Oktober 1st, 2024

Die Evolution des Denkens – Das Moderne Weltbild – und wem wir es verdanken, Michael Schmidt-Salomon

Posted in bücher by Dolf

Piper Verlag, Damaschkestraße 4, 10711 Berlin, www.piper.de

Die Zeichnung auf dem Buchtitel ist genial, um den griechischen Philosophen Epikur scharen sich neun weitere „Influencer für ein zeitgemäßes Weltbild“ für ein Selfie. Und um genau diese 10 Menschen geht es, die besonders relevante Einsichten für die heutige Zeit hervorgebracht haben. Da sind noch Charles Darwin, Albert Einstein, Marie Curie, Alfred Wegener, Carl Sagan, Friedrich Nietzsche, Karl Marx, Karl Popper und Julian Huxley. Ich hab anhand des „Selfies“ nur 2-3 erkannt und von ebenso vielen zuvor mehr oder weniger noch nie gehört. Aber dafür ist dieses Buch da, um das zu ändern. Der Autor erklärt in der Einleitung unter anderem warum hier nur „alte weiße Männer“ und eine Frau auftauchen, natürlich nicht weil es in anderen Weltregionen keine großartigen DenkerInnen gab – sondern das diese Menschen einfach zufällig genau da waren wo sie es schafften das zu Denken was sie dachten.

Lest das bitte selbst. Auch die Tatsache das nicht nur die, sondern die gesamte Menschheit ziemlich Glück hatte und hat, weil wir uns eben grade geologisch zwar mitten in einem Eiszeitalter befinden, gleichwohl eben auch in einer Warmphase, die natürlich auch mal wieder vorbei gehen wird. Aber es soll hier nicht zu sehr ins Detail gegangen werden. Für was nun standen die 10 Menschen das der Autor sie für dieses Buch ausgewählt hat? Die Stichworte sind: Evolution, Raumzeit, Radioaktivität, Plattentektonik, „Staubkorn im Weltall“, „Abschied von der Moral“, Kapitalismuskritik, „Wir irren uns empor“ und der „evolutionäre Humanismus“ – nicht zu vergessen – Capre Diem. Alle werden autobiographisch vorgestellt und mit ihrem Denken und Wirken wissenschaftshistorisch eingeordnet. Das ist immer interessant, gut geschrieben und kurzweilig, das Buch hat überhaupt keine Längen und liest sich auch für Nichtwissenschaftler problemlos. Michael Schmidt-Salomon sagt zu diesem Buch: „Ich habe dieses Buch geschrieben, weil ich in den letzten Jahren den Eindruck gewonnen habe, dass in der Flut der Informationen, die uns tagtäglich überschwemmt, relevantes Wissen verloren geht. Selbst in akademischen Kreisen scheinen viele Zeitgenossinnen und Zeitgenossen die Grundlagen des modernen Weltbildes kaum noch zu kennen. Diese ›kulturelle Demenz‹ ist gefährlich, weil sie unsere Perspektive verengt. Wir verlieren die Orientierung und sind dazu verdammt, die gleichen Fragen immer und immer wieder neu zu diskutieren, obwohl die maßgeblichen Antworten schon vor Jahrzehnten, wenn nicht sogar vor Jahrhunderten gefunden wurden.“ Und, das ist natürlich das traurige an der ganzen Sache, vieles ist eigentlich schon seit langem und tausendmal geklärt – aber verändert hat es sich immer noch nicht. Das wird einem beim lesen hier nochmal klar. Dennoch verliert der Autor nicht seine Zuversicht und plädiert für eine aktive Gestaltung der Zukunft – bewundernswert. Und wenn man das so liest, dann will man ihm auch gern glauben schenken, solange bis man wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wird. Aber, bleiben wir bei diesem tollen Buch. Zum einen steht hier natürlich wenig „neues“, aber das was wir wissen ist hervorragend zusammengefasst und es hilft in dieser komplexen Welt die moderne und aufgeklärte Sicht beizubehalten. Und am Ende gibt es dann nochmal eine Zusammenfassung der Gesamtsituation, Grandios. Lest das Buch, es sollte Pflichtlektüre nicht nur an Schulen werden. 383 Seiten, Gebunden, 24,00 Euro, (dolf)

Isbn 978-3492072625

[Trust # 227 August 2024]

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