August 26th, 2019

924 GILMAN STREET (#193, 2018)

Posted in interview by Jan

Interview mit Jesse Townley* bezüglich der 924 Gilman Street in Berkeley
* früherer Gilman-Aktivist bzw. Gilman Fundraising-Komitee-Mitglied, momentaner Status: einfacher Supporter

In der Trust-Ausgabe # 184 vom Juni/Juli 2017 interviewte ich zwei Mitglieder des Punk-HC-Kollektivs vom New Yorker „AJZ“ ABC NO RIO. In der dortigen Einleitung kündigte ich schon ein Interview mit der 924 Gilman Street in Berkeley in der Bay Area an. Wir erfuhren ja vom ABC NO RIO, dem neben der 924 Gilman Street zweibekanntestem AJZ der USA, schon, dass das ABC NO RIO langsamer in deren historischer Entfaltung und von der Aktivisten-Masse kleiner als die 924 Gilman Street ist (übrigens, der Name ist einfach nur die Adresse des Ladens in Berkeley).

Es war einmal…1986 gründete das Maximum RocknRoll (MRR)-Fanzine um den damaligen Herausgeber Tim Yo das „AZ“ 924 Gilman Street in Nord-Kalifornien. Über die ersten Jahre entstand um die drei Institutionen 924 Gilman Street, MRR Fanzine und Lookout Records ein eng verzahnter Kosmos: Operation Ivy bzw. Downfall bzw. Rancid und Green Day begannen ihre ersten Erfolgsschritte in dem Laden, diese Bands waren auf Lookout und das MRR berichtete dann darüber (das MRR war allerdings 2016 Teil der Boykott-Szene gegen das Gilman-Projekt, wir kommen darauf kurz zu sprechen). Manche erinnern sich auch an die Power Violence-„Fiesta Grande“-Festivals von Slap-a-ham Records Gründer Chris Doge in den 90er, es gab auch die Geek-Szene in der 924 Gilman Street und bis heute finden Konzerte und Parties Freitags, Samstags und Sonntags statt. Übrigens gab es im Januar 2017 sogar eine Feier mit alten, extra reunierten, Bands zum 30jährigen Lookout Records-Gründungsjahr 1987 in der Gilman Street.

Auf der Gilman-Webseite sind einige zentrale Prinzipien des AZs festgehalten (übersetzt von mir): „924 Gilman ist ein DIY-non-Profit Laden für Musik, Kunst und Community-Veranstaltungen, eine kulturelle Institution seit 1986, die kontinuierlich ähnliche Orte global inspiriert, es ist ein All Ages-Laden, der von Freiwilligen betrieben wird, es ist ein Drogen- und Alkohol-freier Ort, ein mehrere Generationen umfassendes unabhängiges Projekt, ein Ort für junge Leute, die kooperativ zusammen arbeiten“. Finanziert wird sich über die Einnahmen von der Tür, Fundraising und Spenden. Die regelmäßigen Treffen der Freiwilligen sind immer noch das Entscheidungszentrum des Clubs. Man kann bei Veranstaltungen eine Stunde vor Türöffnung kommen und helfen und muss dann nix zahlen, wenn man eben Tätigkeiten wie Kasse oder nach dem Gig aufräumen verrichtet. Um ein Konzert zu besuchen, da muss man erstmal eine jährliche Membership Karte in der Höhe von $2 an der Kasse erwerben, warum eigentlich?

Laut Homepage (wieder übersetzt von mir): „Der Grund, warum jeder Mitglied werden muss, ist der, dass du so unsere Community-Atmosphäre kennenlernst und mit deiner Unterschrift dich mit unseren Regeln, die wir am Eingang des Clubs veröffentlicht haben, einverstanden erklärst“. Und eben diese legendäre Regeln sind auf einem Schild vor der Tür niedergelegt und geben in aller Kürze nochmal folgende Auskunft über diesen all ages Laden und seinen Prinzipien: kein Alk, keine Drogen, keine Gewalt, kein Stage-Diving, keine Hunde, kein „fucked-up behaviour“ (und das wird dann so ausgeführt: kein Rassismus, keine Misogynie/Sexismus, keine Homophobie und „no transphobia“).

Wir können hier im Interview unmöglich die komplette Geschichte der Gilman wiedergeben, es kann nur ein Appetizer für euch sein. Glücklicherweise gibt es schon Dokumentationen zur Entwicklung des Ladens: es existiert ein Buch und ein Film, ein zweiter Film dazu erschien Mitte 2017. Also, wenn ihr euer Wissen vertiefen wollt, dann empfehle ich euch erstmal das Buch „924 Gilman: The story so far“ von Brian Edge (2004). Dort wird chronologisch und mit viel Liebe zum Detail die historische Entwicklung beschrieben.

Dolf rezensierte das Werk im August 2005 im Trust mit folgenden Worten (Übersetzung von mir): „Das Buch dokumentiert ein großartiges Projekt in der Bay Area… Mehr als 400 Seiten voll mit Stories von den Leuten, die bei diesem Konzertladen seit Beginn mitmachen… Es gibt zudem über 200 Fotos und zahlreiche Faksimiles von Flyern, Protokollen und anderer Gilman-Infos… Am Ende des Buches gibt es eine Liste mit ALLEN Konzerten und allen Bands, die dort stattfanden…Wahnsinn… Ich war 1987 da, hab viel zu viel Treffen mitgemacht und half bei der Gründung dieses Fuckers mit. Hab´ immer noch meine Mitgliedskarte, erste Auflage, ausgestellt am ersten Januar 1987. Long live Gilman!”. Dolf, dieser Arsch, der war also in den 80er schon da… Aber seinem Review möchte ich mich anschließen und euch das Buch sehr ans Herz legen.

Dann haben wir noch das cineastische Werk, die Dokumentation „924 Gilman Street: Let´s Talk about Tact and Timing” von 2007. Der Filmemacher Jack Curran interviewte dazu zahlreiche bekannte und weniger Bekannte zum Sujet, darunter zum Beispiel Jello Biafra (dem 1994 in der Gilman das Bein gebrochen wurde von Punks, die ihn als „rich rock star“ und „sellout” beleidigten), Spitboy, Sweet Baby, Flith, Operation Ivy, Lookout Records, Jawbreaker, The Offspring, Ian McKaye, Lars Fredericksen und Matt Freeman, es gibt Gespräche mit Gilman-Aktivisten und auch unser Dolf war zu sehen und zu hören. Darüber hinaus gibt es da viel geiles Archiv-Material und Ausschnitte von Konzerten vor Ort zu sehen von u.a. Pinhead Gunpowder, Citizen Fish, Screeching Weasel, Operation Ivy, Ted Leo & The Pharmacists, Pansy Division, Screeching Weasel, Against Me! und Jawbreaker. Ich fand’s ´nen geilen Film (in dem nur das MRR irgendwie fehlte)!

Und wenn ihr jetzt wirklich noch mehr wissen wollt, dann greift auf das massive online for free zu findende Dokument „924 Gilman Street. Cultural Heritage Site Management Plan“ des Fachbereiches Anthropologie der legendären progressiven Hippie-Uni von Berkeley zurück (hier zu finden: https://tinyurl.com/y6vurotc). Diese 30 Seiten lassen nun wirklich keine Fragen mehr offen. Mitte 2017 erschien ein neuer Film namens „Turn It Around: The Story of East Bay Punk“. In diesem Film geht es auch um die Gilman Street respektive die dort stattgefundene Szene der East Bay. Der Name des Films stammt von dem Sampler “Maximumrocknroll presents Turn It Around! The Gilman Street Project Double 7″-Compilation – 12 S.F. Bay Area Bands” von 1987, mit u.a. Sweet Baby Jesus, Isocracy, No Use For A Name, Crimpshrine, Operation Ivy und Stikky (auf Discogs steht dazu: “Benefit compilation released to support the Gilman Street Project). Ich habe den Film noch nicht gesehen, kann auch also nix genaueres dazu sagen.

Es war nicht ganz einfach, den Kontakt zu einem Interview-Partner in der Gilman Street herzustellen. Meine wiederholten Anfragen bei der Booking- und allgemeinen-E-Mail-Adresse von der offiziellen Gilman-Homepage blieben unbeantwortet. Wir fragten dann den Web-Koordinator vom Maximum RocknRoll Zine, Paul Curran (der früher bei Crimpshrine Bass spielte), ob er weiterhelfen kann und jemand vom Kollektiv kennt. Paul meinte, dass Jeff Armstrong der „head of booking“ der Gilman wäre, eine E-Mail-Adresse habe er allerdings nicht, aber wir könnten doch mal Jesse, General Manager bei Alternative Tentacles Records, fragen, der machte auch bei der Gilman mit und war im Fund-Raiser-Komitee bis neulich.

Und so landete ich also bei Jesse, der unsere Interview-Anfrage an besagten Gilman Head-Booker Jeff Armstrong (übrigens der Bruder von Tim Armstrong bzw. Lint von Operation Ivy bzw. Downfall bzw. Rancid) weiterleitete. Da sich nach einer längeren Zeit Jeff auch nicht zurück meldete, fragte ich dann nochmal Jesse, ob nicht er Lust hat, über die Gilman Street zu plaudern. Er willigte ein mit folgender Ansage: „Sure, no problem! As long as it’s clear that I’m not speaking FOR Gilman, just as a long-time volunteer about my own experiences”.

Jesse Townley (der auch bei Blatz, The Criminals und the Frisk mitspielte) ist jetzt nicht mehr bei Alternative Tentacles Records, er fungiert nun als der Production Manager bei Fat Wreck Chords in San Francisco. Wie gesagt, dieses Interview soll einfach nur einen geilen Laden würdigen und kann nur als Appetizer dienen, wenn ihr mehr wissen sollt, dann checkt das Buch und die zwei Filme aus. Was Jesse als genau in der Gilman machte und wie es dem Laden sonst so geht, das erfahrt ihr jetzt!

Hi Jesse, könntest du uns zu Anfang beschreiben, was du in der Gilman Street machst und seit wann du dabei bist?
1989 kam ich zur Anarchisten-Versammlung nach San Francisco. Es gab während des Treffens ein Konzert in der Gilman Street mit MDC, den Yeastie Girlz, Political Asylum und noch einigen anderen und ich bin im Grunde genommen für ein paar Jahrzehnte einfach nicht mehr weggegangen. In den nächsten zwei Jahrzehnten arbeitete ich auf jeder Position bis auf den Toningenieur, also als Stage Manager, Tür, Gig-Koordinator und als bezahlte Security. Ich war 14 Jahre lang der Sekretär des Kollektivs, das bedeutete, dass ich dafür verantwortlich war, dass die gemeinsamen Treffen stattfanden und von jedem Treffen Notizen gemacht wurden.

Im Allgemeinen bedeutete dies auch, dass ich die Meetings leitete, es sei denn, ich war 14 Jahre lang mit meinen Bands auf Tour. Ich habe viel gelernt! Nach einer Weile nahm ich weniger am Tagesgeschäft des Kollektivs teil und besuchte immer seltener die Meetings. Um das Jahr 2010 herum habe ich dabei geholfen, die Statuten neu zu schreiben und dann meine Schlüssel – d.h. jede verantwortungsvolle Position – für ein paar Jahre abgegeben. Als das Kollektiv seinem langfristigen Ziel, ein offizieller gemeinnütziger Verein zu werden, näher kam, wurde ich gebeten, mich an den gemeinnützigen Spendenaktionen zu beteiligen, da ich Erfahrung mit dem Sammeln von Geld für gemeinnützige Organisationen und für politische Kampagnen an der Basis habe (einschließlich meiner eigenen erfolgreichen Wahlkampagnen für das Berkeley Rent Board).

Ich war Teil des ersten Gilman-Fundraising Komitees und war von 2013 bis 2017 dabei. Wir haben zehntausende an Dollar gesammelt und Fundraising-Strukturen aufgebaut. Ich habe eine Reihe von Fundraising-Veranstaltungen außerhalb von 924 Gilman gebucht, darunter Filmveranstaltungen und Live-Shows. Ich war Teil der sehr erfolgreichen Hommage von Green Day’s „Dookie“ im Fox Theater in Oakland und Offspring’s einmaliger Benefizshow im Cornerstone in Berkeley, die beide $20 000 bis $40.000 für Gilman einbrachten. Ende 2017 schied ich aus dem Fundraising-Komitee aus, weil sich einfach mein Zeitplan geändert hatte. Ich bin derzeit nicht offiziell mit Gilman verbunden, außer als Supporter und Bandmitglied.
Wie viele Leute sind heutzutage im Projekt involviert?
Es gab immer einen Kern von so um die 20 bis 30 Leuten (plus einige Dutzende mehr), die die Freiwilligenarbeit machen.
Gibt es eine regelmäßige Erneuerung in der Aktivistenrunde oder sind die meisten kontinuierlich seit 1986 dabei?
Es gibt ein paar Leute, die schon lange dabei waren, aber Pat Wright ist vielleicht der Einzige, der durchgehend da war – aber die meisten von uns langjährigen Unterstützern nehmen sich eben eine Auszeit und kehren später zurück. Es gibt immer frisches Blut und neue Ideen, weil sich eben die Zusammensetzung der Freiwilligen immer verändert.
2015 traten Green Day in der Gilman auf, einige Leute waren gegen diesen Gig, warum habt ihr es dann am Ende trotzdem gemacht?
Es war ein Benefiz für die Opfer des tödlichen Feuers in Oakland, das die Häuser vieler DIY-Punks und zwei DIY-Läden auffraß, das waren 1984 Printing und AK Press. Ich war dafür, dass es aus Sicherheits- und Fundraising-Gründen an einem größeren Ort stattfindet. Und ich persönlich denke immer noch, dass Green Day´s Weg zu einem Major-Label eine schlechte Geschäftsentscheidung ist, aber dieser Kampf wurde vor 25 Jahren mit Green Day sozusagen „abgeschlossen“.

Das Konzert war wunderbar. Ich hatte das Glück, dabei zu sein und dieser Sinn für Gemeinschaft und Zusammenhänge bzw. Verwandtschaften… ich hatte echt Tränen in die Augen. Trotz ihrer geschäftlichen Entscheidungen sind und waren sie immer ein Teil unserer Gemeinschaft. Die Erkenntnis dieser Tatsache war einfach klasse und ich bin wirklich froh, dass das alles aus einem sehr menschlichen Grund geschah.
Könntest du uns auf den aktuellen Stand der Boykott-Situation gegen Gilman bringen? Es gab ja die Diskussion bezüglich der Booking-Politik (Konzerte „nicht-okayer“ Bands wie Oppressed Logic, Mentors, Fang und Slapshot Boston fand statt), dann gab es die Sache, dass der Zusatz „No Transphobia“ zu dem Regelwerk ergänzt werden sollte und die Toiletten Gender-neutrale Schilder bekommen sollten. Online sehe ich, dass der Zusatz mit „No Transphobia“ gemacht wurde, war das eine Folge der Boykott-Aktionen? Wie ist eigentlich so das Verhältnis zwischen dem Maximum RocknRoll Fanzine und Gilman zurzeit?
„No Transphobia“ steht seit drei Jahren an der Haustür, bevor der „Boykott Gilman“ begann. Das war Teil einer Beschwerdeliste, die bis ins Jahr 2010 zurückreicht. Einer der Protagonisten, über den man sich beschwerte, war ein früherer Head-Booker, der aber seit Jahren keiner mehr war, doch seine Beharrlichkeit, frauenfeindliche Bands wie The Mentors (die das Kollektiv bereits 2010 genehmigt hatte) zu buchen, wurde halt so thematisiert, als ob es ein aktuelles Thema wäre. Es war alles in allem eine sehr spaltende und manchmal unlogische Anstrengung. Die Leute wechselten auf diese oder jene Seite, ohne nachzudenken. Die Boykottseite hat alle anderen in einen Topf geworfen und viele Brücken zerstört.

Wir sind alle auf der gleichen Seite – um Toleranz und Kreativität zu ermöglichen – aber als Kollektiv haben wir unterschiedliche Meinungen darüber, wie wir diese Ziele erreichen können. Die Boykottseite sagte im Grunde, „es ist unser Weg oder gar keiner“, was in einem kollektiven Umfeld nicht funktioniert, weil wir eben alle eine Stimme haben. Ich könnte jetzt lange weitermachen, aber ich höre hier auf. Gilman hat kürzlich (wieder) auf versöhnliche Art und Weise mit dem Maximum RocknRoll Zine und den Boykottleuten kommuniziert. Wir werden sehen, wie die Antwort lautet. Wie auch immer.
Auf Wikipedia stand, dass früher die Gilman-Miete 2000 $ monatlich war. Ist das immer noch so? Ich weiß nicht, ob der Teil von Berkeley, in dem sich Gilman befindet, von der Gentrifizierung betroffen ist, hattest du nie Angst, dass Gilman mal geräumt werden könnte?
Die Miete ist jetzt mindestens doppelt so hoch. Wir haben fantastische Konditionen mit dem Vermieter, dem der Caning-Shop (Anmerkung JR: 926 Gilman Street, ein Laden für Gourd Crafting, Chair Caning und Korbflechterei) nebenan gehört. Auch hier sei nochmal ganz klar gesagt: ich bin KEIN Vertreter von Gilman und war schon lange nicht mehr an diesen Diskussionen beteiligt, also weiß ich nicht, wie die aktuelle Situation ist. Der Vermieter ist älter und hat sich in den 2000er Jahren ein paar Mal refinanziert, so dass die Immobilie sozusagen „unter Wasser“ ist, d.h. er schuldet mehr, als sie wert ist, deshalb sind wir etwas besorgt, dass er die Immobilie verkaufen will. Manchmal haben wir in den letzten Jahren mit ihm über den Kauf des Gebäudes oder eines anderen Gebäudes gesprochen, um sicherzustellen, dass Gilman weitermacht.
Macht ihr eigentlich Konzerte mit Bands, die eine feste Summe im Vorfeld verlangen oder gibt es nur „Tür“-Gigs?
Ja zu beiden.
Warum bezahlt ihr die Security?
Letztendlich ist es der gefährlichste Job in der Gilman. Aus meiner Zeit als bezahlter Sicherheitsdienst weiß ich, dass ich jedes betrunkene Kid als mögliche Bedrohung ansah. Ich wurde mit Messern und Ketten bedroht. Ich wurde geschlagen. Ich musste die Leute körperlich zurückhalten. Wir sind sehr vorsichtig darin, dass wir Leute, die wir wegen Schlägereinen oder drinnen saufen rausschmeißen, NICHT verprügeln, aber per Definition müssen wir eben Hand an diese Leute legen, um sie aus dem Raum zu bekommen.
Jetzt ist ja vor einiger Zeit der Film „Turn it around” über die Easy Bay Punk-Szene (um Gilman herum) erschienen, was können wir von dem Film erwarten?
Hoffentlich schafft er es in eure Gefilde. Es ist ein sehr intensiver Film mit jeder Menge Informationen und vielen Menschen. Ich fand ihn total klasse, aber ich bin auch voreingenommen!
Also, ich trinke gerne Alkohol, könnte man nicht Wodka in einer Wasserflasche füllen oder wurden wirklich alle Tricks bezüglich Alk-in-den-Laden-schmuggeln versucht?
Natürlich, und das geht ja auch bis heute immer weiter. Die Leute versuchen immer diese Idiotien. Die Sache ist, es ist viel einfacher, zur Gilman-Brauerei buchstäblich nach nebenan zu gehen (sie sind Freunde des 924 Ladens) oder sich in irgendjemandes Auto einen Block weiter weg zu setzen. Wenn man beim Trinken erwischt wird, dann wird man für den Abend und vielleicht auch für immer rausgeworfen, je nach konkreter Situation. Das ist es nicht wert, aber dumme Menschen tun eben dumme Dinge.
Was war das beste und das schlechteste Konzert, das du in der Gilman Street gesehen hast?
Bestes Konzert? Unmöglich, das zu sagen. Ich hatte das Glück, unglaubliche Bands zu sehen, bei denen oft einige meiner besten Freunde mitspielten, die tolle Musik machten und uns Auftritte boten, die von schlau und subversiv über körperlich gefährlich und geistig herausfordernd bis hin zu atemberaubend reichten. Schlechtestes Konzert? Jede Show in dieser Kategorie ist auch irgendwie wie eine Art beste Show, weil es eine lustige Geschichte oder eine interessante Perspektive auf die ganze Lage mit einigem Zeitabstand sein kann bzw. ist.
Bezüglich dem Verhältnis zu eurer Nachbarschaft fand ich ein Zitat aus einem Interview mit dem Gilman-Aktivisten Smitty, er sagte: „Viele unser Nachbarn sehen, dass wir unser Bestes tun, das wir uns anpassen möchten, wir entfernen zum Beispiel Graffitis in der direkten Umgebung, viele der Nachbarn unterstützen den Laden”. Ist das immer noch so?
Soweit ich weiß, ja. In der Vergangenheit haben wir proaktiv das Graffiti übermalt, normalerweise ist das nicht von unseren Vermietern – es gibt eine Gang in der Nachbarschaft, die das meiste davon macht und alles mit den Nachbarn kommuniziert.
Kommen eigentlich die ganzen berühmten Punk-Leute aus der Bay Area wie Jesse Michaels, die Rancid-Leute, Jello und Fat Mike, immer noch zu den Konzerten?
Jesse lebt in Los Angeles, also ist er selten in der Nähe. Aber sonst, ja. Kommt halt auf das Konzert an.
Ist die Besucherschaft eher aus den umliegenden Gegenden oder macht sich wirklich die Mehrheit dann immer aus San Francisco auf die Reise nach Berkeley?
Auch das hängt immer von dem jeweiligen Konzert ab, aber ich würde sagen, die meisten Stammgäste kommen aus der East Bay.
Wenn Kids ihre eigene Gilman Street in ihrer Stadt haben wollen, was wäre dein Ratschlag für sie? Wie sieht die Zukunft von Gilman aus?
Für eine Gilman Street an anderen Orten nur ein Tipp: mach es legal. Das ist echt der einzige Grund, warum wir mehr als 30 Jahre lang durchgehalten haben: wir hatten vom ersten Tag an „unpunkige“ Dinge wie Versicherungen, Bankkonten und staatliche Nutzungsgenehmigungen gehabt. Wenn du in deinem Land von Beginn an gemeinnützig oder als non-profit-Ding starten kannst, dann mach das.

Die Leute WOLLEN echte Kunst und Musik von der Basis unterstützen, auch wenn sie nicht viel von der Musik mögen. Gib ihnen die Möglichkeit, mitanzupacken. Die Zukunft für Gilman sieht gut aus. Es ist nie hundert Prozent sicher, aber ich denke, dass die derzeitige Crew die Dinge auf eine wirklich positive Art und Weise macht, die für die Gilman-Zukunft Gutes verheißt.

Kontakt: 924gilman.org, facebook.com/924Gilman, helpgilman.org/about
Interview: Jan Röhlk

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