Januar 26th, 2020

BLANK aus # 181, 2017

Posted in interview by Jan

NEGATIVE HARDCORE mit BLANK

Wenn ich es mir recht überlege, dann habe ich BLANK-Gitarristen Carsten schon drei Mal interviewt. Zuerst Ende der 90er für mein eigenes Fanzine, Carsten spielte zu der Zeit bei den mächtigen Forced to Decay aus Solingen. Dann gab es vor einigen Jahren ein Gespräch mit ihm bezüglich seiner damals aktuellen Band ONCE A DEMON im Trust. Und nun eben ein Plausch über seine aktuelle Kapelle Blank, ebenfalls aus Solingen. Dazu schaltete sich noch Blank-Schlagzeiger Flo ein. Ihre Musik ist ganz einfach „Negative HC“ und absolut fesselend. Aber man gibt sich nicht nur mit der Rolle des Musikanten zufrieden, sondern ist auch noch in Sachen Konzerte in der Messerstadt aktiv.
Was es genau damit auf sich hat, erfahrt ihr im weiteren Verlauf dieses Textes. Es gibt zudem für alle, die sich für BLANK weiter interessieren, auf der Seite vom Ox noch ein schönes Interview und den USA-Tourbericht der Band online nachzuverfolgen.

Aloha lieber Carsten, ich hörte, es gab Gerüchte um eine Reunion von deiner alten Band, Forced to Decay anlässlich des 30jährigen Jubiläums eines Ladens… was war da los?
Carsten: Hi Jan, ja, es gab einen einmaligen Reunion-Auftritt von forced to decay im Rahmen der Release-Show des neuen CowClub-Vinyl-Samplers im Getaway Solingen. Auf der LP sind insgesamt 15 Bands vertreten, plus noch mal 14 weitere Bands, die man sich downloaden kann. Ein sehr schickes Teil, mit nettem Booklet und es sind auch ein paar unveröffentlichte Songs z.B. von Lockjaw, Ärger Now und Sport dabei. Wir sind mit blank auch mit einer Live-Version von Solaris von unserer Tour in den USA letztes Jahr vertreten.

Die Jungs vom CowClub hatten uns gefragt, ob wir mit forced to decay auf der Release-Show spielen wollen und irgendwie hatten alle Lust und tatsächlich auch Zeit das hinzubekommen. War schon sehr lustig nach 15 Jahren nochmal zusammen zu proben und auf der Bühne zu stehen. Und es ist schon erstaunlich wie schnell wir wieder eine Band waren. Auch das Konzert war sehr nett. Ich hab so viele Leute getroffen, dass ich mich gar nicht an alle erinnern kann, haha.

Denkst du noch oft an Forced to Decay zurück? Was fällt dir bei einem „Trip down memory lane“ in die 90er als erstes ein?
Klar denke ich oft an die Zeit mit forced zurück. Wir haben ca. 8 Jahre sehr intensiv zusammen Musik gemacht und an die 450 Konzerte gespielt. Die Proben zu der Reunion-Show bestanden dann auch zur Hälfte aus Geschichten von ‚damals‘, haha… Das war schon eine sehr prägende Zeit für mich.
Puh, als erstes fällt mir dazu ein, dass ich damals mehr auf Konzerte weiter weg gefahren bin. Das schaff ich heute nicht mehr. Mittlerweile gibt es im Gegensatz zu früher so viele Konzerte in unserer Gegend, aber irgendwie bewegen sich die Menschen nicht mehr aus ihren Städten. Das ist für lokale Konzertveranstalter manchmal echt schwierig mit den Besucherzahlen.

Magst du die Band des anderen Forced to Decay-Gitarristen Throsten, The Other?
Ehrlich gesagt hab ich The Other jetzt im Mai das erste Mal seit einer Ewigkeit nochmal live im KAW Leverkusen gesehen. Das ist live sehr gut, aber nicht wirklich meine Musik. Und ich fand die Ghouls eigentlich auch besser, haha.

Wie kam es eigentlich zur Gründung von Blank?
Ich habe ja nach forced noch ziemlich lange in einer Coverband namens Ideoblast und bei Once a demon Gitarre gespielt. Als dann da die Luft raus war und unser Schlagzeuger Marc in den Westerwald gezogen ist, hab ich mit Daniel und Christian, jetzt Bassist und Gitarrist bei Blank, weiter Songs geschrieben. Irgendwann hatten wir dann auf Homestudio keine Lust mehr und haben uns nach einem Schlagzeuger umgeguckt. Ich meine, über das Mafia-Forum sind wir dann mit Flo in Kontakt gekommen, der damals noch in Düsseldorf gewohnt hat. Das hat super funktioniert und er hat dann für den Gesang Martin ins Spiel gebracht. Da wir alle doch schon einige Erfahrungen mit Bands und Kontakte hatten, kamen dann schnell die ersten Konzerte und die erste Tour. Tja, und da wir uns alle doch irgendwie mögen und mittlerweile gute Freunde sind, gibt’s uns jetzt seit 2011.

Wer spielt bei euch mit?
Christian und ich spielen Gitarre, Daniel spielt Bass, Florian trommelt, Martin schreit und Ralf fährt immer mit.

Gibt es Konsens-Bands, die ihr alle mögt und die ihr alle hasst?
Uh, ganz schwieriges Thema. Wir sind da sehr verschieden und hören eigentlich alle alles, aber nie zusammen. Unser Konsens ist 80iger Musik…

Was genau soll euer Musikstil „negative Hardcore“ bedeuten?
Flo: Dieses ganze Schubladendenken ist einerseits natürlich ziemlicher Quatsch, aber andererseits, es ist auch ganz praktisch mit einem kompakten Begriff vermitteln zu können, wie eine Band ungefähr klingt. Wir haben auf Flyern teilweise die absurdesten Stilbezeichnungen verpasst bekommen (z.B. Blackened Hardcore oder crustiger Metalcore) und kamen dann irgendwann auf das „Negative Hardcore“-Ding. Ist ganz einfach: trotz vieler unterschiedlicher Elemente in unserer Musik sind wir im Kern eine Hardcore-Band, und auf emotionaler Ebene ist die Sache durchgehend eher negativ. Also? Negative Hardcore!

Ihr habt im Ox einen Tourbericht euer Ostküsten-USA-Tour geschrieben, wie kam die Tour zustande, ja wie wars?
Carsten: Vor ca. 3 Jahren ist Martin, unser Sänger, beim Alerta Antifascista-Label über die Band Sangharsha gestolpert. Die kommen aus Nepal, leben aber alle in New York. Martin hat die dann einfach mal angeschrieben und fand die supernett. Da ich gerade zu der Zeit in New York war, hab ich mich dann mit denen auf einem Konzert getroffen. Nach diversen weiterenTreffen und Getränken kam dann die Idee auf, eine Split-LP zu machen. Die kam ja dann auch über Alerta Antifascista und Holy Goat-Records 2015 raus und die Jungs von Sangharsha haben dann gefragt, ob wir nicht Lust hätten mit ihnen auf Tour zu gehen. Hatten wir und nachdem wir erstaunlicherweise alle zum gleichen Zeitpunkt Urlaub bekommen haben, ging das Ganze in die Planung. Kshitiz, der Gitarrist von Sangharsha, hatte das Booking übernommen und innerhalb von 2-3 Monaten 9 Konzerte am Start.

Flo: Die Tour ist insgesamt super gelaufen und wir müssen uns hier bei den Sangharsha-Jungs nochmal bedanken! Unglaublich nette Typen, super organisiert und sind mittlerweile sehr gute Freunde geworden! Wir hoffen, dass sie es irgendwann mal nach Europa schaffen.

Gibt es einen Wunsch-Lieblingsland zum Touren, euer Support wäre natürlich Slayer…
Carsten: Also ich würde gerne mal in England spielen, weil die da so leckeren Cider haben. Hab aber gehört, dass touren da Scheiße sein soll, haha.

Flo: Evtl. besteht die Möglichkeit nächstes Jahr in Süd-Ost-Asien eine Tour zu spielen. Das ist aber noch nicht in trockenen Tüchern, wäre aber schon ganz schön geil, wenn das klappen würde.

Ihr habt auf vielen Labels veröffentlicht – alerta antifascista, this charming man, fucking kill, black trash, holy goat, santa diabla – wie kam das?
Flo: Wir haben bei Veröffentlichungen immer mit den Leuten zusammengearbeitet, die Interesse hatten, und das war eben immer unterschiedlich. Ich denke, das wird auch in Zukunft ähnlich laufen. Ausdrückliche Ausnahme ist Holy Goat-Records, zu dem wir einen sehr engen Bezug haben: Ralf ist ein guter Freund der Band, der uns auch bei den meisten unserer Konzert als Mercher begleitet. Der wird hoffentlich bei allem, was wir zukünftig vorhaben, in irgendeiner Form beteiligt sein.

Worum drehen sich eure Texte? Oder macht ihr nur Gore?
Carsten: Die Texte stammen alle von unserem Sänger. Sie sind eher persönlicher Natur und beschäftigen sich viel mit menschlichen Abgründen, aber sind auch schon system- bzw. politkritisch. Passt ganz gut zu der Grundstimmung unserer Musik.

Wieso gibt’s eigentlich die famosen Heartcore-Tage im AJZ Bahndamm nicht mehr?
Carsten: So richtig nicht mehr gibt es die ja gar nicht, nur in den letzten zwei Jahren haben sie halt nicht stattgefunden. Angefangen hat das ja als ein einmaliges Festival, welches wir mit forced to decay organisiert haben. Weil das beim ersten Mal im AJZ Bahndamm so gut gelaufen ist, haben wir das dann weiter veranstaltet. Nach der Auflösung von forced, hab ich das dann mehr oder weniger alleine weitergemacht. Irgendwie war bei mir dann irgendwie die Luft raus. Das nimmt schon viel Zeit in Anspruch, die ich halt nicht mehr habe. Insgesamt sind es dann 18 Festivals gewesen und das 19. kommt bestimmt irgendwann.

Teile von euch sind ja noch im DIY-Laden Waldmeister aktiv, was genau versteckt sich hinter der Bezeichnung, was passiert dort?
Carsten: Der Waldmeister e.V. ist ein Verein im ehemaligen Güterbahnhof in Solingen-Wald und ist vor gut 9 Jahren von ein paar engagierten Leuten gegründet worden. Jedes Mitglied kann sich dabei mit Veranstaltungen, Ausstellungen oder Aktionen einbringen und kann Veranstaltungen von anderen Mitgliedern umsonst besuchen. Es gibt aber auch Tagesmitgliedschaften, so dass auch Nicht-Mitglieder gerne gesehen sind. Das ist echt eine super Sache, sehr unkompliziert und von netten Menschen organisiert. Außerdem für kleiner Konzerte ein super Raum. Da haben in den letzten Jahren auch schon ein paar echt gute Konzerte stattgefunden (AC4, Generation of Vipers, Full of Hell …) Ist auf jeden Fall mal einen Besuch wert!

Wann können wir mit einer neuen Platte von euch rechnen?
Flo: Wir arbeiten gerade an Liedern für eine zweite LP. Aber Aufnahmen sind noch nicht konkret geplant, peilen irgendwann in 2017 an, aber so genau kann man das jetzt noch nicht sagen. Ist halt fertig, wenn´s fertig ist. Wir wollen uns da keinen Druck machen. Und jetzt stehen auch erst mal wieder ein paar Konzerte bis zum Ende des Jahres an!

Vielen Dank für das Interview.

Kontakt: https://blankhc.bandcamp.com, facebook.com/blankhc/

Interview: Jan Röhlk

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