Lust auf Verzicht – Warum bewusster Konsum glücklich macht und dem Klima hilft, Ingo Balderjahn
oekom Verlag, Goethestraße28, 80336 München, www.oekom.de
Warum ist die Bereitschaft bei den Menschen selbst einen Beitrag zum Umweltschutz beizutragen so gering? Obwohl sich in Umfragen immer eine große Mehrheit für den Klimaschutz ausspricht. Mit diesem Widerspruch setzt sich der Autor aus verhaltenswissenschaftlicher Sicht auseinander und erklärt warum die meisten weiterhin genau so weiter machen wie bisher. Und warum es wenige schaffen freiwillig auf überflüssigen Konsum und Verbrauch zu verzichten und dabei noch ihre Selbstbestimmung und Zufriedenheit stärken, statt das Gefühl haben auf irgendwas verzichten zu müssen. Außerdem wird natürlich noch erklärt das die Menschheit mit ihrem Wachstumszwang und dem Konsum so nicht weitermachen kann, das man Glück und Zufriedenheit nicht in Geld beziehungsweise Bruttoinlandsprodukt messen kann.
Das wir leider zum Konsum erzogen wurden und die Wirtschaft einen verzerrten Blick auf die Konsumenten hat. Was Verbote bringen können und was nicht. Das es wichtig ist das Menschen freiwillig auf überflüssigen Konsum verzichten und eine neue Genügsamkeit lernen. Was wiederum durch kulturell-gesellschaftliche und politisch-ökonomische Barrieren verhindert wird. Nicht nur das, auch ein rationaler Egoismus gepaart mit Markt- und psychischen Barrieren sorgen dafür das weiter konsumiert wird und sich die meisten der Verantwortung verweigern, die eigentlich jeder einzelne tragen müsste. Am Ende wird dann noch erklärt wie die Zukunft – theoretisch – eine Chance hätte. Hier würde soziale Kommunikation helfen, Aufmerksamkeit schaffen und Interpretationen liefern die jenseits von Informationen sind. Denn, die reine Information hilft in der Regel nicht ein Verhalten zu verändern. Soweit so gut, man kann sagen das so gut wie alles was hier geschrieben steht richtig ist. Vieles davon ist allerdings überhaupt nicht neu und teilweise seit Jahrzehnten bekannt. Es ist interessant wie der Autor immer wieder von der Gesellschaft, der Politik und dem Einzelnen einfordert sich so zu verhalten wie es nötig wäre und dann im Anschluss immer wieder – völlig richtig – erklärt warum es dazu nicht kommen kann. Das ist auf Dauer ein wenig müßig und wird leider in der Summe auch nicht dazu führen das sich was ändert. Zum einen weil das Buch eh nur Menschen lesen, die sich für das Thema interessieren und deshalb wahrscheinlich schon längst nicht mehr zum problematischen Teil der Menschen gehören und der angesprochene Teil der Menschen will das Buch erst gar nicht in die Hand nehmen. Weil sie eben Konsum gewöhnt sind und sich nicht von Informationen leiten lassen – das ist leider so. Und ändern könnte man das nur mit guten Narrativen und – davon wird hier zwar nicht direkt gesprochen – natürlich mit Nudging oder Manipulation der Bevölkerung. Anders gesagt, die schlausten Köpfe der Marketing Industrie welche seit Jahrzehnten bei den Menschen Bedürfnisse schaffen die sie nicht brauchen, müssten mal dafür eingesetzt werden das die Menschen weniger konsumieren. Aber leider wird das nicht passieren und so bleibt ein weiteres gutes Buch zum Thema – das immerhin sehr gut erklärt warum es diesen Widerspruch zwischen Anspruch und Handel bei den Menschen gibt. Insofern ist dieses Buch für „Anfänger“ sicher tauglich, nicht aber für Menschen die sich schon länger mit dem Thema beschäftigen. 211 Seiten, Taschenbuch, 24,00 Euro, (dolf)
Isbn 978-3987260810
[Trust # 226 Juni 2024]