Juni 1st, 2016

Plattensüchtig- Expeditionen in eine andere Welt, Jürgen Schmich

Posted in bücher by Dolf

plattensüchtig, Homburger Str. 16, 60486 Frankfurt, www.plattensuechtig.de

Plattensüchtig

Das Buch ist nicht mehr ganz frisch (2011), aber das Thema veraltet ja nicht und viel „ändern“ wird sich im Kern auch nicht, also kann man da nochmal ran. Nach einer interessanten Einführung ins Plattensammeln vom Autor gibt es sieben Interviews mit Schallplattensammlern (bzw. auch noch Schellack!) die sich auf folgende Gebiete spezialisiert haben: Jazz (der Schellackzeit), Picture Discs, RocknRoll, Beatles, Rolling Stones, Schlager, Soul-Funk-House-Techno. Dies klingt erstmal nicht so spannend von der Musik/Bandauswahl, ist aber schlussendlich egal, denn es geht ja primär ums sammeln. In ausführlichen Gesprächen werden alle Sammler (nur Männer, es hat sich keine Sammlerin gefunden….) befragt, also wie sie dazugekommen sind, wieso sie dabeigeblieben sind, wie sie sortieren, wo sie sich ihre Scheiben besorgen, wie sie die reinigen – nichts was nicht angesprochen wird.

Das ist über die Distanz gut zu lesen, mehr wäre dann aber auch langweilig, da es ja immer wieder – mehr oder weniger – das gleiche ist. Allen Sammlern werden auch am Ende immer nochmal folgende Standardfragen gestellt: „Wie viele Platten haben Sie zurzeit“, „Die erste selbst gekaufte Platte?“, „Lieblingsplatte, Lieblingssong?“, „Lieblingcover?“, „Die wertvollste Platte?“, „Die rarste?“, „Die originellste, ungewöhnlichste?“, „Die peinlichste, überflüssigste?“, „Der beste Fund?“, „Welche Platte war am schwierigsten zu bekommen?“, „Welche Platte müssen Sie unbedingt noch haben?“, „Von welcher Platte würden Sie sich nie trennen?“, „Und welche Platte haben sie zuletzt aufgelegt?“. Natürlich gibt es zwischen den Sammlern Unterschiede, was dem einen wichtig ist, ist dem anderen schnuppe. Da es ja (fast) keine gültigen Regeln gibt, außer die des Sammelns. Man bekommt auf jeden Fall einen guten Einblick in die Welt der Süchtigen, die dies auch offen zugeben und auch nicht davon loskommen können und wollen. Man muss schon ein wenig einen Hau haben in der Form zu sammeln, aber das macht überhaupt nichts, weil es ja nun wirklich viel schlimmeres gibt. Einige der Männer haben auch sonst ganz interessante Biographien, die aber auch sehr unterschiedlich sind. Ich bin kein Sammler, hatte aber Spaß das ganze zu lesen und bin mir danach auch ganz sicher das ich nicht mehr zum Sammler werde – aus gutem Grund. Aber das Buch ist nicht nur für Sammler geeignet, sondern auch für solche Leute die vielleicht schon über die ein oder andere „Einstiegsscheibe“ auf dem besten Weg zum Süchtigen sind – hier kann man sich an professionellen Vorbildern mit jahrzehntelanger Suchterfahrung orientieren – oder abschrecken lassen. Jeder der Sammler ist auch mit seinen Schätzen abgebildet- Übrigens der Sammler mit der größten Sammlung hat über 55.000 Scheiben, damit man mal so einordnen kann worüber hier gesprochen wird….. 165 Seiten, broschiert. 22.- Euro (dolf)
Isbn 978-3000367328

[Trust # 177 April 2016]

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