März 11th, 2007

THE SAINTE CATHERINES (#108, 10-2004)

Posted in interview by jörg

Fred: guit-vox

Marc-André: guit-vox

Rich: drum

Louis: guit

Hugo: vox

Guillaume: basse

The Sainte Catherines kommen aus Kanada, genauer aus Montreal. Da ich nur ein Basiswissen in französisch besitze und ich nicht einmal bekiffte frankophone Hippies zum Koitus überreden könnte, fürchtete ich, dass dieses Interview an einer Sprachbarriere scheitern könnte, aber die Saintes sprechen alle Englisch, denn die Francokanadier haben sich den Anglos sprachtechnisch zumindest in ihrer Heimatstadt angepasst.

Das aktuelle Album „The Art of Arrogance“(in Deutschland auf Yo-Yo Records) ist um einiges härter oder „hardcoriger“ als die Vorgänger, ein Umstand, der mir wirklich gefällt. Live weiss die Band mit den 3(!) Gitarristen auch voll zu überzeugen und an dieser Stelle möchte ich auch jedem die Split mit Fifth Hour Hero ans Herz legen, die beiden Songs von den Catherines sind noch nen Tick härter als auf der LP. So live legt sich der 6er voll ins Zeug und ich denke, wenn sie bekannter werden, werden die Leute auch richtig abgehen!

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Wie und wann seit ihr zusammengekommen?

Hugo: Uns gibt es seit 2000, wir waren einfach ein paar Freunde, die zum Spass Musik gemacht haben. Irgendwann ist es aber etwas Wichtigeres geworden, weil wir einfach viele Shows gespielt haben und viel getourt sind, so dass manche Gründungsmitglieder die Band verlassen haben. Wir sind jetzt 6 Leute, die so über die Jahre dazugekommen sind, es ist also nicht das Original Line-Up.

Wie ist die Szene in Kanada, ist es eine grosse oder haben die Anglo- und die Franco-Canadier 2 verschiedene Szenen?

Louis: Es ist ziemlich getrennt, besonders in Montreal. Die ganze Stadt ist nach Sprachen geteilt, im Osten sind die französisch-sprachigen und im Westen leben die englisch-sprachigen, es vermischt sich auch nicht wirklich, wir zum Beispiel sind Franco-Kanadier, aber singen eben auf Englisch und trotzdem gehen fast nur Franco-Kanadier zu unseren Shows. Im restlichen „englischen“ Kanada ist es den Leuten aber egal, in Vancouver oder so interessieren sie sich eben für unsere Musik.

Hugo: Wir versuchen, in Montreal auch die Szenen zu vermischen, indem wir Bands aus beiden Lagern an einem Abend spielen lassen und das funktioniert auch, aber leider nur für diesen Abend.

Wie ist es in den Staaten, kümmern sich die Leute da um die Tatsache, dass ihr französisch sprecht??

Louis: Naja, irgendwie kümmern sie schon darum, aber in dem Sinn, das sie sich über uns lustig machen 1. weil wir canadier sind und 2. weil wir französich sprechen, wir scheinen für sie eine seltsame, exotische Minderheit zu sein.

Ok, das ist seltsam, aber nicht wirklich überraschend, aber hc kids im weitesten Sinne könnten ja wirklich anders drauf sein…

Louis: So ist es auch nicht immer, aber ich weiss nicht, ob es viele kanadische Bands gibt, die in den Staaten touren, aber jedesmal wenn wir da waren, kriegen wir saublöde Fragen gestellt, so nach dem Motto „Wohnt ihr in Iglus?“ oder „Habt ihr Strassen in Kanada?“ Die sind einfach ignorant unserer Kultur gegenüber, auch wenn die sich ja gar nicht so stark von der ihrigen unterscheidet.

In grossen Städten, in denen es eine Szene gibt, ist es auch immer cool, aber im MidWest oder im Süden, in ich sage mal „Redneck“ Städten ist es aber wirklich nur seltsam. Die wissen einfach nicht, was Sache ist, Städte wie Chicago sind aber immer sehr gut zu betouren.

Was habt ihr bis jetzt in Europa für Erfahrungen gesammelt?

Guillaume: Die Shows sind hier ganz anders. Hier bekommt man Unterkunft, Essen und man merkt einfach, dass die Menschen die Musik wertschätzen, in Amiland schätzt man die Musik zwar auch, aber die Leute sind hier viel offener und das macht das Touren hier viel besser.

Louis: Die Leute hier mögen einfach Musik, sie sind Musikfans, sie lieben es auf Shows zu gehen und man merkt, dass es für sie wichtig ist. Platten werden hier auch mehr gekauft und die Menschen wollen immer noch in irgendeiner Weise „Punk“ sein, also anders als alle anderen, das ist in Nord Amerika irgendwie weitestgehend verschwunden.

In Amerika muss man auch irgendwie um das Publikum kämpfen, ich weiss nicht, warum das alles so ist, vielleicht weil es da zu viele Bands gibt. Die Leute hier spezialisieren sich hier auch viel mehr, es gibt Promoter, Booker, Musiker etc., in den Staaten versuchen manche, alles auf einmal zu machen, das klappt eben nicht so oft oder so gut.

Wart ihr schon in Frankreich?

Hugo: Wir waren noch nicht da, aber werden dort spielen, vielleicht werden wir für unseren Akzent ausgelacht.

Wir sprachen ja schon ein wenig über das Verhältniss von Canada zu den USA, aber gibt auch richtige Unterschiede?

Guillaume: Naja, Kanada ist ein ziemlich grosses Land, aber mit nicht so vielen Auftrittsmöglichkeiten. In Kanada kann man vielleicht 20 Gigs im ganzen Land pro Tour machen. Die Staaten sind auch gross, aber haben eben auch mehr Einwohner und man kann schon 40-100 Gigs machen, es kommt nur darauf an, wieviel Zeit man hat.

Hugo: In den Staaten gibt es einfach mehr Industrie.

Kanada ist da noch nicht soweit, es gibt nicht so viele alte Bands, Clubs etc. Die Staaten sind da besserer organisiert und Europa sogar noch besser. Es ist auch mehr Arbeit für uns, wenn wir aus Kalifornien kämen, wäre es einfacher, bekannter zu werden, weil all die ganzen Labels dort sitzen.

Euer aktuelles Album „the Art of Arrogance“ ist um einiges härter als die Vorgänger, ist das auch wegen der vielen Line-up -wechsel?

Hugo: Es ist wegen mehrerer Dinge, der Line-Up-wechsel ist ein Grund dafür und zudem sind wir in den letzten Jahren einfach immer angepisster geworden und wollten einfach immer schneller spielen. Das nächste Album wird „noch“ härter.

Louis: Wir versuchen, irgendwie unseren eigenen Sound zu finden, früher wollten wir immer wie bestimmte Bands klingen, heute lassen wir die Dinge mehr auf uns zu kommen.

Guillaume: Es gibt einfach mehr Einflüsse, die auf uns wirken, neue Bands, die wir für uns entdecken. Neue Sounds kann man ja auch nicht einfach kopieren, wir versuchen uns hier und da was herauszupicken und etwas Eigenes daraus zu machen. you cant re-invent music but you gotta try to be as honest as you can!

Ich denke, dass das ein gutes Schlusswort ist.

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Interview: Philip Nee-Kotey

Links (2015):
Wikipedia
Bandcamp
Discogs

 

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