August 12th, 2008

Punk – Steven Colegraves und Chris Sullivan

Posted in bücher by Dolf

Collection Rolf Heyne

Punk

Wow, was für ein Buch, das Original erschien bereits 2001 in England, ein Glück das mir das damals nicht in die Finger gekommen ist, denn die 400 Seiten lesen sich auf Deutsch nunmal schneller. (die übersetzung ist gelungen, bis auf den immer wieder auftretenden Fehler wo „gig“ weiblich ist, also „die gig“, aber halb so wild und einmal las ich „drüberjammern“, Klassiker, kann man drüber schmunzeln) Diese Ausgabe, erschienen im Mai dieses Jahres bei Collection Rolf Heyne steht der englischen in nichts nach (das unterstelle ich hier einfach mal, kenn ja das Original nicht….)

Format: 27,1 x 29 cm (also fast so gross wie eine LP) mit über 400 Fotos durchgehend vierfarbig, Gebunden mit Schutzumschlag. Die beiden Autoren Steven Colegraves und Chris Sullivan waren beide ab 1975 in London dabei. Es handelt sich hier um ein Sammlung von Zitaten bzw. Interviewauszügen (teilweise auch aus anderen Büchern entnommen, wie z.b. „You kill me“) von Aktivisten/Künstlern/Dabeigewesenen der Jahre 1975 (und ein wenig früher) bis 1979 (und ein wenig später), schön gemischt mit den Fotos, teilweise grosszügig gelayoutet (was aber nicht stört), mehr oder weniger chronologisch.

Es geht in erster Linie um New York und London, mündliche überlieferung – wobei der englische Ausdruck „oral history“ natürlich besser klingt. Das ist oft banal aber lesenswert, informativ, lustig oder auch mal erschreckend was die Protagonisten da erzählen. Hier mal ein paar Namen derer die zu Wort kommen: Sex Pistols, Ramones, Vivienne Westwood, Malcom McLaren, Debbie Harry, Patti Smith, Iggy Pop, David Bowie, Stooges, New York Dolls, Velvet Underground usw. Es gibt auf jeden Fall einen guten Einblick was Punk damals war, wie er letztenendlich entstanden ist und wie er sich dann weiterentwickelt hat bzw. sich von den „Erfindern“ entfremdet hat oder eben zu Ende war, wie einige behaupten. Und hier will ich ein wenig abschweifen.

Klar, wenn jemand der 75/76 in New York dabei war, für den hat der Punk von sagen wir 1981, nichts mehr mit der original Idee zu tun. Das ist genauso wie „mein“ Hardcore nichs mit dem zu tun hat was heute unter diesem Label vermarket wird. Der Unterschied ist aber, viele von den Leuten damals sind nicht mehr dabei oder andere Wege (Richtung Establishment) gegangen, für Leute aber die dabeigeblieben sind ist der Punk eben nicht vorbei, er hat sich nur weiterenwickelt. Denn es gibt auch heute noch durchaus aktive / kreative Menschen die entweder schon Jahrzehnte dabei sind oder eben erst seit kurzem.

Das kann man von fast keinem der damaligen Menschen behaupten. Erneute Erkenntnis, die damaligen Punks waren eine Boheme, die meisten hatten begüterte Eltern und somit genügend finazielle Mittel und diejenigen die es „schafften“ sind auch wieder in einer „Künstler/Modewelt“ gelandet von der sich Punk eigentlich immer distanzierte. Man könnte auch sagen, die sind jetzt da, wo sie eigentlich hergekommen sind. Ende der Ausschweifung.

Es gibt natürlich auch eine Anmerkung der Autoren, ein Nachwort und ein paar Listen mit den Leuten und den Bands, Literaturhinweise und ein Register. Ist also auch zum Nachschlagen ganz geeigent. Für alle die damals noch gar nicht geboren waren und ein kulturhistorisches Interesse haben und auch für alle die damals dabei waren, aber eben nicht in New York oder London. Kann man empfehlen das Buch, oder wusstet du das Nora Springer (Verlagserbin) mit John Loyd (Johnny Rotten) verheiratet ist?
(dolf)

48.- Euro

Isbn 3-89910-255-X

[Trust # 119 August 2006]

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