April 13th, 2018

Sunbather (# 183, 2017)

Posted in interview by Jan

SUNBATHER wird wahrscheinlich den wenigsten von euch ein Begriff sein, aber bei Bands wie BOMBENALARM und BURIAL müsste es eigentlich Klick machen… Was all diese Bands gemeinsam haben ist ihr Schlagzeuger Fabian Dietz. Ich kenne Fabian nun schon seit ein paar Jahren und bin immer wieder positiv überrascht von seiner kreativen Rastlosigkeit, wobei die obengenannten Bands nur einen Teil seiner Aktivitäten widerspiegeln. Da war es logisch, dass seine neuste Band SUNBATHER und deren USA-Tour im Jahr 2016 als Aufhänger dienten für dieses Interview. Denn abgesehen von der Musik ist Fabian leidenschaftlicher und engagierter Rollbrettfahrer. Engagiert bedeutet in diesem Zusammenhang, dass er nicht nur skatet, sondern auch am Bau von Skateparks mitwirkt und tolle Filme über das Fahren dreht und veröffentlicht. Es gab also eine Menge Gesprächsstoff sowie einige Themen, die darüber hinausgingen. Aber das werdet ihr schon selber herausfinden.

Hey Fabian, schön das du Zeit hast für dieses Interview! Mangelnde musikalische Aktivität kann man dir nun wirklich nicht vorwerfen. BOMBENALARM, BURIAL, DOOMTOWN, NIGHTSLUG, HYPNOTIC SLEEP sind nur einige Namen in deiner musikalischen Biografie und jetzt noch Sunbather. Mit Sunbather warst du dieses Jahr auch für 2 Wochen in den USA auf Tour, wo ihr u.a. mit der französischen Oi-Band Rixe zusammengespielt habt. Wie war’s denn in den Staaten? Erzähl doch mal was. Gab’s besonders schöne und / oder beschissene Erlebnisse?

Hallo Klaus! Ja, im August war ich mit SUNBATHER in Kalifornien. Die Konzerte an sich waren ganz gut, gemessen an unserem Bekanntheitsgrad. Uns kennt ja keine Sau. Aber was mir eigentlich am meisten gefallen hat war unter anderem die Reise nach Kalifornien an sich. Bei SUNBATHER spielen vier Leute aus drei verschiedenen Ländern. Ich bin der einzige aus Deutschland und flog so alleine nach San Francisco, was mir sehr zusagt. Man hat seinen eigenen Rhythmus, dem man folgen kann und muß nicht auf andere achten, auch wenn das an sich nicht schlimm ist, aber ich zumindest fühle mich viel freier, wenn ich alleine unterwegs bin. Ich machte die Erfahrung, daß wenn man mit mehreren Leuten unterwegs ist, der eine oft etwas anderes möchte als der andere, was die Sache an sich nicht unbedingt verkompliziert, aber irgendwie auch doch etwas…. Wie dem auch sei, mir macht es Spaß alleine zu reisen. Aber zurück nach Kalifornien. Ich war zum ersten mal im Disneyland, was eine interessante Erfahrung war, wir sahen die Höhle, bzw. den Tunnel, welcher im Batman-Film mit Adam West die Batcave darstellt und wir waren am Strand. Wir hatten ein paar Probleme mit unserem Mietauto, ich mußte noch irgendwo ein Schlagzeugteil auftreiben, denn ich spiele Schlagzeug, eine Nacht in San Francisco war ziemlich nervig, da niemand Schlaf fand… Aber was soll’s.

SUNBATHER ist sozusagen eine internationale Band. Cool. Wer genau ist denn mit dabei und wie macht ihr das mit den Proben? Ich stell mir das recht schwierig vor….

Mit dabei sind zwei Leute aus Dänemark, Peter und Tommas, sowie ein US-Amerikaner namens Will, der recht lange in Deutschland wohnte, dann zurück nach Kalifornien zog und vielleicht bald wieder zurück nach Europa kommen wird. Eigentlich begann die „Band“ als eine Art Zwei-Mann-Projekt mit Peter und mir. Wir nahmen ein paar Lieder auf, die dann als Singles herauskamen. Irgendwann wurden wir gefragt ob wir Lust hätten, ein Konzert zu spielen. Zwei andere Typen, Tommas und Will, boten sich an, und so trafen wir uns in der Stadt, in der wir das erste Konzert spielen sollten und probten. Und so läuft es nun meist immer: Falls wir ein oder mehrere Konzerte spielen sollen, versuchen wir, in der Stadt in der das Konzert stattfinden soll, zu proben.

Das ist ja eine recht unorthodoxe Herangehensweise – sowas gefällt mir. Ach ja, Peter – der war ja auch schon bei No Hope For The Kids. Habt ihr eigentlich schon irgendwas veröffentlicht?

Ja, zwei Singles und die neue 12″, die auch auf Hjernespind erscheint, müßte bald zu haben sein.

Glücklicherweise bin ich ja schon im Besitz der beiden Singles. Wie kommt’s, dass ihr keine Texte beigelegt habt? Sind euch die nicht so wichtig? Und worum dreht es sich eigentlich in euren Texten?

Die Texte handeln meist von alltäglichen Dingen, von Geschichten, die einem so passieren oder auch von irgendeinem Quatsch. Wir hatten einfach keine Lust, Texte zu den Singles zu packen, was nicht heißt, daß die nicht wichtig wären. Mal sehen, wie das bei der neuen 12″ aussehen wird.

Kommen wir noch mal auf die erste Frage zurück: Du warst ja nicht das erste Mal auf USA-Tour – vor ein paar Jahren hast du mit BURIAL die Staaten bereist. Was macht BURIAL eigentlich? Man sieht und hört nichts mehr….

Die Band liegt irgendwo begraben…

Hm, heisst das, dass es BURIAL nicht mehr gibt? Erzähl doch mal bitte mehr.

Die Band schlief vor einiger Zeit einfach ein. Es gab keinen bestimmten Auflösungspunkt oder dergleichen, sie verlief langsam sicher irgendwo im Sande.

Schade. Wie war das eigentlich damals mit BOMBENALARM? Wieso habt ihr euch aufgelöst, wie ist deine Erinnernung an die Zeit und könntest du dir ne Reunion vorstellen?

Es gab ein paar Meinungsverschiedenheiten, aber meine Erinnerungen sind gute; wir hauten ein paar Platten raus, kamen ordentlich rum und sahen ein paar interessante Orte. Eine Reunion kann ich mir allerdings beim besten Willen nicht vorstellen.

Wie denkst du im allgemeinen über Reunions im Punk-Bereich?

Auf eine Art kann ich es verstehen, wenn die ein oder andere Band sich nach Jahren wieder zusammenrafft, oder auch zusammensucht, um wieder ein paar Konzerte zu spielen und gar etwas Geld zu machen. Andererseits hinterläßt diese doch zumindest für mich recht krampfhaft wirkende Art einen üblen Beigeschmack. Anstatt die ollen Kamellen auszugraben, könnte man auch etwas neues machen, eine neue Band gründen. Dann müßte man allerdings auch wieder „bei Null“ anfangen. Ich weiß nicht…. mir gefallen diese Reunions glaube ich einfach nicht.

Du bist ja auch schon länger dabei und daher würde mich mal interessieren, wie du heutzutage über die Punk / Hardcore-Szene denkst. Mein Eindruck ist, dass stellenweise die ewig gleichen Parolen durchgekaut werden, so das dadurch ein Teil der ursprünglichen kontroversen Attitüde auf der Strecke bleibt. Vieles hat sich abgenutzt und ist recht stromlinienförmig geworden. Außerdem nervt es mich das Punk tatsächlich glaubt, es hat die D.I.Y.-Idee erfunden und alles was damit zusammenhängt. Da schmückt man sich eindeutig mit fremden Federn. Wie siehst du das alles?

Ich denke, in der Punk-/Hardcore-Szene gibt es eine Menge an Regeln, wie in wahrscheinlich den meisten anderen „Mikrogesellschaften“ oder Subkulturen auch. Diese Regeln formieren sich mit der Zeit und werden gegebenenfalls durchgesetzt oder es wird versucht, sie durchzusetzen; ob nun „organisch“ oder künstlich erzwungen. Ich weiß nicht, wie es im Punk oder in der Hardcore-Szene Ende der 1970er oder Anfang der 1980er Jahre – und ich beziehe mich auf Deutschland – aussah, kenne aber einige Geschichten von Freunden, die diese Zeit erlebten. „Die Szene“, falls man überhaupt von einer zu diesem Zeitpunkt sprechen kann, war nachdem was ich hörte, unter anderem „ruppiger“; der Ton und die Umgangsformen waren rauher, bei Konzerten kam es oft zu Auseinandersetzungen, usw. Das sieht heute vollkommen anders aus, aber ich glaube, diese Veränderung sollte man im Kontext der jeweiligen Zeit sehen. Zum heutigen Zeitpunkt scheint z. B. kaum noch irgendetwas zu schockieren, Iros sieht man in irgendeiner Form täglich irgendwo, aber das ist auch nichts neues. Die Zeit der Rebellion oder des „Aufmüpfichseins“ gegen alles und jeden scheint auch passé, was vielleicht zu einem daran liegt, daß sich äußere Umstände wie das politische und soziale Klima geändert haben; daran, daß die frühen Generationen im Punk und Hardcore älter werden und sich eventuell auch verändern; oder daran, daß Punk und Hardcore an sich nicht viel Spielraum für irgendetwas anderes lassen, was immer es auch sei. Die Musik und alles was hinter ihr steht, ist recht eindimensional, was auch nichts schlechtes ist.

Aber irgendwann sind die Parolen durchgekaut. Irgendwann fehlt es vielleicht an Feindbildern, und man erschafft sich neue. Hier kommen wir dann auf die von Dir erwähnte politisch-korrekte Veranstaltung zu sprechen. Wenn es nichts mehr, oder sehr wenig gibt, gegen das man rebellieren könnte, oder die Dinge, gegen die man rebellieren könnte sehr schwierig „anzurebellieren“ sind, sucht man sich etwas, das relativ leicht und sicher anzugehen ist. Das heißt, im Punk und Hardcore werden immer mehr Regeln und Verbote aufgestellt, so sehr, daß es bizarr und paradox anmutet. Vielleicht ist das ein Phänomen dieser Tage und betrifft nicht nur Punk. Auf alle Fällle gefällt es mir nicht besonders. Und es macht auch keinen Spaß. Wo ist denn das „Sich-Über-Etwas-Hinwegsetzen“, das „Spuck-ins-Gesicht“ geblieben? Und die Spontanität? Eigentlich nervt es mich auch, Punk und Hardcore irgendwie aufzudröseln und zu untersuchen. Ich finde, das ist Mist. Punk ist keine Wissenschaft. Punk, genau wie die Kunst an sich – und ich rechne einfach einmal Punk und Hardcore irgendwie zur Kunst – , darf alles und darf auch alles dürfen, darf sich über alle Ge- und Verbote, Tabus, Normen usw. hinwegsetzen. Über Punk und Hardcore wird wohl zu viel philosophiert, ja, kaputt philosophiert. Belassen wir´s dabei. Aber Du hast recht: Punk hat die D.I.Y.-Idee nicht erfunden. Die ist schon so alt wie der Mensch selbst.

Damals, als ich so ca. 1982 zum Punk / Hardcore kam, war es u.a. genau diese Freiheit, die ich äußerst attraktiv fand. Was mir auch gut gefallen hatte war, dass Punk und Hardcore sich mit damaligen Tabuthemen befasst hat, wie z.B. Kindesmißbrauch sowie die generelle massive Kritik an Politik und organisierter Religion. Besonders das Christentum wurde und wird immer wieder an den Pranger gestellt und ins lächerliche gezogen, was absolut ok ist in meinen Augen. Was mich allerdings in der heutigen Zeit wundert ist die Tatsache, dass sowas nicht mit anderen Religionen wie z.B. dem Islam oder den Hindu-Traditionen passiert, denn dort gibt es ebenfalls genug Angriffspunkte. Woran liegt es wohl, dass man im Punk / Hardcore sehr oft Parolen wie z.B. ‚Fuck Church‘, und / oder ‚Fuck Jesus‘ hört, aber kein ‚Fuck Buddha‘ (CRASS mal ausgenommen), ‚Fuck Mohammed‘ oder ‚Shiva sucks‘? Ist das vielleicht politisch nicht korrekt?

Nun, Punk und Hardcore stammen aus einem westlich-christlichen Kulturkreis. Man kann sich darüber streiten, wo genau Punk entstand. War es in Großbritannien? War es in den USA? Ich tendiere eher Richtung USA denn nach Großbritannien, aber das spielt eigentlich auch keine Rolle. Auf alle Fälle denke ich, daß das gesellschaftliche Klima zum Zeitpunkt der ersten politischeren Punkbands z. B. in den USA doch eher konservativer und religiöser geprägt war als beispielswiese heute hier bei uns. Wahrscheinlich gab es auch Ausnahmen; und in Großbritannien mag es vielleicht ähnlich gewesen sein. In einer Gesellschaft, in der orthodoxe christliche Werte und Normen dominieren, rebelliert man zunächst einmal gegen diese, da man direkt mit ihnen zu Hause, in der Schule und im täglichen Leben konfrontiert wird und vielleicht auch unter ihnen zu leiden hat. Ich kann mir gut vorstellen, daß Lieder gegen den Papst, die Katholische Kirche und Jesus damals schockierend waren, wenn sie denn von „Nicht-Punks“ gehört oder wahrgenommen wurden.

Im Punk wird gerne kopiert und übernommen. So wurden auch die Feindbilder durch die Jahrzehnte getragen. Ich überlege gerade, wann ich das letzte Mal eine neuere Punk- oder Hardcore-Band gehört habe, die gegen Jesus oder den Papst singt. Mir fällt keine ein, aber das soll nichts heißen. Aber mir fallen ein, zwei ein mit religiösem oder besser anti-christlichem Namensbezug ein. Auch überlege ich, wer zuerst gegen Papst und Co. im Punk und Hardcore wetterte. Und wann? Wenn es gegen irgendetwas auf politischer und gesellschaftlicher Seite ging, waren das zu Anfang denke ich Autorität im allgemeinen und die Bedrohung des Krieges. Aber es ist eine interessante Frage, weshalb es im Punk und Hardcore z. B. keine Lieder gegen „den Islam“ gibt. Gibt es Lieder gegen andere Religionen als „das Christentum“? Soweit ich weiß nur gegen Religion ganz allgemein. Ich bin stark davon überzeugt, eine Punkband mit einem Lied gegen „den Islam“ würde schnell ins rechte Lager gesteckt und müßte sich an jeder Ecke für dieses Lied rechtfertigen.

Seltsam, wenn Punk sich die Freiheit auf die Fahne schreibt, die Freiheit, alles tun und kritisch hinterfragen zu können, sich andererseits aber Normen und Tabus auferlegt oder auferlegen läßt. Wahrscheinlich liegt genau darin die Angst mancher Menschen im Punk, daß andere Menschen sich über ungeschriebene Gesetze hinwegzusetzen vermögen könnten, was wiederum ein selbstgebasteltes Regel-Schema zusammenbrechen lassen könnte. Ist das verständlich? Ich weiß es selber nicht. Vielleicht liegt die ganze Problematik auch nicht im Punk oder Hardcore, sondern eben im „Menschen selbst“. Aber um explizit auf Deine Frage zurückzukommen: Ich glaube, daß mit einer Islamkritik im Punk die Wahrscheinlichkeit sehr groß ist, stark angegangen und in Richtung AfD verfrachtet zu werden. Aber ist das der Grund, weshalb „der Islam“ im Punk nicht angegangen wird? Vielleicht steht gar nicht der Sinn nach beispielsweise einem Lied gegen Mohammed. Ich plädiere jedoch für ein gleiches Recht für alle. Wenn Jesus eins auf die Mütze bekommen kann, wieso nicht auch Mohammed oder Buddha? Es wäre interessant, wie ein Konzert einer Band namens MOHAMMED AND THE GOSPELFUCKERS aussehen könnte.

Ja, dass wäre in der Tat interessant…..Mal was anderes – wie geht’s denn deinem Solo-Projekt HYPNOTIC SLEEP? Du hattest ja kürzlich nen Auftritt in Berlin. Wie war’s und wie kam’s zu HYPNOTIC SLEEP?

Das Konzert in Berlin war gut. Zu HYPNOTIC SLEEP kam es vor ein paar Jahren, weil ich Lust hatte, ein paar Lieder ganz alleine zu machen und aufzunehmen, was mir soviel Spaß machte, daß ich im Laufe der Zeit immer mehr aufnahm. Ganz alleine zu musizieren und die Musik aufzunehmen, ohne irgendwelchen Druck oder andere Personen finde ich großartig. Irgendwann fragte mich dann ein Freund, ob ich Lust hätte, auf seinem Label eine LP rausbringen zu dürfen und ich sagte zu. Ich hatte mir allerdings nie vorgestellt auch Konzerte zu spielen, weil ich sehr skeptisch war, ob ich überhaupt alles so umsetzen konnte, wie ich das ganze Zeug auch aufnahm. Irgendwann machte ich es aber doch und obwohl ich es seltsam fand, ganz alleine ein Konzert zu spielen, machte es auch Spaß. Vor ungefähr zwei Jahren erschien dann eine Single, demnächst müßte ein Sampler erscheinen, auf dem jeweils ein Lied von HYPNOTIC SLEEP und THE FULMARS sein wird und auf eine neue Platte hätte ich auch Lust. Mal sehen.

Jetzt musst du uns aber noch verraten, wer THE FULMARS sind……

THE FULMARS sind meine bessere Hälfte und ich. Manchmal machen wir gemeinsam Musik und nehmen sie auf, u. a. unter dem Namen THE FULMARS. Bis jetzt gibt es eine Kassette, und wie erwähnt wird hoffentlich bald das Lied auf dem Sampler zu hören sein.

Abgesehen von der Musik gibt es eine andere grosse Leidenschaft in deinem Leben und zwar das Skaten. Du bist sehr aktiv in der Underground-Szene (fernab von Titus Dittmann und Co.) und hast auch schon zwei geniale Skatefilme gedreht, welche du u.a. in dem Kulturzentrum Pelmke in Hagen einem grösseren Publikum gezeigt hast. Bevor wir darüber reden würde ich gerne wissen, wie du zum Skaten gekommen bist. Wann fing es an und wer oder was hat dich inspiriert? War es der Hardcore Punk?

Es war eher umgekehrt. Zuerst das Skateboard, dann der Hardcore-Punk. Musizieren und skateboardfahren allerdings kamen ungefähr zum gleichen Zeitpunkt. Ende der achtziger Jahre besaß ich ein kleines Plastikboard, ein Bananaboard, das man heute blöderweise wohl Pennyboard nennt. Mit dem gurkte ich durch die Gegend. Zufälligerweise befand sich der Schlagzeugübungsraum der Musikschule, an der ich Schlagzeugunterricht nehmen durfte, an einem damals zumindest überregional bekannten Skatespot, so daß ich jedes Mal bei halbwegs gutem Wetter vor oder nach meinem Schlagzeugunterricht dort Leute rollen sah. Ich glaube, das gab wohl den letzten Anstoß, auch ein „richtiges“ Brett haben zu wollen. Erst bekam ich ein „großes“ Skateboard, irgendwann später, ich weiß nicht mehr wann genau, mein erstes Pro-Model, Sal Barbier, H-Street.

Zu diesem Zeitpunkt gab aus auch mittlerweile ein paar andere Jungs in meinem Alter, mit denen ich skatete. Bedingt durch andere Skateboardfahrer kam ich dann zum Hardcore und Punk; eher durch sie als durch Magazine, etwas auch durch Videos, obwohl die mir noch nicht sehr geläufig waren. Inspiriert haben mich immer einzelne Leute im Skateboarding, wobei ich gar nicht genau festmachen kann, was genau mich faszinierte oder wie ich „inspiriert“ wurde. Eine bestimmte „Ansicht“ oder „Herangehensweise“ mußte vorhanden sein, wobei ich mir als Kind das so alles noch gar nicht vorstellen oder „erklären“ konnte. Warum man etwas im Kindesalter gut findet, einen anzieht, was einen prägen soll, kann man (oder zumindest ich) sich in so jungen Jahren gar nicht zusammenreimen, und es spielt wohl auch zu dem Zeitpunkt keine Rolle. Gerade sitze ich übrigens am siebten Skatevideo.

Das sind gute Neuigkeiten! Ich mag deine Filme sehr, da sie wirklich diesen Underground-Charakter haben und zudem mit guter Musik unterlegt sind. Außerdem schaue ich mir immer noch gerne sehr gute Skater an, alleine schon weil ich selber mal gefahren bin. Du bist ja auch öfters unterwegs um Skateparks aufzubauen. Wie kann man sich das vorstellen? Sind das grosse Rampen, Half- und Quarterpipes, die ihr zusammenschraubt oder bestellt ihr Beton und Holz und macht alles selbst?

Ab und an helfe ich mal mit, Betonskateparks zu bauen; in deren Planungen, Formentwicklungen und Vorarbeiten war ich noch nie involviert. Bis jetzt waren es meist sogenannte Flowparks, also Skateparks, die verschiedene Formen mit einander verbinden um so ein „flowen“, also ein flüssiges Fahren zu ermöglichen. Im Konkretfall sieht dies bei mir so aus: Der Bauplan steht, die Erdarbeiten wurden durchgeführt; ich komme auf der Baustelle an; ein paar kleine Vorarbeiten werden erledigt, dann kommt der Beton im Betonmischer-LKW. Der Beton wird im Bestfall sofort durch die Pumpe gejagt, auf die mit Bewährungsstahl vorbereiteten, vorgearbeiteten Flächen gespritzt und mit verschiedenen Kellen in die richtige Form gebracht. Es wird also fast alles selbst gemacht.

Das klingt super! Ich stell mir sowas ziemlich spannend vor. Was persönlich bedeutet dir eigentlich das Skaten? Ist es für dich einfach nur ein cooler Sport (was natürlich auch völlig ok wäre) oder gibt es da auch eine – ich nenn’s mal – philosophische Ebene?

Ich glaube, daß, was man, oder ich zumindest, auf dieser durchaus existenten philosophischen Ebene mit dem Skateboardfahren verbindet ist die Freiheit. Es ist kein Teamsport wie Fußball. Man geht nicht einmal die Woche zum Training, wo der Trainer die Mannschaft auf das Siegen hinführt. Skateboardfahren ist so vielschichtig, aber meistens sehr individuell. Man nimmt einfach sein Brett und geht raus und erkundet die Umgebung. Fertig.

Vielleicht ist das auch für Leute, die nicht skateboadfahren oder noch nie skateboardgefahren sind schwierig zu verstehen. Die Freiheit im allgemeinen steht allerdings sehr im Vordergrund. Wieweit diese dann mit „Skatecoaches“, also „Lehrern“ in sogenannten Skateschulen und beispielsweise Skateboarding bei den Olympischen Spielen aussieht, steht auf einem anderen Blatt…

Wir sind am Ende des Interviews, Fabian. Vielen Dank für deine Zeit und dein Interesse! Abschließend noch die Frage nach deinen musikalischen Pläne für 2017 – gibt’s vielleicht auch ne SUNBATHER-Tour in Deutschland oder ähnliches?

Ich habe zu danken! Pläne gibt es bis jetzt so gut keine. Wie erwähnt wird die 12″ von SUNBATHER auf Hjernespind erscheinen, ebenso eine neue von Überkrøppling, diese dann wieder auf Mastermind. Und vielleicht noch irgendetwas anderes, mal sehen. Ob es zu irgendeiner Tour kommen sollte, muß man auch abwarten. Es ist noch früh….

Kontakt:

www.facebook.com/sunbatherforever/

www.hjernespind.com/

Fabian Dietzt: tywebb@gmx.de

Interview: Klaus Kleinowski

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