März 25th, 2020

TESTIMONY aus #79, 1999

Posted in interview by Jan

die legende…

ja, die legende sagt, im november 1996 hätte sich eine wenig bekannte band in eine unbedeutende stadt, in ein noch viel weniger bedeutendes kulturzentrum verirrt, um dort eine show zu spielen, die diese legende erst zu einer solchen werden ließ. die band hieß testimony, die stadt celle, und der schuppen buntes haus. in der legende heißt es weiterhin, daß die band aus bratislava alles in grund und boden gerockert hätte, und so bei den 20 konzertgängern zu heldenhaftem ruhm gekommen wären. der werte schreiberling kann dies leider weder bestätigen noch widerlegen, da sich sein dekadenter hühnerarsch zum zeitpunkt dieser geschehnisse im sonnigen brasilien befand, und so gar nichts von schlecht besuchten konzerten wissen wollte.

doch man versicherte ihm, daß auch er diesem slovakischen quartett nicht entkommen würde, denn sie würden eines tages an den ort ihres großen siegeszuges zurück kehren. das hatten sie bereits versichert. und so sehr der ungläubige schreiberling auch zweifel hegte, hinterfragte und kritisch beäugte, im mai diesen jahres war er dann fällig. dann sollte auch er erfahren, wie es sich zutragen konnte, daß hardcore kids, metaller, normalos und alt hippies allesamt begeistert waren von einer band, die da aus dem nichts gekommen war, um sie alle wie sie da standen an die wand zu blasen.

und es kam wie es kommen mußte…
oder, die volle wahrheit und nichts als die wahrheit…

da waren sie also wieder die slovaken. wie bereits vor 3 jahren tauchte die inwischen zum trio geschrumpfte band aus dem nichts auf um einen weiteren siegeszug in der immer noch unbedeutenden stadt mit seinem belanglosen kulturzentrum einzufahren. vom zweiten gitarristen hatte man sich inzwischen getrennt. wir haben 8 jahre zusammen mit peter in dieser band gespielt. das ist eine sehr lange zeit. nun haben sich unsere wege getrennt. im wesentlichen hatte das musikalische gründe. er wollte von jeh her immer stärker diese agnostic front schiene fahren, was aber nicht so das ding von uns anderen war. wir wollten mehr experimentieren und nicht stur dieses hardcoreding durchziehen. wir sind zwar immer noch dicke freunde, aber es läßt sich nicht leugnen, daß sein ausstieg auch private gründe hatte.

wir haben wohl im laufe der zeit zu unterschiedliche lebensweisen und ansichten entwickelt, um weiter gemeinsam zusammen zu leben, und in einer band musik zu machen. wir leben auch nicht mehr in bratislava. vor kurzem sind wir nach prag gezogen. dort passiert zur zeit sehr viel. der einzige grund so lange in bratislava zu bleiben war eh nur unser garagen komplex, in dem wir proben konnten und konzerte veranstaltet haben. das ganze war eine sehr günstige sache, wir brauchten kaum etwas dafür zu bezahlen. doch eines tages haben sie uns von heute auf morgen den strom abgestellt, weil es wohl einen gewissen zahlungsrückstand bei der stromrechnung gab. jetzt wohnen wir gemeinsam in einem großen haus in prag mit leuten der tschechischen bands ember und lumen.

wir würden den komplex gerne zu einem kulturzentrum ausbauen. einen tee laden, also eine art cafe, gibt es bereits und auch einen proberaum für uns und die anderen bands. das ganze kostet uns nur 50 mark miete im monat. was natürlich eine gute sache ist, da wir neu in der stadt sind und keine richtigen jobs haben. wir müssen ja erst einmal fuß fassen. unsere finanzielle situation ist nicht gerade rosig. wenn alles klappt werde ich versuchen einen job im theater zu kriegen, wo ich dann hoffentlich an der garderobe arbeiten kann, halt mäntel aufhängen und wieder ausgeben. ja, richtige jobs mögen sie nicht haben, dafür aber um so mehr zeit für intensives proben und anderen schnippes. da mir nun der vergleich fehlt, läßt sich schwer beurteilen wie sich der weggang des zweiten gitarristen auf die musik und die live performance testimonys ausgewirkt hat. so aus dem blauen heraus gesagt, scheint ihnen dadurch ein rockendes element abhanden gekommen zu sein.

so zumindest mein eindruck nach dem konzert. erwartet hatte ich eine rockende hardcore band mit arschtritt faktor von hier bis bröckel. bekommen habe ich eine metal band mit arschtrittfaktor von hier bis bröckel. eine metal band, die nur noch zu einem ganz kleinen teil ihre hardcore wurzeln offenbart. so schossen hühnerarsch meyer dann auch als erstes namen wie neurosis, slayer, vagtazo halottkemek oder auch sepultura in den kopf als er mit der live performance der slovaken konfrontiert wurde. einer live performance die grelles licht wortwörtlich, wie auch sinnbildlich im musikalischen sinne, scheut wie der teufel die kirche. so wurde dann auch erst einmal kurzerhand von der band ein großteil der bühnenbeleuchtung außer gefecht gesetzt, bevor sie dem publikum ihren infernalen metallisch-düsteren weltuntergangsknüppel über den kopf zog.

referenzen an die rasenden leichenbeschauer bestehen in sofern, als das auch bei testimony eine spirituelle atmosphäre geschaffen wird, es ruhige momente in der musik gibt, in denen durch einsatz von glöckchen und mönchsähnlichem gesang ein musikalischer kontrast zu dem sonstigen hartmetall geschaffen wird. referenzen allerdings, die unbeabsichtigter nicht sein könnten, da keiner der testimonen jemals zuvor von VHK gehört hatte. das hat mit religion nichts zu tun. wir sind weder krishnas, noch christen noch sonst etwas. wir glauben an keine götter. NO GODS. unsere live show ist eher so etwas wie ein ritual für uns. einen song widmen wir bei jeder show den tibetern und dem dalei lama, weil wir ihre lebensweise im einklang mit der natur sehr schätzen. in 2000 jahren haben sie nie krieg geführt oder sich sonst in irgendeiner form der zerstörung dieser erde verschrieben. sie scheinen mit einem ganz anderen bezug zur erde zu leben als der rest der menschheit. das hat aber noch lange nichts mit religion oder ähnlichem zu tun.

hier geht es in erster linie einmal darum, wie der mensch mit diesem planeten und seinen bewohnern umgeht. durch ihre körperbemalung bei den konzerten soll der rituelle aspekt noch verstärkt werden. ich für meinen teil unterstelle da ja dann auch immer gerne einen gewissen show effekt. aber von mir aus. das sieht schon ganz geil aus, wenn da so metal monster in finsterer kriegsbemalung auf der bühne stehen. wir sprechen hier übrigens nicht von albernen blackmetal bemalungen. testimony´s bemalungen kommen eher denen südamerikanischer indiostämme gleich.

glücklicherweise nehmen sie sich dabei dann aber doch nicht ganz so ernst wie man meinen mag. kennst du rambo? die farbe ist von ihm. den haben wir umgeboxt als wir ihm im dschungel über den weg gelaufen sind. nun ist er tot und die farbe haben wir einkassiert. nun gut, wen dem so sein soll, dann sei dem so. wäre noch die frage des drogenkonsums zu klären. es ist ja nun nicht gerade unüblich, daß bands, die in diese spirituelle, rituelle blablabbliblum etc. bumbum richtung driften, ihre stücke unter drogeneinfluß schreiben, oder zumindest drogen als inspirationshilfe oder zur bewußtseinserweiterung benutzen. bei testimony scheint das nicht so zu sein. weder scheinen sie sich mit irgendwelchem scheiß zuzuballern noch sind sie die großen trinker. nein, wir nehmen keine drogen. es ist nicht so, daß wir drogenkonsum scheiße finden. es ist uns einfach egal. ich persönlich stehe nicht drauf. sicher habe ich schon mal haschisch geraucht und diese erfahrung gemacht. daß es mich großartig weitergebracht hätte, kann ich aber nicht sagen. es war halt mehr ein ausprobieren mit der erkenntnis, daß es nicht so toll ist.

die eigentliche einleitung…

oder das was gemeinhin als solche benutzt wird, also ein absatz mit informationen zur band historie etc. diese fängt dann auch im falle testimonys im jahre 1991 als death metal kapelle an, und führt ´92 zu den ersten demo aufnahmen mit dem namen SPIRITUAL WORLD. 1993 erschien das debüt album mit dem titel SATISFACTION WARRANTED auf m.a.b. records. zu dieser zeit bereits begann sich der sound der band zu verändern, fort vom puren death metal, hin zu aggressiverem, schnelleren und hardcorelastigeren klanglandschaften. der bassist der ersten stunde hatte längst das weite gesucht, als 1995 der neu gefundene sound mit dem d.i.y. tape release THE WORLD STOPS TO BE THE SEAT OF REAL LIFE dokumentiert wurde. mehr als je zuvor beschäftigten sich die song texte kritisch mit gesellschaft an sich und dem drang nach selbstbestimmten leben im speziellen.

genau wie bereits das 95´er tape, veröffentlichte die band auch ihre 97´er cd OF LIFE AND DEATH nach bewährter do it yourself methode. musikalisch weiter gereift, experimentierte man nun noch mehr, was letztlich zu dem oben bereits beschriebenen metallenen weltuntergangsknüppel sound führte, der die band auch heute noch auszeichnet. textlich ist man seit geraumer zeit dem sinn des lebens auf der spur, was die band selbst gerne als spirituell auslegt. nach 200 gigs in ganz europa, sowie dem 98´er split release mit MENTALLY PARASITES auf EPIDEMIE RECORDS arbeitet man momentan an neuem material.

neben marek ”trotell”, sänger und gitarrist von testimony, der hier auch gleichzeitig gesprächspartner war, gehören noch drummer CIBI und bassist und sänger HULO zur band. ja, das war´s dann eigentlich auch schon wieder vom zweimonatlichen metalreport. bleibt vielleicht nur noch anzumerken, daß die band hierzulande keinen vertrieb oder sonstige unterstützung hat. von daher müßt ihr euch bei interesse direkt an testimony wenden. adresse:

marek rakovicky
tupolevova 19
851 01 bratislava
slovakia
e-mail: testimony@seznam.cz

satanische grüße sendet euch metalmeister meyer, der, wie ihr euch natürlich denken könnt, die volle verantwortung für die schreibe übernimmt. photocredits gehen an markus steffen.

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