Mai 29th, 2022

Ein Nahezu Perfekter Täter – Die Konstruktion des Weissen Sündenbocks, Pascal Bruckner

Posted in bücher by Dolf

Edition Tiamat, Verlag Klaus Bittermann, Grimmstrasse 26, 10967 Berlin, www.edition-tiamat.de

Der Autor ist ein französischer Romancier und Essayist, deshalb sind einige Teile des Buchs auf französische Realitäten und Historien bezogen, die man aus nicht französischer Sicht nicht so leicht nachvollziehen kann, da sie eben nicht so geläufig sind, das stört aber überhaupt nicht. Im Kern geht es Bruckner darum aufzuzeigen das es zu einfach ist den „alten weißen Mann“ pauschal für alles verantwortlich zu machen was auf der Welt schief läuft und lief. So wie das in einigen Teilen des Neofeminismus, Antirassismus und Antikolonialismus praktiziert wird und des öfteren weit über das Ziel hinausgeschossen wird. Da sich dieses Essay über dreihundert Seiten erstreckt kann man nicht auf jeden einzelnen Punkt eingehen.

Will man es aber zusammenfassen, geht es dem Autor darum das man immer mit dem gleichen Maßstab misst und eben bestimmte Tatsachen nicht unter den Tisch kehrt. Egal ob es gegenwärtige Tatsachen sind oder ob sie in der Vergangenheit geschehen sind. Hin und wieder hat man auch den Eindruck hier schreibt ein sich auf die Füße getretener „alter weißer Mann“, grade wenn er bestimmte Klischees aufruft, aber – damit muss man zurechtkommen. Denn im großen und ganzen hat er recht, er wettert gegen jene, welche die Biologie abschaffen wollen und behaupten das ganze Mann/Frau Ding sei nur ein einziges Konstrukt (alles ist immer nur ein Konstrukt). Er stellt auch die Frage ob es eine „Rape Culture“ gibt und scheut sich auch nicht darauf aufmerksam zu machen das bei nicht weißen oftmals beide Augen zugekniffen werden. Beziehungsweise es ja mittlerweile so ist das bestimmte Antirassistische Strömungen rassistisch sind. Oder das der Diskurs erst gar nicht mehr zugelassen wird, Stichwort „Cancel Culture“. Interessant fand ich den Teil wo er sich über Tabus bei der Sklaverei auslässt, denn natürlich gab es schon vor der „bekannten“ Sklaverei genau das gleiche, nur war da halt nicht der weiße Mensch böse tätig, sondern Araber und Schwarze. Dies und viele andere unbequeme Tatsachen werden aber von den Neoidentitären sehr gern verschwiegen oder Menschen die damit argumentieren wollen, werden mundtot gemacht. Selbstverständlich ist Bruckner kein Rassist oder jemand der Gewalt gegen Frauen gutheißt oder dem nicht klar ist das in der Vergangenheit der Kolonialismus in großen Teilen ein Fehler war. Aber er glaubt eben auch das man nicht alles auf die Vergangenheit schieben kann oder eben auf die Weißen. Es gibt tatsächlich Rassismus und Sexismus bei allen Ethnien. Interessant seine Ausflüge in die Geschichte, hier ist es manchmal nicht so leicht nachzuvollziehen, wegen dem starken Focus auf Frankreich, weil es zeigt das sich vieles auch immer wieder wiederholt. Einzig wenn er in einem Vergleich von Ethnien plötzlich eine Glaubensgemeinschaft ins Spiel bringt, macht er einen großen Fehler und geht der Idee auf den Leim das eine Glaubensgemeinschaft eine Ethnie ist – das glauben die zwar, aber man sollte wenn dann Religionsgemeinschaften miteinander vergleichen, oder eben Ethnien, das aber nicht mischen. Und, man merkt natürlich auch das er großes Vergnügen daran findet die Situationen zu beschreiben, zum einen hört er gar nicht damit auf – mit dem Beschreiben und er findet immer wieder neue obskure Beispiele für das was da so alles schief läuft. Dabei liest sich das ganze prima und man nickt viel öfter mit dem Kopf als das man ihn schüttelt. Leider werden auch einige Leute die nichts verstehen ihm zuhören und sagen: „siehste“, aber das gehört eben dazu. Am Ende ist es doch ganz einfach, es ist egal welches Geschlecht jemand hat, wo die Person herkommt oder gar welche Hautfarbe getragen wird – ein Arschloch ist immer ein Arschloch. Das ist natürlich zu einfach, aber dafür es ausführlicher zu erklären ist dieses Buch da und deshalb würde ich es empfehlen. 327 Seiten, Paperback, 26,00 Euro (dolf)

Isbn 978-3893202812

[Trust # 213 April 2022]

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