Moving Targets (#218, 2023)
Zwar habe ich Kenny Chambers von den Moving Targets bereits vor zwei Jahren in der TRUST-Ausgabe # 201 etwas ausführlicher interviewt, aber weil ihr letztes Album „Humbucker“ sehr gut geworden ist, ein neues Album bereits in der Mache ist und auch ihre letzte Europatournee eine Menge Leute erfreute und erstaunte Gesichter hinterließ, dachte ich mir es wäre mal wieder Zeit für ein weiteres Interview mit Kenny.
Leider fielen die Antworten etwas kurz aus. Vielleicht waren aber auch meine Fragen etwas solide gehalten. Aber es ist nun mal wie es ist. Wer die Moving Targets auf ihren Konzerten im Mai und Juni 2022 erleben durfte, der wird wohl meine Euphorie nachvollziehen können, denn auf einem technisch sehr hohen Niveau spielten die Targets leidenschaftlich und enthusiastisch ihre alten und neuen Songs, so dass es eine wahre Freude war.
Bisher bekam ich dieses Jahr noch kein besseres Konzert zu sehen und es wird auch schwer sein, dieses Konzert zu übertreffen. Und wer bisher ihr letztes Album „Humbucker“ noch nicht gehört hat, der sollte dies an dieser Stelle nachholen, den Kenny und sein Powertrio erweisen sich immer noch als eine großartige, melodische Punkband. Im Januar 2023 erscheint ihr nächstes Album auf das ich schon sehr gespannt bin.
Hallo Kenny, ich hoffe du bist von eurer letzten Europatour wieder gut zu Hause angekommen? Wie verlief die Tour? Also ich hab mal nur gutes erlebt und gehört 😉
Die Tournee hat viel Spaß gemacht, wir hatten eine tolle Zeit auf Tournee. Die Gigs liefen gut und wir haben unterwegs viele coole Leute kennengelernt.
Gab es explizit Konzerte die dir besonders gut gefallen haben? Oder auch enttäuschende Gigs?
Ich persönlich hatte keine Lieblingsgigs, außer den Auftritten mit den Diaz Brothers in Großbritannien, bei denen ich aber leider an Bronchitis erkrankt war. Ich versuche aber wirklich bei jeden Abend an dem wir spielen Spaß zu haben, denn es ist ein großes Geschenk, vor all den Leuten zu spielen.
Mein Lieblingssong eurer letzten Platte ist „Lost“. Ein Song der tief unter die Haut geht und im Ohr hängen bleibt, inklusive mit dem nachdenklichen Refrain „It´s a long way, when you down“. Aus welchem Anlass oder aus welcher Stimmung heraus, ist der Song entstanden?
Ich denke, die melancholische Musik gibt den Ton für die Texte vor. Ich weiß nicht warum, aber meine Texte sind normalerweise eher düster. Denn eigentlich bin ich kein so düsterer Mensch.
Insgesamt erscheint „Humbucker“ ein nachdenkliches und zu Weilen auch melancholisches Album zu sein. Hattest du eine schwere Lebensphase, als das Album „Humbucker“ entstanden ist?
Das ist einfach die Art, wie ich Songs schreibe. Melodische Musik mit melancholischen Texten.
Wie hast du die Zeit während Corona wahrgenommen? Hast du als Individuum oder als Band stark gelitten, an der Konzertpause?
Wir haben nicht mehr gelitten als alle anderen. Wir durften das Album „Humbucker“ aufnehmen, als Corona gerade anfing. Wir waren auf einer EP mit den Swipes. Mir persönlich hat die Pandemie nichts ausgemacht, denn ich konnte mehr Zeit mit meiner Frau verbringen.
Ihr habt Live auch den ein oder anderen neuen Song gespielt. Wie weit seid ihr mit eurem nächsten Album?
Die Platte ist bereits fertig und wir haben es noch Mastern lassen. Es wird im Januar 2023 veröffentlicht. Wir hatten eine tolle Zeit bei den Aufnahmen mit J. Robbins und sind wirklich stolz auf das Album.
Euer nächstes Album habt ihr zusammen mit J. Robbins von Government Issue, Jawbox, Report Suspicious Activity usw. aufgenommen. Ist auf der Aufnahme auch J. Robbins zu hören oder war er nur für das abmischen verantwortlich?
J. Robbins spielte bei drei Liedern Gitarre, bei einigen Liedern Keyboards und sang bei drei Liedern den Background-Gesang ein.
Zuletzt erschien über They Are Phenomenal Records eine einseitig bespielte Live-EP mit den guten, alten Bullet Lavolta-Song „Dead Wrong“ und dem epischen Meisterwerk „Youth of America“ von den Wipers. Beide Coverversionen sind euch sehr gut gelungen. Als Coverartwork habt ihr auf diverse Flohmarktplatten den Moving Targets-Schriftzug und die Songarrangements drauf geklebt. Wie entstand die Idee zu dieser Veröffentlichung?
Ewan von der Plattenfirma hatte die Idee dazu und die Leute scheinen die Platte wirklich zu mögen.
Bei dem Konzert in Augsburg warst du ganz erfreut darüber, dass ich mir neben „Lost“ auch den alten Song „Underground“ als Zugabe gewünscht habe. Aus welchem Kontext hast du damals den Song und Text geschrieben?
Oh je, es ist so lange her als ich „Underground“ geschrieben habe, so dass ich keine Ahnung mehr habe, worüber ich da genau geschrieben habe.
Soweit ich es mitbekommen habe rauchst du auch gerne Marihuana. In Deutschland soll Marihuana bald legalisiert werden. Und auch in Amerika haben bisher 19 von 50 Bundesstaaten inklusive. dem Bundesdistrikt und Regierungssitz Washington, D. C. Cannabis als Rauschmittel für Personen ab 21 Jahren legalisiert. Wie sah die Strafverfolgung vor der Legalisierung aus? Hatte man mit hohen Strafen zu rechnen? Und welche Argumente stehen für dich im Vordergrund für eine Legalisierung?
In den Staaten, in denen es nicht legal ist, bekommt man im Grunde nur einen Strafzettel, es sei denn man hat eine große Menge bei sich. Ich finde man sollte alle Drogen legalisieren. Die Regierung sollte einem nicht vorschreiben was für Drogen man konsumiert. Die Leute werden sowieso Drogen nehmen, warum sollte man sie also nicht legalisieren, besteuern und das Steuergeld für Rehabilitationszentren verwenden.
Lebst du eigentlich von deiner Musik oder musst du nebenher noch arbeiten?
Alles was ich mache ist Musik.
(bela)