März 11th, 2007

SOMETHING LIKE ELVIS (#79, 12-1999)

Posted in interview by jörg

…im kampf gegen die unwissenheit

Tja, so kann es gehen. Da geht man auf ein konzert (in diesem falle war es Fugazi in Nürnberg), sieht eine band (klar, Something Like Elvis), die einen reichlich begeistert und zwar so sehr, dass man gleich ein interview ausmacht.

Danach kommt dann die ernüchterung, nämlich in dem moment, in dem einem klar wird, dass man über die band so wenig weiss, dass man nicht mal vernünftige fragen stellen kann. Andererseits wird es genügend leute geben, die von der band noch nichts gehört haben.

Also kann ich wohl guten gewissens einfach die basics abfragen, auch wenns dann halt nicht das interview des jahres wird.

***

Also erstmal, wer verbirgt sich hinter Something Like Elvis, wo kommt ihr her und was habt ihr bisher veröffentlicht?

Something Like Elvis: Derzeit sind wir zu fünft: Szreder an der gitarre, Maciej – accordeon, Kuba – bass und vocals, Bartas – drums und Mako die 2. gitarre. Und es deutet nichts darauf hin, dass sich daran in nächster zeit irgendwas ändern wird. Wir kommen aus einer kleinstadt mitten in Polen. Das einzige was du dort machen kannst, ist deine freizeit in irgendwelchen armseligen bars zu versaufen Statt derlei aktivitäten nachzugehen, haben wir uns als alternative das musikmachen gesucht. Und so haben wir uns anfang 97 gegründet. Bis jetzt haben wir 2 platten auf die reihe bekommen das erste album „Personal Vertigo“ wurde 97 veröffentlicht (ganz schön flott – Seb.). Im september 99 kam dann mit „Shape“ der 2. langspieler raus.

Warum macht ihr die musik, die ihr macht?

Something Like Elvis: Weil wir die musik machen, die wir machen. (Zugegeben, die beste antwort auf diese frage – Seb.)

Was war das verrückteste, was sich bei einer euerer shows ereignet hat?

Something Like Elvis: Während einer der grössten shows in Worclaw, hatte jemand einen geldbeutel voller kleingeld gefunden, der vorher durch den ganzen raum geschmissen worden war. Bis heute wissen wir nicht ob das eine art lohn für die show oder eine beifallsbekundung seitens des publikums gewesen sein sollte.

Was war denn die beste show, die ihr bisher gespielt habt?

Something Like Elvis: Unsere beste tour war wahrscheinlich die zusammen mit No Means No im herbst 98. Allein schon, weil’s unsere erste grosse tour war. Sowas ist schon verdammt beeindruckend.

Was macht eine gute show aus?

Something Like Elvis: Am wichtigsten ist dabei natürlich die atmosphäre, das klima zwischen band und publikum. Es geht eigentlich nur um die energie, die während eines konzerts freigesetzt wird. Das publikum muss sie aufnehmen und gibt uns im gegenzug seine, so dass schliesslich ein kreislauf entsteht. Dieser energiefluss bestimmt letztlich über die qualität eines konzerts.

Was ist euer ziel?

Something Like Elvis: Songs zu schreiben und zu spielen ist schon das ziel. Ansonsten wollen wir uns keine hohen ziele setzen. Wir lassen uns lieber treiben und schauen einfach, was passiert.

Was habt ihr, eurer ansicht nach, als band bis dato erreicht?

Something Like Elvis: Wir haben zwei platten veröffentlicht, damit sind wir zufrieden und mit den touren mit Fugazi und No Means No. Mag sein, das sowas anderen nichts bedeutet. Uns ist das sehr wichtig.

Wie würdet ihr euch euren verwandten beschreiben, die keine ahnung von dem haben, was ihr macht?

Something Like Elvis: Wir können unsere musik nicht definieren, da wir uns eigentlich noch nie gedanken darüber gemacht haben. Jeder, der unsere musik hört, soll sie für sich selber beschreiben. Uns wurden schon viele begriffe angehängt: garage-trash, emo-noise oder emo-hardcore.

Einmal hat uns ein typ nach einer show erzählt, wir würden was ähnliches machen, wie schwarze musiker und dass wir sicher schwarzes blut in unseren adern hätten. Der grund ist wohl, dass wir respekt vor dem rhythmus haben.

Welche bands würdet ihr als euch nahestehend betrachten?

Something Like Elvis: Geistig entsprechen uns am ehesten die sachen, die die leute von bands wie Fugazi oder No Means No machen. Wir mögen den weg, den sie gewählt haben und den sie jetzt konsequent gehen. Wo wir gerade vom musikmachen reden: wir gehen da eigene wege und es gibt da keine bestimmte band, die uns inspiriert hätte.

Als ich euch live gesehen habe, hatte ich den eindruck, es gäbe gewisse parallelen zwischen euch und No Means No. Nach der show hab ich dann erfahren, dass ihr mit denen auch auf tour wart. Zufall oder absicht?

Something Like Elvis: Schon möglich, dass es da gewisse ähnlichkeiten zwischen uns und NMN gibt. Immerhin war die tour mit ihnen in gewisser weise unser durchbruch. Da wir uns selbst entwickeln, absorbieren wir eine menge.

Aber wir versuchen nicht, irgendwen zu imitieren. Vielmehr wollen wir von leuten, zu denen wir aufblicken, lernen. Das ist ganz natürlich. Wir sind also keine verdammten chamäleons!

Abgesehen von musik und irgendwelchen bands, was beeinflusst euch?

Something Like Elvis: Ganz generell: das leben inspiriert uns, die menschen, die wir treffen, Ereignisse, an denen wir teilnehmen, oder bücher, die wir lesen. Sehr wichtige erfahrungen, die einfluss auf uns haben, sind performances, die wir mit freunden machen. Das sind ereignisse abseits vom eigentlichen konzert, wenn es zu paratheatralischen aktivitäten oder „actions in space“ kommt (alles klar! – Seb.)

Was ist für euch „ausverkauf“?

Something Like Elvis: Für uns gibt es mindestens zwei arten von ausverkauf. Für uns verkauft sich eine band zum beispiel, wenn sie nicht von anfang bis ende die kontrolle über ihre musik hat, sondern der produzent letztlich über das erscheinungsbild eines songs entscheidet.

Ausverkauf ist aber auch, wenn eine band sich beim songwriting danach richtet, was das publikum verlangt, und nicht ehrlich hinsichtlich dem ist, was sie macht. Im allgemeinen kann man wohl sagen, dass es darum geht, kontrolle über das zu haben, was man macht und es auch ehrlich zu machen.

Wovon lebt ihr?

Something Like Elvis: Unglücklicherweise müssen wir arbeiten, weil wir von der musik nicht leben können.

Wenn ihr von der band leben könntet, würdet ihr es machen?

Something Like Elvis: Für uns hat die band absolute priorität. Wenn wir damit aufhören sollten, würden wir den natürlich rhythmus des lebens verlieren.

Angenommen, ihr spielt bei einem konzert mit zusammen drei weiteren bands und könnt diese selber bestimmen. Zur auswahl stehen alle bands, die jemals existiert haben. Wen würdet ihr buchen?

Something Like Elvis: Da würde jeder andere bands wählen… um alle zufriedenzustellen sollten es wohl Sonic Youth, Helmet, Fugazi, No Means No, Jesus Lizard und Hammerhead sein.

Wenn ihr freie wahl bezüglich eines labels für das nächste album hättet, welches würdet ihr wählen?

Something Like Elvis: Wir sind mit der zusammenarbeit mit Antena Krzyku (Aerial of Scream) sehr zufrieden. Insofern gibt es keinen grund, etwas zu ändern. (War ja auch nur ne hypothetische frage… – Seb.)

Seit ihr in anderen bands oder projekten (nicht notwendigerweise musikalische) involviert?

Something Like Elvis: Die einzige band, in der wir uns künstlerisch ausdrücken können ist SLE.

Was geht denn in Polen gerade hinsichtlich punk/HC bzw. im allgemeinen ab? Gibt es irgendwelche bands, die ihr empfehlen könnt?

Something Like Elvis: Die polnische independent scene versucht momentan, die errungenschaften der 80` und frühen 94 kopieren. Es gibt nicht viele bands, die neugierig sind und versuchen, etwas neues zu machen. Das beschränkt sich nicht notwendigerweise auf HC oder punk. Aber es kommen mehr und mehr interessante sachen. Empfehlen können wir bands, die ihr wahrscheinlich eh kennt: Alians, Ewa Braun, ssaki, Falare Band und ein paar andere.

Was denkt ihr, ist der grund, dass so wenige osteuropäische bands hierzulande bzw. in Westeuropa bekannt sind?

Something Like Elvis: Das problem ist, dass bis 89 in Osteuropa der zugang zu musik sehr beschränkt war. Es gab kaum konzerte ausländischer bands. Daher auch keine „spielkultur“. Hinzu kam, dass es fast unmöglich war, platten aufzunehmen und zu promoten. Daher gab es im osten nur wenige bands, dir regelmässig im westen touren konnten. Ausserdem kümmern sich die leute eher um ami-bands. For them the descendent itself is the trump. Glücklicherweise beginnt die situation sich zu ändern: immer mehr osteuropäische bands werden auch im westen bekannt.

Früher konnten die bands keinen besonders hohen standart erreichen, weil sie sich nicht mit dem rest der welt vergleichen konnten. Sie waren schlechter, als die bands aus den Staaten oder Westeuropa. Ich hoffe das ganze war dennoch etwas aussagekräftig. Ein problem war sicherlich, dass wohl infolge der sprachbarriere es zu ein paar missverständnissen kam. Das ist halt der nachteil, bei einem schriftlichen interview, bei dem sowas dann nicht korrigiert werden kann.

***

Sollten SLE irgendwo bei euch in der nähe auftreten, schaut sie euch einfach an, da macht ihr sicher nichts falsch. Falls ihr noch fragen habt, werden sie euch die sicherlich gerne selbst beantworten. Wenn ihr glück habt, sind sie ja nur schreib- und nicht auch maulfaul.

Interview & Fotos: Sebastian W.

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