-Steine-Scherben hatten ihr eigenes Label und gleichzeitig auch Vertrieb „David Volksmund“. Sowohl Trikont als auch die Scherben kamen aus der Sponti-Linksradikalen-Szene. Irgendwann konnten die Scherben die beiden ersten Alben nicht mehr nachpressen, weil sie Schulden bei der Pressfirma hatten. Da hat Trikont dann finanziell geholfen. Der Deal war dann so: Verkauf in den Plattenläden ausschließlich über David Volksmund. Verkauf in den linken Buchläden (da gab es damals circa hundert davon) ausschließlich Trikont. Die dritte Platte „Wenn die Nacht am tiefsten ist“ haben dann Trikont und die Scherben gemeinsam raus gebracht. Das war alles aus einem Sud gewachsen, es gab ja auch schon Schneeball Records, eines der ersten Independent Labels in Deutschland, von Christian Burchard von der Band Embryo, von denen machen wir ja gerade die vierzig Jahre CD.

Ich stehe ja total auf „Der Turm stürzt ein“ und „Land in Sicht“, hast du Scherben-Lieblingssongs?
Au ja, „Land in Sicht“ mag ich auch gerne.

Hattest du Claudia Roth, die damalige Managerin, kennengelernt?
Nee, ich war da ja auch nicht bei Trikont.

Sorry, stimmt. Du erwähntest Embryo; in den letzten Jahren gab es eine Renaissance des Krautrocks. Manchmal wird das ideologisch benutzt, als Argument für den „westdeutschen Popstandort“, auch die Scherben-Vergangenheit wird neu inszeniert und Rio umgedeutet, als eine Art unpolitischer König von Deutschland. Da kann man nix machen, wenn so etwas geschieht, oder?
Nee, das ist ja die ganz alte Geschichte, die Deutung dessen, was du machst, das hast du nur bedingt in den Händen. Da gibt es den Song von Jan Delay, „Ich will nicht, dass ihr meine Lieder singt“. Das ist schon ein hübscher Song, aber es ist natürlich auch ein wenig lächerlich: du hast es eben nicht in der Hand. Klar, du kannst dich positionieren und so weiter, aber es ist halt so, dass auf dem Oktoberfest die betrunkenen Menschen auf den Tischen tanzen und „Mein Vater hat einen Marihuana-Baum“ von Hans Söllner singen… So ist das halt, das muss man auch klar sehen.

Als Ende der 70er die Punk- und HC-Explosion begann, da gab es euch schon über zehn Jahre. Waren Punk- und Hardcore-Labels wie Dischord oder SST für euch wichtig? War Punk mehr so ein „Zur Kenntnis genommen“-Phänomen für euch? (lacht)
Es gibt da die Geschichte von vor meiner Zeit: Rough Trade hatte bei uns angefragt, ob Trikont nicht Punk vertreiben wollte und ob man vielleicht nicht auch gemeinsam Musik verlegen könnte. Es war dann schon so, dass den Trikont-Leuten Punk relativ fremd war, man hatte sich allerdings auch nicht so damit beschäftigt. Wobei, es war die Erkenntnis, dass gerade der Punk sich super selber organisiert, d.h. dass Punk eine Bewegung ist, die sich wahnsinnig gut selber vermarkten kann und sich ihre Wege selber sucht. Das war ganz klar zu sehen, d.h. es war also nicht so, dass wir Punk nicht wahrgenommen haben. Aber es war nicht der Impuls und die Lebensenergie, aus der sich Trikont gespeist hatte.

Verstehe. Du sagtest über eure personelle Aufstellung, dass ihr vier Leute und ein Lehrling seid, „plus ein Praktikant“; ist das noch aktuell?
Genau so ist es.

Habt ihr demokratisch-kollektive Entscheidungsstrukturen?
Ja warte, ich brauch ein Schluck Wasser…so, jetzt, also, nein, wir sind kein Kollektiv, das ist klar, Achim und ich, wir sind Herr und Frau Trikont. Es ist allerdings schon so, dass sich jeder die neuen Veröffentlichungen anhört bzw. wenn der Wille dazu da ist, sich diese eben anhören kann. Kritik daran wird durchaus ernst genommen. Wenn jemand das total grauenhaft findet – was eigentlich nicht vorkommt – aber wenn das so wäre, dann würden wir sicher noch mal überlegen. Es gibt aber nicht die gewohnte Hierarchie wie in normalen Firmen.

Leider ist die Männer-Dominanz auch in der Alternativ-Szene ja die Normalität. Frauen in Labels besetzten, wenn überhaupt, eher die Rolle der „Promo-Tante“. War das in den Sponti-Jahren paritätischer?
Wenn ich es nur auf Trikont beziehe: Achim und ich machen das Label gemeinsam, aber wir sind auch ein Paar, das ist eh eine völlig andere Konstellation. Aber natürlich ist es so…Ja, da könnte man auch mal Bernadette La Hengst fragen, in der Hamburg-Szene gab es bei Leuten wie Bernd Begemann und Knarf Rellöm dazu ein Bewusstsein. Frauen müssen einfach mehr um Akzeptanz kämpfen, um als gleich anerkannt zu werden.

Das Verrückte ist: es ist nicht so, dass ich Männern – gerade in diesem Bereich – unterstellen würde, dass sie bewusst die Frauen raus halten, aber das hat trotzdem einen Automatismus, wo ich mir wieder denke „Hey, die merken es nicht mal“, das kann mich schon an den Rand des Wahnsinns treiben!!! Wenn ich mit einem Musiker unterwegs bin und dann steht da ein Mischer, und ich geh als Frau zu dem hin und sage ihm, „Hey, mach doch mal den Bass anders hier und dort“ – wobei grundsätzlich dann jeder Mischer schwierig ist, wenn man so etwas zu ihm sagt – aber ganz klar, wenn du als Frau das machst…

Bist du ein Groupie.
Aber hallo! Und da ist es so, dass ich über ein großes Selbstbewusstsein – auch in solchen Situationen – verfüge, ich bügle den dann in Grund und Boden und der macht das dann schon, aber du musst eben als Frau ganz anders auftreten. Anfang der 70er arbeitete ich in München bei der ersten alternativen Stadtzeitung, die es in Deutschland gab, „Das Blatt“. Und auch da war es schon so: ja, es herrschte vollkommene Gleichberechtigung, wir verstanden uns als Kollektiv, jeder und jede war überall mit drin, es war egal, ob Mann oder Frau.

Und trotzdem war es auch so, dass du als Frau teilweise eingrätschen und dich anders bemerkbar machen musstest. Na ja und man kann da natürlich auch jetzt sagen „Das sind Jahrhunderte alte Strukturen, die müssen erstmal abgebaut werden, das ändert sich eben nicht von heute auf morgen“ und was man auch klar sagen muss: die damalige Generation, das war eine, die vollkommen patriarchalisch aufgewachsen ist, das darf man nicht vergessen. Und dann kam der Schritt in den Rock´n´Roll und Pop und bei diesem Schritt kamen die alten Strukturen natürlich mit.

Wie wichtig ist PR und Marketing für euch? Im Punk ist es manchmal so, das sich Labels gerne mit einem „mysteriösen Mythos“ umgeben, auf ganz geheim machen. Ihr dagegen geht nach draußen, schaltet Anzeigen zum Beispiel auf der Umschlagseite der „Konkret“…
Du kannst eines hierzu sagen, die sogenannte Ökonomie der Aufmerksamkeit, das ist halt die Zeit, in der wir leben. Du lebst in dieser Welt, du musst auf dich aufmerksam machen.

Man kann nicht hoffen, dass „die da draußen“ es selber merken, dass man so tolle Sachen veröffentlicht?
Na ja, klar, hoffen tut man das immer… (lacht) Aber du kannst dich nicht drauf verlassen. Wenn wir eine neue CD veröffentlichen, wie soll das sonst jemand erfahren? Es ist natürlich ein Spagat, die ganzen Marketing-Spezis, mit ihren Methoden, die gehen mir am Arsch vorbei, weil ganz viele dieser Aktionen eben total an den Menschen vorbei gehen! Aber es gibt schon eine Notwendigkeit, dich bemerkbar zu machen. Und wie du das dann versuchst, da beobachten wir zurzeit eine Verschiebung. Zuerst musst du auf Youtube nen geiles Video einstellen, viel auf Facebook machen, durch deine Homepage Leute binden. Es verändert sich gerade, aber du musst halt überlegen: wo finde ich Menschen, die für unsere Musik aufnahmebereit sind? Unser Anspruch ist aber auch, dass wir dahin wollen, wo man nicht zuerst vermutet, dass dort unsere Fans sitzen könnten. Ich bin echt davon überzeugt, dass viel mehr Menschen gute Musik hören würden, wenn sie davon überhaupt erstmal Kenntnis haben, sie wissen, dass es diese gibt.

Optimistische Theorie. (lacht)
Klar, das gilt vielleicht nicht bei allen, trotzdem glaube ich daran, dass das in etwa stimmt. Wir machen zum Beispiel auch Stände bei den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig.

Auch bei den internationalen Musikmessen, Midem, South by Southwest?
Nein, nur die zwei Buchmessen. Früher auch noch bei der Popkomm, aber wir sind dann dort irgendwann nicht mehr hingefahren, es war uns dann doch zu viel Kasperletheater. Auf den Buchmessen ist immer viel Publikum. Wir haben auch fast alle unsere CDs dabei und verkaufen die da auch. Das ist zwar verboten, wir machen es aber trotzdem, weil wir sonst die Standmiete nicht zahlen können. Ok, das ist jetzt das wirtschaftliche. Aber wir sind auch deshalb vor Ort, weil es einfach irre ist, wie viele Leute vorbeikommen und dann sich mit unserem Angebot beschäftigten und sagen „Wow, das es solche Sachen gibt!“. Man kann in die Tonträger auch reinhören und du merkst dann, wenn du dir die Reaktionen anschaust, dass es wesentlich mehr Menschen gibt, die sich für tolle Musik interessieren. Die Leute müssen halt nur erstmal von der Existenz dieser Musik erfahren.

„Our own Voice“ ist der Label-Untertitel, das war auch mal eine Zeitschrift, ich sah letztens in der ersten Rocksession-Ausgabe eure Anzeige. Seit wann gibt es dieses Motto „Our own voice“?
Wie war dann das, oh je, das war schon mit der Gründung, ich weiß es jetzt grad nicht, aber dieses Motto gibt es schon sehr lange.

Der Buchverlag ist irgendwann Pleite gegangen und der Musikverlag ist übrig geblieben. Ihr sagt ja euren Bands klar, dass ihr Querfinanzierung macht, also dass die erfolgreichen Releases andere Veröffentlichungen mittragen. Ist das für dich ein Kennzeichen von einem Independent Label, diese Querfinanzierung? Oder ist das nicht eher ganz normales Label-Management, bei einem Majorlabel tragen die Erlöse von Michael Jackson doch auch Newcomer mit?
Also, die Erlöse von Michael Jackson, die kriegt erstmal Michael Jackson bzw. die Erben. (lacht)

Ja okay. (lacht)
Wir machen das ungern und höchst selten so. Aber damit ist auch gemeint: wenn du jetzt einen Künstler hast, der sehr bekannt ist, der schiebt eben dann viele an, das wirkt sich auf die noch unbekannten Bands auf dem Label aus. Nimm das Beispiel Hans Söllner, in den Anzeigen zu seiner neuen Platte werden – wenn es geht – immer auch neue Releases anderer Bands mit auftauchen, die sonst eben nicht wahrgenommen werden würden. Und genau das ist eben das, was wir machen; ein Major würde nie so spekulativ und ohne Marketingstrategie bestimmte Dinge machen, die wir machen. Die würden vieles noch nicht mal mit dem Finger anfassen. Aber bei uns ist das so, dass wir im Vorfeld davon ausgehen, dass bestimmte Veröffentlichungen nicht „der große Knüller“ werden. Doch wenn wir davon überzeugt sind und die Platte lieben, dann machen wir es, weil wir wollen, dass die Leute das draußen mitkriegen.

Gutes Beispiel mit den Anzeigen, weil bei der Anzeige zur neuen Michael Jackson natürlich dann nicht noch die neue Platte der unbekannten Band XYZ dabeisteht.
Klar, natürlich nicht. (lacht)

Du sagest in einem Interview, dass euch bei der Bandzusammenarbeit wichtiger als der ökonomische Erfolg wäre, dass es menschlich stimmt. Wenn der monetäre Erfolg eintrifft, ist das sehr schön, aber… Aber wie ist denn das, wenn dann dieser Erfolg kommt und sich plötzlich das Menschliche verändert? Zum Beispiel habt ihr ja LaBrassBanda aufgebaut und die sind seit einiger Zeit bei Sony…
Genau.

Passiert das oft?
Nein, es passiert nicht oft, aber es kann immer sein, dass der künstlerische Weg sich so entwickelt, dass gegenteilige Vorstellungen miteinander in gewisser Weise konkurrieren, aber es kommt bei Trikont nicht häufig vor. Funny van Dannen ist zum Beispiel nach neun CDs von uns weggegangen.

Ach, der ist gar nicht mehr bei euch?
Nee, der hat dann noch zwei CDs ohne uns gemacht, aber das war schon okay, verstehst du, das war ein langer Weg, über neun Alben, den Trikont und er gegangen sind. Irgendwann denkst du dir an einem gewissen Punkt, dass du vielleicht was Neues probieren willst. Er wollte eben für sich einen anderen Weg probieren. Er ging dann zu dem Toten Hosen Label, das war aber, wie gesagt, total okay, das war nicht im Krieg. Rocko Schamoni war mal kurz weg, kam dann aber wieder.

Ringsgwandl war so ein Zwischending, er wollte mit Virgin Records etwas machen, und hat uns quasi mitgenommen. Es gab also eine 3er Kombination, bei der uns schnell klar wurde, dass das nicht funktioniert. Der Typ bei Virgin war ein fairer und guter Typ, aber es klappte einfach nicht. Die Vorstellungen, was mit einem Künstler passieren sollte, drifteten so auseinander, das ging nicht. Auf der anderen Seite ist es aber auch ganz klar so: wenn du als Künstler zu den Majors gehst und nicht bereit bist, den Preis zu zahlen, d.h. dass du klar sagst „Macht mit mir euer Marketing!“…wenn du das nicht willst und nicht dorthin und dahin und sonst wohin gehst, dann verkauft ein Major am Ende auch nicht mehr wie wir.

Tja. Geil. (lacht)
Ja, verstehst du, das ist am Ende ganz einfach.

Es gibt bei euch auch viele Bands, die nach dem Eintreffen des Erfolges bei euch bleiben, Attwenger als gutes Beispiel. Eh geniale Band, bei der ich denke, dass viele unserer Leser sie auch mögen. Kannst du das noch mal beschreiben, wie die zu euch gekommen sind? Ihr wart auf der Suche nach den deutschen Pogues, habt dann ein Demo-Tape erhalten, es wurde mit Sekt gearbeitet? (lacht)
Das war toll, das lief über einen Typ, den wir schon kannten, in Österreich, Christoph vom ORF (Österreichischer Rundfunk). Er ist leider gestorben, das war ein Verrückter, ein Musik-Besessener Verrückter, mit dem wir immer zusammengearbeitet haben und der uns supportete. Er kannte diese zwei Jungs von Attwenger in Österreich, das war Ende der 80er…Und die meinten zu ihm, sie hätten da mal was gemacht, so und so klänge die Musik und wo könnte man das denn hinschicken. Worauf er sich das anhörte und dann direkt „Trikont“ sagte. Attwenger schickten dann eine Kassette ein, damals waren es ja noch Kassetten, noch dabei war ein Video.

VHS.
Genau.

Old school.
Ja, aber das war auch echt wichtig mit der Video-Kassette als Beilage, weil… Wir haben zuerst die Musik-Kassette angehört. Wenn du dir das heute anhörst, die klingen ja schon heute etwas anders, aber die frühen Sachen waren ja noch viel traditionellere Musik, die einzige Änderung zur normalen Volksmusik war eben das Schlagzeug. Das war für die damalige Zeit neu, du dachtest beim ersten Hören „Sind die verrückt, was ist das???“. Durch das Schlagzeug hatte es auch einen leichten Punk-Touch. Sehr clever, dass die das Video beigelegt haben, weil nach dem Hören des Tapes war nicht klar, wie das jetzt alles genau gemeint war.

Und auf der VHS siehst du dann diese Wahnsinnigen, mit Käppi und so…(lacht) Du erkennst direkt „Ey, das sind ja welche von uns, das sind unsere Leute, das gibt es doch gar nicht!!!“ Da war natürlich eine große Freude bei uns. Achim meinte, „Sofort nen Sekt, die werden es, geil“. Die waren halt genau das, was wir uns immer erträumt hatten. Für mich war es das erste Mal, dass ich Volksmusik hörte und es sogar aushielt. (lacht) Okay, es wurde Sekt getrunken. Und wir haben die angerufen, ein paar Tage später sind die dann vorbeigekommen und es war sofort vollkommen klar „Ja, juhu, mit denen machen wir es, das ist geil“! Und das ist bis heute so geblieben. Du machst halt mit denen eine Platte, dann trifft man sich, man telefoniert zwischendurch, also, man ist in Kontakt, wir sind mal in Wien, man geht essen oder weiß der Kuckuck was, die basteln an etwas herum…Du kannst dann vielleicht mal reinhören, aber es wird nicht viel drüber gesprochen, bis es dann zu den ersten Entwürfen kommt. Es ist immer neu, aber immer Attwenger, eben mit einer neuen Richtung, das zeichnet die Band total aus.

Ich lernte die über einen Kumpel kennen, der Attwenger auch live sah. Auf Videos sieht man ja echt das 80er Jahre Pogues-Gedächtnis-Publikum, vom Anarcho zum Normalo.
Ja, stimmt. Die Konzerte sind eh immer etwas besonders, das sind ja nur zwei Mann, die dann ein totales Ding losmachen, da bebt dann wirklich manche Halle. Es gab diese schöne Situation auf der Popkomm vor vielen Jahren. Auf der CD-Beilage vom Musikexpress waren alle Bands der Popkomm und es gab dann auch von all den Bands ein gemeinsames Konzert. In Köln, wie hieß diese große Halle noch mal gleich, ich komm nicht drauf.

E-Werk? Live Music Hall?
E-Werk, genau! Auf alle Fälle war es dann so, dass eben alle Sampler-Bands live dort gespielt haben, auch Attwenger. Es war die ganze Zeit vor dem Konzert schon so, dass die Roadies immer rum guckten, wo denn das Equipment zum Aufbau wäre. Attwenger haben nur so ein kleines verschissenes Schlagzeug, mit einem Sofa-Kissen in der Trommel. Kisschen drauf. (lacht)

Ja, geil. (lacht)
Und ein Akkordeon. Dann fragte jemand, wo die anderen Sachen wären. Markus (Trommler) hatte eine Super-Acht-Kamera dabei, er meinte vor dem Auftritt zu mir „Film die erste Viertelstunde nicht uns, sondern nur das Publikum“. Du musst verstehen, die Situation, das war Köln und Attwenger kannten noch nicht viele. Das war genial…die standen da absolut fassungslos und schauen auf dieses „kleine Häufchen Band“, das ist so ein schöner Ausdruck von Jochen Distelmeyer von Blumfeld, der hat das mal so gesagt, der verehrt die ja auch total.

Stimmt, hat er auf der DVD gesagt.
Ja genau, „da sitzt das kleine Häufchen Band“. Ich filme also ins Publikum, die waren gelähmt, ich meine, die dachten „Wir sind in Köln, Popkomm, was setzt ihr uns da vor???“. Das ist ein großartiges Dokument, ich denke, dass Markus das sicher noch hat, das muss er echt noch mal suchen.

Neben Attwenger verbinden viele mit euch eure genialen Sampler. Für mich ist es schon das Herzstück. Man kann ja von außen euch ein Projekt vorschlagen, das soll man per Konzept genauer darlegen, was ich mich da aber frage: das ist ja alles schön und gut, aber ihr könnt doch eigentlich erst am Ende des ganzen Projektes, wenn ihr – ich spinn jetzt mal – die Box mit den zehn CDs iranischer Free Jazz vorliegen habt, sagen, ob es euch gefällt, weil die Musik ja erst gefunden werden muss oder wie läuft das?
Das geht umgekehrt, wir wollen erst was hören.

Das wäre ja sonst ein riesiges Chaos. Also erst Musikbeispiele, dann euer „Okay“ und dann geht’s los?
Ja, genau, wobei: du musst beides haben, du musst etwas hören und auch jemand vor dir haben, der dir auch erklären bzw. begründen kann, warum er jetzt denkt, warum man jetzt die zehn Kollektionen iranischen Free Jazz machen soll. Und wie das Ergebnis ungefähr aussehen wird.

Das Tonmaterial muss also in Auszügen euch vorgelegt werden, ok, aber wie entscheidet ihr, ob das dann gut oder schlecht ist, was ist da euer Kriterium? Bös´ gesagt: wenn die Musik mindestens vierzig Jahre alt ist und nicht aus Europa kommt, dann ist es gute Musik? (lacht)
Ja, genau SO…nicht. (lacht) Das ist ganz subjektiv: es muss uns gefallen! Du kannst da rein theoretisch die tollsten Konzepte haben und präsentieren, wenn es Scheiße klingt, dann klingt es Scheiße. Wobei es ganz schwer zu definieren ist, was der Begriff gute oder schlechte Musik genau bedeutet. Es muss halt etwas sein, was uns in irgendeiner Weise packt. Zum Beispiel der Sampler mit dem finnischen Tango. Ich wusste nicht, dass es das da gibt, ich habe mich nie mit Tango beschäftigt. Achim auch nicht und dann kam da jemand, der erzählte uns, dass es in Finnland Tango gibt. Da kam natürlich von uns erstmal Gelächter. Aber er berichtete uns dann, dass es da eine total verrückte Tango-Szene gibt, mit Tango-Wettbewerben, Tango-Königinnen. Uns wurden dann einige Lieder gebrannt, wir sind echt zusammen gebrochen, das war so geil und ungewöhnlich, aber du konntest es trotzdem hören, das war jetzt keine Avantgarde, wo nur hundert Leute in Deutschland Zugang zu finden. Der Sampler-Herausgeber kam dann vorbei, er brachte Bilder mit und erzählte von Geschichten, wie er vor Ort war und wir sagten dann „Hey geil, wir machen das!“.

Wenn ihr die Musik gut findet und euch entschlossen habt, das zu dokumentieren; tritt da das Problem auf, dass recht viele esoterische Texte vorkommen, vielleicht stark ins Religiöse, stört euch das, schade, egal?
Na ja, weiß ich nicht… also…

Ich meine nur, dass Volksmusik in anderen Ländern sehr stark mit Religion verbunden sein kann und sich daraus…
Ja okay, aber ich suche ja auch nicht Volksmusik aus anderen Ländern! Wir machen ja auch keine Weltmusik, da müssen wir uns immer gegen wehren.

Stimmt, hast Recht.
Insofern… Und wenn sich der Background eben aus diesen Einflüssen speist, dann ist das auch okay.

An dieser Stelle muss ich es ganz platt sagen: der Sampler „Flowers in the Wildwood: Women in Early Country Music, 1923-1939“ ist so unglaublich toll, der ist geilstens, danke! (lacht)
Gerne! (lacht) Ich liebe den ja auch.

Die jodeln da ja auch, unglaublich. Für Sampler bezüglich USA habt ihr euren Spezialisten, Mister Fischer. Der ist ja echt beeindruckend erbarmungslos, ich las, dass der bei den Musikern auch Gartenarbeit leistet, um an die Aufnahme des Songs zu kommen?
Jonathan Fischer ist unser Mann, für early „Black American“- Geschichten und alles damit zusammenhängende. Der macht das schon lange für uns. Und er hat inzwischen sehr viele Kontakte. Also, heute ist das für ihn einfacher geworden, früher war es sehr schwer und aus diesem Kontext kommt die Geschichte mit der Gartenarbeit. Er war beim Cajun-Musiker Boozoo Chavis zu Hause und wollte unbedingt einen Song für die CD-Reihe „Cajun & Cydeco“. Der meinte dann ganz trocken zu Jonathan: „Wir können drüber reden, aber dann hilf´ mir vorher beim Beet umgraben“.

Ein Okra-Schoten-Beet, wie ich meine.
Genau. Und Jonathan machte das auch. Allgemein gesagt, bei den Samplern ist es eben das Herausgeber-Prinzip auf zwei Ebenen: wer etwas vorschlägt, muss eben mitarbeiten, auch im Garten der Musiker, nur die Idee abliefern, das geht nicht.

Würdest du Trikont eine Wegbereiter-Funktion zuschreiben, viele Sachen habt ihr ja entdeckt, bevor sie Mainstream wurden, zum Beispiel Klezmer und Russendisko?
Ja, das würde ich allerdings sagen. Das kannst du bei Attwenger sagen, die etwas aufgebrochen haben, was dann in leicht geänderter Variante von Hubert von Goisern auch gemacht wurde. Oder nimm unsere „La Paloma Editionen“. Die Serie entstand, weil ein alter Freund verschiedene Coverversionen von „La Paloma“ sammelte und als er uns vorschlug, das zu veröffentlichten, da dachte ich „Um Gottes willen, du kannst doch nicht eine ganze Platte mit nur einem Song füllen, das hält doch kein Schwein aus“. Eine Journalistin machte mit dem „La Paloma“-Herausgeber eine Sendung nur über den Song. Wir hörten uns das dann an und stellten fest, dass das klappt. Dann machten wir das und jetzt gibt es schon sechs Teile dieser Reihe. Es kamen zwischendurch diverse Angebote, so was Ähnliches mit anderen Songs zu machen. Und es gab dann auch Labels, die etwas in der Richtung publizierten.

Heutzutage gibt es ja den totalen Formatwahnsinn, da gibt es die Vinyl-Version plus Download-Code plus Buch im Bundle mit Shirt. Was war euer zeit-intensivstes Projekt im Sinne der Aufmachung? Wobei ihr ja eh hochwertige Aufmachung habt.
Na ja, also, am zeitintensivsten war mit Sicherheit die Box der gesamten Ton-Dokumente von Karl Valentin, das sind acht Scheiben und die wird jetzt noch mit einer DVD aufgestockt, das ist praktisch die einzige Sammlung seiner Ton-Dokumente.

Da habt ihr euch ja selber gewundert, dass das noch kein anderer vorher machte.
Ja, das hast du immer mal, dass du dich wunderst, warum das noch keiner sonst in Angriff nahm, aber das war mit Sicherheit unser hochwertigstes und aufwendigstes Projekt.

Gibt es ein Bedauern über eine Veröffentlichung, also, dass ihr total überzeugt wart, dass etwas inhaltlich-stilistisch viele interessieren wird, aber dass das dann nicht der Fall war?
Da gibt es einige Platten, bei denen es so war. Der wunderbare Sampler „Ho! #1: Roady Music from Vietnam“ war zum Beispiel in New York in den DJ-Charts weit oben, ist aber in Deutschland leider total untergangen, schade, der ist geil. Oder auch „Stranded in the USA – Early Songs of Emigration“, also die Emigrantenmusik in Amerika, das war auch sehr schade, dass das nicht so angenommen und nicht so beachtet wurde. Wie gesagt, kommt immer mal wieder vor.

Weltweit gibt es noch drei andere geachtete Sampler-Diskografie-Forschungsstellen: Bear Family, Soul Jazz Records und Rhino Records. Ist das die Konkurrenz oder sind es Kooperationspartner?
Bear Family, also, die kennen wir ja zum Beispiel gut, den (Gründer Richard) Weize. Das ist kein Konkurrent, auch die anderen nicht. Das ist alles okay, da hat doch jeder so ne gewisse eigene Handschrift, so das man sich da nicht ins Gehege kommt. Eher ist es so, dass man sich freut, dass es noch andere gibt, die a bisserl hochwertiger arbeiten.

Finales Zitat von dir: „Trikont ist das Nicht-festgelegt-Sein.“ Trotz genereller Großartigkeit von euch stelle ich mir die Arbeit hinter den Kulissen doch schwer vor, diese ganze exotische Komplexität zu reduzieren, davon abschalten zu können. Wie kommst du da privat runter, schön Dieter Bohlen TV-Show zum ablenken? (lacht)
Ja, runterkommen, das fällt mir sehr schwer. (lacht) Wir sind eben auch noch ein Paar. Da kommst du schlecht aus dem Kosmos raus. Achim ist Fußballfan, von 1860 München, der geht dann auch zu den Spielen raus und begibt sich so automatisch in ganz andere Sphären. (lacht) Ich kann das gar nicht so genau für mich sagen, irgendwie gelingt es mir, mich abzulenken. Aber irgendwie bist du halt trotzdem immer wieder doch mit drin. Andererseits macht genau das ja auch Spaß und tut dem Kopf ja auch gut.

Das ist doch ein schönes Schlusswort, vielen Dank für das Gespräch.

Interview: Jan Röhlk
Kontakt: trikont.de

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