Mai 31st, 2023

Heimat Mensch – Eine populäre Ethnologie, Christoph Antweiler

Posted in bücher by Dolf

Alibri Verlag, Postfach 100 391, 63703 Aschaffenburg, www.alibri.de

Hier handelt es sich um eine erweiterte und überarbeitete Neuauflage des bereits 2009 im Murmann Verlag erschienen Buchs „Heimat Mensch – Was uns alle verbindet“. Der Kern des Buches ist also schon etwas älter und das ist in der schnelllebigen Zeit nicht grade hilfreich, auch wenn sich in der Ethnologie anscheinend einige Dinge tatsächlich nie oder wenn dann nur ganz langsam ändern. Im Prinzip geht es darum, das wir Menschen mehr gemeinsam haben als wir denken – was jetzt nicht so die große Überraschung ist, schließlich gehören wir alle derselben Rasse an oder anders gesagt, sind wir eben alle Menschen.

Ohne Einleitung gibt es hier siebzehn Kapitel die zwar irgendwie miteinander verbunden sind, sich aber genauso gut unabhängig voneinander lesen lassen und auch gut ohne die anderen Kapitel auskommen. Somit entsteht nicht der Eindruck, man liest ein Buch, sondern vielmehr eine interessante Zeitschrift. Oder anders gesagt, irgendwie fehlt der rote Faden. Dann eben ohne, auch wenn man manchmal den Eindruck gewinnt der Autor schreibt das auf, was ihm grade einfällt. Es geht unter anderem um: einzigartige Kulturen die sind wie andere, Machtverhältnisse und Körpersprache, Sex und Moral, die Scheu vor Fremdem, Gefühle, Kunst der Kulturen, Krieg und Frieden, Spiel und Sport, Barbie Puppe global, Zeit, Initiationsriten, Religion, Sprachen, Romantik, Anthropozän und dann wird noch beschrieben wie dieses Buch zustande gekommen ist. Im Anhang dann noch seitenweise Kurzbeschreibungen von weiterführenden Büchern, ein Glossar, die Universalienliste (leider nur in Englisch) sowie ein Text zur Diskussionskultur, ein paar Worte über den Autor sowie ein paar Zeilen Dank. Wie man sieht handelt es sich also um einen ganz schönen Mix, für die einen, andere würden Durcheinander sagen. Gut haben mir ein paar Fakten gefallen, beziehungsweise das mit Irrtümern die immer noch verbreitet sind, aufgeräumt wurde, so zum Beispiel das die Hopi-Indianer keinen Zeitbegriff haben und nicht an einen linearen Zeitstrahl glauben oder das die Eskimos über achtzig Begriffe für Schnee hätten. Ebenso in den Bereich der Legenden gehört die Annahme die romantische Liebe sei eine Erfindung des späten Mittelalters oder das es irgendwo auf dieser Welt Stämme gibt, die wegen ihrer Isolation alles richtig machen – von wegen der Mensch ist grundsätzlich gut. Ja, was sind denn jetzt die Universalien, die alle Menschen haben? Das muss man schon selbst nachlesen. Allerdings sollten man sich bewusst sein, dass tiefe und gegenseitige Abneigung zwischen ethnischen Gruppen, die kulturell, oft aber nicht räumlich, weit voneinander entfernt sind, immer wieder zu Konflikten führen kann – auch das ist eine Universalie. Leider.
Man kann hier einiges lernen, auch wenn – zumindest bei mir – wenig hängen geblieben ist, sondern immer nur im Moment des Lesens wirklich präsent war. Könnte sein das dies entweder an dem fehlenden roten Faden oder an der Menge der Themen liegt. Deshalb kann ich zu diesem Buch weder raten noch abraten, wobei, wenn ich mich entscheiden müsste wohl zweiteres wählen würde. 315 Seiten, kartoniert, 20,00 Euro (dolf)

Isbn 978-3-86569-359-4

[Trust # 219 April 2023]

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