August 12th, 2008

Culture Jamming – Das Manifest der Anti-Werbung – Kalle Lasn

Posted in bücher by Dolf

Orange Press, Wallstr. 9, 79098 Freiburg, www.orange-press.com

CultureJamming

Aus dem Klappentext: „Culture Jamming wurde als Begriff in den 80er Jahren erstmals von der experimentellen Indie-Band Negativland verwendet. Heute bezeichnet es eine subversive kulturelle Praxis, eine Rebellion gegen die Inbesitznahme öffentlicher Räume und Zeichen durch Industrie und Kommerz. Culture Jamming versteht sich als Sand im Getriebe der alles verheissenden und nichts erfüllendenen Werbeindustrie.“ Und dann wird der Autor, Kalle Lasn zitiert: „Es funktioniert wie beim Judo. Wir nutzen die Wucht der millionenschweren Anzeigen und Spots der Werbeindustrie und hauen sie auf die Matte, indem wir die teuer eingeführten und positiv konnotierten Symbole einfach umdrehen.“

Und gleich in der Einleitung heisst es dann: „Wir sind ein bunter Haufen wiedergeborener Linker, grüner Unternehmer, fundamentaler Christen (denen es nicht passt, was das Fernsehen aus ihren Kindern macht), punkiger Anarchos, Profs, Kommunikaktionswissenschaflter und Werbemanager auf der Suche nach einer neuen Rolle im Leben.“ Hmfp, da musst ich erstmal kurz nachdenken ob ich denn das richtige Buch in der Hand hatte, denn während ich mich theoretisch mit dem Grossteil der aufgezählten Gruppierungen durchaus anfreunden kann – mit fundamentalistischen Nicht-Atheisten kann ich das nicht.

Aber zum Glück verschont der Rest des Buches mit solchen Kloppern. Wenn man das mal unbeachtet lässt, liest es sich auch sehr gut und „erfrischend“. Nicht das der Lasn da wirklich umwerfend neue Ideen auftischt, viele von denen sind schon eher des öfteren mal gedacht oder auch aufgeschrieben worden – aber das macht nichts. In dieser Ballung tut es auch einfach mal gut. Gegen Konsum, für Mitverantwortung, für die Umwelt, gegen Kommerz, für die Menschen. Klar definierte Antihaltung mit durchaus sinnmachenden Lösungsansätzen.

Dazu 16 (von insgesamt 224) farbige Seiten mit Antiwerbung und immer mal wieder ein nette Grafik zwischen den restlichen Seiten. Las das Ding in fast einem Rutsch durch. Leider bleibt aber auch bei solchen guten Sachen ein bitterer Beigeschmack, so ist mir nicht klar ob der Autor letztenendlich einfach nur Leute durch ‚Anti‘-Werbung manipulieren will – klar das kann man diskutieren: Reicht es wenn Leute nicht mehr bei McDonalds essen, weil sie eine gut gemachte Werbung, die die richtigen Knöpfe drückt, gesehen haben? Oder müssen die Leute verstehen warum sie nicht mehr in solchen Fast Food Betrieben Essen sollen……

Wie auch immer, ein gelungener Angriff gegen die Kommerzkultur. Im englischen bereits 1999 erschienen, Erstauflage in Deutsch (von Tin Man übersetzt) von 2005 und die aktualisierte und erweiterte 2. Auflage die hier vorliegt erschien 2006. (dolf)

20.- Euro

Isbn 3-936086-22-2, Isbn 978-3-936086-22-5

[Trust # 122 Februar 2007]

 

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