März 26th, 2020

RUINS OF KRÜGER (#166, 2014)

Posted in interview by Thorsten

Das A und O beim Gründen einer Band

Datum und Ort: 3.5.2014 Tape Release von “Ruins of Krüger s/t” auf dem Occulto Fest (Thema: Unschärferelation) in Berlin(Skalitzerstrasse 133). Record Label: Kitchen Leg Records

Erzählt mal eine Paar Dinge über Euch und die Band.

Andrew: Ich spiele Bass in Ruins of Krüger und habe mit der Künstlerin und Co-Kuratorin des Festival ein Label namens Kitchen Leg Records gegründet. Heute spielen wir ein volles Set hier, weil wir unsere Kassette veröffentlicht haben.
Jan: Ich bin Gitarrist
Andrew: In unserer Band spielen 5 Musiker und uns gibt es seit 2011. Wir kannten uns gegenseitig aus verschiedenen Kontexten und einige Freundschaften bestehen schon seit sehr vielen Jahren.
Jan: Ja, das stimmt. Ich kenne den anderen Gitarristen schon seit 15 Jahren und wir haben immer wieder miteinander Musik gemacht. Wir kennen uns gegenseitig sehr gut, speziell in Bezug auf Musik.
Andrew: Was für Ruins of Krüger von großer Bedeutung ist, sind die Freundschaften, unter den Bandmitgliedern, die die Gruppe zusammenhalten. Der musikalische Ausdruck unserer Bands spiegelt sich in den Kommentaren wieder, die wir oftmals von Freunden hören. Ruins of Krüger haben schon eine recht gefestigte Identität. Das zeigt sich darin, dass die Band als Gesamtwerk im Vordergrund steht und die einzelnen Musiker, in der Wahrnehmung des Publikums, dabei etwas in den Hintergrund treten. Das ist das Ergebnis einer Gruppe, in der sich alle Mitglieder fast gleichermaßen einbringen.
Jan: Dazu kommt noch, dass die Lieder im Proberaum entstehen und jedes Mitglied sich einbringt. Es gibt also keinen Songwriter, der alle Lieder schreibt. Man merkt das auch, wenn man sich mit der Entstehungsgeschichte der einzelnen Songs befasst, denn einige Songs sind eher improvisiert und andere eher komponiert. Die Art und Weise, wie die Musik durch die Gruppe entsteht, ist für uns äußerst wichtig.

Wofür steht das Occulto Fest für Euch persönlich?

Andrew: Ich weiß nicht, ob unserer Band was Okkultes anhaftet, aber auf einer übersinnlichen Ebene könnte man das bei uns schon vermuten.
Jan: Vor circa 3 Wochen habe ich das Occulto Magazine entdeckt und finde, dass es auf einem sehr interessanten Konzept beruht. Heute bin ich zum ersten Mal auf dem Festival.
Andrew: Ich war auf dem letzten Festival als DJ tätig und daher kenne ich Occulto auch schon ein bisschen länger. Das Festival geht heute in die vierte Runde.

Was sind Eure Inspirationsquellen? Was für einen künstlerischen Hintergrund habt ihr?

Jan: Ich bin Künstler und habe in Karlsruhe Kunst studiert. Eigentlich habe ich immer schon Kunst gemacht und Instrumente gespielt. Kunst und Musik sind für mich untrennbar miteinander verwoben.
Andrew: In der Band Ruins of Krüger sind alle künstlerisch tätig. Wir haben Grafikdesigner, Musikproduzenten und ausgebildete Künstler und es besteht eine große Vielfalt an musikalischen Herangehensweisen. Wir haben auch keine konkreten Vorstellungen davon, wie wir klingen möchten, sondern unser musikalischer Ausdruck entwickelt sich aus der Situation heraus, wenn wir zusammen proben. Eigentlich setzten wir uns auch nicht damit auseinander, welcher Band unser Sound ähnelt, weil wir uns auch sowieso nicht viel darüber unterhalten, wer welches Album zurzeit hört. Wenn man ein paar Bandnamen in Gesprächen fallen, dann meistens Gruppen, die experimenteller unterwegs sind wie Devo oder This Heat.
Jan: Ich glaube Tactic wurden mal genannt. Es gibt natürlich Gemeinsamkeit, aber ich kann was Geschmäcker betrifft nicht die ganze Band über einen Kamm scheren ….manche haben zahlreiche Erfahrungen im Punk/Indiebereich gesammelt, aber auch nicht jeder von uns. Generell kann ich nur sagen, dass wir eben auf experimentelle Sachen abfahren.
Andrew: Es gibt eben Überschneidungen, da wir eben auf Musik stehen, die eben auf eine besonders kreative Art und Weise produziert wurde. Wenn Sound ganz aalglatt oder zu geradlinig klingt, dann spricht uns das nicht besonders an. Auch Popmusik kann ganz anders und interessanter klingen, wenn „schräger“ Sounds darin vorkommen.

Wie würdet Ihr junge Leute ermutigen, wenn sie einer Band beitreten möchten?

Jan: Besorgt Euch Instrument und legt einfach los…
Andrew: Ich habe meinem Bekannten den Tipp gegeben, einfach aufmerksam zu sein und mit viel Fingerspitzengefühl vorzugehen, weil es manchmal einfach eine große Herausforderung darstellt, sich mit anderen Musikern über das Thema Bandgründung zu unterhalten. Speziell, wenn man gleich mit mehreren Menschen in einer Band spielen möchte, dann kann es schwierig werden auf einen Nenner zu kommen. Beispielsweise kann es vorkommen, dass eine Person schon eine total konkrete Vision davon vor dem geistigen Auge hat, wie sich die Band entwickeln soll oder manche Leute haben anfänglich zu hohe Erwartung. Eigentlich sind die meisten Künstler empfindlich, wenn es um ihre Arbeit geht… egal auf welchem Gebiet.
Jan: Bandgründung ist eigentlich ein Trainingsfeld für Kommunikation.
Andrew: Ja, das stimmt total. Man muss sich wirklich ernsthaft darum bemühen, die anderen zu verstehen und kein vorschnelles Urteil zu fällen, weil die Bandgründung normalerweise ein äußerst komplexer Prozess ist. Man sollte aufeinander Rücksicht nehmen und achtsam sein. Manchmal verstehen sich Leute außerhalb eines musikalischen Kontextes überhaupt nicht.
Jan: Wir sind sogar Nachbarn…leben also auch total nah beinander.
Andrew: Uns bedeutet es einfach sehr viel, in dieser Band spielen zu können. Ich hatte jahrelang das Gefühl, nicht die passenden Leute zu finden. Wenn man in einer Band mitspielen möchte, dann kann das echt schwierig sein, weil oft Menschen mit total unterschiedlichen Erwartungen aufeinander treffen. Sehr hohe Erwartungshaltungen was die Professionalität und finanzielle Ziele betrifft, können ein Hindernis sein…so habe ich das jedenfalls empfunden in Bezug auf die Dinge, die mich interessieren und die ich auch wirklich verwirklichen möchte. In einer Band wie Ruins of Krüger mitspielen zu können ist sehr lohnenswert für mich, weil ich das sowieso immer gewünscht habe …
Jan: Versuche einfach Menschen zu finden, mit denen Du Dich gut verstehst. Begebt Euch gemeinsam auf eine Entdeckungsreise und findet zusammen raus, was ihr musikalisch machen möchtet. Eigentlich haben wir gar kein Erfolgsrezept, dass wir die jetzt nennen könnten….es bereitet uns einfach viel Freude in der Band zu sein…
Andrew: Die Musik, die Du mit anderen machen möchtest, sollte dem entsprechen, was Du wirklich machen willst. Wenn man das mit anderen Menschen zusammen schafft, dann ist es wirklich eine große Belohnung, eben weil ich weiß und es von anderen Menschen oft höre, wie schwierig der Bandgründungsprozess sein kann. Es passiert leider sehr häufig, dass sich die einzelnen Egos in den Weg stellen und das Vorankommen verlangsamen…man sollte als Band versuchen gemeinsam in eine Richtung zu gehen, in der ganz klar die Ziele der Band im Vordergrund stehen.

Bedeutet dies also, dass es von fundamentaler Bedeutung ist, sich innerhalb der Band gut zu verstehen, auch, wenn das manchmal gar nicht einfach ist, da jeder Musiker auch seine individuellen Wünsche verwirklichen möchte?

Andrew und Jan: Ja, genau so ist das gemeint.
Jan: Deine individuelle Identität soll sich ja nicht in der Band auflösen, sondern Du kannst mit Deiner Individualität zur Entwicklung der Band beitragen. Das meine ich mit „Trainingsfeld für Kommunikation“.
Andrew: Manche Leute treffen ganz euphorisch aufeinander und haben, von Anfang an, ganz konkrete Vorstellungen davon, wie die Band werden soll…dann tritt oft schnell die Ernüchterung ein und die ganze Sache ist dahin, bevor sie überhaupt erst richtig los gehen kann. Wir haben uns für Ruins of Krüger sehr viel Zeit gelassen … wir haben ein ganzes Jahr lang geprobt, bevor wir unseren ersten Auftritt hatten. Wir haben uns nicht unter Zeitdruck gesetzt und niemand wusste so ganz genau, wann wir den ersten Auftritt haben würden. Wir haben uns einfach ein oder zweimal in der Woche getroffen…und dann ging das Jahr sowieso, wie es mir nun scheint, schnell vorbei.
Jan: Wir hatten ziemlich früh in unserer Bandgeschichte mal einen Instrumental-Auftritt. Unsere Sängerin kam erst 5 Monate nach Bandgründung mit dazu.
Andrew: Speziell am Anfang haben wir sehr viel an den Songs rumgebastelt und verändert. Viele Abschnitte in den Songs waren auch sehr komplex und man konnte sich nicht leicht daran erinnern. Es kam deswegen sogar manchmal vor, dass wir die Lieder durcheinander gebracht haben, weil wir nicht mehr ganz genau wussten, an welcher Stelle und in welchem Song etwas umgeschrieben wurde. Während dieses Schaffensprozesses haben wir gelernt in dieser Formation zu spielen.

Was ist der nächste Streich?

Andrew: Gerade im Moment steht nichts Konkretes an. Es ist allerdings immer wichtig ein Ziel zu haben, auf das man gemeinsam hinarbeiten kann, weil das die Bandmitglieder nach kleineren Pausen wieder zusammenführt.
Jan: Ich will ein Video produzieren für einen unsere Songs. Ich bin mir nur noch nicht ganz sicher, welches Lied ich dafür aussuchen werde.

Vielen Dank für das inspirierende Interview. Ich wünsche Euch viel Erfolg für Euren Auftritt und noch viele spannende Momente auf dem Occulto Fest.

Jan und Andrew: Danke, Dir auch. Gern geschehen!

Interview: Annabell Weimar

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