Juni 3rd, 2019

Wie aus mir kein Tänzer wurde – Ein Leben in der dänischen Punk- und Hardcoreszene, Kent Nielsen

Posted in bücher by Dolf

Ventil Verlag, Boppstraße 25, 55118 Mainz, www.ventil-verlag.de

Wer kennt Kent? Ich würde sagen jeder der ihn kennt, sollte dieses Buch lesen. Denn so werden alte Erinnerungen wach und der ein oder andere versteht besser wo Kent herkommt. Aber natürlich können auch alle die Kent (noch) nicht kennen, dieses Buch lesen – denn, das ist klar, nach der Lektüre kennt man Kent. Es kann auch sein das man die Texte bereits kennt, da sie unter dem Buchtitel „Wie aus mir kein Tänzer wurde“ bereits über die Jahre in der Musikzeitschrift Ox veröffentlicht wurden. Jetzt ist aber mal gut hier, man kennt sich ja bald nicht mehr aus.
Der Autor ist in der dänischen Provinz groß geworden und erzählt hier wie ihm auf der Suche nach einem Weg aus der Enge und Trostlosigkeit die Punkrock-Community genau dabei half.

Offensichtlich hat der Autor früher Tagebuch geführt, sonst scheint es schier unmöglich das alles in dieser Form nach Jahren aufzuschreiben, aber macht ja nichts. So wurde ein Dokument der Zeitgeschichte draus, am Anfang (1978) geht es viel um den Autor, sein Heimatkaff und seine Umgebung, das ändert sich aber schon bald als der Punk in sein Leben tritt. Es wird (noch mehr) gesoffen und Musik gehört, Musik gemacht, gereist, Mist gebaut und sich eine Meinung gebildet. Nachdem die stumpfen Punk Jahre vorbei sind, wird mit dem Saufen aufgehört (besser war das!) und man beschäftigt sich mit Hardcore und den damals für diese Zeit dazugehörigen Themen (u.a.Vegetarismus). Man merkt das sich Kent intensiv mit der Punk bzw. Hardcore Szene auseinandersetzt, er schreibt sehr detailliert und kurzweilig. Natürlich gibt es massig Anekdoten, man kann sich vorstellen das in der Zeit so einiges passiert ist. Bald schon fährt er auch nach Norddeutschland, so das man auch von dieser Szene einiges mitbekommt. Irgendwann wird dann L.U.L.L. gegründet und eine Geschichte reiht sich an die nächste. Wenn man mal von dem zu ausführlichen Tourbericht absieht, ist es eigentlich immer gut zu lesen, jetzt keine schwere Kost – aber das muss ja auch nicht. Und obwohl es natürlich kein Sachbuch ist, erfährt man doch eine ganze Menge was man entweder schon wieder vergessen hatte oder tatsächlich noch nie gewusst hat – zumindest ging es mir so und deshalb war das ganze Buch sehr nett zu lesen. Es gibt auch fünf Doppelseiten mit Fotos, das lockert das ganze ein wenig auf und man bekommt auch mal was zu sehen. Das man massigst beste Informationen aus erster Hand über die damalige dänische Szene bekommt soll hier nicht unerwähnt bleiben. Das Buch endet in den späten achtziger Jahren, was eigentlich ganz gut ist, weil das wahrscheinlich die intensivste Zeit des Autors war. Um ehrlich zu sein hab ich kurz überlegen müssen ob ich das Buch überhaupt lesen möchte, da mir derartige Bücher nach all den Jahren auch leicht auf den Geist gehen können – ich bin froh mich dafür entschieden zu haben, weil genau das Gegenteil der Fall war. 214 Seiten, gebunden, 16,00 Euro (dolf)

Isbn 978-3955751036

[Trust # 195 April 2019]

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