August 28th, 2019

SOUNDS OF SUBTERRANIA RECORDS aus #129, 2008

Posted in interview by Jan

Oft erscheint es müßig, sich über diejenigen, die Tonträger verlegen, Gedanken zu machen, agieren sie sowieso nur als Mittelsmänner und sind beliebig austauschbar. Manchmal gelingt es jedoch Labelbetreibern, ein eigenes Genre mitzuentwickeln, was auch nach dem Zenith der Veröffentlichungen als Blaupause für diese Richtung von Musik steckt. Dies wurde von mittleren bis größeren Unternehmen erreicht, ob man da nun an Subpop oder Lookout denken mag, die Liste könnte jeder hier aus dem Stehgreif um Seiten füllen.

Sehr viel interessanter sind in meinen Augen jedoch die kleineren Ein- oder Zweimannbetriebe, die auf einer niedrigeren Popularitätsstufe ansetzen und dennoch und trotzdem hochwertige Releases anbieten. Hochwertig im Bezug auf den Inhalt, hochwertig im Bezug auf Verpackung und Artwork und letztlich zusammen hochwertig im Bezug auf den eigenen Anspruch. Eine Ausnahmestellung nimmt in diesem Rahmen seit vielen Jahren das Kasseler Label Sounds of Subterrania ein, von dem in Trustkreisen zumindest Joachim und ich eine erquicklich Anzahl von Platten kauften und schätzen.

Auf grund der absonderlichen Bandbreite des Labelprogramms – siehe Interview – würde ich sogar die Aussage stützen, dass es sich um Deutschlands führendes Plattenlabel (für mich) handelt. Neben allseits beliebten und renommierten Musikern gibt es auch eine interessante Auswahl zunächst völlig unbekannter Bands, die aber in ihrem jeweiligen Genre alle äußerst überzeugende Arbeit aufzunehmen wissen. Von Hardcore bis Psych, Devo-New Wave bis Gainesville, Garagenpunk bis Akustik: Und das von einem(!) Mann aus Kassel(!).

Grund genug, mit Gregor, dem Labelchef, ein Gespräch zu führen; selbiges war so lange geplant und klappte aus dem ein oder anderen Grund nie, dass ich jetzt um so glücklicher bin, in einem arabischen Restaurant in Wiesbaden dieses geführt zu haben. Am Ende des Artikels finden sich noch einige Empfehlungen zu S.-o.-s.-Releases.

Reinhören etc. wie zu erwarten unter: www.soundsofsubterrania.com
Interview von Daniel.

Wenn man über ein Label spricht, gibt es einen historischen Aspekt. Warum du es damals gegründet hast, was dich heute es noch machen lässt. Fangen wir also von vorne an – wie kam es zur Slice 49 Single?
Ich bin vor 12 oder 13 Jahren nach Kassel gezogen und war schon immer musikinteressiert. Dort war ich in verschiedenen Konzertgruppen aktiv und beschloss, ein Fanzine zu machen, bekam aber von den Bands immer die gleichen Antworten, so dass ich darauf relativ schnell keine Lust mehr hatte. Mit einem Bekannten, mit dem ich Konzerte, damals noch vornehmlich Deutschpunk, organisiert habe, kam ich auf die Idee, dass es cool wäre, eine Single zu veröffentlichen.

Da wir uns nicht einigen konnten, ein Label zu gründen, wurde es zwei. Meines hieß damals Sabotage, was witzig ist, weil es ja jetzt in Bremen ein gleichnamiges Label gibt, ich meine, es gibt weltweit mehr als 30 Labels, die so heißen. So kam es dann zur Giftgas 7″ sowie eine weitere 7″ mit der Kasseler Band Fishbird. Das war ok, aber nicht richtig gut, ich fand den Namen des Labels dann auch nicht mehr so zutreffend. Es sollte mehr ‚ich‘ sein und nicht nur ein Vehikel für die Bands meiner Freunde. So kam es zum heutigen Labelnamen und der von dir erwähnten Slice 49 Single und einer LP mit Prison 11. Damals gab es viele aktive Leute, die aber nicht in der heutigen Weise miteinander vernetz waren, die Infrastruktur war weniger ausgeprägt – es war schwieriger, eine Platte herauszubringen.
Was genau war schwieriger? Heute hast du vor allem mehr Erfahrungen.
Zum Beispiel ein Presswerk zu finden, weil es keine Computer gab und man so von Hand via Brief kommunizieren musste. Vermeintlich kann heute ein jeder ein Cover via Photoshop zusammenbasteln, damals gab es das nicht, da mussten Graphiker her, um das zu machen, oder allein die Frage woher bekommst du Plattencover, wer druckt die…
Hat dir da jemand besonders geholfen?
Ich habe mir fast alles selber angeeignet, weiß aber auch nicht mehr, woher welcher Tipp kam. Klar hat man Gespräche geführt, aber am Ende musste man alles selber machen. Ich hatte da viel Kontakt zu Ritchie von Screaming Apple, der mir mit vielen Tipps zur Herangehensweise geholfen hat und mit dem ich heute noch befreundet bin.
Und damals hast du noch unter dem Namen Ralf Gürtler agiert, wie kam es zu dem Pseudonym, unter dem du dich ja auch nennen lässt?
Ich hatte damals eine Zeit lang mit den Dog Food 5 an den ‚fake‘ Keyboards gespielt, d.h. es stand ein nicht angeschlossenes Keyboard auf der Bühne. Ich tat so, als ob ich spielen würde, was in Bremen die Lowlanders, dermaßen begeisterte, dass sie mir nach dem Konzert zu meinem Keyboardspiel gratulierten. Bei Dog Food 5 hatte jeder einen Künstlernamen, da habe ich mir auch einen gesucht. Das ist zwar nicht der coolste, aber besser als all die die ich in meiner Kindheit verpasst bekam. In der Chronologie des Labels gab es dann – noch unter den ersten zehn Platten – einen relativ großen Namen – Frankie Stubbs. Würde ich jetzt ein Label machen wollen, käme er wahrscheinlich nicht auf die Idee, bei mir eine Platte herausbringen zu wollen.
Wie ist das genau gelaufen?
Ich mag sehr unterschiedliche Bands und Musik, aber zwei der für mich wichtigsten Bands sind EA80 und Leatherface. Es war demnach immer mein Traum, mit denen etwas zu machen. Und ich habe dann, was man auch später sieht, immer die Leute gefragt, mit denen ich etwas machen will. Leatherface hat in dem Sinne natürlich nicht geklappt, aber es war so, dass sie sich reformiert hatten, auf Tour wollten, aber keine Platte am Start hatten. Ich habe damals, am 1. Januar !!, ein Fax an Frankie, dessen Nummer ich hatte, geschickt. Zwei Tage später kam die Antwort wieder per Fax, dass dies kein Problem sei, lass‘ uns eine Soloplatte machen, ich gehe dann und dann auf Tour.
Diese glückliche Fügung kann als entscheidend für die weitere Labelarbeit gewertet werden, da du dich auf diese Platte berufen kannst, wenn du mit anderen Musikern sprichst?
Ich denke für mich ja. Ein Aspekt bestand darin, dass diese Platte 2/3 Jahre bevor all die Amis ihre Soloplatten veröffentlichen herauskam. Ansonsten haben andere Bands mit ihren Platten auf meinem Label ähnlichen Einfluss auf die weitere Labelarbeit genommen. Von der Frankie Stubbs 10“ wissen zwar die Cracks, dem Rest ist dies aber egal. Für mein persönliches Selbstbewusstsein war es sehr gut, das wurde gestärkt. Und in gewissen Kreisen hat man damit einen kleinen Namen. Dass hebt sich aber ein wenig damit auf, dass die Leute dann mit den anderen Labelsachen nichts anfangen können.
Du wirst von dieser Platte auch einige verkauft haben.
Ja, 2000 Stück.
Was auch ein finanzieller Kraftakt ist, selbiges zu stemmen. Wie bist du in die Lage gekommen, dass durchzuführen…
Ich arbeite komplett ’nebenher‘, indem ich Behinderte betreue und alles Geld, was reinkommt, stecke ich ins Label.
Ein sehr ernstes Hobby?
Eher einer Berufung, die ich versuche, mit anderen Mitteln zu finanzieren.
Das hat sich ja seitdem entwickelt, über 90 Platten. Kannst du dich aus den Einnahmen, die du erzielst, refinanzieren?
Teilsteils. Im Moment ist sehr viel herausgekommen, da steckt auch privates Geld mit drin. Wenn man auch so Sachen macht wie die Melt Banana Platte (Platte hat ein ‚Wackelcover‘ Anm.), die kann man nicht so einfach finanzieren.
Was heißt das?
Das ist einfach zu teuer – das ist ein Mittelklassewagen, den die Platte gekostet hat. Dass kriegst du durch die Verkäufe, wie sie heute existieren, nicht mehr rein. Wenn du aufwändige Special Editions machst, die dieses Wort auch verdienen, musst du das irgendwie anders machen, weil es mit den normalen Geldern aus Plattenverkäufen nicht finanzierbar ist. Ich denke, dass ich bei vielen Platten mit zu den teuersten Labels gehöre, was Spezialplatten betrifft. Bisher gab’s auch noch kein Limit, was Auflagen etc. betrifft..
Aber es gibt auch zeitliche Grenzen, die ein Einpersonenbetrieb erfüllen muss.
Aber dafür bringe ich auch nicht so viele Platten heraus. Ich mache das schon gezielt und versuche, für den jeweiligen Künstler auch etwas zu finden, was zu ihm passt.
Aber es kommt ja auch Geld zurück…
…was ich wieder in neue Platten stecke.
Wie verhält sich das mit den Leuten, deren Platte du herausbringst? Die wollen doch auch etwas davon sehen. Wie sehen die Deals aus?
Die sehen in der Regel immer gleich aus, kommt aber noch auf die Band an und inwiefern wir zusammenarbeiten. Im Grunde läuft es wie bei den meisten anderen Labels auch über Freiexemplare, womit sie vergütet sind und man sich keinen Kopf um die Abrechnung machen muss. Mit den Frei-Copys sind die Bands auch besser bedient, da sie direkt das Geld haben und auch einen höheren Anteil.
Im Vergleich zu früher: Was hat sich am Stellenwert verändert, deiner grundsätzlichen Haltung gegenüber dieser Arbeit?
Sehr viel. Ich bin natürlich in vielen Arbeitsabläufen professioneller geworden, wobei ich weit davon entfernt bin, wirtschaftlich professionell zu arbeiten. Ich habe Respekt von vornherein vor großen Namen verloren, was ich gut finde: Ich habe vor vielen Leute Respekt gewonnen, weil ich sehe, dass sie für etwas sehr hart arbeiten. Ich versuche auch Dinge nach einer gewissen Ideologie zu beurteilen.
Ideologie?
Den politischen Aspekt meine ich damit nicht allein, das ist klar, sondern wie die Einstellung von den Leuten ist. Wenn du eine Hobbyband hast, ist das o.k. und auch unterstützenswert und ich mag auch die Musik. In Zeiten, wo aber mit Plattenverkäufen kein Geld zu verdienen ist, müssen gewisse Anforderungen an Leute gestellt werden und auch an Bands. Die müssen nicht rund um die Uhr spielen, ich habe auch Bands, die von vornherein gesagt haben, dass sie nur 5 Konzerte im Jahr spielen werden. Die Ernsthaftigkeit, mit der sie an ihrer Musik arbeiten, ist entscheidend, wie sie selber reflektieren, was sie da tun. Nehmen sie sich zu ernst oder können sie sich auch mit einem Augenzwinkern betrachten? Man muss die Sache ernst nehmen, die man tut. Da musste ich auch sehr viel Lehrgeld zahlen, indem ich Leuten vertraut habe, die Dinge komplett anders sehen und mich daher enttäuscht haben.
Wie kann ich mir das besser vorstellen?
Wenn sich eine Band nach einer Platte schnell auflöst, es Hick-hack um die Anzahl der Freicopys gibt, andere Vorleistungen nicht bezahlt wurden. So etwas ist enttäuschend: Du kannst uns ja finanzieren, denn wir haben kein Geld. etc etc (Bandnamen auf Wunsch von Gregor nicht erwähnt)
Aber wie gut kann man die Leute kennen? Wie kannst du ihre Einstellung überprüfen? Mal schnell nach Schweden geflogen, um Murder by Guitar (Spitzenband, Spitzenplatte, Anm.) näher auszuchecken?
Das stimmt, ist aber auch ein gutes Beispiel, weil bei denen einige Telephonate gereicht haben. Die Leute haben schon in zahlreichen anderen Bands gespielt, ich kannte sie vorher flüchtig über diese.

Aufgrund ihrer langen Erfahrung hatte ich da schon ein gewisses Vorschussvertrauen. Ich konnte ihre Arbeit, auch die (in den Bands) davor, annehmen – das sind Familienväter, mit denen ich dann gesprochen habe, „wie könnte das denn laufen“. Man kann zunächst nur sagen, dass man ihre Musik gut fände, aber nach einer Stunde am Telefon merkst du schon, was Sache ist. Die 5 Konzerte im Jahr, die sie ansagen, die werden sie aber auch spielen, weil sie sich vorher schon Gedanken darüber gemacht haben. Da ist ein Wort ein Wort. Und Rückschläge sollten dazu da sein, sein Einstellung zu überprüfen, sich kurz die Zähne zu putzen und dann neu anzulaufen.
Kein Mensch hat beliebig viel Zeit. Wie schaffst du es, in unterschiedlichen Musikbereichen eine relativ hohe Qualität bei deinen Releases aufrecht zu halten? Wie selektierst du, denn ich nehme nicht an, dass du den ganzen Tag Demos anhören kannst. Von Now Denial bis Sixtiespowerpop bis Gainesville: Wie geht das?
Ich kann die Frage ein wenig zurückgeben. Im Ox war ja neulich ein kleines Interview mit (Trust) Joachim, wo es um Musikbegeisterung (Und sein Buch ‚They could have been bigger than EMI‘)ging. Er hat da drei, vier Sachen zu seinem Buch gesagt: Wenn du Fan einer Sache bist, saugst du alles auf. Und jeder hat seinen persönlichen Standard, an dem er feststellt, „das finde ich gut, das schlecht“. Und so geht’s mir. Ich kriege kaum Demos zugeschickt und vermute, dass kaum ein Label in Deutschland so wenig Demos erhält. Im Jahr vielleicht 10. Ich glaube auch, dass mein Label Musikbegeisterte – um nicht zu sagen Nerds – interessiert, aber ich vermute der normale Klischeemusikhörer blendet mein Label aus.
Aber eine Band will ja auch, dass ihre Leute und Fans ihre Musik hören. Oder eben Leute, die ähnliche Musik hören, weswegen man sich ja eher ein Label sucht, was für genau eine Musikrichtung steht, um so diese Synergien auszunutzen.
Bei Now-Denial mache ich die Platte ja zusammen mit Sabotage, so dass es da nicht zutrifft. Franz deckt ja schon ein bestimmtes Klientel ab. Meistens ist es ja so, dass ich die Bands anrufe und frage, ob ich mit ihnen eine Platte machen kann. Ich sage ihnen, so und so bin ich und sie können sich dann anschauen, was ich wie gemacht habe. Und da fällt ihnen das Unterschiedliche auf, was sie wieder interessant finden können. Dass es von Vorteil sein kann, auch einmal nicht in einem Klischee gefangen zu sein. Ob das finanziell von Vorteil ist – es geht um die andere Aussicht.
Aber ich kann summieren, dass du alle deine Bands aus einem Fan-tum heraus selbst ausgesucht und angesprochen hast – und nicht andersherum. Und erstaunlich, dass die Bands in dieser Form darauf eingehen, denn einen gewissen Erfolg möchten sie natürlich alle haben.
Das ist das schwierige und auch der Konflikt, in dem ich stehe. Was ist Erfolg? Es ist leichter, Leute von etwas zu überzeugen, wenn man davon glüht. Und die Bands machen vielleicht eher etwas mit jemandem, den sie als Fan erkennen und wissen, dass dieser dann auch bereit ist, Schritte, zu gehen, die sonst vielleicht nicht dazu gehören. Auf der anderen Seite steht aber der Käufer und der ist überwiegend konservativ eingestellt, was sein Kaufverhalten betrifft, um ein deutsches Sprichwort zu zitieren: Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht! Es ist der Kampf gegen die Windmühlen!
Was wäre das? Wenn ich in der Band x spiele, welchen Schritt gehst du, den die anderen nicht gehen würden? Andere bringen auch Platten raus und haben einen Vertrieb hinten dran.
Nehmen wir Now Denial als Beispiel. Ich hatte mit Chris gesprochen und die bekundeten Interesse, auch einmal anders wahrgenommen zu werden. Ich denke, dass Now Denial die führende deutsche Hardcoreband ist, abwechslungsreich, gute Texte, haben was zu sagen, da gibt es im Moment keine andere Band! Aber die haben das Problem, nur im Crustbereich, respektive politischen Bereich wahrgenommen zu werden: Sie sind aber mehr. Und dann ist es leicht, wenn ich sage, vielleicht kann ich eine andere Tür aufstoßen, darauf einzugehen, ohne die anderen zu verprellen. Labels, die nur eine bestimmte Richtung hatten, waren irgendwann ausgebrannt, das zeigt doch die Geschichte. Nach 5 Jahren will das meist keiner mehr hören.
Machst du immer eine Platte pro Deal?
Ja, es sei denn, es gibt spezielle Projekte wie z.B. mit Amos. Ich will aber auch über das Spektrum des Plattenherausbringens da sein, eher auch als Management; ich will, dass die Bands auf Tour kommen, entsprechendes Merchandise haben, dass die Band vorankommt. Eine Platte ist ein Fragment einer ganz bestimmten Zeit, aber ich bin ja auch Fan von Livemusik, richtig berühren tut in den meisten Fällen die Energie auf und von der Bühne.
Lassen wir mal die aktuellen Releases weg, welche 2-3 Platten möchtest du unseren Lesern ans Herz legen und warum?
Die Band, die ich allen ans Herz legen möchte, sind die Colombian Neckties, weil sie lange bei meinem Label dabei sind und die mir auch am meisten zurückgegeben haben; die Touren z.B. so geplant haben, dass ich dabei mitfahren kann. Die ich in den Top3 der besten Garagenbands der Welt sehe, ohne das sie je die Anerkennung erfahren zu haben, da sie nicht den gängigen Klischees entsprechen. Es gab nach den New Bomb Turks nur wenige Bands, die ansatzweise in ihre Nähe kamen, aber die Leute hören lieber so einen Dreck wie die Bones. Die letzte Platte ‚Takeaway‘ wäre daher meine Empfehlung. Was Gitarrenmusik betrifft würde ich den Leuten die Stereotypes oder die Carnation ans Herz legen. Beide Bands mit mauen Verkaufszahlen, muss man sagen, die, wie ich finde, hervorragende Gitarrenplatten gemacht haben, die sich evtl. auf einem anderen Label auch besser verkauft hätten. Ähnlich geht das mit der Grey Goose
– Eine meiner Wahlen –
Eine sehr schlecht verkaufte Platte! Hätte nur No Idea draufgestanden, dann wären 5-6000 weg gewesen. Eine perfekte Platte für das Label.
Warum hat Var die nicht herausgebracht? Die sind von da, Wollard hat produziert?
Warum? Ja, ich glaube, weil die raus aus dem Konzept wollten, was No Idea darstellt. Ich dachte, dass Leute, die solche Musik hören, es auch mitbekommen, wenn diese Musik auf einem anderen Label herauskommt. Das haben aber nur die DieHard Hot Water Music Fans mitbekommen…
*hüstl*. Ich hatte die CD zur Rezension und musste die LP nachkaufen.
Nummer Drei fehlt noch….. es gibt so viele Bands, man will ja auch eine nennen, die nicht so bekannt ist. So Sachen, wo ich sehr stolz drauf bin, die auch dem Label viel gebracht haben, sind BBQ, Frankie Stubbs, Devil in Misss Jones, Kommando Sonne-nmilch – ich kann mich nicht entscheiden. Vielleicht würde ich als dritte Platte: Amos empfehlen – diese Platte bricht aus jeglichen Szenearchetypen heraus und ist doch so sehr Untergrund. Sie ist nett und fuck you zugleich, Es gibt verschiedene Lesarten und vor allem sie ist ehrlich.
Ich frag ja immer Bands diese Frage… welchen Musiker einer aktuellen oder alten Band würdest du gerne für eine Sommertour ersetzen?
(sofort) Max Roach.
(Schlussmonolog:)
Um mein Label zu verstehen, ist es wichtig – und da sehe ich eine gewisse Seelenverwandschaft, um mal jetzt richtig zu schleimen, zum Trust – dass es um Musik und die Ernsthaftigkeit dahinter geht. Es sind nur die Sachen, wenn es um Kunst geht, gut – welche kompromisslos gemacht werden. Ob es das Schreiben oder bildende Kunst, Film oder Architektur ist, es ist immer verkehrt, ohne sich aufdrängende Gegebenheiten Kompromisse einzugehen. Das soll auch mein Label kennzeichnen, auch wenn das wirtschaftlich ein Fiasko darstellt, da es in unsere Zeit nicht reicht, eine gute Platte herauszubringen, die sich dann von selbst verkauft. Es streut nicht weit genug, die Leute nehmen das nicht mehr wahr.

Ich hoffe, in gewisser Form auch wegweisende Platten veröffentlich zu haben, so z.B. Kommando Sonnenmilch, eine der besten deutschsprachigen Platten der letzten 10 Jahre; vielseitig, keinem Genre zurechenbar. Es ist wichtig Dinge zu tun, die man machen will. Als Gegenentwurf, Dinge schaffen, die keiner vorher geschaffen hat. Daher auch diese Special Editions, die Melt Banana mit dem Wackelcover, die Monsters mit dem Puzzle, die Amos mit dem Vierfachklappcover… die Kamikaze Queens mit dem Strumpfband. Die einzelne Platte kann und sollte vielleicht auch ein Denkmal für die Band sein. Es gibt ein riesiges Angebot, aber wo sind die guten Platten? Wenn die Leute in 20 Jahren noch froh sind, diese meine veröffentliche Platte zu besitzen, dann habe ich etwas besonderes erreicht.

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