Oktober 4th, 2017

NOFX – Die Hepatitis-Badewanne und andere Storys, NoFx mit Jeff Alulis

Posted in bücher by Dolf

Edel Books, Neumühlen 17, 22763 Hamburg, www.edel.com

Die englische Originalausgabe erschien ja 2016 und wurde in der Dezember Ausgabe (# 181) an dieser Stelle bereits besprochen. Die seit Februar vorliegende deutsche Übersetzung unterscheidet sich natürlich nicht vom Original, hab die ersten 50 Seiten nochmal gelesen und finde es gut übersetzt. Toll für Leute die keine Lust haben solche Bücher auf englisch zu lesen – würde ich jetzt vor der Wahl stehen, ich glaube ich würde auch lieber die deutsche Version lesen, vielleicht mach ich das mal wenn ich Zeit habe… wie auch immer, hier also die Übersetzung meiner Besprechung des Buchs:
Jedes einzelne Bandmitglied kommt zu Wort und kann seine Version der Geschichte erzählen – die ist in verschiedene Kapitel unterteilt, von den Anfängen der Band bis ins Heute. Sowie sehr aufschlussreiche Informationen aus dem Leben vor der Band und zu den Familien, dazu gibts viele rare Fotos.

Die ständigen Mitglieder welche von Anfang an dabei waren sind natürlich am Start, aber ebenso der Typ der erst später eingestiegen ist, genauso wie die Person die nur kurz in der Band war – er erzählt natürlich nur über diese Zeit. Alulis hat gute Arbeit geleistet das hier in dieser Form aufzuschreiben – gleichzeitig ist es natürlich auch nicht ganz so schwierig, wenn man die lange Geschichte sowie die angebotenen Storys bedenkt, daraus ein sehr gut zu lesendes Buch zu machen. Abgesehen davon war es eine Achterbahnfahrt, nie langweilig aber auch nicht die ganze Zeit gut. Die Protagonisten nehmen kein Blatt vor den Mund, ehrlich gesagt hat man manchmal das Gefühl die erfinden diese ganzen Geschichten – obwohl ich letztendlich ziemlich sicher bin das alles wahr ist. Und in vielen Fällen ist die Wahrheit sehr traurig. Es beginnt mit ihnen als Jugendlichen, sie alle kommen aus sehr unterschiedlichen Familienverhältnissen (man erfährt viel, da sie auch hier so offen sprechen wie möglich), wachsen in einer sehr gewalttätigen LA Punk- Szene (Vorstädte) auf, damals spielten für die meisten von ihnen Drogen eine große Rolle. Man erfährt wie die LA-Szene in den frühen Jahren tatsächlich war: Gangs, Kriminelle, Partys, Drogen und gute Musik (viel mehr war da nicht an anderen Punk Werten). Gute Musik galt allerdings – zu Anfang – nicht für NoFx. Das war ein Haufen kalifornischer Punks, eher einfach gestrickt, nicht in der Lage gute Musik zu spielen. Dafür haben sie – vielleicht deswegen – das mit massig schlechten Witzen und einer generellen Arschloch-Einstellung zu kompensieren versucht. Ich fang gar nicht erst an hier Beispiele anzuführen von dem Scheiß den die Jungs (einige von ihnen, die einen waren schlimmer als die anderen….) anstellten und so viele Leute auf der Strecke blieben, mit zerstörten Wohnungseinrichtungen oder Seelen. Das einer der Mitglieder ein schwerer Junkie war erklärt vielleicht einiges, aber nicht alles. Zum Glück ging es mit den Jahren für die Band bergauf und seit vielen Jahren sind sie eine der größten Punk Bands der Welt, sie touren, spielen und feiern drauflos – außer der Junkie, der ist jetzt abstinent. Als ich sagte die nehmen kein Blatt vor den Mund, war das wahrscheinlich untertrieben, denn sie öffnen sich wirklich, sprechen über ihre Familie, Verbrechen, Fuck Ups – was auch immer, es kommt alles vor. Sicherlich eine der ehrlichsten Biografien die jemals erschienen ist. Ich war hin und hergerissen ob ich sie jetzt dafür was sie in der Vergangenheit taten hassen oder ob ich sie ob ihrer Authentizität lieben soll. Für so manche jungen Leute ist dies hier natürlich keine gute Lektüre, weil sie „lernen“ das man total abfucken kann, Drogen und Alkohol ohne Ende konsumieren und trotzdem reich wird und noch dazu eine weltbekannte Band. Obwohl sie (die Band) natürlich zugeben das sie eigentlich auch genauso gut hätten tot sein können, im Knast oder zumindest auf der Straße so wie viele ihrer Altersgenossen die die gleiche Scheiße bauten. Gefühlt hätten sie auch wesentlich nachdrücklicher zum Ausdruck bringen können das ihr früheres Verhalten falsch war. Egal. Was hier noch erwähnt sein soll das – wie in vielen anderen Büchern – es schon seltsam ist das Leute die so viele Drogen konsumieren und nicht die Tagebuchtypen sind, sich nach so vielen Jahrzehnten an so viele Details erinnern. Vielleicht, in diesem Fall, weil sie die ganzen Erfahrungen als eine Gruppe machten und viel drüber gesprochen haben? Nachdem ich das Buch beendet hab war klar das der Fokus auf den frühen Jahren liegt und je näher sie an die Gegenwart kommen, desto schneller und kürzer werden die Geschichten. Nicht das diese Geschichten weniger interessant wären…. der Schlagzeuger hatte ein paar Jahre lang ein Motocross-Team, der Sänger nahm immer mehr Drogen und finanzierte eine große politische Kampagne – Punkvoter, andere haben Nachtclubs oder Restaurants eröffnet oder haben auf andere Weise hunderttausende von Dollar verloren. Trotzdem geht es ihnen, zumindest finanziell, gut und alle haben Kinder. Es ist ein großartiges Buch über eine typische kalifornische Punk Band die aber auf jeden Fall speziell ist. Während ich das hier schreibe höre ich das dreizehnte Album der Band und ich glaube ohne das Buch wären die sehr persönlichen Texte nicht möglich gewesen, da sich besonders Fat Mike mit Geistern der Vergangenheit auseinandersetzen musste – und das war sicher nicht immer einfach. Es bleibt interessant zu sehen wie lang Mike, Melvin, Smelly und Hefe noch mit NoFx weitermachen – sie verdienen das sie das so lange machen können, wie sie wollen. Jetzt solltest du dir das Buch holen, welches mit diesen Worten beginnt „Das erste Mal, dass ich Pisse trank, war auf…..“ und das ist nur der Anfang. Gebunden, 370 Seiten, 22,95 Euro (dolf)

Isbn 978-3841905093

[Trust # 185 August 2017]

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