Dezember 1st, 2021

Tiere wie wir – Warum wir moralische Pflichten gegenüber Tieren haben, Christine M. Korsgaard

Posted in bücher by Dolf

C.H. Beck, Wilhelmstraße 9, 80801 München, www.beck.de

Die englische Originalausgabe erschien 2018 unter dem Titel „Fellow Creatures. Our Obligations to the Other Animals“. Eigentlich ist das hier ein Buch zum Thema für professionelle Philosophen, obwohl es inhaltlich völlig klar ist. Die Harvard-Professorin erklärt warum das Leben von Tieren keinen anderen Wert hat als das Leben von Menschen und daraus folgt natürlich das Tiere weder getötet noch benutzt werden dürfen. Warum das so ist, damit beschäftigt sich die Autorin hier bis ins kleinste Detail. Nein, noch mehr, sie beleuchtet auch jedes noch kleinere Detail nochmal um der philosophischen Wahrheit auf die Spur zu kommen (allein die Anmerkungen umfassen über dreißig Seiten!). Das Buch ist in drei große Kapitel aufgeteilt :

„Menschen und andere Tiere“, „Immanuel Kant und die Tiere“ sowie „Konsequenzen“. Vereinfacht gesagt ist das erste Kapitel ok zu lesen, das zweite – für Laien wie mich – fast unlesbar und im dritten steht dann nochmal klar was man eigentlich zu tun und zu lassen hätte, wenn man der Philosophie folgt und ihr gerecht werden will. Da ich nicht studiert bin kann ich hier nicht näher drauf eingehen, hab mich aber „mal so“ durch das ganze Buch gelesen. Sicher ist alles bis vieles hier richtig, aber es findet eben eine wissenschaftliche Gedankenklauberei statt der man nur schwer folgen will. Es wird vom hundertsten ins tausendste bis in zehn-tausendste und weiter abgeschweift, erklärt, argumentiert, abgewogen, gedeutet, analysiert. Man könnte auch sagen das Buch ist sehr anspruchsvoll. Wer genau wissen will warum jedes Lebewesen sein Leben intuitiv – oft nicht bewusst – als unüberbietbares Gut einschätzt, dem wird hier geholfen, für mich war es etwas zu viel Hilfe. Aber ich denke das es super ist das Korsgaard das in dieser Form gemacht hat, denn nun müssen sich auch die ganzen Gelehrten mit der Tatsache auseinandersetzen das man nichtmenschliche Lebewesen nicht so behandeln darf wie es derzeit geschieht. Das ist nichts neues, aber dieser philosophische Beitrag setz einen neuen Maßstab in der Tierethik. Denn hier erklärt sie das es die vermeintlichen „Wertabstufungen“ zwischen Menschen und Tieren nicht wirklich gibt. Deshalb reicht es auch nicht nur die Massentierhaltung – gegen die ja schon heute „jeder“ ist – abzuschaffen. Die Veränderung muss weitergehen. Korsgaard denkt und „spinnt“ auch einige interessante Utopien, wie die Welt für Menschen und Tiere zu teilen wäre oder was es für Auswirkungen haben würde wenn man versuchen würde die Prädation „abzuschaffen“, dann würde es keine Beutetiere mehr geben, interessantes Hirnexperiment. Einige Gedanken im Buch haben ihren Weg auch in meinen Kopf gefunden, deshalb blieb der Ärger für die aufgewendet Zeit zum lesen auch überschaubar. Aber, und das muss man ganz klar sagen, wer sich nicht für diese Tiefenphilosophie interessiert, der kann sich das Buch auch sparen. Denn am Ende kommt auch „nur“ raus, was die meisten von unseren Lesern hoffentlich schon wissen. Tiere sind Lebewesen wie wir und müssen deshalb entsprechend behandelt werden. Das auch dieses Buch im großen und ganzen nicht viel an dem Umgang der Menschen mit den Tieren ändern wird, ist leider eine traurige Tatsache. Aber es ist ein wichtiger Beitrag auf dem Weg zu einer Veränderung. Ob die Menschheit dieses Ziel noch erreichen kann, oder ob es durch eine totale Zerstörung der Erde unerreichbar bleiben wird weiß keiner, aber es gibt ja eine Tendenz… 345 Seiten, gebunden, 29,95 Euro (dolf)

Isbn 978-3406765452

[Trust # 210 Oktober 2021]

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