November 30th, 2022

Der philosophische Diskurs der Säkularisierung – Andreas Becke

Posted in bücher by Dolf

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Das war mir nicht klar, das der Begriff „Säkularisierung“ nicht klar definiert ist, womit klar ist, das es verschiedenen Definitionen gibt und natürlich wieder verschiedene mehr oder weniger schlaue Männer versuchen durch viel Nachdenken die Deutungshoheit darüber zu erlangen. Dabei geht es hier, laut Klappentext, darum: „Bedeutet der Begriff Säkularisierung die „Entzauberung“ der Welt, in deren Zuge sich immer mehr Menschen von ihren religiösen Einstellungen lösen? Oder muss sie als politischer Prozess verstanden werden im Sinne einer Trennung von Staat und Religion, der die notwendige Grundlage für das demokratische Zusammenleben in modernen Gesellschaften herstellt?

Führt Säkularisierung zu einem Rückgang von Religion oder schafft sie die Voraussetzungen für die friedliche Koexistenz von Religionen?“ Und genau das wird hier letztendlich geklärt. Die Reise beginnt im 15. Jahrhundert mit Thomas Hobbes und dann kommen die üblichen Denker und Schreiber zum Thema zu Wort: John Locke, David Hune, Jean-Jacques Rousseau, Immanuel Kant, Friedrich Schleiermacher, Georg Hegel, Ludwig Feuerbach, Marx, Nietzsche, Freud bis zu den noch unter uns weilenden Habermas und Taylor. Es ist eigentlich meist ganz kurzweilig das mal eben durch zu lesen, muss man nicht, aber kann man. Denn es wird nochmal erklärt warum Säkularisierung so wichtig ist und wie sie vorankommt. Das es nie so war das alle Menschen gläubig waren, das es letztendlich auch für die einzelnen Religionen von Vorteil ist, wenn der Staat säkular ist. Das Säkularisierung nicht bedeutet das ehemalig religiöses in weltliches gewandelt wird. Das Säkularisierung, leider, nicht überall stattfindet und noch viele andere Aspekte. Oder man reduziert es auf den letzten Absatz des Schluss-Kapitels: „Halten wir fest: Säkularisierung ist ein Prozess des gesellschaftlichen Wandels in der Moderne, bei dem die Religion die weltanschauliche Deutungshoheit und politische Macht verliert, indem Politik und Religion getrennt werden und Menschen mit unterschiedlichsten Weltanschauungen und Religionen in einer Gemeinschaft zusammen leben und unter diesen säkularen Bedingungen ihr Zusammenleben fair miteinander regeln müssen. Das trifft nicht nur auf Kerneuropa als Ausnahme zu, sondern betrifft – unter globalisierten Bedingungen der Weltgesellschaft – bald alle Länder dieser Erde, mögen sie sich dagegen abschotten wollen oder dem offen gegenüberstehen. Wir leben nicht in einem säkularisiertem Zeitalter, wohl aber in einem Zeitalter der Säkularisierung.“ Und wenn man dann bedenkt das hier in Deutschland die klare Trennung von Staat und Kirche auch immer noch nicht stattgefunden hat und die christliche Religion immer noch eine bevorzugte Behandlung genießt. Dann weiß man das auch in dieser Hinsicht noch einiges getan werden muss. Wenn man dann aber bedenkt das fast 60% der Weltbevölkerung sich als religiös bezeichnen, dann ist auch klar, das Religion nie ganz verschwinden wird, aber sie muss zumindest ins private zurückgedrängt werden. Aber das ist ja nichts neues… 143 Seiten, Taschenbuch, 15,00 Euro (dolf)

Isbn ‎ 978-3865693570

[Trust # 216 Oktober 2022]

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