Januar 23rd, 2013

THIS CHARMING MAN RECORDS (#155, 08-2012)

Posted in interview by jörg

Bloss Banner oder Notwendigkeit? Record Labels, gerade im Punk, waren schon immer grosser Bestandteil der Szene. Gerade die ganz kleinen, die mit viel Liebe. DIY wurde da in den meisten Fällen gross geschrieben, selten kommerzieller Erfolg. Auch heute ist das so – und das mit einem erfreulichen hohen Anteil. Es gibt in Leipzig das junge Hardcore-Label Blackheart Inc., welches nach wie vor liebevoll junge Hardcore-Bands pusht und nun eben auch This Charming Man Records aus Münster, welches nach und nach mehr in Erscheinung tritt.

Erst mit der grossartigen Platte namens “Panzer” von NOEM, dann mit dem neuen Album von DRAMAMINE und bald mit der heiss erwarteten Platte von MESSER, die bereits jetzt in Taz und Vice gleichermassen hochgelobt werden.

Grund genug mal bei Chris nachzuhören, was THIS CHARMING MAN überhaupt ist und wie er auf die Idee kam. Ebenfalls habe ich dann auch bei den derzeit interessantesten Bands des Labels nachgefragt, was sie überhaupt von Platten-Labels halten, was sie dazu treibt mit TCM zu veröffentlichen und was bei ihnen so ansteht.

Zu erwähnen gilt: Als ich die Interviews führte und den Text schrieb hatten wir ungefähr Januar/Februar, so hatte ich leider keine Zeit mehr die grossartigen Mannheimer von TIDAL SLEEP mit in das Special zu packen. Jene Band veröffentlicht ebenfalls bald bei TCM. Unbedingt auch mal auschecken!

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Chris / This Charming Man Records

Hi Chris, stell dich und This Charming Man Records doch erst einmal vor?!

Chris: Ich heisse Christian, bin 37 Jahre, und betreibe das kleine Vinyllabel This Charming Man Records.

Die obligatorische Frage: wie kommt man darauf in den ach so schlechten Zeiten der Plattenindustrie ein Label zu gründen?

Chris: Ich mache schon seit Ewigkeiten Musik, habe bei Enfold, Durango95 und Now-Denial gespielt, und liebäugelte auch schon lange mit der Labelidee. Nachdem wir mit Now-Denial aufgehört hatten, dacht ich mir, dass das Labelding ein netter Ersatz sein könnte. Die Intention ist nicht Geld zu verdienen – ich will natürlich auch keins verlieren – sondern einfach Sachen zu machen, auf die ich Lust habe. Wenn sich das dann auch noch finanziell ausgeht, dann ist das super.

Was war da der ausschlaggebende Grund trotz eventueller Bedenken ein Label zu gründen?

Chris: Wie erwähnt, ich hatte keine wirklichen Bedenken. Ich hab mir ein Budget gesetzt und innerhalb dessen mache ich meine Sachen. Bisher lief das, bis auf eine Abmahnung von einem Verbraucherschutzverein wegen einer Kleinigkeit die mich schlappe 1800 Euro gekostet hat, auch gut.

Du hast bislang nur Vinyl veröffentlicht – hat das einen Grund und möchtest du das so beibehalten?

Chris: Eigentlich ja. Ich bin Vinyl Fan. Ich hab mir bisher noch nie ne CD gekauft. Bei mir gibt es für die c64-Leute wenn es geht immer was Digitales für lau dazu. Mehr brauch man doch nicht, oder? Gute Lp, Download dabei, und super iss!

Hast Du Label-Vorbilder? Die aktuellen Bands klingen alle stilistisch wild gemischt, irgendwie aber doch passend.

Chris: Vorbilder hab ich nicht – klar gibt es was wie Dischord, vor denen man natürlich den Hut ziehen muss, aber an sich mach ich so wie ich denke. Stilistisch interessiert mich nicht die Schublade. Ich hör schon seit Ewigkeiten die unterschiedlichsten Sachen und ich bring das raus, was mir gefällt.

Das ist für ein einheitliches Label-Profil zwar blöd, für mich persönlich aber super. Stell dir doch mal ein Labelfestival von This Charming Man vor: Kadavar, BLCKWVS mit Dramamine, Tidal Sleep und Noem und am Schluss dann noch Messer. Das ist wie früher das Immenhausen Festival von Hoffie. Diverse Stile und alle finden das irgendwie gut.

Wonach wählst Du die TCM Bands aus?

Chris: Wie gesagt, nach Gefallen. Zusätzlich wäre es natürlich auch gut, wenn man seine Pressung los wird.

Aufgrund deiner E-Mail Adresse vermute ich mal, dass du bei Green Hell arbeitest. Welchen Posten hast du dort und wie hilfreich war dir die Erfahrung aus deinem Job für das Label bislang?

Chris: Green Hell, richtig. Bezüglich der Labelsache bringt das keine Erfahrungswerte. In meinem Freundeskreis sind etlich Leute die Labels machen, DIY begleitet mich seitdem ich in Bands spiele und meine Erfahrungen kommen eher daher. Was den Vertrieb angeht ist Green Hell natürlich hilfreich, da ich getauschte Sachen direkt im GH-Mailorder unterbringen kann. Das ist spitze

Wie wichtig ist dir eine gewisse DIY-Mentalität?

Chris: Ich bin da nicht dogmatisch. Ich mach keine Verträge, das läuft alles auf Vertrauensbasis. Ich hab aber auch keine Berührungsängste mit sowas wie Videos oder so. Da schreien ja viele direkt nach Ausverkauf… was ich affig finde. Man kann da gute Sahen machen, das Alpinist Tourvideo z.B.!

Ich mach bei mir alles selbst, insofern ist das Handling irgendwie DIY, aber auch nur so halbgar. Sören, der das Mokini und TomteTummeTott gemacht hat, das war DIY! Cover selbst kleben, jedes Cover Handarbeit, Der Mann ist ein DIY-Titan der aller ersten Kajüte!

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Wenn man sich die Vinyl-Pressungen aus dem Hause TCM anschaut, erkennt man schnell einen gewissen Anspruch in Sachen Design und dem gesamten Handling, der gesamten Platte! Qualitativ hochwertig, trotzdem kein 08/15 Schrott aus dem Tonträger-Discounter! Vergleicht man dazu den (zur Erstellung des Textes) aktuellen Rooster, so fällt auch das Händchen für sehr gute Bands auf. Die aktuelle Diskografie:

This Charming Man Records

TCM 001 – Black Sleep Of Kali “Our Slow Decay” LP
TCM 002 – BLCKWVS “0140″ LP plus Mp3
TCM 003 – Noem “Panzer” LP plus Mp3
TCM 004 – Dramamine “Green Horse” LP plus Mp3
TCM 005 – Kadavar “s/t” LP plus Mp3

Coming Soon: MESSER! THE TIDAL SLEEP!

Bands:

Black Sheep Of Kali
BLCKWVS
Centuries
Dramamine
Kadavar
Messer
Noem
The Tidal Sleep
Union Of Sleep

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MESSER

Stellt euch doch bitte erstmal vor?!

Hendrik: Wir sind MESSER, in Persona: Pogo (Bass/B5), Pascal (Gitarre), Philipp (Schlagzeug) und Hendrik (Gesang), kommen aus Münster und es gibt uns seit ca. eineinhalb Jahren. Wir haben bisher eine Demokassette (»Alle Tage«) rausgebracht, die dann auch als 7″ erschienen ist.

Anfang Januar 2012 haben wir mit Christoph Bartelt unser erstes Album und eine Single-Auskopplung aufgenommen. Die Single wird »Augen« heissen und im März/April auf Rockstar Records rauskommen, das Album »Im Schwindel« im Mai auf This Charming Man Records. Wie wir klingen, sollte jeder lieber selbst beurteilen.

Weshalb eigentlich MESSER?

Hendrik: Weshalb eigentlich TRUST? Ernsthaft: Weil das der beste Bandname ist, den es gibt.

Philipp: Bands, die neu sind, müssen ihren Namen irgendwie immer erst erklären. Dabei ist es doch immer so, dass man irgendwann nicht mehr über die Bezeichnung nachdenkt, sondern nur noch über das Bezeichnete. Hendrik könnte ja auch unmöglich anders heissen. Ich frage seine Mutter also nicht, was sie sich bei der Namensgebung gedacht hat.

Man merkte ja schon bei RITUAL schnell, dass Hardcore eher in den Hintergrund rückte. Vielleicht nicht musikalisch, aber visuell sowie textlich. Da gab es dann immer wieder diese Smiths-Assoziationen und als einer von euch beim Berlin Konzert zu mir kam und meinte, mein Oasis-Shirt sei das ‚Shirt des Abends‘, da war ja klar, dass Hardcore eher hinten an stand. Find ich gut. Aber wieso?

Philipp: Naja, ich finde es immer ein bisschen seltsam, wenn Leute so arg bemüht sind, sich von Hardcore zu distanzieren. Das war auch auf keinen Fall unsere Intention bei der letzten RITUAL-Platte, genau so wenig wie die Gründung von MESSER jetzt mein Abschied von Hardcore ist oder so ein Quatsch. Die Leute, die irgendwann anfangen über Hardcore zu lästern, sind doch dann meistens die, die sich nur ein anderes Label auf die Stirn schreiben und sich ihre identitären Zuschreibungen aus anderen Jugendkulturen oder Lebensbereichen holen.

Das finde ich nicht spannend. Ich habe mich schon immer für viele unterschiedliche Musikstile parallel interessiert. Ich mag also auch Hardcore immer noch, auch wenn ich da bei aktuellen Platten nicht mehr ganz so up-to-date bin. RITUAL waren vor der letzten Platte einfach an einem Punkt, an dem eine deutliche Weiterentwicklung nötig war. Viele Dinge, die uns neben Hardcore interessierten, fanden so ihren Raum auf der Platte – nur, um letztlich doch eine Hardcoreplatte zu ergeben.

Hendrik: MESSER sind jetzt auch keine Nachfolgeband oder ein Ableger von RITUAL, sondern eine ganz eigenständige Band – das hat nix mit RITUAL zu tun. Pogo und ich sind ja auch noch dabei. Aus unserem Zusammenspiel konstituiert sich dann halt der Sound von MESSER, das hat echt nix mit irgendwelchen Genres oder der Vergangenheit zu tun.

Bei MESSER klingt jetzt alles (zumindest das, was man bereits hören kann), eher nach Ton Steine Scherben, Post-Punk und den 80ern. Was macht dieses Genre für euch aus?

Hendrik: Wir mögen die 80er so sehr, dass wir sogar alle in ihnen geboren wurden. Aber unsere Stücke sind nicht Retro oder so was. Und Post-Punk ist jetzt natürlich ein Dachbegriff, der schon viel mehr impliziert als „Punk“ allein, so hat das auch eher vom Gefühl eine Bedeutung für uns, als vom Sound her. Und zu den Scherben: Ich mag Rio Reiser mittlerweile richtig gerne, jetzt wo ich so oft mit dem verglichen werde.

Philipp: Wir laufen wahrscheinlich schon jetzt Gefahr, immer als so die 80er-Retro-Band abgestempelt zu werden (wenn auch nicht mal abwertend), aber unser Vorhaben geht eigentlich darüber hinaus. Ich finde z.B. unsere Vorliebe für Krautrockbands wie NEU! oder CAN ist ebenso hörbar. Wir bemühen uns vielmehr um eine Symbiose all dieser Einflüsse in einem zeitgemässen Sound und mit einer eigenständigen Sprache.

Euer erstes Album ist laut eurer Facebook-Page bereits komplett eingespielt und wird bei This Charming Man Records erscheinen! Wie kamt ihr an das Label?

Hendrik: Der Weini ist ein Freund von uns, so kam das. Ausserdem wissen wir von anderen Bands auf dem Label, was für einen wahnsinnig ambitionierten und guten Job der macht. TCM ist für uns das vielversprechendste Label zur Zeit, so einfach ist das.

Philipp: Ich erinnere mich noch, wie ich mit 14 zum ersten Mal im Green Hell-Laden in Münster war. Das war ein Erlebnis, mit dem Zug aus dem Pott nach Münster zu fahren, um meine ersten Punk-Platten zu kaufen. An diesem Tag habe ich Chris zum ersten Mal gesehen (da er ja in dem Laden arbeitet, falls das jemand nicht weiss). Es ist völlig natürlich, dass ich ihm mein blindes Vertrauen schenke.

Inwieweit findet ihr ein Label eigentlich wichtig? Ist das inzwischen und vll. in einer gewissen Grössenordnung vll. nur Etikette?

Hendrik: Das kommt immer darauf an, was man will. Es gibt Bands, die ihrer Definition von Erfolg entsprechend ihre Platten total gut selbst vertreiben – das finden wir richtig super. Aber uns ist ein Label wichtig, auch weil es schön ist, da von Leuten unterstützt zu werden, die wissen, was sie tun. TCM ist dabei einfach eine gute Wahl, weil wir unsere Freiheit haben und trotzdem wohl umsorgt sind.

This Charming Man hat bislang nur Vinyl-Only Veröffentlichungen mit liebevoller Aufmachung! Ich finde, dass Vinyl auch zu eurer Musik besser passt als eine CD. War das auch für euch ausschlaggebender Grund?

Hendrik: CD als Medium ist tot und hat uns sowieso nie gereizt. Vinyl stand für uns wahrscheinlich schon als Tonträger fest, bevor wir den ersten Song geschrieben hatten. Das Format erlebt ja angeblich auch wieder einen Aufschwung. Aber das ist uns egal.

Philipp: Genau. Ich würde eher sagen, dass unsere gemeinsame Vorliebe für Vinyl nur ein weiteres Indiz dafür ist, das wir auf Weinis Label gut aufgehoben sind.

Das Beste an This Charming Man Records bitte jetzt!

Hendrik: Man muss dem Weini nicht hinterher rennen, wenn man was will – der rennt einem entgegen!

Das echt Mieseste an This Charming Man Records bitte jetzt!

Hendrik: Rennen ist Sport, Sport ist Scheisse.

Ich persönlich habe ja angefangen mich mit Bands zu beschäftigen, was inzwischen gänzlich anders ist. Ich halte Ausschau nach interesasnten Labels, dann checke ich die Bands. Das fing damals mit typischen Hardcore-Labels an (Bridge 9), die ich heute kaum mehr verfolge. Inzwischen höre ich mich durch Dischord, SST und kleine DIY-Label wie Gunner Records oder auch interessante UK-Techno/Elektro Sachen wie Warp! oder Ninja Tune! Wie ist das bei euch? Sind Labels bei euren Hörgewohnheiten wichtig?

Hendrik: Klassiker, deren Katalog man sich einfach anschauen sollte, gibt es natürlich immer – egal in welchem Genre. Ob das jetzt SST, ZickZack, Blue Note, Warp, Sub Pop oder was-auch-immer ist –, die klappert man ohnehin automatisch ab, wenn man sich für Musik interessiert. Label als Klassiker wahrzunehmen, auf dem jede Veröffentlichung eine bestimmte Qualität hat, und dem Katalog zu vertrauen, funktioniert dabei aber besser im Rückblick, wenn der Katalog zum abgeschlossenen Archiv geworden ist.

Deswegen ist es für aktuelle Label natürlich auch schwieriger, sich zu etablieren. Und auch wenn es der Musikindustrie nicht so schlecht geht, wie sie immer behauptet: Es gibt nicht mehr so viele grosse Geschichten, die auch eine dementsprechende Öffentlichkeit haben – und da, wo das Geld steckt, wird auf etablierte Grössen gesetzt oder man macht nur Sachen, die Erfolg versprechen, weil sie in ähnlicher Form woanders bereits gut laufen.

Die Situation hat sich wohl in vielerlei Hinsicht verändert – früher gab es noch grössere Chancen und Möglichkeiten, auch mit einem avantgardistischerem Charakter Gehör zu finden. Die richtig spannenden und einzigartigen Sachen tummeln sich aber ohnehin schon immer eher in kleinen Strukturen, was ja auch das Schöne am grossen Kontext „Punk“ ist – da geht das eben heute noch immer.

Ich erkenne da aber keine Regel, nur eine Tendenz. Für uns als Band ist es in der Beziehung wichtig, dass wir nicht an Radiotauglichkeit oder so was denken müssen. Wenn wir nach dem Album eine one-sided 12″ rausbringen, auf der nur Krach ist, dann ist unsere Definition von Erfolg, dass wir das einfach machen können.

Philipp: Bei mir ist es nicht unbedingt so, dass ich prinzipiell nach interessanten Labels Ausschau halte. Vielmehr drängen sich mir irgendwann bestimmte Labels auf, über die ich immer wieder stolpere. Im Punk-Kontext war das sicherlich v.a. Dischord, zumal das Label ja musikalisch völlig heterogen ist, aber dennoch für ein unglaubliches Qualitätslevel steht. Wenn aber ein Label irgendwann für einen bestimmten eigenen Sound steht, ist das gleichermassen eine grosse Leistung. Da fallen mir z.B. die beiden deutschen House-Labels Dial Records und Smallville Records ein, die ich sehr verehre.

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Es wird sehr spannend bleiben zu beobachten, wie sich This Charming Man Records entwickelt. Die Veröffentlichungen, die ja bislang alle grandios sind, könnten wohl unterschiedlicher nicht sein. Dennoch herrscht ein reger (persönlicher wie kreativer) Austausch unter den bei Chris versammelten Bands. Es ist ziemlich offensichtlich, dass es allen Beteiligten viel mehr um ein gemeinsames Gefühl hinter der Musik geht, als um den jeweiligen konkreten Ausdruck.

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DRAMAMINE

DRAMAMINE! Stellt euch doch bitte erstmal vor.

Julius, Gitarre
Torben, Gitarre
Stebbe, Schlagzeug
Malle, Gesang
Pogo, Bass

Was bedeutet eigentlich Dramamine? Finde eure aktuelle Platte „Green Horse“ teilweise ja ziemlich verzweifelt – Ist der Name einfach ein simples Konstrukt aus ‚Drama‘ und ‚Mine‘, also sowas wie ‚Mein Drama‘ oder bin ich da jetzt wieder komplett falsch?

Pogo: Ganz Falsch liegst du damit nicht. Es ist vielmehr ein Wortspiel aus „mein Drama“ und und einem Medikament gegen Reisekrankheit namens Dramamine welches bei einer Überdosierung zu Bewusstseinserweiternden Trips führen kann. Inspiriert wurden wir dabei von einem Song von Sebadoh in welcher Drama mine heisst aber Dramamine gesungen wird.

Ihr seid bei This Charming Man Records und habt dort eure platte „Green Horse“ veröffentlicht. Wieso eigentlich TCM records? Wie kamt ihr drauf?

Pogo: Chris hat so charmant gefragt! Ne, wir hatten Lust was neues zu probieren. Nach dem die erste Platte auf Sabotage und die 7″ bei Narshardaarecords erschienen ist dachten wir uns das Chris die beste Adresse sei um die zweite Platte rauszubringen. Ausserdem finde ich, dass TCM zunehmend zu einer wichtigen kulturschaffenden Instanz in Deutschland heranwächst. Es freut mich ein Teil dessen zu sein.

Eure erste Platte erschien bei Sabotage Records, von denen ich eigentlich dachte, sie hätten aufgehört. Nun sah ich aber, dass da in letzter Zeit doch noch paar geile Sachen kamen wie zum Beispiel die Terrible Feelings. Warum nicht mehr Sabotage?

Pogo: Franz ist ein total cooler Typ und ein Sympath von einem Ausmass welches man selten so trifft. Es hat auch total Spass gemacht mit ihm zu arbeiten aber wir hatten einfach Lust was neues zu probieren.

Wie genau sieht eigentlich die Unterstützung bei This Charming Man aus?

Pogo: Chris ist Hans Dampf in allen Gassen. Er hat uns bei den Aufnahmen unterstützt hat die Platte rausgehauen und vermittelt eine Menge. Man muss bedenken, dass es sich bei TCM um ein DIY Label handelt. Heisst, dass unter dem Strich nicht viel an Kohle überbleibt. Um so beachtlicher wie er die motivation findet sich den Arsch aufzureissen.

Inwieweit findet ihr ein Label eigentlich wichtig? Ist das inzwischen und vll. in einer gewissen Grössenordnung vll. nur Etikette?

Pogo: Grundsätzlich denke ich, dass ein Label zu starten was total lobenswertes ist. Wenn ich mir vorstelle, dass wir unsere Platte hätten selbst rausbringen sollen wäre das wohl unser finanzieller Ruin. Ich behaupte, dass wir da nicht die einzigen sind. Desweiteren sind viele Labels für mich eine Art Qualitätsmerkmal.

Wenn ein für mich gutes Label eine Platte herausbringt werden meine Ohren erstmal grösser als wenn xy unbekanntrecords oder ein Label welches in meinen Augen viel scheisse released, eine Platte herausbringt. Die Grössenordnung ist mir dabei völlig egal. Dass auf Universal mehr scheisse als auf allen anderen wesentlich kleineren Labels herauskommt sollte aber jedem klar sein!

This Charming Man hat bislang nur Vinyl-only Veröffentlichungen mit liebevoller Aufmachung! War euch das wichtig?

Pogo: Wir selbst hören viel Vinyl. Von daher war uns natürlich wichtig die Platte auf Vinyl rauszubringen. Völlig unabhängig davon ist es so, dass die CD meiner Meinung nach ohnehin ein aussterbendes Medium ist.

Das beste an This Charming Man Records bitte jetzt!

Pogo: Chris.

Das echt Mieseste an This Charming Man Records bitte jetzt!

Pogo: Chris.

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NOEM:

NOEM! stellt euch doch bitte erstmal vor.

Noem: Hallo, wir sind Noem aus Berlin! Wir machen „heavy“ Musik!

Weshalb eigentlich NOEM? Was bedeutet das?

Noem: NOEM bedeutet „Die Bedeutung“! Ein tendenziell guter Bandname. Mehr gibt es nicht zu sagen.

Ihr seid bei This Charming Man Records und habt dort eure Platte „Panzer“ veröffentlicht. Wieso eigentlich TCM records? Wie kamt ihr drauf?

Noem: Wir haben im März 2011 unsere s/t 12″ auf Static Age Musik veröffentlicht. Static Age Musik ist das Label unseres Kumpels Iffi, der den tollen Plattenladen Static Shock in Berlin macht. Wir kannten uns schon länger, ich hab ihm unsere Demoaufnahmen vorgespielt und so nahmen die Pläne für eine 12″ schnell Gestalt an.

Als Chris von This Charming Man, den ich noch aus Münster-Zeiten kannte die 12″ hörte, zeigte er Interesse und fragte uns nach unseren weiteren Plänen. Das war der Auslöser für unsere spätere Zusammenarbeit. Wir sagten ihm, dass wir im Juli 2011 ein Album aufnehmen werden und er sagte so etwas wie „Bringe ich raus, aber nur wenn 2-3 Hits darauf sind“.

Und warum heisst die Platte eigentlich „Panzer“?

Noem: Weil keine Hits darauf sind, es geht um präzise Zerstörung. Wir wollten keine schönen Momente schaffen, Gefühle beschreiben oder Emotionen schüren. Trotzdem kann man Liebe spüren!

Wie genau sieht eigentlich die Unterstützung bei This Charming Man aus?

Noem: Das Gute daran ist, dass die Arbeitsprozesse sehr geräuschlos funktionieren. Da Chris ein alter Hase ist, und auch wirklich hinterher ist seine Platten loszuwerden, geht alles seinen Gang, ohne das wir uns gross damit auseinandersetzen müssen. Er macht Werbung und scheint die Platte gut zu vertreiben, da sie inzwischen beim Label so gut wie ausverkauft ist.

Inwieweit findet ihr ein Label eigentlich wichtig? Ist das inzwischen und vll. in einer gewissen Grössenordnung vll. nur Etikette?

Noem: Ein Label ist einfach aus vielerlei Gründen wichtig: Erstens sind wir eine Band, die schon Probleme hat gemeinsam Zeit zu finden, um zu proben, zu spielen und Songs zu schreiben. Wir haben alle mit vielerlei verschiedenen Dingen zu tun, so dass kaum Zeit bliebe uns auch noch selbst um das Rausbringen und den Vertrieb einer Platte zu kümmern. Das wichtigste sind darüber hinaus die Strukturen und Kontakte die ein Label bieten kann.

Die Platte ist vielerorts erhältlich und Chris kommt auch immer mal wieder mit Konzertangeboten oder anderen Plänen um die Ecke. Da fällt mir ein, dass er uns nochmal ein gutes Split-Release klarmachen wollte… Alles in allem also ein riesiger Aufwand, deswegen sagen wir an dieser Stelle: DANKE!

This Charming Man hat bislang nur Vinyl-Only Veröffentlichungen mit liebevoller Aufmachung! War euch das wichtig?

Noem: In der Tat: Dicke Pappe, dickes Vinyl, Download-Code sind ein Muss! Über bestimmte Rahmenbedingungen waren wir uns mit Chris schnell einig, weil er es glücklicherweise genauso sieht. Am liebsten hätten wir jedoch 220Gramm Vinyl gehabt. Warum? Einfach weil es fett ist!

Das beste an This Charming Man Records bitte jetzt!

Noem: Dramamine!

Das echt Mieseste an This Charming Man Records bitte jetzt!

Das bekomme ich/wir glücklicherweise nicht mit, da ich/wir keinen Facebook-Account haben, wo wir tendenziell genötigt wären jede gefühlte 5Min. eine neue TCM-Statusmeldung lesen zu müssen.

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Auch bei den drei Bands fällt schnell eine gewisse Einigkeit auf, was spezielle Themen betrifft. Noch ein paar Ergänzungen: Alle Interviews wurden via E-Mail geführt / Es ist gewollt, dass die Bands teilweise die gleichen Fragen beantworten sollten / This Charming Man ist das derzeit spannendste Label 2012.

Danke an Chris, Messer, Dramamine, Noem für’s Zeit nehmen.

Foto-Credit Messer: Christian Kock (http://www.diegoldendehor.de/)

Text/Interviews: Raphael Schmidt

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Links (2015):
This Charming Man Records Homepage
This Charming Man Records auf Bandcamp
This Charming Man Records auf Discogs

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