Juli 29th, 2022

Die Rache der She-Punks – Eine feministische Musikgeschichte von Poly Styrene bis Pussy Riot, Vivien Goldman

Posted in bücher by Dolf

Ventil Verlag, Boppstraße 25, 55118 Mainz, www.ventil-verlag.de

Die Autorin schrieb bereits 1976 für die englische Musikpresse (Sounds, NME, MM) und wird heute unter anderem auch Punk-Professorin (sie lehrt an der New York University zu Punk, Afrobeat und Reggae) genannt. Das sie mal über Musik geschrieben hat merkt man gleich an der kreativen Art, wie sie es versteht Musik zu beschreiben oder auch Emotionen abzubilden. Das liest sich für jene die das gern lesen natürlich sehr gut. Obwohl das Buch in vier Kapitel eingeteilt ist: Girly Identity (Wer bin ich?), Geld (Sind wir, was wir haben?), Love/Unlove (Die Binarität sprengen) sowie Protest (Frauen auf den Barrikaden) und von einem Womanfest (Der Opening Vamp) eröffnet und von einem Outro (Unsere Coda) beendet wird, zieht es die Autorin eher vor keinem Erzählstrang zu folgen, sie springt locker zwischen Jahrzehnten und Kontinenten hin und her.

Mal geht es um Selbstermächtigung, dann geht es um Politik um dann davon zu erzählen was für ein tolles Ventil Punk, natürlich auch schon immer, für Frauen war und ist. Shonen Knife in Japan, Hang On the Box aus China oder die erste feministische Punkband der Philippinen The Male Gaze. Genauso kommt plötzlich Grace Jones, die nun eher nicht zum Punk gehört, vor. Und natürlich auch Proto Punk beziehungsweise New Wave Musikerinnen wie Debbie Harry oder Patti Smith oder auch eine Chrissie Hynde von The Pretenders. Es geht drunter und drüber, viele bekannte Namen fallen natürlich auch, Bikini Kill, Tribe 8, Sleater Kinney – man könnte sagen die üblichen Verdächtigen. Aber darauf liegt in keinen Fall ihr Fokus, denn man stolpert über eine Menge unbekannter Bands und MusikerInnen – was auch daran liegt das die Autorin selbst eher aus dem Umfeld der Art-Punks kommt. So waren mir zum Beispiel weder Bush Tetra noch ESG ein Begriff und wenn man dann sieht das sie auch Malaria aus West Berlin benennt, dann kann man schon erahnen… aber egal. Es geht hier generell darum, das Punk, Frauen schon immer und immer noch und auf der – fast – ganzen Welt, ermöglicht hat sich auszudrücken. Es war und ist einfach für Frauen dazuzugehören und mitzumachen und das zu tun was man will. Goldman gibt hier einen prima Überblick über vier Jahrzehnte und spart auch nicht mit Kritik an der oftmals männlich dominierten Punk- und Musikindustrie-Welt. Obwohl mir dir Autorin, das Thema und die vielen Bands natürlich erst mal grundsympathisch sind holt mich das Buch insgesamt nicht ab. Entweder liegt es an dem Fokus auf eher – zumindest mir – unbekannten Bands, oder an der fehlenden Stringenz beziehungsweise chronologischen oder irgendeiner Reihenfolge? Wahrscheinlich ist es die Kombination aus all diesen Faktoren. Es macht zwar Freude das Buch zu lesen, aber irgendwie war – bei mir – immer so ein komischer Beigeschmack. Akademisch, Feuilleton, Pop-Kultur? Ach egal, ich hör mal besser auf mir den Kopf zu zerbrechen und freue mich das ich wieder einiges dazugelernt hab. Das solltest du auch tun, schadet nichts. 223 Seiten, Taschenbuch 20,00 Euro (dolf)

Isbn 978-3-95575-157-9

[Trust # 214 Juni]

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