Februar 8th, 2014

Profitwahn – Warum sich eine menschengerechtere Wirtschaft lohnt, Christian Kreiß

Posted in bücher by Dolf

Tectum, Biegenstrasse 4, 35037 Marburg, www.tectum-verlag.de

Profitwahn

Der Autor selbst hat viele Jahre als Investmentbanker gearbeitet, er weiss also wovon er spricht. Zum Glück tut er das jetzt nicht mehr, sondern unterrichtet an einer Hochschule für Wirtschaft die hoffentlich richtigen Lehren zum Thema. Eines der Hauptprobleme erkennt Christian Kreiss natürlich richtig, nämlich der falsche Glaube an zwei Theoriegrundsätze der Mainstream-Ökonomie: Unbegrenztes Eigentum an Grund und Boden, Geldvermögen und Unternehmensvermögen ist gut und richtig, ebenso wie der Zinseszins.

Das sind für ihn die beiden Hauptübel des Wirtschaftssystems. Dies weiss er gut zu begründen und erörtet das auch verständlich. Wie auch fast alles andere, was man eigentlich schon wissen sollte, viele das aber immer noch nicht tun. Das unbegrenzte Vermögenswachstum bezeichnet Kreiss als Krebsgeschwür, welches immer Schuld dran ist wenn es wieder zu einem Einbruch kommt, so wie es schon des öfteren in der Geschichte der Menscheit zu beobachten war und dennoch lernt der Mensch daraus nicht. Das ist ziemlich interessant.

Obwohl hier sehr viel mit Zahlen gearbeitet wird, wird es auch für den Laien nicht unübersichtlich „…also superreiche Haushalte mit einem Nettovermögen von über 100 Mio. US-Dolar. Es gibt weltweit etwa 9.000 solcher Haushalte (entsprechend etwa 0,0005 % aller Menschen auf der Erde), auf die, global gesehen, etwa 8 % des Weltvermögens entfallen.“

Oder auch die Zahlen zur Ungleichverteilung des Vermögens in Deutschland sind leicht zu verstehen „…hatten die reichsten 10 % der deutschen Haushalte 2007 etwa 61 % des deutschen Nettovermögens. Die ärmsten 10 % der deutschen Haushalte hatten hingegen netto Schulden, die 1,6 % des Gesamtvermögens entsprechen. Die unteren 50 % der deutschen Hauhalte zusammen, also gut 40 Mio. Menschen, hatten dannach 2007 netto praktisch kein Vermögen.

Die oberen 20 % der Deutschen, also knapp 8 Mio. Menschen hatten gut 80 % des Gesamtvermögens.“ So geht das fast das ganze Buch über und man fasst sich immer und immer wieder an Kopf… das sich nichts ändert. Grade eben auch in Bezug auf die geschichtlich belegten Ereignisse (Finanzblasen der Vergangenheit) die bis ins alte Mesopotamien (2.400 v. Chr.!!!) zurückreichen. Kreiss prognostiziert auch einen Crash des Finanzsystems, welcher bald stattfinden soll, da wir uns am Ende eines 70-jährigen Wachstumszyklus befinden – wie es den schon öfter gegeben hat… ob das jetzt zwingend so kommt, bleibt abzuwarten….

Es gibt noch viel anderes interessantes und spannendes zu Erfahren (u.a. Fehlprognosen von IWF und anderen Sachverständigen, Plutokratie, Steuerbetrug und Steueroasen) Am Ende erklärt uns Christian Kreiss was seiner Meinung nach geschehen müsste um den Wahn zu beenden – Vermögenssteuer auf nicht selbst genutzten Grund und Boden und Immobilien (mit einer Freigrenze bis 2 Mio.) sowie auf Unternehmensanteile, oder gleich eine Vermögensobergrenze (hier 10 Mio Euro pro Mensch).

Es scheint da draussen ja genügend „Fachleute“ zu geben die verstanden haben wo das Problem ist, man fragt sich wieso die nicht zum Zug kommen um diesen Unfug (hier sei auch mal kurz die völlig irre Überproduktion erwähnt auf die er auch eingeht) mal zu beenden. Wenn du noch gute Gründe suchst, bist du bei diesem Buch richtig. Ein weiteres gutes Sachbuch welches umfassend zusammenfasst was das Problem ist. 220 Seiten, Broschur. 17,95 Euro (dolf)

Isbn 978-3828831599

[Trust # 163 Dezember 2013]

Both comments and pings are currently closed. RSS 2.0