August 12th, 2008

Kurt Cobain – Tagebuecher

Posted in bücher by Dolf

Verlag Kiepenheuer & Witsch

KurtCobain

Andere werden bestimmt Seiten füllen mit der Analyse des Herrn Cobain anhand seiner niedergeschriebenen Gedanken. Konzentrieren wir uns hier auf das Wesentliche, das Buch und seinen Inhalt. Abschweifungen werde ich mir aber dennoch erlauben…. So brachte das Trust bereits im September 1989 ein Interview mit Nirvana, nicht mit Kurt selbst, aber mit Jason. Schon in der Einleitung schrieb Thomasso unangenehme Dinge wie „Und wieder ein Gitarrensolo, das mich wünschen lässt Punk 77 hätte nie existiert. Was wir da an genialen Solos verpasst haben.“ Wenn ich mich recht erinnere ist mir das schon damals sauer aufgestossen und was Jason dann im Interview von sich gab hatte mich auch nicht veranlasst der Band nähere Beachtung (Frage: Sind Eure Texte von Bedeutung. Antwort: Ach was, überhaupt nicht. Solange die Gesangsmelodie stimmt ist es schon in Ordnung. Kurt singt live sowieso jedesmal was anderes.) zu schenken.

Mit anderen Worten, schon damals hab ich mich gefragt, ob die Band wirklich ins Trust passt bzw. was diese Band – und in dem Zusammenhang, einige andere der „Grunge“-Bands überhaupt im Heft verloren hat. Sagte ich zu Anfang was von „nicht abschweifen“ war glatt gelogen! Aber die Thematik ob es sich hier jetzt um „Leichenfledderei“ der Kohle wegen (ja) oder einer notwendig legitimen Veröffentlichung (nein) handelt überlasse ich den anderen – wirklich.

Das Buch hat über 300 Seiten, ist ca. zur Hälfte mit Faksimile von Kurt’s Aufzeichnungen (denn chronologisch geführte Tagebücher im klassischen Sinne, sind es ja nicht wirklich) gefüllt, der Rest des Buches ist übersetzt. Ziemlich kompetent und gut von Clara Drechsler und Harald Hellmann (auch wenn Gasatanka [LA-Label, u.a. White Flag] auf S. 266 eben nicht „unleserlich“ ist… aber das kann ja jeder selbst nachlesen). Die beiden haben hin und wieder den Text ergänzend mit Randbemerkungen versehen, welche grade für Leute, die ausserhalb der „Szene“ stehen (und das werden in diesem Fall über 90% der Käufer des Buches sein) Sinn machen. Anfangs hatte das Buch für mich noch einen gewissen Unterhaltungwert, da Nirvana eben noch eine kleine Indie-Band waren.

Und Kurt von den Nöten einer solchen berichtet. Später, als sie dann gross geworden sind merkt man dem Mann seine Zerissenheit an, einerseits fühlte er sich als Rockstar gut, dann wieder nicht – und das zu lesen ist nun wirklich weder Erkentnissreich geschweige den Unterhaltsam (Natürlich kann man auch nicht wirklich von irgendwelchen Notizen erwarten das sie einen über mehrere Seiten „unterhalten“). Womit ich schon bei meiner Hauptkritik an dem Buch bin. Es macht keinen Spass, von Vorteil ist, dass es sich relativ schnell lesen lässt.

Dabei stellt man fest das der Mensch überfordert ist, nicht ganz doof, aber konsequent inkonsequent, krank, drogenabhängig, liebenswert. Oder anders: Jemand der dachte er könnte die Musikindustrie infiltireren oder von innen heraus angreifen und letztendlich doch nur von deren Mühlen zermalen wurde. Ist das Quatsch? Ich kannte ja den Typen nicht mal, woher soll ich das wissen. Wenn du glaubst das anhand der Aufzeichnungen rausfinden zu können – vorausgesetzt du willst das – dann hol dir das Buch. Ist in jedem Fall chic gemacht, kostet knapp 20 Euro und gibt`s überall. (dolf)

Isbn 3-462-03184-8

[Trust # 98 Februar 2003]

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