April 2nd, 2020

BAD OMEN aus # 169, 2014

Posted in interview by Jan

Durch die Nacht mit Bad Omen

Metro Manila ist ein mächtiger Moloch. Die Städte in diesem Ballungsgebiet schüchtern ein, durch pure Größe, Höhe, Weite, Lautstärke. Die meisten Reisenden wenden sich angeekelt ab und verlassen die Hauptstadtregion so schnell wie möglich. Sie peilen die Inseln mit den Stränden an, für die die Philippinen berühmt sind. Viele würden sagen, sie verpassen nichts in den Städten, außer überfüllte Shopping Malls und verstopften Straßen.

Im Herzen dieser Hauptstadtregion liegt Manila City, die der Region den Namen gibt. Dicht gedrängt leben hier Millionen von Menschen, zumeist in ärmlichen Verhältnissen. Die Superreichen, die es zur Genüge gibt, sind in den Nachbarstädten. In Manila City sind häufig nur die, die nicht wegkönnen. Dreckig, laut, gefährlich, das sind Attribute, die selbst Einheimische der Stadt geben. Im Zentrum der Stadt ist Recto Avenue, eine der Hauptverkehrsadern. Sie pumpt im Sekundentakt Trucks, Jeepneys, Autos und Motorrädern durch die viel zu engen Straßenschluchten. An manchen Tagen hat man das Gefühl, die Abgase vom Straßenverkehr kann man aus der Luft schneiden und als Erinnerung mitnehmen.

Recto Avenue ist tagsüber bevölkert von Händler/innen und Käufer/innen, von Studierenden und Pendler/innen. Nicht-Filipin@s sieht man hier kaum. Sobald gegen 18:00 Uhr die Dunkelheit dämmert, verändert sich die Stadt, die Straße, die Umgebung nochmals. Das hektische Treiben verschwindet langsam und spätestens ab acht Uhr haben die, die nichts haben, die Straße in Beschlag genommen. Die Obdachlosen suchen hier nach einem Nachtlager oder etwas Verwertbarem. „Ich fühle mich an Blade Runner erinnert, wenn ich in Recto Avenue bin“, hat mal ein Freund gesagt. Ganz von der Hand zu weisen sind die Parallelen nicht, vor allem nachts.

„There’s nothing sacred in the city at night, peddlers and thieves running all might. The place you call a junk is what I call my home. The slums of Recto Avenue is where we belong.“  Diese Zeilen sind aus dem Bad Omen Song slums of recto avenue. Dass die Band diesen Ort thematisiert kommt nicht von ungefähr. Es handelt sich nicht um eine Koketterie von Mittelschichtkids, es ist keine zweifelhafte Solidarisierung mit den Armen, die Band ist mit dieser Straße verbunden. So hatte Gitarrist und Sänger Albert Ascona unweit entfernt ein Zimmer, um seine Nachtschichten im Casino bestreiten zu können. Dort wo Abgeordnete aus der lokalen und nationalen Politik das Geld verspielen, was die Arbeiter/innen an Steuern abdrücken und was ihnen zum Leben fehlt.

Im Schichtdienst ist es schwer, Bands, Freund/innen und Job unter einen Hut zu bringen. Doch wie Albert geht es vielen in der Gegend, die aus den unteren Schichten kommen. Ich erinnere mich an ein spätabendliches Treffen, als ich den Taxifahrer nahezu nötigen musste, mich in die Recto Avenue zu fahren. „Are you really sure, you wanna go there?“ habe ich auf der Fahrt gefühlt zehnmal mit „yes“ beantwortet.

Der andere Gitarrist und Bandgründer, Jon Fishbone, hat einen Shop in einer Mall in Recto, Middle Finger Records heißt er. Nahezu täglich ist diese Straße Teil seines Arbeitsweges. Jons Shop in der Cartimar Mall ist der einzige Ort in den Philippinen, wo man eine Vielzahl an lokalen Punk CDs erwerben kann. Um diese Mall herum blüht derweil der Schwarzmarkt mit DVDs, BlueRay-Dsics und CDs. Letztere haben es immer schwerer, häufig findet man mittlerweile gebrannte DVDs mit gesamten Diskographien, von Pop, Rock, HipHop bis Punk. „Es ist kein Plattenladen“, erklärt Jon, „wir haben halt einen kleinen Shop und führen dort Kram wie T-Shirt, CDs und sowas.“ Ein paar Platten aus Übersee, aussortiert aus lokalen Sammlungen, oder ein paar alte Tapes finden sich ebenfalls dort. Der Shop ist auch Anlaufstelle, um Freund/innen zu treffen oder einfach nur mit alten Leuten aus der Anfangszeit des Pinoy Punks zu quatschen.

Im Jahr 2012 diente der Shop zudem Kulisse für das Video zu Unite & Fight. Die ersten Szenen des Videos spielen dann auch auf den Straßen von Recto, bevor der Schnitt auf die Band im Plattenladen folgt. Unite & Fight ist der Titelsong des 2012 veröffentlichten Albums. „I’m sick of all these lies and I’m tired of all these deceit“, heißt es in dem Song.

Opener ist allerdings der schon erwähnt Song über Recto Avenue. „It’s a dirty city and you know what it means. Better watch your back, because we’ll do as we please. This has been our lives and we’re gonna stay this way, living in this culture `til our dying day.” Wenn die Sprache auf die Stadt kommt, wird Bandgründer Jon deutlich: „Speziell an Manila ist der Dreck, korrupte Politiker/innen, starker Verkehr, viele Punk und Hardcore Gigs und schöne Frauen“. Eine Ambivalenz, die sich auch immer wieder in den Texten der Streetpunk-Band findet. Eine weitere Liebeserklärung an die Stadt ist die Coverversion von Cock Sparrer Manila belongs to me. Cock Sparrer, über deren Verbindung zur Grauzone wir im Laufe des Abends auch noch zu sprechen kamen, gelten bei vielen Punks in Südostasien als der Inbegriff des Streetpunks. So gehört Manila belongs to me auch zu fast jedem Bad Omen Konzert.

Bei der Albumversion singen viele andere Musiker/innen aus den Philippinen einzelne Zeilen mit ein, nahezu ein Who is Who der aktuellen Szene in der Stadt. „Auch wenn wir zum Großteil nicht (mehr) in Manila City leben, ist die Stadt und vor allem Recto Avenue sowas wie eine zweite Heimat. Seit Ewigkeiten ist das der Platz, an dem wir rumhängen und unsere Zeit totschlagen. Es passt einfach, dass wir diesem Ort unseren Tribut zollen. Es ist unser eigenes Punk-Mekka und es ist schön, dass sich viele an dem Song beteiligt haben, die uns beeinflusst haben“, sagt Albert Ascona.

Während Punks in den 1980ern noch als Satanist/innen beschimpft und verfolgt worden sind, sind die Mohawks selten geworden im Stadtbild. Sie wirken eher wie Außerirdische an diesem Ort. So passt auch die Metapher, die Bassist Albert Sy, verwendet, wenn er über die Stadt spricht: „Mein Raumschiff ist vor vielen Jahren über Manila abgestürzt. Ich musste es in eine Werkstatt bringen und als ich es abholen wollte, war es ausgeschlachtet. Seitdem hänge ich hier auf der Erde fest!“.

Auch wenn sie auf der Erde und meistens in Manila festhängen, haben sie es doch als eine der wenigen lokalen Punkbands geschafft in den Nachbarländern Indonesien, Singapur und Malaysia zu spielen. Als ich sie 2009 das erste Mal traf, waren sie wenige Wochen vor der Tour. Im Vergleich zu den Philippinen ist „die Szene in Singapur relativ klein. Indonesien hingegen war die Szene so massiv, wie die Population des Landes. Aber dort fand ich auch heraus, dass alles ziemlich zersplittert ist, ähnlich wie in den Philippinen in den 80ern und 90ern als die Szene hier groß, aber zerstritten war.“

Die Eindrücke sind noch sehr lebendig, bei allen Bandmitgliedern beginnen die Augen zu leuchten, wenn sie von ihren Erfahrungen in dem Nachbarland reden. Schlechteres Englisch, anderes Essen, Busse verpasst, Flüge ebenfalls … die üblichen Geschichten von tourenden Bands könnte man meinen, wenn nicht das Reisen an und für sich für Musiker/innen von einem Inselstaat so problematisch wäre. Denn solche Trips sind selten. Aus logistischen und finanziellen Gründen sind die meisten Konzerte in Manila oder in den angrenzenden Provinzen. Die Unterschiede sind allerdings eher marginal. „Wir spielen eigentlich überall, sodass selbst die Orte in Manila stark variieren. Egal wo wir spielen, es ist immer ähnlich. Ich meine, wenn wir in Bulacan, Pampanga oder Manila spielen, haben wir in der Regel schon in dem Laden zuvor gespielt, zum Teil mit dem gleichen Organisator. Also sind auch dieselben Gesichter und dieselben Bands da“, erklärt Albert Sy.

Ein Problem in den Philippinen ist, dass es kaum eine Infrastruktur für tourende Bands gibt. In Manila und an anderen Orten wird selten Geld bezahlt. „Wenn wir weit fahren müssen, bitten wir die Organisator/innen, dass sie zumindest unsere Transportkosten zahlen“, sagt Jon Fishbone. In Manila kommen die Bands in der Regel selbst dafür selbst auf. Konzerte sind häufig ohne Eintritt oder mit so geringen Beträgen, dass damit gerade einmal die Anlage bezahlt werden kann, mit Glück noch die Freigetränke für die Band. „Die besten Dinge im Leben sind halt umsonst“, witzelt Albert Sy. Albert

Ascona erklärt: „Eine DIY-Band zu sein kann ein sehr teures Hobby sein. Wir bekommen nur selten unsere Kosten rein, häufiger kommen wir pleite zu Hause an. Aber wenn unsere Freunde unsere Songs laut mitsingen, ist das schon mal als wir erwarten können und diese Entlohnung einfach unbezahlbar.”Dennoch haben Bad Omen neben Konzerten in den Nachbarländern auch schon auf anderen Inseln der Philippinen gespielt, Cebu, Mindanao. Das bringt ihnen viel Respekt in allen Landesteilen, weil viele andere Bands diese Anstrengungen und Kosten nicht aufbringen wollen.
Jetzt könnte man erwarten, dass solche Zustände eine Band recht schnell zermürben. Doch Bad Omen sind eine der ältesten noch existierenden Punkbands der Philippinen. Sie waren nie wirklich weg und haben durchgehend, allerdings in wechselnden Besetzungen, gespielt. Angefangen hat alles Ende der 1980er.

Damals hatten die Philippinen eine große, bunte Szene. Viele Bands, viele Shows, einige Gruppen nahmen – vor allem auf dem Tape-Label Twisted Red Cross – Alben auf und unzählige Sampler wurden veröffentlicht. Mit die ersten Veröffentlichungen von Bad Omen waren die Songs Maling Sistema (Falsches System) und Pera (Geld) auf dem Tape-Sampler Screams From The Underground, zusammen mit Band wie Azkals oder Philippine Violators. Philippine Violators – u.a. bekannt von dem Sampler Punk will Never Die! (Höhnie Records und Nasty Vinyl) haben die PinoyPunk-Szene in der zweiten Hälfte der 1980er stark geprägt. Auch Kabaong Ni Kamatayan waren auf dem Sampler, wahrscheinlich als erste Trash -Band aus den Philippinen / Südostasien.

„Mein größter Einfluss waren damals die Urban Bandits. Philippine Violators waren aber die, die uns am stärksten unterstützten, als wir als Band anfingen“, erzählt Jon rückblickend. Doch gerade von den älteren Bands sind mittlerweile viele Bandmitglieder gestorben, häufig in einem Alter unter 50. „Wie in vielen anderen Staaten des Globalen Südens gehören Punks zu denen, die kein Geld haben und sich daher auch keine grundsätzliche Krankenversorgung leisten können. Natürlich gibt es auch diejenigen, die es sich leisten können und somit weniger Probleme haben. In den Philippinen trifft es leider vier häufiger als anderswo zu, dass Krankheiten bei Punks viel häufiger zum Tode führen, während in vielen anderen Staaten es eher Drogen oder Alkohol sind. Ich will damit nicht sagen, dass nicht auch hier Leute aufgrund dessen zu Tode kommen, aber die Quote ist definitiv geringer“, so Jon.

Nach diversen Samplerbeiträgen folgte 1994 das erste Album. Es hat keinen Namen, wird aufgrund der schwarzen Katze auf dem Cover häufig Black Cat genannt. Damals bestand Bad Omen aus Jon, Willy Bunao und Drummer Rheetyard Ortiz, dessen spätere Band NSA auch auf einigen europäischen Samplern vertreten war. Über 50.000 Kopien auf Tape und CD sowie CDr wurden davon verkauft. Eine immer noch gigantische Zahl für PinoyPunks aus dem Underground. Auf dem Album waren zwölf Songs, darunter auch einige, die zuvor auf Samplern zu finden waren. Vor allem Maling Sistema mauserte sich zum Hit der Band, der auch heute noch selbst in den tiefsten Provinzen von Nachwuchspunks laut mitgesungen werden kann.

Jon Fishbone: „Ja, dieser Song hat eine Menge Aufmerksamkeit erhalten und ich glaube, vielen hier kommt der Inhalt des Songs sehr bekannt vor.“ Albert Ascona ergänzt: „Für mich ist Maling Sistema ein Song, den ich auf Ewig spielen würde. Solange die Regierung die Mitbürger/innen bescheißt, solange es einen Ruf nach Veränderung gibt, solange werden wir den Song spielen.“ Im Netz finden sich daher auch Akustiksets der Band, wo sie gerade diesen Song auf Großdemonstrationen gegen Korruption und politische Ungerechtigkeiten spielen. Generell ist auch das eine Umgebung, in der sich die Band wohl fühlt. Daher spielt die Band auch häufiger auf politischen Veranstaltungen oder Soli-Konzerte für politische Zwecke.

Nach dem Debut folgten die Alben Sell Out und They Are Back. Dann wurde es ruhiger, Rheetyard ging als Krankenpfleger in die USA, um seine Familie besser versorgen zu können und die Band lag auf Eis. Die Jahrtausendwende bedeutete auch einige Änderungen im Line-Up. Albert Ascona erinnert sich: „Ich bin Anfang der 2000er zu der Band gestoßen, während ich noch bei NoFuckingMorals gespielt habe. Was mich an den Jungs fasziniert ist, dass wir zusammen rumhängen und niemandem die Ideen ausgehen, wie wir unsere kostbare Zeit verschwenden können.“

Erst 2008 folgte das Album God is Everywhere, in der aktuellen Besetzung (Jon, Albert und Albert sowie Tristan an den Drums). In diesem Line-Up brauchte die Band über zehn Jahre, um God is Everywhere aufzunehmen. Auf dem Album, so Jon Fishbone, „hatte jedes Bandmitglied seinen eigenen, favorisierten Sound. Das ist der Grund, warum das Album so klingt, wie es klingt.“ Man könnte schon fast von einer Compilation sprechen, denn so abwechslungsreich hat selten zuvor eine Band auf einem einzigen Album geklungen. Albert Ascona ergänzt: „Zu der Zeit habe ich in fünf verschiedenen Bands gespielt, einer Hardcorepunk-Band, eine Melodic-Punk-Band und ich glaube, das hat auch den Sound des Albums enorm beeinflusst.“ Rückblickend war die Band noch in dem Prozess, sich auf eine Musik zu einigen. „Erst mit Unite and Fight haben wir unseren Sound gefunden, sodass dieses Album solider klingt“, sagt Jon.

Die Einflüsse der Band sind sehr divers. „Bad Omen ist eine suck-cessful Coverband für Oldies … The Clash sind doch verdammt alt, oder nicht?“fragt Albert Sy provokant, als es um die Einflüsse geht. The Clash gehören definitiv dazu, Police on My Back ein gern gespielter Song. Für das Schreiben der Songs sind vor allem Jon und Albert Ascona verantwortlich. Jon ist durch europäischen Punkrock beeinflusst, vor allem alten britischen Oi!-Kram. Albert hingegen hört viel US-amerikanischen Kram, Hot Water Music, Gaslight Anthem, Against Me! und Künstler wie Chuck Ragan, Tim Barry oder Drag the River sind große Einflüsse. Als Resultat könnte man von modernem Streetpunk reden, teilweise melodischer und eher im Mid-Tempo-Bereich angelegt. Albert Sy ergänzt: „Das Ziel bei Unite And Fight war näher an den alten 3-Akkorde Punkrock heranzukommen. Ich denke, wir haben unser Ziel nicht erreicht, sind dem aber sehr Nahe gekommen.“

Dabei entstehen die Songs wie bei anderen Bands auch. Albert Sy: „Irgendjemand kommt ins Studio mit den Lyrics und sagt der Band, wie er sich den idealen Sound für den Song vorstellt. Dann arrangieren wir den Song, re-arrangieren, diskutieren, re-arrangieren noch mal bis wir alle, oder die Mehrheit, mit dem endgültigen Ergebnis zufrieden sind. Ich denke, es gibt daher keinen typischen Bad Omen Song der alle Einflüsse aufnimmt und verbindet. Ich höre zum Beispiel sehr breit Musik, von Punk und all seinen Unmengen an Subgernes, HipHop, Oldies, Experimental / Noise. Ich glaube, die anderen hören nicht alle diese Stile. Aber sie hören Sachen, die mich nicht interessieren. So habe ich Nebenprojekte neben Bad Omen und auch der andere Albert spielt in Dutzend anderen Bands.“

Spannend sind auch die unterschiedlichen Charaktere der Band. Während Jon als Gründungsmitglied der Senior ist und Albert Ascona eher der umtriebige, der für Fanzines schreibt, Konzerte organisiert und in vielen Bands mitspielt, ist Schlagzeuger Tristan der humorvolle, ruhige Beobachter. Albert Sy ist das Nesthäkchen. Er hat in den letzten Jahren neben bei ein eigenes Tapelabel gestartet sowie sich an Kunstausstellungen beteiligt. Er zeichnet vor allem im Stile von alten Heavy Metal Covern, was in einer Galerie durchaus einen Verfremdungseffekt hat. Überhaupt, Bad Omen haben immer wieder aus der Underground-Art-Szene Leute gewinnen können, ihnen bei der Gestaltung zu helfen.

Seien es die Video-Drehs oder aber die Covergestaltung der Alben. Für das Cover von Unite & Fight ist zum Beispiel Victor Balanon verantwortlich. Er ist in den Philippinen für seine politische Kunst bekannt und hat sich auf dem Cover mit Polizeigewalt auseinander gesetzt. „While people in the streets are fighting for justice“ aus dem Text von Another Day of Revolution könnte dazu Pate gestanden haben. Victor Balanon hat lange Zeit in Japan gelebt und dort mit der Zeichnerei von Mangas und Comics sein Geld verdient. „Uns geht es eher um die Freundschaft mit Leuten, die wir kennen“, sagt Jon und verneint die Frage, ob es eine besondere Verbindung mit anderen Künstler/innen gibt.

Wie gesagt, in diesem Jahr gibt es Bad Omen 25 Jahre. Wie schafft man das über so eine lange Zeit aktiv mit der Band zu sein? „Ich genieße immer noch die Musik, die Leute und vor allem das Chaos, das entsteht. Die Energie der Aufnahmen und des Livespielens. Das Gute und das Schlechte, beides ist Teil der Musik und es ist das, was das ganze Experiment spannend macht. Ich hoffe, ich kann irgendwann zurückblicken und mich an all das erinnern“, sagt Jon über die Band und die eigene Aktivität. Doch auch in den 25 Jahren hat sich vieles geändert. Das Publikum in den Philippinen ist zum Teil genauso gelangweilt, wie die Kids in Europa oder Nordamerika. Tonträger werden kaum noch verkauft, Bands kaum mehr unterstützt und T-Shirt gibt es als Bootlegs in Divisoria, wo sie neben Plastiknippes aus China hängen. Oder ist das jetzt nur so eine Schwarzmalerei?

Albert Sy: „Ich kann nur für mich sprechen, aber ich suche immer noch nach neuem Kram. Ich kauf Platten und Tapes, wenn mir gefällt was ich höre, sei es im Internet, im Laden oder während einer Show. Ich möchte physische Tonträger von der Musik, aber in der Regel höre ich dann doch eher die MP3s als das Album, wenn ich unterwegs bin. Aber natürlich kaufe ich CDs, wenn ich die Band mag und es das einzige Format ist, auf dem das Album verkauft wird. Aber ich bevorzuge Kassetten oder Vinyl. Ich würde keine CDRs mehr kaufen und würde für eine digitale Kopie auch kein Geld ausgeben.“

Die anderen sehen es ähnlich und haben sich im Jahr 2014 einen Wunsch erfüllt: erstmals einen Tonträger auf Vinyl veröffentlicht. Denn passend zum 25 jährigen Jubiläum und 20 Jahre nach dem ersten Release ist das Debutalbum Black Cat noch einmal als LP veröffentlicht worden. In Deutschland und den USA ist es schon in winziger Auflage über die Tresen der Plattenläden gegangen, in den Philippinen gibt es das Album noch. Es soll nicht die letzte Veröffentlichung auf Vinyl sein, sagt Jon. Denn momentan arbeiten sie an einem Tribute für die Bands, die sie in den letzten Jahren unterstützt oder beeinflusst haben. Auch dieses Album mit Coverversionen von Pinoy Punk Klassikern soll in naher Zukunft auf Vinyl erscheinen.

Fehlen dort werden allerdings wohl Cock Sparrer. Wie eingangs erwähnt ist die Band ein wichtiger Einfluss und Gitarrist Jon reduziert die Band auch nur auf ihre Musik in der Vergangenheit.
Albert Ascona geht aber deutlich auf die Band ein: „Cock Sparrer ist für mich in erster Linie hymnischer Working Class Punkrock, und das ist etwas, was wir für uns auch anstreben als Sound. Wir haben auch gehört, dass Faschisten und rechte Skinheads ein Problem in der Szene sind. Es gab hier in der Vergangenheit auch Probleme, doch die sind hoffentlich gelöst.“ Ganz klar, in den Philippinen gibt es keine großen Probleme mit der Grauzone, dafür ist der Kontext in dem die Band existiert einfach ein ganz anderer.

Wer Bock auf die Band hat, sollte ihre Facebook-Seite checken: https://www.facebook.com/pages/BAD-OMEN/140793419296662 oder http://www.reverbnation.com/badomenmfp

Mika

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