Dezember 3rd, 2019

NO FUN AT ALL aus #137, 2009

Posted in interview by Jan

NO FUN AT ALL

Lange Zeit war es sehr still um den flotten Fünfer aus Fagersta, Schweden. Hier und da gab es Hoffnungsschimmer in Form von Wiedervereinigungskonzerten, aber diese wurden jeweils als Einmaligkeit angepriesen. Wie das aber immer so ist im Leben, halten Versprechungen nicht für die Ewigkeit. Mit gereiftem Auge für ihren eigenen Sound, den sie auf dem letzten Burning Heart Release „The State Of Flow“ verraten hatten, besannen die gealterten Melodypunker sich eines Besseren.

„Low Rider“ knüpft nahtlos an Alben wie „Out of Bounds“ an und ist damit fast nostalgisch in eine Plattensammlung vernarrt, bei der unter B unproportional viele Platten stehen, nämlich alle von Bad Religion. Ob sich Sänger Ingmar damit vor einem Publikum, dass er gezeugt haben könnte noch wohl fühlt? Einiges spricht dafür.

In Deutschland ist die Band mittlerweile durch eine Booking Agentur, x-why-z, vertreten und Unpopular Disclose werden das Vinyl des neuen Albums herausbringen. Ganz DIY geht es also doch nicht und so passiert es auch mal, dass No Fun At All unverhofft und etwas verwirrt auf einem Telekom-Showcase mit The Offspring landen.

„In Schweden kümmern wir uns selber um alles, da spielen wir allerdings auch nur einmal im Jahr. Hier gibt es auch kaum eine Punk Szene. Es gibt Milencollin, und das war’s. Die Leute sind immer auf der Suche nach neuen Trends und deshalb ist die Musikszene in Skandinavien sehr instabil. Überall sonst versuchen wir Leute einzuspannen, die mehr Bezug zur lokalen Szene haben. Ich find es super, dass ganz unterschiedliche Leute zu den Konzerten hier kommen, die jungen Skatepunker aber auch die Ü-30 Fraktion. T-Mobile haben uns ganz viel Geld gegeben und wir hatten keine Ahnung, dass es eine einzige große Werbeveranstaltung sein würde. Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass die Leute dort uns besonders mochten. Ich habe ein Problem mit dem ganzen Sponsoring Gedanken. Obwohl einige Marken auch mit der Punk Rock Kultur verbunden sind, will ich nicht deren Klamotten tragen, damit das Publikum das nachkauft. Wir waren froh in Berlin zu sein, in Dave Pollocks Restaurant zu essen und alte Freunde zu treffen.“

Nicht nur in der Punkszene Schwedens läuft allerdings etwas schief, auch das politische Klima driftet immer mehr nach rechts.

„Leider glaube ich nicht, dass es einen großen und guten Widerstand geben wird. Die Sozialdemokraten haben viele Fehler gemacht und an Glaubwürdigkeit verloren. Deshalb sind viele Menschen enttäuscht und wünschen sich Veränderung. Ausser den Crust-Punkern gibt es aber kaum einen politischen Untergrund, die Leute sind sehr apathisch und ich denke nicht, dass es eine Repolitisierung geben wird, und das ist furchtbar. Es ist fast amüsant, dass die konservative Regierung auf Grund der Finanzkrise wieder Banken verstaatlichen muss, weil das eigentlich ein sozialistischer Ansatz ist – aber es hat nicht denselben Effekt. Die Bevölkerung ist noch nicht wütend genug, und deshalb gibt es keine Gegenbewgung, vielleicht können junge Punker da was anzetteln, aber zur Zeit sieht es nicht danach aus. Es muss etwas großes passieren, bevor jemand aufwacht.“

Text: Alva Dittrich

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